====== LOCKE ====== ===== John Locke ===== 1632-1704\\ - ist der Apostel der [[Revolution]] von 1688 ([[Russell]])\\ - [[Sohn]] eines Puritaners\\ - Freund [[Shaftesbury]]s, mit dem er 1683 nach Holland flieht\\ - 1688 kehrt er nach [[England]] zurück → der theoretische Begründer der konstitutionellen [[Monarchie]] kann sie nunmehr mit Wilhelm von Oranien verwirklichen ==== Allgemeines ==== __Prämisse__: sein ganzes [[Denken]] ist gegen den Staatsabsolutismus zugunsten des Schutzes der individuellen [[Freiheit]] gerichtet\\ - Begründer des philosophischen [[Liberalismus]] und des [[Empirismus]] in der [[Erkenntnistheorie]] und der eudämonistischen Richtung im 18. Jahrhundert, d.i. u.a. der Verzicht auf Dogmatismus. Von ihm stammt die Beschränkung der [[Philosophie]] auf die Fragen der Erkenntnistheorie und der [[Moral]].\\ - Locke gilt als Begründer des materialistischen Sensualismus, der vom [[Ursprung]] der Ideen aus der sinnlichen Erfahrung und der daraus folgenden geistigen Reflexion ausgeht. __Gegner__: Hobbes, Cartesianer und [[Leibniz]]. In späteren Zeiten nahm [[Voltaire]] die Vermittlung Lockes in [[Europa]] in [[Angriff]].\\ - Vertreter der dritten [[Periode]] der Neuzeit, der empirisch-sensualistisch-materialistischen → zum Vergleich: * I.Periode ([[Humanismus]]); * II.Periode (rationalistische Systeme: [[Spinoza]] und [[Descartes]]; empirisch-materialistische: [[Bacon]]) ([[Hegel]]) ==== Lehre ==== Alle Erfahrungen sollen auf die sinnliche [[Welt]] zurückgeführt werden. Die verstandesmäßigen Reflexionen über die Dinge sollen auf die Dinge selbst zurückgeführt werden. [[Wissen]] und [[Glauben]] werden somit streng getrennt → Locke ist der Repräsentant des doppelten [[Gewissen]]s * 1.1. [[Realität]] ist auf praktische [[Erfahrung]] gegründet, d.i. die [[Theorie]] * 1.2. Der Egoismus leitet sich aus dem Utilitarismusgebot her, d.i. die [[Praxis]] * 2. Das andere [[Gewissen]] fußt auf dem in der Heiligen [[Offenbarung]] Geoffenbarten. - glaubt nicht an //native principiis// wie Descartes oder Leibniz, denn der [[Mensch]] müsse sich Erkenntnisse erarbeiten: Wissen stammt aus der Erfahrung, d.i. der Sensualismus\\ - der Mensch ist eine //[[tabula rasa]]//, aber Locke leugnet auch nicht angeborene Fähigkeiten (!), aber diese sind nicht identisch mit den Bewußtseinsinhalten, die durch Erfahrungen erzeugt werden → dieser widersprüchliche [[Gedanke]] machte seine [[Wirkung]] insbesondere auf [[Pestalozzi]] und [[Herder]]\\ __Ideen__: breite Palette von Bewußtseinsinhalten (sowohl sensualistisch als auch rationalistisch, auch phänomenologisch); alles Unmittelbare\\ __Erfahrung__: äußere [[Erfahrung]] (sinnliche Eindrücke des Körperlichen, //sensation//, [[Prozeß]] und Zustand) und innere Erfahrungen (aus sich selbst; eigene Denkakte; physischer Zustand und Erlebniswelt) - Locke gilt wegen solcher Unterscheidungen als Stammvater der modernen [[Psychologie]]\\ - er scheiterte an der Bestimmung der Determiniertheit der Bewußtseinstätigkeit ==== Erkenntnistheorie ==== - will die Konzentration auf das erkenntnistheoretische [[Problem]] mit dem [[Ziel]], den [[Ursprung]] der Gewißheit zu untersuchen: Allerdings war er nicht in der Lage, [[Erkenntnis]] von Dingen außerhalb unserer [[Wahrnehmung]] anzuerkennen beziehungsweise dazu zu gelangen.\\ - Erkenntnis durch erforschen * der [[Natur]] der Dinge; * Handelt der Mensch [[vernünftig]], für [[Sinn]] und [[Glück]]? - [[Ethik]] * Erwerb der Erkenntnis mit Hilfe der pragmatischen Methodik: man muß erklären können, auf welche Art und Weise der [[Verstand]] zu seinen Begriffen von Objekten gelangt Qualitäten, **primäre**: Ausdehnung, [[Gestalt]], Undurchdringlichkeit, Solidität, [[Bewegung]], Ruhe, [[Zahl]]\\ Qualitäten, **sekundäre**: entstehen durch Wirkung auf Sinnesorgane und sind keine Eigenschaften der Dinge → Wärme, [[Ton]], Geschmack, [[Farbe]] \\ - [[Modus]] beziehungsweise Modi (Bestimmungen des Dinges: [[Idee]] des Raumes beruht auf Vorstellung; [[Zeit]] und [[Dauer]] sind Ausdrücke der sukzessiven Veränderung) und Substanzen (was in sich selbst besteht; die konstitutive [[Vorstellung]] von Erscheinungen) werden gebildet durch [[Relation]] ==== Ethik ==== - eine demonstrative [[Wissenschaft]]\\ - die Realität der moralischen Ideen ist unabhängig von der Lebenswirklichkeit der Menschen, denn sie sind ohne Empirie\\ - das [[Dasein]] Gottes ist Gegenstand demonstrativer Erkenntnis, d.i. der Versuch eines kosmologischen Gottesbeweises, denn der Kern der [[Religion]] liegt im moralischen [[Verhalten]]\\ - [[Offenbarung]] kann sich nicht gegen die [[Vernunft]] zeigen: Die Vernunft muß schließlich überall unser [[Richter]] und Führer sein.\\ - [[Sittlichkeit]] folgt [[Lust]] und [[Schmerz]]\\ - der Mensch muß es lernen, an den anderen Positionen zu wachsen, gerade wenn sie nicht seinen eigenen entsprechen → dagegen auch Schultz und Anton und ihre //theologia polemica// ==== Politik ==== - Staats-[[Absolutismus]] ist unhaltbar: gegen Hobbes betont Locke, daß der [[Krieg]] aller gegen aller jedem [[Individuum]] immer noch das Recht gebe, sich sein Recht zu nehmen, wogegen unter der absoluten Staatsgewalt niemand mehr einen Rechtsanspruch gegen den Staat wagen dürfe\\ - der [[Staat]] konstituiert sich durch die freie Übereinkunft seiner Glieder und schützt die natürlichen Rechte der Individuen\\ - oberste [[Gewalt]] ist die gesetzgebende und gewählte Versammlung von Vertretern aller\\ - dieser Gewalt untergeordnet sind [[König]] und Exekutive, auch die föderative, die das Gemeinwohl gegen äußere Feinde verteidigt\\ - das [[Volk]] hat ein [[Widerstandsrecht]], wenn elementare Rechte beschnitten werden: Machtüberschreitung einer [[Institution]]\\ - im Staat sind [[Toleranz]] und [[Humanität]] vorherrschend; nur der [[Atheist]] verdient keine Duldung\\ - Staat und [[Kirche]] sind getrennt ==== Rezeption ==== - sein //conduct of human understanding// übte auf [[Kant]] einen ungeheuren Einfluß aus → er gab Kant methodische Klarheit in bezug auf auf das Problem mit der [[Konzilianz]]