====== MÜLLER ====== ===== Adam Müller ===== {{:adammueller.jpg?400 |}} 1779-1829\\ Publizist und [[Gelehrter]]\\ - [[romantische]] Staatslehre → absolute [[Monarchie]]\\ - verlangt von der Staatslehre, daß sie erlebt, nicht bloß erlernt und erkannt würde, also eine Präfigierung der Staatsidee über die egalitäre Idee der Individuation → es gelang ihm jedoch nicht, das Idealische und Realische in der [[Politik]] ebenso zu verschmelzen, wie es seinem Freunde H.v. [[Kleist]] in der [[Kunst]] gelang\\ - seine Ansichten fußten auf [[Burke]] und dessen Betrachtungen über die [[Französische Revolution]], den er über [[Gentz]] kennenlernte → Auseinandersetzungen über den [[Charakter]] von Nationalkulturen und –staaten\\ - drängte die eigenste [[Natur]] zur idealen [[Anschauung]] der [[Wirklichkeit]]; in Gentz fand er sein Pendant, den Drang zur realen Anschauung der Wirklichkeit\\ - will ein lebendiges Ganzes, in dem sich das [[Individuum]] aufgehoben fühlt → Trennung von der Selbständigkeit des [[Einzelne|Einzelnen]] zugunsten eines nationalen Gemeinschaftsgeistes, der das [[Ich]] ersetzt, allerdings kennt Müller - z.B. im [[Gegensatz]] zu [[Fichte]] - keine [[Entwicklung]] und Steigerung des Staates durch [[Vernunft]] und sittliche [[Kraft]]; nein, für Müller gibt es nur einen steten Gegensatz zwischen dem entarteten und dem natürlichen Staatsleben; - ein hochbedeutender Denker und der genialste Verkünder einer politischen [[Theorie]], die derjenigen der [[Französische Revolution#Französischen Revolution]] entgegenzustellen wäre (Gentz)\\ - gehörte als Hauptvertreter einer profeudalistischen Wirtschafts- und Staatslehre, die [[Stand#ständisch]] organisierte feudale Zustände gegen die bürgerliche Entwicklung verteidigen wollte, zu den scharfen Gegnern [[Hardenberg#Hardenbergs]] (Pätzold)\\ - verkörpert den Typus der politischen [[Romantik]] in seltener Reinheit: der haltlose bürgerliche Intellektuelle, der sich den konservativen Mächten aus Opportunitätsgründen verschreibt ([[Schmitt#Carl Schmitt]]) ==== Lehre ==== - die Ungleichheit ist dafür da, daß sie vom Menschen aufgehoben bzw. gelöst werde\\ - die [[Natur]] reicht dem Menschen unaufhörlich Ungleiches, damit er es ausgleiche, das Ungleiche miteinander zu einem Neuen und Zusammengehörenden verbinde\\ - Gegenstände stehen sich nicht einfach gegenüber und können als [[Gegensatz#Gegensätze]] nur gedacht werden, wenn sie in der Einheit und in ihrer wechselseitigen Verschränkung selbst als Einheiten, als das [[andere]] ihrer [[selbst]], gedacht werden können, also lebendig sind\\ - Gegensätze sind Teile eines umfassenden lebendigen Ganzen, d.i. [[Pantheismus]], darum sind sie substantiell vereinbar (!)\\ - [[Eigentum]] hat dann eine [[Bedeutung]], wenn es ein wechselseitiges Besitzen und Besessenwerden zwischen dem Menschen und seinen Sachen herbeiführt, wenn Interaktion vorherrscht: //Jedes Eigentum wächst und entwickelt sich unter unseren Augen, wie ein lebendiger Mensch; es ist keineswegs unserer unbedingten und unbeschränkten Willkür unterworfen, es hat seine eigene Natur, seine Freiheit, sein Recht - welche wir respektieren müssen, wenn wir es gebrauchen wollen. Das Privat-Eigentum ist Teil des großen National-Kapitals, welches über die Zeiten, von Generation zu Generation, verantwortlich weitergegeben werden muß: die einzelne Person ist nur sein Nießbraucher.// === Ehelehre === - der Mensch lebt in einer doppelten [[Ehe]]: - mit der [[Person]] - mit der Sache - die [[Familie]] (das höhere Personenrecht) und der Besitzstand (höheres Sachenrecht) bilden die beiden einander durchdringenden Gesichtspunkte der Privatrechtswissenschaft\\ __Problem__: unsere bisherigen (römischen) Rechtstheorien sehen den Staat unter dem Gesichtspunkt des absoluten sachlichen, weltlichen Besitzes an\\ - es muß ABER eine auf die [[Idee]] der Familie gebaute, aus Erfahrungen, Gesetzen und Sitten des [[Mittelalter#Mittelalters]] geschöpfte [[Theorie]] der [[Persönlichkeit]] aller Gegenstände des Besitzes gegenübergestellt werden, damit die persönliche und die sachliche [[Natur]] heraustrete, demnach das [[Leben]] und die Rechtsfähigkeit nicht bloß da gesucht werde, wo sich der Schein des Lebens und der Rechtsfähigkeit findet, sondern ebenso bei gestorbenen Menschen wie scheinbar toten Dingen, die im Kontext der Lebenden [[Bedeutung]] besitzen und als lebendig und rechtsfähig anerkannt werden müssen === Fruchtbarkeitslehre === - betont gegen Smith die Fruchtbarkeit, die er als jede Leistung bestimmt, die einem Bedürfnis abhilft resp. dieses stillt, so daß auch Gelehrte, [[Künstler]] oder Philosophen als fruchtbar und nicht nur als nützlich eingestuft werden === Geld- und Kredittheorie === - im Mittelpunkt steht der Zusammenhang zwischen [[Geld]] und [[Gemeinschaft]]: Geld besitzt einen sozialen [[Charakter]]\\ - Geld ist das persönliche Band der Wechselwirkung zwischen den Menschen, eine vermittelnde und auseinandersetzende Tätigkeit\\ - die Quantitätstheorie wird abgelehnt, damit das ganze plutokratisch orientierte Erwerbsstreben des [[Kapitalismus]]\\ __Kredit__: steht im Mittelpunkt der Geldtheorie und wird dem [[Kapital]] übergeordnet\\ - die [[Kraft]], die das Kapital umsetzt und mobilisiert; das Sinnbild alles wirtschaftlichen Fortschritts, der Schrittmacher nationaler Entwicklung === Der Staat === - Denkfigur: der Staat ist eine [[Idee]], die sich in keine Definition einpressen läßt, sondern durch jede [[Generation]] neu geformt wird, weil die alte [[Form]] nicht mehr paßt\\ - Begriffe sind steife, ein- für allemal abgefaßte Formen, die feilgeboten werden: vom Staat gibt es keinen [[Begriff]], denn er bewegt sich, er ist also ein [[Gedanke]], die [[Idee]] der Sache, die [[ewig]] für sich lebt, denn alles von ihr Erzeugte ist unabhängig von ihr, somit ist die Idee der [[Geist]] der Freiheit, die sich in jedem neuen [[Künstler]] (Bürger) neu ausprägt\\ - begriffliche Fixierungen, wie sie Demokraten und Liberale wollen, lassen immer Teile der Totalität außen vor, doch der Staat muß die lebendige Einheit aller und kein begrenzter Zweckverband sein: er ist die Einheit des Denkens: ihr Grundfehler liegt in der Übertragung privatrechtlicher Grundsätze auf das Staatsrecht, da sie den Staat aus einem Vertrage ableiten, der bestenfalls als ein Als-ob abgeschlossen wurde\\ - man darf nicht nach dem Zweck des Staates fragen, denn jeder Staat ist ein zweck in sich selbst, eine ewige Entwicklung, die von Gegensätzen durchzogene Einheit des menschlichen Lebens: der Staat ist ein [[ewig]] wachsender lebendiges Wesen, das durch das Gegen-, In- und Miteinander seiner Teile zu diesem lebendigen Ganzen wird\\ == Grundsätze der Staatslehre == - der Staat kann nichts anderes sein als die Garantie der vollständigen Freiheit durch die vollständige Freiheit, der [[Persönlichkeit]] durch die Persönlichkeit, des Lebens durch das Leben\\ - eine äußere [[Macht]], die präsumierte Zwangsgewalt, bindet nur statt zu verbinden und zwar nur solange, bis sie selbst durch eine höhere Zwangsgewalt bezwungen wird == Rechtslehre == - erwächst aus der Staatslehre\\ __Prämisse__: die rationale Rechtsauffassung (Sachenrecht Roms) bildet den Gegensatz zur universalistisch-romantischen Rechtsauffassung (persönliches, auf dem Grundsatz der Gegenseitigkeit beruhendes deutsches Recht)\\ - das rational-römische Recht basiert auf imperialen, erstarrten Zivilisationsvorstellungen, das durch die Französische Revolution neue Kraft erhielt (tote, egoistische Begriffssysteme kamen zur Herrschaft) und nun auf die deutschen Rechtsvorstellungen (ewige und das Recht als Idee begreifende Vorstellungen, die gemeinsam gefunden werden) drückt === Wertlehre === __Prämisse__: Was ist das momentane Äquivalent für eine [[ewig#ewige]] Valuta?\\ - [[Wert]] ist etwas Lebendiges, zur Entwicklung, zur [[Vergangenheit]] und [[Zukunft]] Stehendes, während der Geldausdruck eines Wertes meist nur gegenwartsbezogen und unzulänglich ist\\ - in jeder Volkswirtschaft gibt es Werte, die durch ihren Geldausdruck nicht erfaßt werden === Wirtschaftslehre === - die lasterhafte Tendenz der Arbeitsteilung verwandelt den Menschen in ein willenloses Zubehör der Maschine, was zum Unwesen der großen kasernierenden Fabriken führen muß → statt dessen muß die Wirtschaft national organisiert werden, d.h. eine agrarisch-konservative Grundlage besitzen; [[Autarkie]] in einer basisdemokratischen [[Kommune]] ==== Reden über die Beredsamkeit ==== - da die Deutschen lange in sich hineinlebten, reicht ihr [[Denken]] und Fühlen weiter als ihre [[Sprache]]\\ - die rhetorischen Dichter, die mit dem vorhandenen Sprachschatz schlechtweg in die Menge wirken und damit (meist) Ansehen und Reichtum erwerben, wechseln sich mit den poetischen Dichtern ab, die ins Innere blicken, um noch Unbenanntes zu gestalten und das flüssige [[Gold]] der Gedankentiefe der [[Seele]] prägen und als Vorreiter daher zu ihren Lebzeiten meist unbekannt und arm bleiben ===== E. von Müller ===== um 1913\\ Kapitän und deutscher Militärattache in [[London]]\\ - nahm eine Offerte [[Churchill#Churchills]] entgegen, die eine Baupause im [[Flottenbauprogramm]] vorsah\\ - da er ein Gegner der [[Engländer]] war, fragte er von [[Tirpitz]], wie er diesen Vorschlag dem [[Kaiser]] berichten solle → Tirpitz riet zu knapper Darstellung\\ - später machten die Briten und der deutsche Botschafter in London, von [[Jagow]], diese knappe Darstellung verantwortlich für die feindliche Haltung des Kaisers in bezug auf den Baustopp ===== F. Max Müller ===== um 1856\\ Mythologe und Linguist\\ - ging in seiner vergleichenden Mythenforschung davon aus, daß es unmöglich sei, zu einem wahren [[Verständnis]] des Mythus zu kommen, solange man ihn als isoliertes [[Phänomen]] betrachte → der Mythus muß in seinem linguistischen [[Dasein]] erfaßt werden ===== Heiner Müller ===== um 1980\\ Dramatiker ==== Macbeth ==== - [[reaktionär]] im Inhalt, schlampig in der [[Form]] (Batt) ===== Hermann Müller ===== 1876-1931\\ [[Politiker]]\\ - einer der führenden Politiker der [[Weimarer Republik]]: Parteivorsitzender der [[SPD]], Außenminister, Kanzler ===== Johannes Müller ===== 1752-1809\\ Historiker\\ - schrieb das erste schriftstellerisch durchgebildete Geschichtswerk in deutscher [[Sprache]], 1780 //Die Geschichten der Schweizer//\\ - arbeitete nach 1786 als Hofrat und Bibliothekar beim Mainzer Churfürsten ===== Johannes Peter Müller ===== 1801-58\\ Biologe\\ - entdeckte die **spezifischen Sinnesenergien** und damit einen experimentellen Beweis der [[kant|kantischen]] Philosophie\\ ==== Fundamentalsätze ==== - ein und derselbe Reiz bringt verschiedene Empfindungen hervor, wenn er auf verschiedene Sinnesnerven einwirkt → ein Auge wird auf elektrische Stöße, mechanische Schläge oder Ätherwellen immer mit einer Lichtempfindung reagieren, ein Ohr dagegen mit Schall; - umgekehrt erzeugen Ätherwellen auf der Haut Wärmeempfindungen, im Auge aber Lichtempfindungen → grundsätzlich wirkt der Aufnahmeapparat (Rezeptor) als entscheidendes Qualitativ; - Es soll nicht geleugnet werden, daß es draußen (außerhalb unseres Wahrnehmungsapparates) etwas gibt; was aber dieses Etwas sei, darüber fehlt uns jede Vermutung. ===== Karl Otto Müller ===== 1797-1840\\ Altphilologe\\ - entwarf eine [[Typologie]], die vor allem auf den [[Gegensatz]] zwischen ionischem [[Athen]] und dorischem [[Sparta]] abzielte → die jeweiligen Wesenseigenschaften der griechischen Stämme wurden z.B. auf geographische Einflüsse zurückgeführt;\\ - führt Germanistik in klassische Altertumskunde zurück: aus der [[Verwirrung]] der [[Gegenwart]] in die höchste [[Vergangenheit]] von [[Zeit]] zu Zeit einzukehren ist [[Ziel]] des [[Romantiker#Romantikers]]\\ - betrachtet [[Mythus]] als Ewiges, aber auch als Historiker, d.h., er sieht ihn mit dem Faßbaren einer bestimmten [[Epoche]] → Auseinanderrücken von empirischen Kenntnissen und mythischen Nachrichten, womit er in [[Widerspruch]] zu [[Schelling]] geriet, der eine scharfe Trennung von Mythus und äußrer [[Geschichte]] forderte ([[Bäumler]])\\ - trennt Mythos und [[Symbol]]\\ - beide Ausdrucksweisen dienen der Darstellung menschlicher [[Idee#Ideen]] über die [[Gottheit]]\\ - das Symbol ist mit der Gottheit verbunden durch einen Gegenstand\\ - der Mythos ist die [[Erzählung]] einer das göttliche [[Wesen]] offenbarenden [[Tat]]\\ Der [[Mensch]] ist doch nur Brennpunkt, in welchem die höhe­ren dämonischen [[Gewalt#Gewalten]] sich treffen und zur [[Erscheinung]] kommen. ([[Goethe]]) ===== Maler Müller ===== 1749 Kreuznach bis \\ - war ein sophistisches Geniewesen, welches die Fülle des [[Genie#Genies]] nicht selten in der Entfesselung der [[Leidenschaft]] und in der Liederlichkeit suchte (Hettner)\\ - [[Lust]] an alten deutschen Volksbüchern //Baccidon und Milon// → eine der genialsten deutschen Humoresken\\ - als [[Romancier]]: //Genoveva// → Zusammentreffen mit [[Tieck]]\\ - als Dramatiker: [[Faust]] → Zusammentreffen mit Goethe, aber im Gegensatz zu dem besteht sein [[Drama]] nur aus lose voneinander gereihte dramatische Szenen\\ - Romantiker der Stürmer, doch ohne katholische Neigungen