====== THOMAS ====== ===== Thomas von Aquin ===== 1225-74\\ [[Dominikaner]]\\ Grafensohn aus der Nähe Monte Cassinos, [[Benediktiner]]\\ - wurde gegen den Willen seiner Familie Dominikaner und ging nach Köln zu [[Albertus|Albertus Magnus]]\\ - in [[Paris]] 1269/72 Auseinandersetzungen mit Averroisten Siger von Brabant und Boethius von Dacien, die behaupteten, die [[Seele]] sei, soweit sie individuell ist, nicht unsterblich; unsterblich sei nur die [[Vernunft]], die unpersönlich und bei den [[Lebewesen]] ein und dieselbe ist\\ - der größte scholastische [[Philosoph]]: besaß umfangreiche Kenntnisse von [[Aristoteles]] und schrieb Kommentare, um Aristoteles rein und unverfälscht gegen neuplatonischen Kommentare darzulegen\\ - Rücktreten der heilsgeschichtlichen Entfaltung des [[Glaube|Glaubens]] (wie sie [[Joachim]] lehrte) hinter die immergleiche Einsichtigkeit der ewigen [[Schöpfung|Schöpfungsordnung]] → dennoch besitzt der Mensch eine synthetische [[Kraft]], die ihn wandlungsfähig mache\\ - lehrte, daß der Anfang der [[Zeit]] und die [[Weltgeschichte]] als [[Heilsgeschichte]] nicht zu beweisen seien\\ - unermeßlich fleißig → seine Werkausgabe umfaßt vierzig Bände - der konkrete Inhalt des Glaubens wird zur systematischen [[Weltformel]], die aus rationalen Begriffen aufgebaut ist (Freyer) ==== über Ketzerei ==== //[[Ketzer]] dürfen nicht geduldet werden.\\ Die [[Kirche]] vergibt zwei Verwarnungen.\\ Die dritte Verwarnung der Kirche übergibt sie dem weltlichen Arm, was die grenzenlose [[Liebe]] der Kirche zeige.\\ Der weltliche Arm schafft sie aus der [[Welt]].//\\ __Begründung__: Es ist schlimmer, den [[Glauben]] zu verderben, von dem das [[Leben]] der [[Seele]] abhängt, als [[Münze]]n zu fälschen, die nur für das zeitliche Leben den Unterhalt bieten. Darum, wenn Falschmünzer und andere Übeltäter mit [[Recht]] sogleich zum [[Tod]]e verurteilt werden, müssen Ketzer mit noch viel mehr Recht zum Tode verurteilt werden. Die Kirche wird Sünder in ihren Schoß aufnehmen; die Liebe gegen den einen darf nichts Böses für andere mit sich bringen. Der erstmalige Ketzer, der bereut und widerruft, wird zur [[Buße]] angenommen, der mehrmalige kann sein Seelenheil erlangen, doch von der [[Todesstrafe]] nicht befreit werden.\\ - Die Ketzer werden u.a. dadurch bestraft, daß die Heiligen die Strafen (Bestrafung) der Gottlosen vollkommen schauen dürfen. ==== Die Summe wider die Heiden ==== Summa contra Gentiles 1259/64\\ - will [[Wahrheit]] der christliche [[Religion]] beweisen\\ - in der [[Offenbarung]] widerspricht nichts der Vernunft\\ - man muß Teile des Glaubens, die sich mit [[Vernunft]] beweisen lassen von denen trennen, bei denen das nicht der Fall ist\\ - er verwirft den ontologischen Beweis Gottes: Weise Menschen wissen mehr von Gottes Wesen als unwissende, und [[Engel]] wissen noch mehr; aber kein Geschöpf ist weise genug, um Gottes Sein aus seinem Wesen ableiten zu können.\\ - Gott ist der unbewegte Beweger: begreift die [[Ewigkeit]] der [[Bewegung]] in sich, aber mit Erstanstoß\\ ==== Summa Theologiae ==== oft zitiertes [[Buch]], gleichwohl es noch zahlreiche andere Bücher mit dem Titel [[summa theologiae]] gibt\\ === Gegen Augustinus === - im Menschen wesen keineswegs mehrere gestaltgebende Prinzipien\\ - Gotterkenntnis ist an Sinneswahrnehmung geknüpft und ist nicht von außermaterieller Qualität\\ - Leib und Seele sind nicht gegeneinander auszuspielen → der Mensch ist Seinseinheit und Subjekt der Beziehung zu Gott === Gottesbeweise === - der unbewegte Beweger - das [[Argument]] der ersten [[Ursache]] - Unmöglichkeit eines Zurückgehens ins Unendliche - es muß eine letzte Ursache aller [[Notwendigkeit]] geben - es gibt verschiedenes höchste Vollkommenes, was auf ein höchst Vollkommenes zurückgehen muß - selbst manche unbelebten Dinge haben einen [[Zweck]], weswegen es ein außer allem liegendes [[Wesen]] geben muß, das nur ein in ihm liegenden Zweck besitzen kann - Gott ist sein eigenstes Wesen, Wesen und Sein sind identisch\\ - Gott besitzt keine Akzidentien und Nebensächlichkeiten, nichts Zufälliges, Akzidenzienstreit\\ - Gott kann nicht definiert werden\\ - Gott begreift sich selbst vollkommen (Gegensatz zu [[Johannes#Johannes Scotus]])\\ === Erfordernisse der Schönheit === - Vollständigkeit oder Vollkommenheit: Unvollständiges ist häßlich - die rechte Proportion oder [[Harmonie]] - Klarheit, denn wir nennen solche Dinge schön, die leuchtende [[Farbe#Farben]] haben ==== Erkenntnislehre ==== === von Gott aus === - Gott erkennt alles gleichzeitig, nichts einzeln\\ * das Immaterielle kann nichts Materielles [[erkennen]] * ein unwandelbares Wesen kann nichts Wandelbares erkennen * das [[Besondere]] ist zufällig, nicht [[notwendig]] * nur der wollenden [[Person]] kann der Willensakt bekannt sein (des geschaffenen) * das Besondere ist unendlich, bleibt unerkannt * Gott bekümmert sich nicht ums Besondere * das [[Böse]] kann Gott nicht erkennen aber: die [[Weltordnung]] ist etwas Edles, was Gott erkennt samt den unedlen Teilen \\ [[Universalienstreit]]: die Universalien sind nicht außerhalb der Seele, aber der [[Verstand]] begreift Dinge außerhalb der Seele, wenn er Universalien begreift\\ === vom Menschen aus === - die Erkenntniskraft der menschlichen Vernunft vermag als //lumen naturale// (//[[ratio]] naturalis//) das, wovon sie durch Gott Prinzipien in sich trägt, zu erkennen → der Mensch erkennt gemäß seiner natürlichen Vernunft (nötig, um zu glauben; //praeambula fidei//), aber muß Offenbarungen ([[Schöpfung]], [[Erbsünde]], [[Fegefeuer]], Menschwerdung) als übervernünftig [[begreifen]]\\ - die Naturerkenntnis ist also der Vorläufer/Vorstufe der [[Gnade]], durch sie wird der Mensch vervollkommnet → über den Glauben, der auf der [[Erfahrung]] gründet, wird aufsteigend analogisch auf Gott geschlossen;\\ - machte für das Kirchendogma ein gefährliches [[Geständnis]], indem er ein von der [[Theologie]] unterschiedenes Recht des [[Dasein]]s einräumt, das durch die [[Philosophie]] beschrieben werden kann ([[Chamberlain]])\\ ==== Ethik ==== - das [[Böse]] ist [[Zufall]]\\ - alle Dinge [[streben]] danach, Gott gleich zu werden\\ - das [[Höchste]]: die [[Kontemplation]]\\ - niemand vermag sich göttlichen Beistand verdienen (Gnade ist die Form der Gewährung des Loskommens von der [[Sünde]])\\ - es gibt keine Annäherung ans [[Ideal]], aber die Kreaturen sind mittels der Gnade durchaus imstande, zur //divinae bonitatis// //similitudo// zu gelangen, zu der sie bestimmt sind\\ - heilige Handlungen verlieren nicht ihre Heiligkeit, wenn sie von schlechten Priestern durchgeführt würden\\ ==== Ästhetik ==== - jedes [[Seiendes#Seiende]] nimmt am Göttlich-Schönen teil, welches mit dem Guten identisch ist\\ - das [[Schöne]] fügt begrifflich etwas dem Guten hinzu: die Beziehung zur Erkenntnis ==== Rechtslehre ==== Jedes von Menschen erdachte Recht hat nur gerade soviel Rechtscharakter, als es vom [[Naturrecht]] abgeleitet ist. Aber wenn es in irgendeinem Punkt mit dem Naturrecht nicht übereinstimmt, hört es alsbald auf, Recht zu sein; dann ist es nur noch eine Rechtsverdrehung. ==== Wirtschaftsvorstellungen ==== - Im Unterschied zu [[Tertullian]] lehnte T. den Handel nicht ab, sofern er der wirtschaftlichen Unabhängigkeit der Städte wie der Klöster dient.\\ - bei Geldgeschäften ist eine sittliche Haltung erforderlich, also darf es keine Wucherzinsen geben\\ - das [[Streben]] richte sich auf Erwerb, nicht aber auf [[Reichtum]]; gerechte Preise, justum pretium ===== Thomas von Kempen ===== 1380-1471\\ - ein freundlicher Seelenberater der Fraterherren, der sich der Gegenbewegung zum [[Humanismus]] durch Gerhard G. anschloß und dessen Gedanken in 37 Einzelbändchen beschrieb\\ - saß mit einem meist mystischen [[Buch]] in einem beschaulichen Eckchen und liebte das Gespräch → ein [[Idylle#Idylliker]]\\ - galt bei den [[Pansophist|Pansophen]] als einer der drei wichtigsten Kanoniker\\