====== PLATON ====== ===== Plato ===== ==== Leben ==== {{ :plato.jpg?350|}}427-347 v.Chr.\\ - entstammt einem vornehmen athenischen Geschlecht, den Kodros\\ - eigentlicher [[Name]]: Aristokles, sein Vater hieß Ariston, doch wurde er wegen seiner breiten [[Stirn]] Platon genannt\\ - zwischen 408 und [[Sokrates]]' [[Tod]] genoß er dessen Umgang und widmete seine [[Philosophie]] dem einstigen Lehrer\\ - nach 399 ging er wandern, zuerst nach Megara zu Euklid (nicht der [[Mathematiker]] aus dem 3. Jhd. v.Chr.), dann nach Kyrene, [[Ägypten]], Kleinasien, Großgriechenland, [[Babylon]]\\ - in Großgriechenland nahm er regen Anteil an den öffentlichen Dingen, [[Pythagoräer]]\\ - lernte den [[Tyrann#Tyrannen]] [[Dionysios]] den Älteren kennen und aufgrund dessen [[Sympathetie]] für Platos Ideen [[schätzen]], bis dieser ihn dem spartanischen Gesandten Pollis übergab, der ihn auf dem Sklavenmarkt von [[Ägina]] an einen Friseur verkaufen ließ\\ - der [[Philosoph]] [[Annikeris]] kaufte ihn 389 v.Chr. aus der Gefangenschaft frei, so daß Platon nach [[Athen]] zurückkehren konnte\\ - gründete in Athen in der Nähe eines dem Heros Akademos geweihten Gymnasiums eine Genossenschaft mit fester Disziplin, die sich bis 525 hielt\\ - zweimal noch verließ er Athen, weil er auf Sizilien mit dem jüngeren Dionysios sein Ideal verwirklichen wollte, doch der Plan scheiterte\\ - er starb [[sanft]] an seinem 80. Geburtstag ==== Bibliographie ==== |Titel|Inhalt, Bezugswörter| ^Hippias^Wissenschaft und Tugend^ ^Lysis^Freundschaft^ ^Charmides^[[Selbstbeherrschung]]^ ^Laches^Tapferkeit^ ^Protagoras^Der Weisheitslehrer^ ^Eutyphron^Gottesfurcht^ ^Menon^Lehrbarkeit der Tugend^ ^Kriton^Bürgerpflicht^ ^Phädros^Das Schöne^ ^Gorgias^Beredsamkeit^ ^Euthydem^Wissenstrug^ ^Theaitet^Das Wissen^ ^Kratylos^Das Benennen^ ^Sophistes^Das Nichtseiende^ ^Parmenides^Die Ideen^ ^Politikos^Staatskunst^ ^Symposion^Die Liebe^ ^[[Phädon]]^Die [[Seele]]^ ^Staat (Politeia)^Die Gerechtigkeit^ ^Timäus^Entstehung und Gestaltung der Welt^ ^Kritias^Idealstaat^ ^Philebos^Die Lust und das Gute^ ^Nomö - Gesetze^Der Herrscher^ ==== Lehre ==== - Schüler des Sokrates 470-399 v.Chr., doch im [[Gegensatz]] zu seinem Lehrer mit dessen engem subjektivem Gesichtskreis des An- und Fürsichseienden → d.i. subjektiver [[Idealismus]] untersucht Platon [[Wesen]] und [[Zweck]] des selbständigen Willens im [[Universum]]/des Universums → d.i. der objektive Idealismus\\ - Platon hatte erkannt, daß die Sinneserkenntnisse nicht zu festen Regeln beziehungsweise zur [[Wahrheit]] führen\\ - im Gegensatz zu den Sophisten stellt er einen Sinnzusammenhang zwischen Tüchtigkeit und [[Sittlichkeit]] her → will der [[Würde]] des Begriffs der Sittlichkeit wieder Ansehen verschaffen\\ - Sokrates besitzt eine Aversion gegen den dialektischen Scharfsinn, der den greifbaren äußeren Vorteil gegen die innere Verwerflichkeit ausspielen will, die [[Heuchelei]] in der [[Gesellschaft]]\\ - Sokrates will den festen Inhalt der Wahrheit, um zum richtigen [[Denken]] zu gelangen → das [[Schöne]] wechselt nicht, der Vorteil, es „richtig“ zu stellen, pervertiert den Gedanken des Schönen und macht ihn letztlich häßlich === Teile seiner Lehre === * Lehre vom [[Seiendes#Seienden]] * Lehre von der [[Sinnenwelt]] * Lehre vom richtigen Leben: [[Dialektik]], [[Physik]], [[Ethik]] - schuf hieratische [[Sprache]] durch die Verwendung von [[Tinte]] auf Papyros und wirkte so auf die hermetische [[Literatur]]\\ - man hat drei Phasen von Platos Schaffen ausgemacht * elementarischer Teil: //Phädrus, Protagoras, [[Parmenides]]// * kritischer Teil: //Gorgias, Gastmahl, Phädon, Philebos// * konstruktiver Teil: //Republik, Timäos, Kritias// eine andere Auffassung (Frick) teilt Platons Lehre in drei andere Bereiche ein: - Ideenlehre: dualistische Auffassung der Welt → hinter der von unseren Sinnen erfahrenen Welt existiert eine nur mit dem Verstand erkennbare reale Welt des Ewigen und Unveränderlichen; - Seelenlehre: die Seele ist etwas Präexistentes, die das Wissen enthält, das nur wiedererkannt werden kann; die Seele sehnt sich nach Ablösung vom Körper, den sie als Kerker begreift, zugleich benötigt sie ihn als Lebensquell, sucht sich also nach dem Tode ihres Wirts stets einen neuen - Gottesauffassung: allmächtig, allwissend, vollkommen ==== Ethik ==== __Grundsatz__: Wir müssen über Gutes für [[uns]] [[sprechen]], nicht über Gutes im abstrakten/absoluten Sinne. - Platon will über den Allgemeinbegriff des Guten auf alles andere einwirken, ABER ein Allgemeinbegriff wird von [[Aristoteles]] als [[praktisch]] untauglich abgelehnt → Über das [[Gute]] muß die [[Politik]] handeln! (Aristoteles)\\ - untersucht erstmalig theoretisch das Wesen des Guten, des Gerechten, der [[Tugend]]\\ - unternimmt den Versuch, [[Natur]] und [[Sinn]] moralischer Forderungen aus Einsichten in Natur und [[Ordnung]] der Dinge zu verstehen und zu begründen → Platon verbindet [[Ästhetik]] und Ethik ==== Erziehungslehre ==== - durch den Tod des Sokrates glaubt Platon nicht an die [[Demokratie]] und sucht nach neuen Maßstäben, die von der [[Tyrannei]] der Meinungsherrschaft befreien\\ - der Idealstaat kann nur unter der Leitung der Philosophen stehen → erzogen werden die Menschen zum Gehorsam und zum Wissensdurst ==== Gorgias ==== - formuliert den kategorischen Imperativ, die [[Trinität]] logischer Ordnung, die [[Wissenschaftlichkeit]] durchzieht, v.a. [[Logik]]\\ - formuliert Akzente gegen das mythische Denken und versucht, eine Ordnung zu statuieren, die sich in der Dreiheit von [[Vernunft]], [[Logos]]; [[Gesetz]], [[Nomos]] und Ordnung, Taxis widerspiegelt, d.s. die Grundprinzipien sowohl der moralischen als auch der physischen Welt\\ - diese Dreiheit konstituiert [[Schönheit]], Wahrheit und [[Moralität]], insofern ist Platon der erste Kantianer → diese [[Dreiheit]] erscheint in allen Artikulationen des Lebens, in [[Kunst]], [[Wissenschaft]] und Philosophie ([[Cassirer]])\\ - der angeborene Trieb aller Wesen ist auf das Gute gerichtet; die Schlechten sind notwendigerweise ohnmächtig und die Guten mächtig, denn die Schlechten verfehlen das Gute, ob sie es wissen oder nicht → das Gute erhält immer seinen Lohn, das Schlechte aber enthält seine Strafe schon in sich (Klingner) ==== Ideenlehre ==== - unser [[Wissen]] enthält allgemeingültige [[Element]]e, die zeitlos und Bedingung aller Wissenschaft sind → deshalb ist ein allgemeingültiges Wissen möglich, das in * allgemeinen Wertbegriffen, die Idee des Guten und Schönen; * mathematischen Begriffen * Relationsbegriffen - [[Gleichheit]], Verschiedenheit, Anteil... - gefunden werden kann → dazu bedarf es neben der sokratischen Methode, die auf Hypothesen zurückgreift und diese empirisch und induktiv erweist, der analytischen Methode, die durch Ideen repräsentiert wird, die nicht induktiv erwiesen, sondern deduktiv gesetzt werden\\ - den Dingen wohne die [[Idee]] bei als Anteilnahme, //Parusie//, in umgekehrter Richtung nehmen die Ideen an den Dingen teil, //[[Metexis]]//, sind gleichzeitig Musterbilder, [[Paradigma]], für die Entwicklung der Dinge zu etwas hin, wobei manche das Stadium der [[Nachahmung]], //[[Mimesis]]//, oder als [[Abbild]], //Eidola//, nicht überschritten haben → Werden und Vergehen der Dinge\\ - wahres und unveränderliches [[Sein]] haben nicht die sichtbaren Dinge, sondern allein die nur dem Denken zugänglichen Urbilder: Erfassung durch [[Anamnesis]]\\ - es gibt allgemeingültige Elemente → für jede [[Wissenschaft]] sind Begriffe nötig, die allgemeingültiges Wissen vorstellen * stetige Begriffe - verläßlich und [[ewig]], d.s. Wertbegriffe, //Noeton//: durchs Denken zu gewinnen; hypothesierte Gattungsbegriffe, in denen ein immaterielles [[Sein]] erfaßt wird * unstetige Begriffe - ästhetische Relationsbegriffe, d.i. das durch Wahrnehmung zu Gewinnende; bloße Begriffe der menschlichen [[Vernunft]]\\ - die denkende Vernunft liefert die Begriffe als logische Entsprechungen der Ideen → Wahrnehmung und [[Begriff]] sind somit in verschiedenen Welten\\ - das Wesen des Seins wird nicht in der Sinnenwelt gesucht; es ist von dieser gesondert\\ - das Sein ist transzendent, denn die Idee ist das eigentlich Seiende, das nur im Begriff erfaßt wird und unveränderlich ist\\ - es gibt viele Ideen und viele Begriffe → die Ideen stehen auch in einem Sinnzusammenhang mit Über- und Unterordnungen; es gibt eine Grundidee, das Gute ==== Menon ==== - entstand in [[Konkurrenz]] zu [[Isokrates]], der gegen die Tugendlehrer zu Felde zog, die kein [[Geld]] dafür nehmen, daß sie lehren\\ - Isokrates warf Sokrates vor, daß er Zukunftswissen haben wolle, wissen vom [[Glück]] und der unsterblichen Seele → d.i. der [[Vorwurf]] der [[Verstiegenheit]] wegen des angemaßten Wissens durch die Anamnese === I. Definitionsversuch der Tugend 70a-74a === 70a - 71d Was ist Tugend?\\ - Menon fragt, ob [[Tugend]] durch Übung zu erlangen und somit lehrbar sei oder ob sie nur schicksalshaft vergeben würde\\ - Sokrates gibt die Fragestellung zurück und erklärt sein [[Nichtwissen]]\\ 71e - 74a Tugendarten\\ * Mannestugend: Geschäfte des Staates führen * Frauentugend: Haus führen und [[Mann]] gehorchen - Sokrates will nicht einen Schwarm von Tugenden, sondern das Wesen der Tugend: „Wird es für das Wesen der Tugend einen [[Unterschied]] machen, ob sie sich bei... findet?“\\ - Tugend liegt im Menschen und entäußert sich durch gute Taten\\ - Herrschertugenden: [[Tapferkeit]], Besonnenheit, [[Weisheit]] → Besitzen Sklaven demnach keine Tugend? === II. Definitionsversuch der Tugend 74a-77 === Sokrates gibt eine [[Definition]] von [[Farbe]], um dafür eine von Menon über Tugend zu erhalten 74a, doch Menon ist mit der Definition unzufrieden, so führt Sokrates [[Empedokles]] an: [[Gorgias]]' Lehrer und [[Schöpfer]] der 4-Elementen-Lehre, der [[Liebe]] und [[Streit]] als die bewegenden Kräfte lehrte → von den Gegensätzen fließen [[Atom#Atome]] aus, die wir wahrnehmen können bei Aufnahmebereitschaft beziehungsweise –fähigkeit entwickelt schließlich eine zweite Definition über die Farbe === III. Definitionsversuch der Tugend 77a-79e === - Tugend als das [[Vermögen]], sich das Schöne zu verschaffen, „man hat, was man will“ (Menon)\\ - Sokrates fragt, ob der, der das Schöne auch das Gute will → ja, er meint das für ihn Gute begehren zu müssen, denn keiner vermischt [[Gut#Gutes]] und [[Schlechtes]] freiwillig: [[Mittel]]-[[Zweck]]-[[Harmonie]]\\ - [[Problem]] mit dem Prinzip der Gerechtigkeit beim Erwerb der Tugend, denn die Gerechtigkeit als Teil der Tugend zerreißt die Tugend wieder in Bestandteile und so kann Sokrates mit Menons Definition III wieder nicht einverstanden sein\\ → so bleibt am Ende des ersten Teils der Begriffsbestimmung der Tugend eine [[Unzufriedenheit]] und Unwissenheit zurück === IV. Formen der Anamnesis 79e - 86c === Menon leugnet die Erkenntnismöglichkeit des Unbekannten\\ - Sokrates versucht eine Lösung im Unbekannten, um dem Begriff der Tugend doch noch auf die Spur zu kommen \\ - [[Skepsis]] bei Menon mittels des Satzes der Eristiker, wonach es dem Menschen nicht möglich sei zu forschen, weder nach dem, was er weiß, noch nach dem, was er nicht weiß → //tertium non datur//\\ - Forschen wird nun aber betrieben als Trennung von Begriffen, dem Aufheben ihrer natürlichen Beziehungen, als Verbindung von Wissen und Nichtwissen, verborgenes Wissen, meint Sokrates, und führt die Pythagoräer - [[Fragment]] eines [[Threnos]]; 137 Turyn - als Beweis an 81a: Suchenlernen durch Wiedererinnerung → die unsterbliche Seele kehrt nach neun Jahren wieder, sofern man tätig bleibt und sich bemüht: //Puer autodidactus//\\ - Sokrates' Beispiel aus 81a überzeugt Menon nicht → Sokrates bietet ein Exempel vom Sklaven, der ein Problem lösen kann, obwohl ihm von sich aus die Mittel dazu fehlen\\ - erst rechnet der [[Sklave]] ganz artig, dann erstarrt er - bewußte Aporie -, weil die Methode nicht mehr ausreicht, das Rechenproblem zu lösen\\ - durch gezielte Fragen weiß Sokrates den Sklaven der Lösung nahezubringen → der Sklave gibt selbst alle Antworten und löst das mathematische Problem quasi selbständig 84c\\ - Sokrates Feststellung: der Sklave war immer ein Wissender 85d → der Sklave besitzt Meinungen, die er irgendwann erlernt haben muß, die, durch Fragen erweckt, zu Wissen werden → man muß auf dem Gebiet des Nochnicht forschen === V. Tugend ist Wissen 86c - 89b === Sokrates setzt Prämissen: * A Wissen allein ist lehrbar * B Tugend ist ein Gut → was gut ist, ist nützlich → Tugend ist nützlich 86-87e - es gibt kein [[Gut]] ohne Wissen darum, aber die Tugend ist auch, ohne das wir darum wissen, aber da Tugend Wissen ist, ist sie auch lehrbar, d.i. keine eineindeutige [[Relation]]\\ - Tugend ist keine Gabe, denn sonst würde man die Tugendhaften einsperren müssen, damit sie nicht verderbt werden === VI. Gibt es Lehrer der Tugend? 89b - 96b === * lehrbar ist, wovon es Lehrer gibt → wo sind die Lehrer der Tugend? 89b-90e es gibt aber keine Tugendlehrer, also ist Tugend doch nicht lehrbar!? * Die Sophisten sind keine Lehrer der Tugend! 91-92e * die Staatsleute Athens sind es nicht 92e-95a, denn die [[Erziehung]] ihrer Söhne überlassen sie anderen, die sie für Lehrer der Tugend halten; die Staatsleute können also selbst nicht tugendhaft sein * Wie kommt die Tugend zustande? - als [[Prozeß]]? [[Theognis]]: ein [[Dichter]] mit geteilter [[Meinung]] sagt: Tugend heißt, von den Besten zu lernen\\ - die Besten können die Schlechten nicht belehren → Tugend ist also doch nicht lehrbar === Wissen und richtige Meinung 96e-100c === Tugend wird auch durch göttliche Fügung zuteil\\ - richtige Meinung und Wissen leisten dasselbe, aber die richtige Meinung hat im Gegensatz zum Wissen keine [[Dauer]]: „Der Wissende trifft immer die richtige Sache, der bloß Meinende zuweilen.“\\ - Differenzierung Wissen-Meinen am Beispiel des [[Dädalos]]\\ → das Festbinden der richtigen Meinung in der Anamnesis befestigt das Meinen, das zum Wissen ward - [[Postulat]] Platons\\ - der tugendhafte Mann ist nützlich\\ Wissen als [[Notwendigkeit]] der politischen [[Tätigkeit]] scheidet aus 99b, denn die Politiker waren keine Weisen\\ - die [[Bedeutung]] der [[Politiker]] beruht nicht auf Wissen, sie treffen Entscheidungen durch wahre Meinungen → Politiker sind Wahrsager und Seher, keine Philosophen beziehungsweise Tugendlehrer, sind Sprecher aus göttlicher [[Begeisterung]] ohne Einsicht in die Wahrheiten ==== Nomö ==== - die tief enttäuschte Altersschrift, die den Idealstaat als ohne [[Aristokratie]] der [[Bildung]] beschreibt\\ - Beibehaltung von [[Ehe]] und [[Privateigentum]] ==== Phädon ==== - beschreibt den [[Wert]] der Erfahrung → alle unsere Erkenntnis hebt mit der Erfahrung an, aber nicht alle entspringt aus der Erfahrung\\ - Begriffe werden durch die Sinnenwelt geweckt, jedoch nicht aus der Sinnenwelt, denn es gibt nicht zwei identische Dinge, nur ähnliche\\ - das [[Buch]] beruft sich auf die symbolische Wahrheit der [[Vorstellung]] der älteren Mysteriendichter und stellt sie systematisch zusammentragend vor\\ - in 85e erfolgt die bahnbrechende Differenzierung zu [[Pythagoras]]' Definition der Seele === Ergebnis === - Tugend ist kein Naturgeschenk oder lehrbar, sondern eine göttliche Schickung\\ - der Tugendhafte steht unter den Lebenden hinsichtlich der Tugend ebenso da wie ein wirklicher Gegensatz neben einem Schattenbild\\ - der Tugendbegriff mußte in Athen mehr und mehr der Erkenntnis von der Eigenmächtigkeit und Selbstherrlichkeit des menschlichen Geistes weichen → Gegenstoß gegen die demokratischen Sophisten, die die alten Werte relativierten und [[Nützlichkeit]] lehrten, die sie als Weisheit und Tugend verkauften\\ - nachdem man lange annahm, daß Platon nur vage Vorstellungen vom Begriff der [[Logik]] besaß, hat er in //Menon// mit seiner Differenzierung von Begriff und Definition alles Wesentliche in bezug auf die Logik gesagt\\ - die angesprochenen Themen finden eine Erweiterung im //Phädros//, dem an den eleusinischen [[Mysterium#Mysterien]] geschauten Wissen Vermittlung gebend ==== Staat, Politeia ==== {{ :platonseelestaat.jpg?400|}} - bessere Übersetzung als "Staat" ist "Gemeinschaftsbeziehungen"\\ - es erscheint die unerreichbare Ordnung: die Träumerei wird gebietend nach dem ähnlichen Vorbild [[Sparta#Spartas]]\\ - leitet aus der [[Natur]] kein libertinistisches [[Naturrecht]] ab, sondern ein unmittelbar hierarchisches: das Prinzip des //suum cuique// steckt aber in der [[Physis]] selbst: die Philosophen haben [[Gold]] in der Seele, die Krieger [[Silber]], die Bauern Kupfer und Eisen\\ - entsteht durch die rechte Erziehung des Menschen → der [[einzelne]] wird schön durch die Teilhabe am Ganzen, //Metexis//\\ - im Falle, daß die Philosophen nicht herrschen, ist für Platon kein Ende der [[Leiden]] abzusehen\\ - am besten ist eine Mischung aus [[Monarchie]] und Demokratie, doch wird der [[Mensch]] nur den zweitbesten Staat möglich machen === Stände === - Herrscher, d.s. die Philosophen - Wächter, d.s. die Soldaten - Arbeitsstand, d.s. die Bauern und Bürger, alle übrigen - die Teile der Seele und die Stände des Staates vollenden sich in denselben Tugenden, die Vernunft und die Regierenden in der Weisheit, der [[Mut]] und die Krieger in der Tapferkeit, die Begierden und Erwerbenden in der Mäßigung und alles durch das Ganze in der Gerechtigkeit\\ - die Dichter werden aus der Republik verbannt === Rezeption === - durchdacht und [[reaktionär]] ([[Bloch]])\\ - Darstellung und Verleiblichung der höchsten Tugendidee → die Politik wird von Platon als der [[Schlüssel]] zur [[Psychologie]] erklärt (Cassirer) ==== Theätet ==== - bemüht sich darum, den [[Begriff]] des Wissens, //epistêmê//, zu bestimmen. Versuchsweise wird Wissen mit [[Wahrnehmung]], mit wahrer Meinung oder mit wahrer Meinung und Rechtfertigung gleichgesetzt, doch alle diese Anläufe erweisen sich als unzulänglich. - Durch diese Fragestellung wird der [[Text]] zu einem der Grundtexte für die philosophische Erkenntnislehre beziehungsweise Epistemologie. siehe auch [[Wissen vs. Meinung]] ==== Timäos ==== auch Timäus oder Timaios\\ __Zentralthema__: die sorgsame Beachtung der [[Weltordnung]] mittels Wahrsage- und Heilkunst, die dem Betrachter der [[Welt]] erschlossen werden müssen → Aufgabe der Philosophie\\ - stellt die These auf, daß es nur einen Schöpfer geben kann, dennoch führt Platon die Konzeption des Demiurgen ein, d.i. die zwiespältige [[Schöpfung]] der Welt in einer [[Person]] \\ - die Weltordnung wird ästhetisch aufgefaßt über die Harmonie in Verhältnissen 31a\\ - die Verbindung der Welt erfolgt in Gegensätzen, die zusammengeführt durch das Prinzip der Verhältnismäßigkeit sich aufs Schönste vollenden 31b ==== Rezeption ==== - die [[Idee]] ist ohne Entwicklung und ohne [[Resultat]], sondern aufgenommene [[Voraussetzung]]\\ - die Beziehung zwischen Idee und [[Erscheinung]] findet bei Platon keine Vermittlung, sie bleibt transzendent, bei Aristoteles dagegen immanent ([[Hegel]])\\ - seine [[Allegorie#Allegorien]] sind nicht nur bloße Ziererei, sondern feinere Entwicklungen der alten Dichternaturen ([[Herder]])\\ - schickte [[Europa]] in den sanften [[Schlaf]] des [[Mittelalter#Mittelalters]]\\ - verleugnete die [[Perspektive]] des Lebens und pervertier­te somit jenes ([[Nietzsche]])\\ - begreift die Ideenlehre als eine Vermittlung der eleatischen und heraklitischen [[Metaphysik]] vor dem Hintergrund des Gegensatzes zwischen sokratischer und protagoräischer Erkenntnislehre\\ - Platons Metaphysik ist ein immaterieller Eleatismus, der in den Ideen das [[Sein]] erkennt und der Erkenntnis des Werdens einer niederen Art von Wissen überläßt ([[Windelband]]) ==== Literatur ==== Adami, F.: Zu Platons Menon. In: Philologus 91 (1936) S. 473-77.\\ Apelt, O.: Zu Platons Menon 98c. In: Jbb. für classische [[Philologie]]. 147 1893, S. 850.\\ Beyer, Th.: Erklärung von Platons Menon cap. 22b 87a. In: Zs. f.d. Gymn.wesen 13 1859, S. 886-88.\\ Buchmann, K.: Die Stellung... In: Philologus Suppl. Bd. 29.3 1936, S. 1- 102.\\ Cauer, P.: Platons Menon und sein [[Verhältnis]] zu [[Protagoras]] und Gorgias. In: Rh Museum 72 1918, S. 184-306.\\ Gaiser, K.: Platons Menon und die Akademie. In: [[Archiv]] für Geschichte der Phil. 46 1964, S. 241-92, mit Nachtrag 1968. \\ Huber, C.E.: Anamnesis bei Platon München 1964\\ Koop, H.: Über die Lehrbarkeit der Tugend. Diss. H WÜ 1940.\\ Kube, J.: Techne und Arete. Berlin 1969.\\ [[Natorp]], P.: Platons Ideenlehre. Leipzig 1921, S. 29-42.\\ Wolf. Wieland: Platon und die Form des Wissens. 1976\\ ===== Plato von Athen ===== um 420 v.Chr.\\ athenischer [[Dichter]]