====== SCHLEIERMACHER ====== ===== Friedrich Daniel Schleiermacher ===== 1768-1834\\ Theologe\\ - stammt aus der klassisch-romantischen Literaturbewegung → galt den Anhängern der Erweckungsbewegung stets als Vorbild des Rationalisten\\ Der Theologe Schleiermacher im Ornat ==== Lehre ==== - am Vaterlande ist nicht zu verzweifeln, denn es ist ein auserwähltes Werkzeug Gottes und wir sind sein [[Volk]]\\ - Bemühungen können vergeblich bleiben, aber das [[Vaterland]] wird Nutzen davon tragen → nationales [[Unglück]] ist als [[Prüfung]] und Läuterung für eine bessere Zukunft aufzufassen\\ - der [[Vollzug]] des [[Glauben#Glaubens]] ist entscheidend, das subjektive Empfinden, nicht das rational-inhaltliche Bekenntnis → Aber wo liegt das bleibende [[Bild]] der Mythologeme, wenn Schleiermacher die [[Subjektivität]] zum Gradmesser des Herrschaftsanspruchs des Glaubens macht?\\ - Religiosität muß nicht Kenntnis von starren [[Dogma#Dogmen]] sein, sondern ist Begreifen der sich wandelnden Welt und keineswegs träge [[Furcht]] vor Gottes Allmacht, sondern tatkräftiges [[Leben]], damit die göttliche Vernunftordnung (!) in [[Natur]] und [[Gesellschaft]] verwirklicht werde\\ - die Nützlichkeitsauffassungen der [[Aufklärung]] sind falsch, z.B. beim [[Begriff]] des [[Spiel#Spiels]] in seiner Nutzanwendung im [[Unterricht]] → augenblickliche Erfolgserlebnisse verwischen zukünftige Vertiefungsmöglichkeiten, denn der Schüler wird immer den augenblicklichen [[Spaß]] im Spiel suchen\\ === hermeneutische Bibelinterpretation === - individuelle Unterschiede der [[Interpretation]] kommen nicht durch qualitative Verschiedenheiten der Personen, sondern durch Gradunterschiede ihrer Seelenvorgänge - [[Transformation]] des Eigenen ins Vergangene * Nachbildung des vergangenen/fremden Lebens in [[Gegenwart]] ist [[Voraussetzung]] der Exegese * die Lebendigkeit der [[Vorstellung]] weckt Assoziationen! ==== Erkenntnistheorie ==== - soll den inneren [[Zusammenhang]] des [[Wissen#Wissens]] finden → in der letzten [[Tatsache]] erkennt sich das Wissen als Wissenwollen → daraus entsteht Meinungsstreit, die Allgemeines sucht (Methode: [[Dialektik]]), d.h. das [[Denken]] als [[Sein]] anerkennt/erkennt\\ - allein im religiösen [[Gefühl]] wird die Einheit der Gegensätze erlebt → Annäherungsintention des Denkens, weil es erkennt, daß es im Wissen immer bloß ein Annäherndes erkennen kann ==== Ethik ==== - um handeln zu können, muß Wollen und Sein als Einheit gefühlt und begriffen sein\\ - dann kann man die [[Natur]] ethisieren, d.h. als [[Güter]]-, [[Tugend]]- und Pflichtenlehre beschreiben\\ - Handlungsebenen sind Verkehr, [[Eigentum]], Denken, Gefühl, die in den Verhältnissen [[Recht]], Geselligkeit, Glaube und [[Offenbarung]] ihren [[Ausdruck]] finden und sich in den Organismen [[Staat]], gesellige [[Gemeinschaft]], [[Schule]] und [[Kirche]] widerspiegeln ==== Reden über die Religion ==== 1799\\ - moderne Bildung an [[Religion]] knüpfen, das Gefühl der Beziehung zum Übersinnlichen\\ - ruft zur Überwindung des [[Rationalismus]] der Aufklärung in der [[Theologie]] auf\\ - leitet die gefühlsbetonte Religiosität ein\\ - er wählt einen anderen Ansatz als [[Fichte]], das Kantsche [[Dilemma]] – daß das autonome [[Sittengesetz]] eines Gesetzgebers bedarf! - zu lösen: er trennt Religion und Sittlichkeit voneinander\\ - Religion und Sittlichkeit umschließen die höchsten Werte, ABER die Religion bleibt ganz bei sich, die [[Sitte]] dringt nach außen und benutzt die Natur als Material unserer Pflicht - das letzte ist ein [[Zitat]] Fichtes, doch hier in Nutzanwendung aufs Schleiermachersche Paradigma\\ - die Gestaltung der [[Umwelt]] tritt als Bestätigung des sittlichen Willens zutage ==== Wertung ==== - das Sinnloswerden des individuellen Lebens läßt den modernen religiösen [[Atheismus]] entstehen → dagegen hilft nur der individuelle Weg in die [[Innerlichkeit]] ([[Lukacs]])\\ - verband preußischen und deutschen [[Patriotismus]] erstmals 1816 miteinander (Winkler)