====== OTTO ====== ===== Rudolf Otto ===== um 1917\\ [[Schriftsteller]]\\ ==== Das Heilige - Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen und sein Verhältnis zum Rationalen ==== 1917\\ - erfolgreiches [[Buch]] mit über 30 Auflagen\\ - führt die religiöse [[Ursituation]] auf zwei Erlebnisse zurück: - das Erlebnis des Grauens, //tremendum// → ist selbst schon ein Stück Sich-Erregen und Wittern des Mysteriösen, v.a. aber das Erleben eines Übermächtigen, zuerst in der [[Natur]]; - das [[Erlebnis]] der Verwunderung, der [[Ehrfurcht]] und des Staunens, //fascinosum// - beide Ur-Erlebnisse sind Seiten ein und desselben [[Gefühl]]s der schlechthinnigen Abhängigkeit, bilden eine Kontrastharmonie → d.i. das [[Numinose]] ===== Walther F. Otto ===== um 1930\\ Philologe\\ - interpretierte antike [[Götter]] als Verkörperungen seelischer Kräfte\\ - gab viele Muster, um seine These zu belegen → //Die Götter Griechenlands// 1929 \\ - seine [[Analyse]] der Kriegschuldfrage des [[Punische Kriege#Zweiten Punischen Krieges]] ergab: //Hier hat sich vielmehr ein gewaltiges [[Schicksal]] vollzogen, der Zusammenprall miteinander unvereinbarer [[Interesse#Interessen]], die sich bei großen [[Volk#Völkern]] ebenso wie bei allen anderen Individualitäten mit [[Notwendigkeit]] auswirken müssen.//\\ - faßte seine Forschungsergebnisse der antiken Götterwelt unter dem Gedanken zusamen, daß die Götter die selbstgenugsame Ganzheit und Fülle einer einzigen [[Sein#Seinsart]] seien, gleichsam aus derselben Substanz gebildet wie der menschliche [[Geist]], allerdings kristallisierten sie diese [[Substanz]] auf ganz klaren Linien zu durchsichtigen Gedanken aus ==== Die Manen ==== - differenziert [[Totengeist]] von [[Lebensseele]]\\ - erklärt den [[Glauben]] [[Homer#Homers]], seinen [[Psyche]]-Begriff ===== Meister Otto ===== um 1203\\ [[Dichter]]\\ - einer der Antreiber des weltlichen Elements in der [[Dichtung]]\\ - schrieb nach einer französischen [[Vorlage]] den //Erkalius//, d.i. der byzantinische [[Kaiser]] Herakleios, der gegen die Sarazenen das [[Kreuz]] wiedergewinnt ===== OTTO I. ===== auch Otto der Große\\ 912-973\\ [[König]] von 936 bis 973\\ - Er selbst also, der großmächtige [[Herr]], der älteste und beste der Brüder, war vor allem ausgezeichnet durch Frömmigkeit, in seinen Unternehmungen unter allen Sterblichen der Beständigste, abgesehen von dem [[Schrecken]] der königlichen Strafgewalt immer freundlich, im Schenken freigebig, im Schlafen mäßig, während des Schlafes redete er immer, so daß es den Anschein hatte, als ob er stets wache. [...] Auf die Jagd ging er häufig, liebte das Brettspiel, übte zuweilen die Anmut des Reiterspiels mit königlichem Anstand. Hierzu kam noch der gewaltige Körperbau, der die volle königliche Würde zeigte, das Haupt mit dem ergrauenden Haar bedeckt, die [[Auge#Augen]] funkelnd und wie ein [[Blitz]] durch plötzlich treffenden Blick einen eigenen [[Glanz]] ausstrahlend, das Gesicht rötlich und der Bart reichlich niederwallend, und zwar gegen den alten [[Brauch]]. Die Brust war mit einer Löwenmähne bedeckt, der Bauch nicht zu voll, der Schritt einst rasch, jetzt gemessener [...]. ([[Widukind]])\\ 935: [[Salbung]] erfolgte nach westfränkischer Art durch v.a. orale Bezeugungen und sakrale Akte\\ - Bekleidung mit Insignien\\ - wurde gefragt, ob er die Kirchen des Landes und das untertänige [[Volk]] gerecht und fromm regieren wolle\\ - war ein König zum Fürchten\\ - setzte sich über adlige Ansprüche hinweg\\ - nahm Adligen [[Lehen]]\\ - setzte [[Todesstrafe]] gegen Renitente\\ - schlug den bayrisch-fränkischen Aufstand nieder → Adlige mußten 937 in Magdeburg Hunde tragen\\ - schonte die eigenen Verwandten\\ - gründete im September 937 das magdeburger Kloster: geweiht dem heiligen Mauritius, dem Bekämpfer der Heiden\\ - [[Magdeburg]] war sein Hauptsitz und erklärte Lieblingsstadt und bildete den Ausgangspunkt seiner Osterweiterungen\\ - er wußte die Leistungsfähigkeit dieser [[Stadt]] zu stärken, indem er die [[Juden]] und Kaufleute der gerichtlichen Gewalt der [[Kirche]] unterwarf\\ - der zweite sächsische Herrscher stützte seine Macht auf die Kirche, ganz im [[Gegensatz]] zu seinem Vater [[Heinrich#Heinrich I.]], der Krönung und Salbung der Kirche ablehnte und sich ausschließlich auf die Herzöge berief\\ - für Otto stand die Verbreitung des [[Christentum#Christentums]] und die Missionierung der Ostgebiete im Vordergrund \\ - setzte für die militärische Unterstützung die Markgrafen Hermann Billung und [[Gero]] ein, doch mit der Einsetzung der beiden [[Markgraf]]en war ein Teil des sächsischen Adels nicht einverstanden → Unruhen\\ - 940er konnte Otto sich zwar mit Erfolg gegen den aufständischen [[Adel]] durchsetzen, jedoch nicht dessen [[Vertrauen]] gewinnen → Otto setzt seine [[Familie]] in den Herzogtümern ein\\ - **947** übertrug Otto, nach dem Tode Herzog Bertholds, seinem Bruder Heinrich das Herzogtum Bayern, obwohl Heinrich einen Mord zum Osterfest 941 geplant hatte\\ - [[Lothringen]] erhielt Conrad der Rote - mit Tochter Liutgard\\ - Schwaben erhielt sein Sohn Liudolf, der mit der Tochter des 949 verstorbenen Hermann vermählt war\\ - [[Franken]] hatte Otto nach Eberhards Tod nicht wieder vergeben, sondern direkt der Krone unterstellt → alle Herzogtümer waren somit im Besitz der Familie\\ - Brun wird **953** Erzbischof von Köln und gleichzeitig Herzog von Lothringen → Konstituierung des [[Reichskirchensystem#Reichskirchensystems]]: Die Kirchen erhielten Königsschutz und [[Immunität]] zugesprochen. Die engere Bindung der Kirchen an die Krone bildete die Anfänge des ottonisch-salischen Reichskirchensystems. Vorbild dafür waren die [[Karolinger]], die die Kirchen mit [[Güter#Gütern]] ausgestattet hatten und dafür militärische und ökonomische Leistungen in Anspruch nahmen.\\ **Lechfeld 955**: Mit dem [[Sieg]] über die Ungarn hatte er zum einen erreicht, daß diese sich nicht mehr gegen sein Land erhoben. Zum anderen hatten erstmals die Stämme des Reiches gemeinsam unter dem Kommando des Königs gestanden. Der [[Geschichtsschreiber]] Widukind von Corvey bezeichnete ihn in seiner Schlachtschilderung als //pater patriae//. Damit machte er deutlich, was für eine [[Bedeutung]] diese Schlacht für den deutschen Feudalstaat hatte.\\ **956**: Zug gegen die Obodriten und die mit ihnen verbundenen Wilzen\\ - die [[Slawen]] boten Tributzahlungen an, wollten sich ihre [[Souveränität]] aber bewahren, das war zu wenig \\ - die slawische Heeresmacht unterlag unter Fürst Stoinef\\ - Otto teilte das slawische Land in kleine Gebiete, in deren Zentren eine [[Burg]] stand - sogenannte Burgwarde. Das rückte besonders das Magdeburger Kloster in den Mittelpunkt. Es wurde Stützpunkt für die geplante [[Christianisierung]] der slawischen Bewohner. Aufgrund seiner zentralen Lage bot Magdeburg sich als Erzbistum an. Um dafür die Zustimmung des Papstes zu erhalten, schickte Otto bereits 955 Abt Hadamar von Fulda nach [[Rom]]. \\ - Widerstand aus den eigenen Reihen: Ottos Sohn Wilhelm, Erzbischof von Mainz, wandte sich an den Papst und sprach sich gegen die Kirchenpolitik seines Vaters aus - kleiner [[Investiturstreit]]\\ - Da Ottos Sohn mit dem Rücktritt drohte, verschob der König seinen Plan. Erst nach dem Tod Wilhelms 968 wurde das neue Erzbistum Magdeburg für die Ostmissionierung errichtet. Neben den Bistümern Brandenburg und Havelberg, die aus dem Erzbistum Mainz ausgegliedert wurden, kamen noch die Neugründungen Merseburg, Zeitz, Meißen und wahrscheinlich auch Oldenburg zum Erzbistum hinzu. Slawische Gebiete, die sie noch eroberten und missionierten, wurden ebenfalls Magdeburg zugeordnet. Die [[Idee]] des Erzbistums Magdeburg ließ sich aber erst als Kaiser, mit der Rückendeckung des Papstes, verwirklichen.\\ **962**: Kaiserkrönung und Aufenthalt in Rom → Aufstände im [[Reich]]\\ **967**: [[Sohn]] Otto II. wird zum Mitkaiser gekrönt ==== Wertung ==== - mit Ottos Siegen erwies sich das [[Königtum]] stärker als die partikulären Gewalten\\ - seine Machtausübung war eine Mischung aus amtsrechtlicher Übertragung und Erbfolge, also [[Blut]] → d.i. kein [[System]], das auf [[Dauer]] eingerichtet ist, daher hinterließ Otto ein instabiles politisches Gebilde, die [[Basis]] der Macht mußte verändert werden\\ - unter ihm gab es nicht, wie noch unter seinem Vater, eine freundschaftliche Gleichberechtigung Adliger, denn diese hatten sich dem König zu unterwerfen ===== Otto II. ===== -983\\ - heiratete die byzantinische Prinzessin [[Theophanu]]\\ - seine Italienpolitik sollte den Arabern und [[Griechen]] die letzten Besitztümer in Süditalien entziehen, doch er verlor 982 und starb im Rom am Fieber\\ - bildete mit [[Kärnten]] das sechste Herzogtum des Reiches, das v.a. in [[Italien]] und im Osten Reichsgut durch die Kirche vergab\\ - nach seinem Tod gab es Schuldzuweisungen durch Adelheids Freunde, die in der Griechin die Schuldige für das Italienabenteuer sahen\\ - konnte die Aufgaben, die sein Vater ihm hinterlassen hatte, nicht erfüllen\\ - Debakel im Osten 983 mit dem Zusammenbruch der sechs Bistümer Magdeburg, Havelberg, Meißen, [[Zeitz]], Merseburg und Brandenburg gegen die aufständischen Lutizen ===== OTTO II. von Bayern ===== um 1830\\ - zweiter Sohn des bayrischen Königs Ludwig II.\\ - wird 1832 griechischer König\\ - als Philhellene in Griechenland akzeptiert ===== Otto III. ===== Ottone\\ 980-1024\\ Kaiser\\ - wuchs unter der Regentschaft seiner Großmutter, Adelheid, auf\\ - ging in seiner Übertragungspolitik weltlicher Rechte, die sein Großvater im Reichskirchensystem begann, noch weiter, indem er den Einfluß der weltlichen Gerichtsbarkeit der Bischöfe auf ganze Grafschaften ausdehnte, am häufigsten in Franken, Lothringen und [[Sachsen]], seltener in Alamannien und Bayern\\ - Erweiterung auf Münz-, Zoll- und Marktrechtverleihung - allesamt einst ausschließlich königliche Vorrechte\\ - der drohenden Gefahr, daß die Bischöfe sich gegen ihn wenden könnten beziehungsweise zu stark werden könnten, begegnete Otto damit, daß er einige mächtige Klöster seinem direkten Zugriff subordinierte, [[Exemtion]] → letztlich stärkte Otto die Königsmacht durch die breitere Verteilung von Verantwortlichkeiten mit der gleichzeitigen Markierung der Grenzen\\ - begründete das Königskanonikat und manifestierte damit seine Macht als sakral\\ - besaß Einfluß auf sein [[Hausgut]], das [[Reichsgut]] und das [[Reichskirchengut]]: in Italien besaß der Ottone nur auf das Reichskirchengut Einfluß\\ - bis Otto III., dessen //renovatio imperii romanorum// [[Ausdruck]] des Selbstbewußtseins ist, gab es ein West-Ost-Gefälle in bezug auf [[Zivilisation]] und politischer [[Willensbildung]], mit Otto III. gibt der Osten dem [[Westen]] Impulse ===== OTTO IV. ===== auch Otto IV. von Braunschweig\\ 1198-1220 Kaiser\\ - wird 1198 durch englischen und päpstlichen Einfluß gegen den [[Willen]] der Staufer zum deutschen König gewählt\\ - wird König ohne [[Reichsinsignien]]\\ - später durch Papst [[Innozenz#Innozenz III.]] anerkannt, doch immer in der Auseinandersetzung mit den Staufern, die sich 1207 scheinbar durchsetzen – Innozenz rät zur Abdankung -, um 1208 durch Friedrich II. Vormund Tod, Philipp II., unangefochten König zu sein\\ - nach der Krönung schwenkt er um und betreibt „staufische“ [[Politik]], indem er in [[Unteritalien]] einfällt → Innocenc aktiviert Friedrich II. gegen den Welfen\\ - er fiel in einer Schlacht gegen die Franzosen ===== OTTO Graf Eberstein ===== um 1246\\ Reichsstatthalter in [[Österreich]]\\ - vermochte sich gegen die Thronprätendenten nach dem Aussterben der [[Babenberger]] im österreichischen [[Interregnum]] 1246-53 nicht durchzusetzen ===== OTTO von Freising ===== 1114-1158\\ - [[Onkel]] von [[Friedrich#Friedrich I. Barbarossa]], somit Staufer, und Bischof zu Freising; [[Zisterzienser]]\\ - Schüler des [[Abälard]]\\ - nahm 1147 am [[Kreuzzug]] teil\\ - eher pessimistisch → es geht bergab mit dem Reich \\ - stellt die Frage nach dem WAS BLEIBT?, kehrt sich von [[Symbol]]en ab und gibt der Hoffnung Ausdruck, Barbarossa eine das Reich und schaffe eine dauernde Friedensordnung ==== Chronik oder Das Buch von den zwei Staaten ==== //de civitate Dei//\\ - das diesseitige Reich umfaßt das [[Gute]] und [[Böse]]\\ - die [[Kirche]] ist der [[Leib]] Christi\\ - [[Gott]] allein bestimmt, wer ihm zugehörig ist ==== Gesta Friderici ==== 1157\\ - beleuchten nur die Anfänge des Friedrich Barbarossa und sind unvollständig\\ - diese Art der [[Geschichtsschreibung]] dient dem Anspornen der Leser- beziehungsweise Hörerschaft: die Feiglinge bei den geschehnissen werden verschwiegen oder sind negativ dargestellt\\ - nicht die Formen, sondern das Konkret-Existierende sind von entscheidender Bedeutung