====== VERNUNFT ====== - keine esoterische Kenntnis\\ - tätige und betrachtende Vernunft ([[Aristoteles]])\\ - der [[Akt]] der [[Seele]], in welchem sie sich selber anschaut ([[Augustin]])\\ - dressierter Verstand\\ - homogenisierte und pasteurisierte Intelligenz\\ - Geist am Gängelband von Zweck und Moral\\ - Intellekt im Gefängnis der Realpolitik (Bierce)\\ - ein Vorzug oder eine Stärke ([[Ĉapek]])\\ - Teil des Menschen ([[Descartes]])\\ - Grundgesetz des Lebens einer [[Menschheit]], so wie allen geistigen Lebens\\ - wirkt als dunkler [[Instinkt]], wo sie nicht durch die [[Freiheit]] wirken kann ([[Fichte]])\\ - die Fähigkeit, objektiv zu denken\\ - die zugrundeliegende emotionale Haltung ist die Demut in bezug auf die eigene Allwissenheit und Allmacht (Fromm)\\ - nicht eingeboren - [[Gegensatz]] zu Platon -, sondern durch Fleiß entwickelbar\\ - welche in jedem [[Zeitalter]] und in jedem Volke ihre Tat vollbringt \\ - ihre Einsicht und [[Kraft]] macht das [[Volk]] zu Organen dieses Vollbringens ([[Gans]])\\ - das Beste aus dem Zufälligen machen ([[Goethe]])\\ - schafft [[Identität]]\\ - für sie sind endliche objektive Bestimmungen vorhanden\\ - [[Erscheinung]] des Absoluten\\ - Produzent der [[Philosophie]] → [[Verstand]] produziert nur sich selbst, die Vernunft muß heraustreten - es geht in diesem Kampf um die Grenzen der Philosophie: Reflexion vs. Erscheinung des Absoluten: Die Vernunft ist die [[Gewißheit]], alle [[Realität]] zu sein.\\ - strebt nach [[Wissen]] und [[Wahrheit]] richtens Einheit ([[Hegel]])\\ - Eigenschaft, Totalitäten zu denken\\ - Gesinnungsgestalten, die sich ausgelebt haben\\ - durch reine Überlegung mit sich selbst überzeugendes [[Denken]]\\ - zeitliche Vernunft: statt weltlicher Vernunft; Enteignung des menschlichen Wesens\\ - [[Zeit]] - [[Sinn]] → Teilung der Zeit = Vernunft\\ - Vernehmen des Seins im Seienden ([[Heidegger]])\\ - Dialog mit dem anderen; die Sicht des Du\\ - Abgabe der eigenen Machtgedanken an einen Dritten, um [[Gesellschaft]] zu retten: Es ist dem Menschen verboten, etwas gegen seine Person zu tun. ([[Hobbes]])\\ - hängt sich nicht an die [[Tradition]] → Rechtssätze müssen bewiesen werden und nicht [[historisch]] relativiert (Hogrebe)\\ - Summe tatsächlicher Vorstellungsverknüpfungen ([[Hume]])\\ - führt nur zur Idee des Göttlichen, benötigt aber [[Offenbarung]], um Gewißheit zu erlangen ([[Jung#Edgar Jung]])\\ - eine in der [[Geschichte]] sich auswirkende [[Macht]], die durch die Zeitalter hindurch sich immer weiter entwickelt und zu größter Klarheit gelangt\\ - auf alle Menschen verteilt \\ - Vermögen der Einheit der Verstandesregeln unter Prinzipien\\ - Vermögen der Prinzipien\\ - Vermögen des Unbedingten, der Ideen der Totalität; Weltüberschreitung\\ - die Absicht der Vernunft ist, die absolute Totalität der Synthesis des Erfahrungslosen beziehungsweise nicht Bedürftigen auf der Seite der Bedingungen nicht zu erreichen \\ - ihre objektive Realität an sich ist zweifelhaft ([[Kant]])\\ - Distanz zu allem, was nicht diese [[selbst]] ist (Kößler)\\ - nicht syllogistischem Denken auszusetzen: [[Gott]] hat aber den Menschen nicht so karg bedacht, als daß er sie nur als zweibeinige [[Wesen]] erschaffen und es dem Aristoteles überlassen hätte, sie vernünftig zu machen.\\ - Untersuchung dessen, was wir mit Sicherheit wissen können - Erforschung von Sätzen, nach denen in der Praxis zu handeln klug ist, obwohl nur [[Wahrscheinlichkeit]] aus ihnen spricht ([[Locke]])\\ - kein Mittelbegriff, sondern ein Zielbegriff (Oberlercher)\\ - [[weiblich]], denn sie kann nur wiedergeben, was man ihr eingab: hierin besteht die Funktion des Gehirns \\ - ist auf die Fähigkeit beschränkt, vorzustellen (ist ein untergeordnetes Organ) dem Willen, der das Gehirn ausstattete mit Übermaß an [[Intellekt]] ([[Rosenberg]])\\ - dem Menschen das, was nach den Mystikern das //primum passivum// in Gott ist, eines und doch jedes [[frei]] in seiner Art..., die ruhige Stätt, in der die ursprüngliche [[Weisheit]] empfangen wird ([[Schelling]])\\ - Distanz zu allem, was diese nicht selbst ist ([[Schiller]])\\ - Vermögen der Ideale, ein Grundtrieb nach dem Ewigen ([[Schlegel]])\\ - hat es mit dem Lebendigen, in dem Gott wirksam ist, zu tun ([[Spengler]])\\ - unmittelbare [[Anschauung]] des notwendigen Zusammenhangs - kann zum Affekt werden ([[Spinoza]]) ===== Abenteuer der Vernunft ===== - es wäre ein Abenteuer der Vernunft, mit Hilfe der diskursiven Urteilskraft vom [[allgemein#Allgemeinen]] ausgehend, das Besondere zu erkennen (Kant)\\ - zielt auf Erkenntnis des Unendlichen und ist damit eine Epoche der Ideen\\ - auf der Suche findet der Sehnsuchtsstreber positive Wahrheiten: für sich, seine Liebsten, die Welt (Schlegel) ===== Aufgabe der Vernunft ===== - sie bemüht sich zentral um den [[Fortschritt]] – zur Überwindung des Übels in der [[Welt]] – als Erkenntnisfortschritt\\ - transzendentale [[Idee]], Freiheit zeigen (Kant) ===== List der Vernunft ===== - [[Tun]] und Lassen der Menschen wird hinter ihrem Rücken in den [[Dienst]] des Ganzen gestellt ===== mittelalterliche Vernunft ===== - So gefährlich nahe die mittelalterliche Vernunft oft genug der Ketzerei kommt, dem Gewissen und Vertrauen nach ist sie [[Glaube]] und [[Dienst]] am Reiche Gottes, und in ihren größten Leistungen ist sie das wirklich. So gründet das Reich Gottes breiter auf der [[Erde]], nämlich in der erkannten [[Welt]] und in der begriffenen [[Geschichte]]. Sie verstrebt es fester im Menschen, nämlich auch in seinem Verstand. Sie baut es höher hinauf, nämlich bis in den Konvergenzpunkt aller Abstraktionen. Sie gibt seinen Wundern die Helligkeit der Definition und seiner Fülle die Hochform des [[System#Systems]]. \\ - Erst als das [[Reich]] verging, lösten sich die Dienste zu abgesonderten Machtpositionen los und stellten sich je auf sich [[selbst]]. Erst dann wurde auch die Vernunft eigensinnig und [[Souveränität#souverän]], und im Innern des [[Abendland#abendländischen]] Geistes vollzog sich eine neue [[translatio-imperii#translatio imperii]]: vom Reich Gottes zum Reiche der Vernunft (Freyer) ===== praktische Vernunft ===== - [[Kausalität]] in Ansehung ihrer [[Objekt#Objekte]] (Kant) ===== Prätention der Vernunft ===== - Verstandesbegriffe selbst zu Ideen machen (Kant) ===== reine Vernunft ===== - terminus technicus des 18.Jahrhunderts (Kant) ===== theoretische Vernunft ===== - hat keine Kenntnis eines wirklichen Sachverhaltes Freiheit\\ - ihre Gewißheit, daß sie frei sei, geht jeder möglichen [[Erkenntnis]] voraus, und es wäre sinnlos und zirkulär, sich zum Denken erst dann für befugt zu halten, wenn man sich von der Realität der Freiheit überzeugt hat (Henrich) ===== transversale Vernunft ===== ==== Grundthesen ==== - Die Verfassung der Rationalität ist durch eine unhintergehbare Unordentlichkeit gekennzeichnet. - Vernunft ist prinzipiell fähig, diese Unordentlichkeit zu rekonstruieren und präzise zu beschreiben. - Erst wenn es der Vernunft gelingt, sich auf die unbewußten Verflechtungen der Rationalitäten produktiv einzulassen, ist sie für die Lösung gegenwärtiger Problemstellungen angemessen gerüstet. (Sandbothe) → es ist zu fragen, ob die [[Peirce#Peircesche]] Abduktion die Transformation unbewußter Verflechtungen leistet, indem sie Leerstellen des Textes als Propositionen für inferentielle Verknüpfungen ausgibt ===== Zerstörung der Vernunft ===== Schelling setzt den [[Geist]] primär, aus dem sich die Vernunft ableitet\\ → der philosophische [[Rationalismus]] wird zerstört; WEIL NUR DER VOLLKOMMENE Geist vernünftig, als [[Prinzip]] vernünftig ist\\ → der vollkommene Geist IST und bedarf keines Grundes - [[Kritik]] Lukacs’ ===== autonome Vernunftkultur ===== - bei ihrer Geburt hat die Vernunft etwas Kosmisches, Göttliches, woran der Mensch zwar innerlich Anteil nehmen kann, das aber nicht bei ihm (als Mensch) zu Hause sei (Erich Franz) -