====== TIECK ====== ===== Ludwig Tieck ===== 31.3.1773-1853\\ - mit [[Wackenroder]] gemütstiefe Erhabenheit der schlichten Innigkeit der mittelalterlichen deutschen [[Kunst]]\\ - Tieck beschreibt, wenn er beschreibt, nicht Tiere und Bäume, sondern sucht in der [[Natur]] ein Gefäß für sein bewegtes [[Gemüt]] und die [[Grund#Gründe]] seiner [[Seele]] ==== Blaubart ==== - richtet sich gegen die aberwitzige Gespreiztheit der Ritterromantik ==== Der blonde Ekbert ==== - wurde zu Lebzeiten als ein Meisterwerk der Romantik angesehen\\ - der Dichter möchte Märchenstimmung erzeugen und überrascht am Ende den Leser mit einer schreckhaften Offenbarung und einer furchtbaren Bestrafung eines sehr verzeihlichen Vergehens === Kernstelle === Waldeinsamkeit,\\ Die mich erfreut,\\ So morgen wie heut',\\ In ewiger Zeit,\\ Waldeinsamkeit! ==== Denkwürdige Geschichtschronik der Schildbürger ==== 1797\\ - weist als einer der ersten auf die [[Bedeutung]] der Volksbücher des 16. Jahrhunderts hin ==== Der gestiefelte Kater ==== - gegen die Plattheit der bürgerlichen Rührstücke a la [[Iffland]]\\ - war, als er erschien, eine sehr bedeutende Erscheinung, bei der das Neue darin bestand, daß der Autor die Zuhörer fortwährend in das Stück hineinsprechen ließ ==== Des Lebens Überfluß ==== - seine gelungenste Novelle\\ - zwei verheiratete Liebesleute sind in Noth und müssen ihren Hausrat und Teile (Treppen) ihrer Behausung verbrennen, um im Winter nicht zu erfrieren; sie hungern mit heiterer Seele, bis der Hauswirt sie mahnt und bestrafen lassen will, weil es nicht alles ihr Eigentum war, das sie verbrannten\\ - die Auflösung ist banal: jemand erscheint und rettet sie ==== Der Runenberg ==== - nach der Begegnung mit dem [[fremd#Fremden]] wird dem [[held#Helden]] das Vertraute fremd\\ - der Vater warnt den Sohn vor dem Fremden\\ - das Vertraute, die [[Überlieferung]], ist das Wertvolle und hat Bestand, weil es sich als brauchbar erwies\\ - der [[Text]] geht der Frage nach, ob die [[Erkenntnis]] des Fremden eine Lebenssteigerung bedeutet: werde, was du bist vs. suche das Fremde ==== Wilhelm Lovell ==== 1793-96\\ Briefroman in der Manier [[goethe#die_leiden_des_jungen_werthers|Werthers]]\\ - das Leben als [[Traum]], dessen Gestalten sich nach dem eigenen Willen formen\\ - der Erzähler gerät in entsetzliche Verarmung, da er sich nur mit seinem Ich befaßt, seinem eigenen [[Bewußtsein]]; er weiß seinem Ich keine andere Speise zu geben als das eigene Ich ([[Huch]]) ==== Wertung ==== - zeigt schon in seinen Jugendstücken die bedenkliche Neigung, sich mit dem Erfinden eines scheinbar fesselnden [[stoff|Stoffes]] zu begnügen, ohne an die Ausführung die volle Kraft zu setzen (Engel)\\ - der hinreißendste Vorleser und Improvisator seiner Zeit → allerdings auch nur eine Astrallampe der Teegesellschaften, wie Heine ihn nannte\\ - die [[Figur#Figuren]] in seinen historischen Romanen sind kostümierte [[Schauspieler]] und seine [[Lyrik]] ist nichts anderes als eine prächtige und reiche Requisitenkammer von romantischen Metaphern und Assoziationen (Friedell)\\ - der wirkliche Sohn des Phöbus Apollo, und wie sein ewig jugendlicher Vater führte er nicht nur die Leier, sondern auch den Bogen mit dem Köcher voll klingender Pfeile\\ - trunken von lyrischer Lust und kritischer [[Grausamkeit]]; hatte er einen literarischen [[Marsyas]] erbärmlichst geschunden, griff er mit den blutigen Fingern wieder lustig in die goldenen Saiten seiner Leier und sang ein freudiges Minnelied\\ - Nach seinem Beispiele haben viele deutsche Dichter sich seiner Form bemächtigt und wir erhielten Lustspiele, deren komische [[Wirkung]] nicht durch einen launigen [[Charakter]] oder durch eine spaßhafte [[Intrige]] herbeigeführt wird, sondern die uns gleich unmittelbar in eine komische Welt versetzen, in eine Welt, wo die Tiere wie Menschen sprechen und handeln und wo [[Zufall]] und Willkür an die Stelle der natürlichen Ordnung der Dinge getreten ist. ([[Heine]])\\ - Tieck dachte gering von [[Arnim|Arnims]] dichterischer Befähigung und hielt das, was an seinen Werken gut wäre, für Nachahmung seiner [[selbst]]\\ - ein Genie der [[Freundschaft]], der Liebe nicht; die Frauen waren für ihn ein Element, das die sinnliche Hälfte seines [[wesen|Wesens]] gewaltsam anzog und sich verband, wodurch er den Zusammenhang und die Einheit in sich verlor (Huch)\\ - reizte uns mit Wunderglauben (Klinkowström)