====== MANIERISMUS ====== - Generalnenner für alle literarischen [[Tendenz#Tendenzen]], die der [[Klassik]] entgegengesetzt sind → Komplementärbegriff mit ahistorischem Kolorit\\ - eine geistige Einstellung des Zwiespältigen, intellektuell Widersprüchlichen gegen ein emotional gestimmtes [[Publikum]]\\ - keine Befreiung durch den in der bürgerlichen [[Ratio]] keimenden [[Materialismus]]\\ - das Entsetzen vor der eigenen Irreligion - z.B. bei [[Shakespeare#Hamlet]];\\ - nachklassische Kunst, die als formerstarrte, die großen Meister sklavisch nachahmend, routiniert: Begriffsentwicklung von Bellori aus dem 17. Jhd., der diese Beschreibung auf die Kunstfertigkeiten des Annibale Carracci anwendete\\ - das Gefühl der Unsicherheit erklärt die widerspruchsvolle Natur ihrer Beziehung zur klassischen Kunst\\ ([[Hauser]])\\ - von //maniera//: künstlerische Eigenart, [[historisch]], persönlich, technisch bedingte Ausdrucksweise (Vasari)\\ - Störung der natürlichen, gesunden Entwicklung: ein überflüssiges Intermezzo zwischen [[Renaissance]] und [[Barock]] ([[Wölfflin]]) ===== Grundaspekte ===== - wird durch zwei [[Gegensatz#gegensätzliche]] Strömungen bestimmt, die [[Zeichen]] der Erschütterung der Kriterien der [[Wirklichkeit]] und das Resultat des oft verzweifelten Versuchs sind, die Geistigkeit des [[Mittelalter#Mittelalters]] mit dem [[Realismus]] der Renaissance in Übereinstimmung - [[Harmonie]]! - zu bringen: - [[Mystik#mystischer]] Spiritualismus [[Greco#Grecos]] - [[Pantheismus#pantheistischer]] [[Naturalismus]] [[Bruegel#Bruegels]] - das naive [[Subjekt]]-[[Objekt]]-Verhältnis zwischen Künstler und Natur löst sich auf; der [[Künstler]] fühlt sich haltlos und ergänzungsbedürftig, eine Regellosigkeit des künstlerischen Schaffens wird formuliert __Folge__: Auflösung der Renaissancestruktur des Raumes und Zerlegung des Raumes in einzelne Teile, für die verschiedene Bewegungsmöglichkeiten gelten, mal Sparsamkeit, mal Verschwendung, woraus das Diskontinuierliche folgt, das viele als Zerfaserung und Disharmonie empfinden: mal raumhafte Wirkungsabsichten in den Darstellungen, daneben Negierungen des Raumes (Flächenwirkung), mal aus der Tiefe des Raumes herausschießende Figuren(gruppen), mal Tendenz zur Fläche → Inhomogenität (Hauser)