====== MYSTIK ====== - Herkunft von orphischen Mysterien: Anschauungen von Leben und [[Tod]], die sich bei [[Homer]] nicht finden ([[Bäumler]])\\ - Scholastik des Herzens ([[Herder]])\\ - es kann mit ihr auch leicht zu weit gehen, was aber nur beweist, daß in ihr mehr [[Wahrheit]] liegt ([[Humboldt]])\\ - von μύειν, d.h. die [[Auge|Augen]] beziehungsweise Lippen schließen oder μυστικά , d.h. [[Geheimnis]] → was im [[Gefühl]] der inneren Eingebung die [[Aufhebung]] unserer endlichen Grenzen und die Verbindung mit dem Unendlichen erstrebt beziehungsweise lehrt\\ - das Augenschließen sorgt dafür, daß es im Menschen still wird; Stille macht die Schau aufs weite [[Feld]] möglich, [[Vereinigung]] mit [[Gott]]\\ - beginnt im 13. Jahrhundert literarisches Thema zu werden\\ - stellte sich gegen die obwaltende [[Scholastik]] und setzte sich als bleibendes [[Thema]] durch * religiöses [[Leben]] ist ein wesentlich innerliches, im [[Zentrum]] der [[Seele]] stattfindendes * der Mittelpunkt religiösen Lebens ist [[Jesus Christus]] * die [[Majestät]] Jesus Christus als des alleinigen Erlösers stellt sich in [[Gestalt]] innigsten Strebens dar → [[Streben]] nach Gleichförmigkeit mit Ihm im Leben und [[Leiden]] - der [[Mystiker]] der Neuzeit glaubte durch das [[Vertrauen]] zu Jesus Christus sich [[Gerechtigkeit]] zu verdienen, im [[Mittelalter]] war Jesus Christus Vorbild\\ - neigt stark zum Subjektivismus → der deutsche [[Protestantismus]] der Neuzeit entfacht die Mystik neu - [[Franck]], [[Weigel]], [[Böhme]] -, die ihrerseits die [[Romantik]] beeinflussen\\ - Religionsform, in welcher der Mensch durch das [[Nichts]] hindurch sich zum All macht (Leeuw)\\ - hypnotische Gesamtdämpfung der Sensibilität\\ - das Nichts-Gefühl als höchster [[Geist]] für die [[Erkenntnis]] der [[Welt]] - die machinale [[Tätigkeit]] zur Erleichterung des leidenden [[Dasein]]s ([[Nietzsche]]) - ihrem [[Wesen]] nach allerorten Höchstspannung und Überspannung der irrationalen Momente in der Religion, und so wird Religion verständlich ([[Otto]])\\ - ekstatische Erhebung zur eigenen Göttlichkeit (Rohde)\\ - was allein das Auge des Liebenden an dem Geliebten sieht ([[Schlegel]])\\ - steht im Gegensatz zur profanen weltlichen Wissenschaft und ist cognitio experimentalis per amorem: Sie gründet sich nicht in dem Ich/Es-, sondern in der Ich/Du-Beziehung und zwar in ihrer reinsten, höchsten, innigsten und vollkommensten Verwirklichung. (Vereno)\\ - will ein Haben, nicht ein [[Handeln]] bedeuten\\ - der einzelne ist Gefäß Gottes ([[Weber]]) ===== christliche Mystik ===== - seit [[Paulus]] Thema\\ - literarisch seit dem 13./14. Jahrhundert ein Thema, seitdem Ludwig von Bayern und [[Johannes#Johannes XXII.]] die babylonische Gefangenschaft der Päpste verursachten, Pestepidemien das Diesseits schal machten, man [[Frieden]] v.a. für die Seele suchte\\ - biblischer Hintergrund: Joh. 15,15 → Gründung der Gottesfreunde;\\ - Quell aller großen Bewegungen, aller großen Parteiungen\\ - soll von der (integralen) [[Politik]] nicht verschlungen werden ([[Peguy]]) ===== hellenistische Mystik ===== seit dem 1. Jahrhundert v.Chr. - die neupythagoräische → siehe [[Neupythagoräismus]] - die alexandrinisch-jüdische und - die neuplatonische Mystik Alle drei zeigen, daß jede Mystik insbesondere Kennzeichnende, daß sie die alte Behauptung, [[Wissen]] sei die notwendige [[Voraussetzung]] der [[Tugend]], umkehren und behaupten, die Tugend sei das Tor zum Wissen. Alle drei sind sich darin einig, daß nur dem Reinen sich die [[Wahrheit]] offenbare. Auch darin treffen sie zusammen, daß die [[Philosophie]] eine [[Theologie]], d.h. die geoffenbarte Wahrheit die [[Offenbarung]] Gottes sei. ===== Quellpunkt der Mystik ===== - für Momente ohne [[Wahn]] mit der [[Gottheit]] zu leben (Rohde) ===== Wege ===== - //via negativa// → das Schließen aller Körperöffnungen, das Verschließen gegenüber allen Bindungen - das langsame Herantasten an das [[Wesentliche]] → [[Suche]] des Seelenfünkleins [[Ziel]]: Einigung mit dem Absoluten, die //[[unio]] mystica// → die durch Verinnerlichung angestrebte innere Verschmelzung des Einzelwesens mit dem ewigen Ganzen ===== zweite Mystik ===== - die Mystik des Erkennens nach der Mystik des Versinkens in Gott, der sogenannten ersten Mystik → besonders seit dem [[Barock]] der Königsweg der Erkenntnis