====== PARABEL ====== - ein einfaches Maskenspiel des [[Verstand#Verstandes]], denn die Lehre wird in einem Tagesvorfall, in der Banalität versteckt und somit verständlich zu machen versucht \\ - sie strebt nach Endlichkeit; jede [[Phase]] der [[Handlung]] findet eine Korrelation im gedanklich gesteigerten Umkreis, den sie durch den Vorfall darbietet\\ - die obere Grenze neigt dem [[Mythos]] zu, die untere ist das Zerrbild des Mythos, die [[Allegorie]];\\ - drückt sich durch den [[Ausdruck]] aus, sondern durch dessen [[Verweigerung]] ([[Adorno]])\\ - in ihr entspringt die erzählte [[Geschichte]] aus einer Problemstellung und kehrt in diese wieder zurück (Auerochs)\\ - der [[Sinn]] liegt darin, daß der Leser sie glattmacht, entfaltet \\ - ist im [[Gegensatz]] zur [[Tragödie]] oder dem [[Roman]] nicht innerer Endschaft verpflichtet\\ - Gleichnis, das sich vor der [[Vernunft]] verantwortet und das deshalb, was seine [[Fabel]] betrifft, nicht ganz ernst sein kann\\ - [[Vereinigung]] von [[Märchen]] und [[Satire]]\\ - Lehrbarkeit einer Haltung\\ - dient der dialektischen [[Wendung]] zu dem, was sein soll ([[Benjamin]])\\ - um vieles schlauer als alle anderen Formen der [[Dichtkunst]], denn sie gestattet es, das Komplizierte zu entwirren → sie stellt für den Dramatiker das [[Kolumbus#Ei des Kolumbus]] dar, weil sie in der [[Abstraktion]] konkret ist, indem sie das [[Wesentliche]] augenfällig macht ([[Brecht]])\\ - erscheint an den kanonbildenden Stationen ihrer langen Geschichte, in Redezusammenhängen (Elm)\\ - ihr Sinn ist Einsicht, der [[Begriff]], das Hohe, das Außerordentliche, das Unerreichbare, das sich in einem gemeinen, gewöhnlichen, faßlichen Bilde verkörpere, so daß er uns als lebendig, gegenwärtig, wirklich entgegentritt, daß wir ihn uns zueignen, ergreifen, festhalten, mit ihm wie mit unsresgleichen umgehen können ([[Goethe]])\\ - nimmt Begebenheiten aus dem Kreise des alltäglichen Lebens auf, denen sie aber eine höhere und allgemeinere [[Bedeutung]] mit dem [[Zweck]] unterlegt, diese Bedeutung durch den alltäglichen Vorgang verständlich und anschaulich zu machen ([[Hegel]])\\ - diaphanes, zielgerichtetes Gleichnis, das vom [[Ziel]] her auszudeuten ist (Miller)\\ - ein entwickeltes, zur [[Erzählung]] ausgebildetes, episch gewordenes Gleichnis ([[Vischer]]) ===== berühmte Parabeln ===== * Mahnrede des Propheten an [[König]] David wegen des Schafdiebstahls der Reichen (2.Samuel 12, 1-25) * [[Sokrates]]' [[Eros]]-Parabel in [[Plato#Platons]] //Symposion// * Predigten [[Jesus Christus#Jesu]] * vom Magen und den Gliedern (Menenius Agrippa) * die Kanzelreden des [[Geiler#Geiler von Kaiserberg]], [[Müntzer#Thomas Müntzer]] und [[Sancta Clara#Abraham a Sancta Clara]] * Burkhard Waldis' Parabel vom verlorenen Sohn * [[Lessing#Lessings]] Parabel vom Königspalast, Ringparabel (III, 7) * [[Schiller#Schillers]] Monarchieplädoyer im //Fiesco// (II, 8) * [[Kafka#Kafkas]] Türhüter-Legende im //Prozeß// * [[Döblin#Döblins]] Zannowich-Parabel in der Warnrede an Franz Biberkopf (//Berlin Alexanderplatz//) * [[Brecht#Brechts]] Geschichte von Herrn Egge, mit der Keuner die Maßnahmen seiner Schüler gegen die [[Gewalt]] zu befördern versucht ===== Formelemente der Parabel ===== * Verfremdung, aber keine Rätselhaftigkeit: es darf keine Mühe kosten, die Lehre zu erkennen * epische Darstellung * Öffnung zur [[Wirklichkeit]], aber die Lehre darf nicht zu ausdrücklich gesagt werden, sonst verlöre ihre Didaxe (Wissensvermittlung) die internalisierende Wirkung, ihre Intensität