====== WALTHER ====== ===== Bernhard Walther ===== um 1540\\ [[Jurist]]\\ - Schüler [[Alciatus]]'\\ - Rat und Kanzler in [[Wien]] 1565\\ - schrieb den [[Brauch]] des [[Recht#Rechts]] in Niederösterreich nieder, //aurai tractatus iuris austriaci//, und ermöglichte so eine Rechtsprechung gegen das Obwalten des Gemeinen Rechts ===== Walther von der Vogelweide ===== 1170-1230\\ [[Dichter]]\\ - IM (inoffizieller Mitarbeiter) der Reichskanzlei (Haustein)\\ - ist im Herzen urstaufisch gesinnt (Lachmann)\\ - einer der zwölf Ahnherren des Meistergesanges\\ - stand während des Wahlstreites zwischen [[Otto#Otto IV.]] (dem Sohn des Löwen) und [[Philipp]] von Staufen auf Seiten Philipps, des Vertreters der Reichspartei\\ - sieht die [[Ursache]] des Unheils in [[Deutschland]] in der römischen Kurie, wiewohl Walther persönlich fromm war\\ - maßgeblich an der Ausarbeitung - dritter Reichsspruch - des 1202 in Halle verfaßten Reichstones beteiligt, der den [[Bann]] von der Reichspartei nehmen sollte\\ - erklärt die Bayern für räuberisch\\ - [[Frauenlob]] nahm später Walthers Bemerkung über die Etymologie des Begriffes //frowe// auf und entwickelte diese Bedeutungsdifferenzierung weiter → das //wip// ist für Walther der //frouwe// übergeordnet, weil //frouwe// nur die Herrin ist, die sich das Lob //wip// erst noch verdienen muß, Frauenlob sieht das hundert Jahre später anders\\ - betonte die Einheit von körperlicher und innerer [[[Ehre]]] [[Schönheit]] erstmals, denn bis dato waren naturalistische Vergleiche, insbesondere mit Frauen aus niederen [[Stand#Ständen]], verpönt\\ - um 1203 erlebte er in Wien bei Leopold VI. die glücklichste [[Zeit]] seines Lebens und dichtete ein Preislied auf Deutschland - als mittelalterliche Nationalhymne verstanden -, in dem er dem [[Gefühl]] Rechnung trägt, daß Deutschland allen anderen Kulturvölkern überlegen sei → die ästhetische Geburt der staufischen [[Reichsidee]]\\ - ließ sich beschenken und dankte seinen Gönner mit einem humoristischen Spruch, wobei er aber die Intention des Beschenktseins honorierte\\ - 1220 erhielt er von Friedrich II. von Staufen ein Lehen und setzte sich zur Ruhe\\ - legte in seinem Testament fest, daß an seinem Grabstein täglich den Vögeln Futter und Wasser zu geben sei → diese Überlieferung hielt sich bis ins 17. Jahrhundert an Walthers Grabstein\\ - focht mit Ulrich von dem Türlin und Neithart von Reuental eine lyrische Kontroverse ==== Herr Kaiser ==== 1212\\ - rühmt des Kaisers Ehre, Reichtum und [[Macht]], zu belohnen und zu strafen\\ - versichert Otto IV. nach dessen Anerkennung um 1208 die Treue des meißnerischen Markgrafen, bei dem Walther zu dieser Zeit lebt\\ - dem Kaiser obliege es, [[Gott]] in seinen Ansprüchen auf des Heilige Land zu schützen, wofür ihm [[Jesus Christus]] seinen Schutz dort verspreche, wo einst er als [[Vogt]] über die [[Seele]] zu richten habe\\ - der Kaiser muß seine gesamte Kraft zum Kampf gegen die Sarazenen aufbringen ==== Elegie ==== 1227\\ - schmerzlicher Wehruf\\ - Einbringung der Gefühle in die Form → das macht ihn zum bedeutendsten Dichter des Mittelalters\\ - Todesahnung aus langhallenden Versen\\ - setzt auf Alter, [[Adel]] und [[Weisheit]], die Eckpfeiler des Reiches, deren Sitz auf dem Thron die Einheit und Stärke des Reiches wahrt, deren Verlust aber Vertreibung von [[Recht]] und [[Ordnung]] ständet ==== Rezeption und Wertung ==== - stellte seine [[Kunst]], seine volksverbundene Minnelyrik wie seine Spruchdichtung in den [[Dienst]] seiner politischen Überzeugung und gesellschaftlichen [[Verantwortung]]: auf der Seite der königlichen Zentralgewalt, als Exponent der königstreuen Ritterschaft, gegen die Vorherrschaftsansprüche des [[Papsttum|Papsttums]] und das Vormachtstreben der Kurie in [[Rom]] und indem er Untreue, [[Gewalt]] und die tödliche Verwundung von Frieden und Recht schärfstens kritisierte (Mägdefrau)\\ - Walthers runde [[Persönlichkeit]] und ihre klassische Stellung beruhen darauf, wie hier ein Sänger (//cantor//) offensichtlich die verschiedensten Traditionen - [[Minnesang]] und Spruch, Adels- und Fahrendendichtung, deutsche und lateinische Formen, verscheidenartige Typen des Minneliedes - gegeneinander führt und verbindet und wie somit im Kreuzweg verschiedener Formen eine Mitte, ein bewegender und konstruktiver [[Wille]] und nicht bloß der Vollzug einer Funktion deutlich wird. (Wehrli)