====== POETIK ====== von ποίηιν, etwas [[selbst]] erschaffen, d.i. die Grundlage der [[Kunst]]: einen Gegenstand nicht nur anzudeuten, nachzuahmen, vorzutäuschen, sondern buchstäblich zu ersetzen, entweder durch naturalistische Abbildung oder abstrakt durch Buchstabenfolgen, Wörter\\ [[Axiom]]: Die [[Dichtung]] ist etwas Tieferes und Philosophischeres als die [[Geschichte]]. - es existiert ein heroischer, ein idealischer und ein naiver Ton im Gedicht; es kommt darauf an, sie einander so wechseln zu lassen, daß die kleine poetische Struktur die größere der [[Welt]] widerspiegelt: //wie der Zwist der Liebenden// ([[Hölderlin]])\\ Wer von Poetik - Regelwerk fürs Dichten - spricht, muß zuerst danach fragen, welche Welten sie in sich zu fassen anstrebt. Unsere Poetik greift in die Welt, faßt sich einen Ausschnitt derselben, aus deren unermeßlichem Fundus. Das ist der [[Stoff]]. Der Stoff hat keine [[Form]], die aber muß er besitzen, will er vermittelt werden können. Stoffwahl steht also am Anfang jedes Poetisierens. Stoff liegt in der [[Zeit]], kann [[Vergangenheit]], [[Gegenwart]] und [[Zukunft]] umfassen, vielleicht auch nur eines oder zwein davon. Dem [[Dichter]] ist es aufgegeben, in seinem Stoff das Besondere aufzuzeigen, dieses zu typisieren, aus einem mehr oder weniger zufällig aufgefundenen Stoff dasjenige herauszuschälen, dem nunmehr [[Thema]] und Absichten eingeschabt werden können. (Strempel)