====== THOMASIUS ====== ===== Christian Thomasius ===== 1655-1728\\ Philosoph\\ - das [[Licht]] der [[Natur]] unterscheidet sich von dem der [[Offenbarung]] → positioneirte sich hierbei gegen die eher gefühlsmäßig argumentierenden [[Pietismus#Pietisten]], da er die Vernunft vor das innere Gefühl setzte, also weder wie die Lutheraner das Wort als solches obenan stellte, noch\\ - betont die Rolle der [[Philosophie]] als Schafferin des Wohlseins der Menschen\\ - differenziert [[Recht]], //iustum//, als äußerlich, und [[Moral]], //honestum et decorum//, als innerlich\\ - seit 1690 lehrt er nach einem Streit mit dem sächsischen König und den Bürgern Leipzigs in Halle/S, wo er am 10. Juni 1692 die preußische [[Universität]] mitbegründet (Privilegium des brandenburgischen Churfürsten) → er hält seine Vorlesungen in deutscher [[Sprache]], um die Aufnahme der Universität in Halle zu erleichtern; - geistvoll, leicht bewegt, kampflustig, beifallsbedürftig\\ - regte auch die Gleichgültigen und Kleinen durch seine geräuschvolle [[Tätigkeit]] zu Parteien auf ([[Freytag]]) ==== Erkenntnistheorie ==== - //sensis communis// → man müsse sich von den rationalen Konstruktionen abwenden, sofern sie [[praktisch]] nicht brauchbar seien ==== Geschichte der Weisheit und Torheit seit 1693 ==== - diese [[Zeitschrift]] setzt die [[Bedeutung]] des [[Gewissen#Gewissens]] als einziger Instanz für die [[Seligkeit]] des Menschen\\ - fordert die Bürgschaft für die Sicherheit des Menschen durch den [[Staat]] und obliegt ihm, für den [[Frieden]] [[Sorge]] zu tragen ==== Forderungen ==== [[Theologie]] aus der [[Bibel]], Philosophie aus der [[Vernunft]] herleiten! Das Recht ist äußerlich herleitbar, es ist äußerer Friede und erzwingbar. Die Moral dagegen ist nur innerlich herleitbar, somit innerer Friede und nicht erzwingbar. Thomasius geht noch einen Schritt weiter, er fordert philosophischen [[Pragmatismus]]: die Philosophie soll nicht nur für die [[Schule]], sondern auch für das Geschäftsleben tauglich sein.\\ - die Oberhoheit des Staates über die [[Kirche]] solle gewährleistet sein, doch darf es keine Einheitskirche geben (anders bei [[Hobbes]]) → der Staat solle nur auf den äußeren Frieden wert legen ==== Lehre ==== - Freiheit gibt dem [[Geist]] das rechte Leben, also weg vom [[Urteil]] der Autoritäten hin zum eigenen [[Urteilen]]\\ - keine Freiheit macht den [[Verstand]] tot, er möge noch so viele Vorteile haben\\ - Freiheit ist die Grundlage des geistigen Lebens: Der [[Wille]] des Menschen ist zwar anderen Menschen zu unterwerfen; aber der Verstand erkennt keinen Oberherrn als [[Gott]].\\ - der Verstand des einzelnen sei [[Richter]] in allem → der [[Mensch]] durch seine angeborenen Neigungen ist dahin getrieben, einen bürgerlichen Staat aufzubauen\\ - verwirft die aristotelische Denklehre und schlägt vor, den Franzosen nachzueifern\\ - erfaßt [[Aristoteles]] quantitativ, d.h. er erfaßt seine Lehre nicht → es fällt Thomasius leicht, in den modischen Tenor der Verneinung der bisherigen Grundfesten einzustimmen\\ - betonte den absolutistischen und zentralistischen Zug der Naturrechtslehre im [[Gegensatz]] zu [[Wolff]], der eher die Begrenzung der Staatsgewalt durch die mit sozialen Pflichten verbundenen Rechte der Individuen (Hauptakzent des aufgeklärten [[Absolutismus]]) akzentuierte, gerade in Hinsicht auf den Monarchen === Methode === - Beschränkung auf die wahre [[Physik]], d.i. die [[Wissenschaft]] von den teleologischen Zusammenhängen, die Lehre von der [[Schöpfung]] und den Beziehungen zwischen Schöpfer und Kreatur