====== SCHLIEFFEN ====== ===== Alfred von Schlieffen ===== -1912\\ General\\ - trat 1905 vom Posten des Chefs des deutschen Generalstabes in den Ruhestand\\ - veröffentlichte 1909 einen Aufsatz, in dem er den [[Krieg]] der [[Zukunft]] ausmalte: //...das eifrige Bemühen ist doch vorhanden, alle diese Mächte zum gemeinschaftlichen [[Angriff]] gegen die Mitte zusammenzufügen. Zum gegebenen [[Augenblick]] sollen Tore geöffnet, die Zugbrücken herabgelassen werden und die Millionenheere über die Vogesen, die Maas, die Königsau, den Niemen, den Bug und sogar über den Isonzo und die Tiroler Alpen verheerend und vernichtend hereinströmen. Die Gefahr erscheint riesengroß.//\\ - entwickelte dagegen den Plan, durch [[Belgien]] rasch vorzurücken, [[Frankreich]] niederzuwerfen und die [[Kraft#Kräfte]] gegen das schwerfällige [[Rußland]] zu werfen\\ - sein Plan sah also die Defensive im Osten vor, notfalls sogar [[Rückzug]], im Westen aber die Offensive zur schnellen Niederwerfung Frankreichs, und zwar unter Verletzung der von [[England]] garantierten [[Neutralität]] Belgiens (Haffner) \\ - sein Plan wurde 1908 durch [[Ludendorff]] modifiziert → auch der linke Flügel wird im [[Westen]] stark gemacht, um die dortige Versorgungslinie für die strategisch wichtige äußere Flanke nicht zu gefährden ==== Schlieffen-Plan ==== Den Kern aller Überlegungen Schlieffens bildete stets das Kriegsziel der Vernichtung des [[Feind#Feindes]], die er allein durch die Umfassung zu erreichen glaubte. Andere [[Idee#Ideen]] wie z.B. Frontalangriff oder Durchbruch verwarf er sogar auf taktischer Ebene. 1903 gab er bei der historischen [[Abteilung]] des Generalstabes eine Studie in Auftrag, in der untersucht werden sollte, durch welche Mittel die Schlachterfolge in den europäischen Kriegen seit der [[Zeit]] [[Friedrich#Friedrichs des Großen]] erzielt worden seien. Dabei wurde seine [[Überzeugung]] bestätigt, daß stets der [[Stoß]] in die Flanke des Gegners und die Bedrohung des feindlichen Rückens zum Erfolg führten. Schlieffen mußte für den Fall eines künftigen Krieges gegen Deutschland von einem Zweifrontenkrieg und einer zahlenmäßigen Unterlegenheit ausgehen und so eine [[Strategie]] entwickeln, die den Gegner nicht nur schwächen, sondern vernichtete, um dann die freiwerdenden Kräfte auf die andere Front werfen zu können. Zunächst diente ihm die Schlacht bei Leuthen als Musterbeispiel, wenngleich dort eine geringere Streitkraft nur gegen einen Flügel vorging. === Schlieffen-Plan A === Die Franzosen würden Schlieffens [[Meinung]] nach mit massierten Kräften gegen eine Stelle der Front vorgehen und versuchen, sie zu durchbrechen. Als gefährdeten Punkt erachtete er dabei in erster Linie das vorgeschobene Saarburg. Dies könnte die deutschen Truppen dazu zwingen, aus der geschützten Saarstellung herauszugehen und mit zahlenmäßiger Unterlegenheit eine Offensive zu wagen. Er schlug ein von Anfang an offensives Vorgehen vor. Bereits 1897 klang erstmals der [[Gedanke]] der Verletzung der Neutralität Luxemburgs und Belgiens an. In seinem Aufmarschplan von 1904/05 wurden dann konkrete Vorschläge gemacht: Danach sollte das deutsche Westheer in sieben Armeen marschieren, wobei die stärkste Gruppe in [[Lothringen]] als Feldzugseröffnung, die starke Kräfte des Gegners fesseln sollte, eingesetzt werden sollte, während zwei starke Flügelarmeen durch Luxemburg und den Südzipfel Belgiens vorstoßen sollten, so daß eine Umfassungsschlacht im [[Raum]] von [[Verdun]] erfolgen könnte. Daneben sollten zwei ebenfalls starke Flügelarmeen das [[Elsaß]] decken. Bereits in diesem Plan sollte die [[Entscheidung]] für das [[Reich]] durch eine nördliche Umfassungsbewegung herbeigeführt werden. === Schlieffen-Plan B === Anders dann der Aufmarschplan von 1905/06, der als militärisches [[Testament]] des Generalfeldmarschalls bekannt ist. Dabei wurde nun der rechte Flügel unverhältnismäßig verstärkt, die von ihm auszuführende Umfassung sollte nun ganz Belgien und Südholland umfassen, während der linke Flügel nur noch ein Achtel des gesamten Westheeres ausmachen sollte. === Scheiterungsgrund === - Nach meinem Eindruck ist es eine ganze Reihe von Umständen, deren unglückseliges Zusammenschließen die Entwicklung der Ereignisse zu ihrem heillosen Abschlusse geführt hat. Neben der zweifellosen Unzulänglichkeit und dem aus sich ihr ergebenden moralischen und physischen Niederbruch des Generals von [[Moltke]], die unglückliche und rasch entmutigte Führung bei AOK 2 durch General von Bülow - und die geradezu unselige [[Tätigkeit]] eines [[Hentsch#Generalstabsoffiziers der OHL]], der von einer ihm unverständlicherweise nur mündlich erteilten Direktive für besondere Fälle unter dem Druck der [[Verantwortung]] und seines persönlichen Pessimismus als von einer unbeschränkten Vollmacht Gebrauch machte und die beiden siegreich kämpfenden Flügelarmeen vor der Entscheidung zum Rückzug veranlaßte. ([[Wilhelm#Wilhelm von Preußen]])