====== MYTHUS ====== - [[Begriff]] wurde durch Heyne eingeführt - [[Prinzip]] der anfanglosen und uranfänglichen vertikalen Verankerung des endlosen menschlichen Lebens (Assmann)\\ - bestehende urtypische Lebenswirklichkeit\\ - Exegese des [[Symbol]]s ([[Bachofen]])\\ - rationale Philosophen und Anthropologen bezeichnen ihn als die //sancta simplicia//, die uranfängliche Stupidität der [[Menschheit]], die unreflektierte [[Symbolik]] unbegreifbaren Daseins\\ - ...schlechterdings ungeschichtlich. Der Mythus reicht nicht nur in die [[Urzeit]], sondern auch in die Urgründe der Menschenseele hinab. ([[Bäumler]])\\ - kein bloß äußeres allegorisches [[Sinnbild]], in das sich der [[Gedanke]] kleidet, sondern ursprüngliche und unauflösliche geistige Lebensform\\ - Organon zur Erfassung von [[Wirklichkeit]]\\ - besitzt keine philosophische [[Freiheit]], so daß sie nur über einen Menschen als Realitäten herrschen können, wollen sie echt sein \\ - die [[Macht]] des Ewiggestrigen, die es zu brechen gilt → die wichtigste Aufgabe von [[Plato#Platons]] politischer [[Theorie]] ([[Cassirer]])\\ - [[Vorwurf]] der [[Wissenschaft]] anch Unfertigkeit, der aber nur die Behandlungsweise des Mythus trifft, nicht die Sache\\ - beinhaltet Erinnerungen an wirkliche Ereignisse\\ - ist Einhüllung eines Begriffes, [[Erfindung]] oder Erlebnisses in phantasiereiche Bildlichkeit \\ - jede Lebens- oder Leidensgeschichte einer gewaltigen Persönlichkeit oder jedes große religiöse Erlebensgeschehen wird Mythus, nicht bloß [[Historie]], weil stets das äußere Geschehen als das naturnotwendige [[Symbol]] eines Inneren erlebt wird → mitteilen, Anteil geben denen, die selbst nicht wirklichen Anteil nehmen konnten ([[Dacque]])\\ - der personifizierte kollektive [[Wunsch]] (Doutté)\\ - gehört nicht zur Wiederbelebung des [[Einst]] am anschauenden [[Geist]] ([[Humboldt]])\\ - popularisiert das [[Wissen]], das durch die [[Götter]] zu den Menschen kam und von den Priestern gepflegt wird (Jeremias)\\ - die Kunde, die [[Sage]], die [[Geschichte]], die herhallt aus jener unendlichen [[Vergangenheit]], in der der [[Mensch]] sich selbst nur erst im [[Spiegel]] eines anderen, im Spiegel und Bilde von Göttern und Göttergeschichten, das irdische Geschehen als Abbild oder Entsprechung eines himmlisch-göttlichen zu erleben wußte ([[Mann]])\\ - Sinnbild, nicht Inhalt\\ - eine äußere Feier, nicht selbst der [[Sinn]]\\ - feierliche Auslegung, nicht die Innenstruktur geschichtlicher [[Entwicklung]] (Mieth)\\ - ein Aspekt der [[Sprache]]; aber er ist eher negativer als positiver Art in bezug auf die [[Logik]] und [[Reinheit]], denn Sprache ist logisch und [[rational]], obwohl die Hauptleistung der Sprache durch die [[Bildung]] von illusionierenden Allgemeinbegriffen selbst eine Fehlerquelle ist ([[Müller#Adam Müller]])\\ - Erst ein mit Mythen umgestellter [[Horizont]] schließt eine ganze Kulturbewegung zur Einheit ab. Die Bilder des Mythos müssen die unbemerkt allgegenwärtigen dämonischen Wächter sein, unter deren Hut die junge Seele heranwächst, an deren Zeichen sich der Mann sein Leben und seine Kämpfe deutet: und selbst der [[Staat]] kennt keine mächtigeren ungeschriebenen Gesetze als das mythische [[Fundament]]. ([[Nietzsche]])\\ - Zusammenfassung aller Richtungen des [[Ich]] \\ - Folgen aus einem [[Zentrum]] des Selbstverständnisses, das Kraft gibt: der Mythus von der [[Schönheit]] des [[Apollo]] und der Kraft des [[Zeus]] gab den [[Griechen]] noch Jahrhunderte lang nach ihrer Eroberung Kraft ([[Rosenberg]])\\ - ein allgemeines, ein notwendiges Produkt des menschlichen Dichtungsvermögens, gleichsam eine Urpoesie des Menschengeschlechts ([[Schlegel]])\\ - zeitlose, unbewegliche und entwicklungslose [[Gegenwart]]\\ - Ort, in dem (eine allgemeine) [[Vergangenheit]] verschwindet ([[Spengler]])\\ - bildhaftes, dichterisches Reden, geht der bildlos-vernunftmäßigen Erkenntnis voraus (Wehrli)\\ - unfähig, aus dem [[Nichts]] zu schöpfen → [[Gegensatz]] zur biblischen [[Dichtung]]\\ - gibt den [[Charakter]] der [[Götter]] wieder, der sich im [[Handeln]] zeigt \\ - [[Reich]] der Vorstellungen mit phantastischem Vordergrund und sinnlich erfahrbarem Hintergrund → das tatsächliche Sichabspielen hängt an wirklichen Gestalten ([[Wundt]]) ===== etymologischer Mythus ===== - soll Sitten oder Eigennamen, deren wirkliche [[Bedeutung]] in Vergessenheit geraten ist, erklären ([[Schwegler]]) ===== Mythus vs. Geschichte ===== - Mythus und Geschichte gehören zwei verschiedenen Ebenen der [[Zeit]] an Trennung von Mythus und Geschichte: [[Creuzer]], [[Görres]], [[Grimm]], K.O. Müller