Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


anaximander

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.

Link zu dieser Vergleichsansicht

Beide Seiten der vorigen RevisionVorhergehende Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorhergehende Überarbeitung
anaximander [2022/01/01 14:32] – [Lehre] Robert-Christian Knorranaximander [2023/05/02 12:22] (aktuell) – [Wertung] Robert-Christian Knorr
Zeile 7: Zeile 7:
 ===== Lehre ===== ===== Lehre =====
 - nahm gewisse Entwicklungsstufen bei der Entstehung des [[Mensch#Menschen]] an und setzte den Fisch an den Anfang allen vergänglichen [[Sein#Seins]]\\ - nahm gewisse Entwicklungsstufen bei der Entstehung des [[Mensch#Menschen]] an und setzte den Fisch an den Anfang allen vergänglichen [[Sein#Seins]]\\
-- zuerst bezeichnete er den [[Urgrund]] alles Seins <html></font><font face ="symbol, serif">arxh</font></html>, erst später nannte er den [[Begriff]] <html></font><font face ="symbol, serif">apeiron</font></html>, d.i. grenzenlos-unbestimmt - damit die fortdauernde [[Schöpfung]] niemals [[Mangel]] leide -, unveränderlich, unzerstörbar, unvergänglich, ständig bewegt und durchgängig belebt → aus ihm gehen die konkreten [[Erscheinung#Erscheinungen]] hervor und kehren in es zurück: //Die innere [[Bewegung]] des Alls wird im [[Apeiron]] enden und aus ihm dann immer wieder beginnen, denn es ist unerschöpflich, das Werden hört nicht auf.// → der vorgestellte Begriff und das mit dem Begriff Gemeinte sind eins, aber sind sie immer verdinglicht?\\+- zuerst bezeichnete er den [[Urgrund]] alles Seins αρχή, erst später nannte er den [[Begriff]] άπειρων, d.i. grenzenlos-unbestimmt - damit die fortdauernde [[Schöpfung]] niemals [[Mangel]] leide -, unveränderlich, unzerstörbar, unvergänglich, ständig bewegt und durchgängig belebt → aus ihm gehen die konkreten [[Erscheinung#Erscheinungen]] hervor und kehren in es zurück: //Die innere [[Bewegung]] des Alls wird im [[Apeiron]] enden und aus ihm dann immer wieder beginnen, denn es ist unerschöpflich, das Werden hört nicht auf.// → der vorgestellte Begriff und das mit dem Begriff Gemeinte sind eins, aber sind sie immer verdinglicht?\\
 - aus dem Apeiron hat sich entwickelungsgeschichtlich ein samenartiges Etwas abgesondert, feucht und warm zugleich, und wuchs zu etwas Pflanzenähnlichem heran\\ - aus dem Apeiron hat sich entwickelungsgeschichtlich ein samenartiges Etwas abgesondert, feucht und warm zugleich, und wuchs zu etwas Pflanzenähnlichem heran\\
 - das in ihm enthaltene [[Feuer]] konzentrierte sich im Inneren und legte eine schützende Rinde um es herum, die vom Winde getrieben um die [[Erde]] kreisen\\ - das in ihm enthaltene [[Feuer]] konzentrierte sich im Inneren und legte eine schützende Rinde um es herum, die vom Winde getrieben um die [[Erde]] kreisen\\
Zeile 19: Zeile 19:
  
 ===== Ethik ===== ===== Ethik =====
-- die [[Existenz]] des Einzelwesens ist eine unrechtmäßige [[Emanzipation]] vom ewigen Sein → daraus folgt die Notwendigkeit des Untergangs, genauer: Existenz ist vorrübergehender [[Sieg]] der einen Seite - die beiden Elementarkräfte: trockenes, heißes Feuer und nasses, kaltes [[Wasser]] -, also [[Unrecht]]\\+- die [[Existenz]] des Einzelwesens ist eine unrechtmäßige [[Emanzipation]] vom ewigen Sein → daraus folgt die Notwendigkeit des Untergangs, genauer: Existenz ist vorübergehender [[Sieg]] der einen Seite - die beiden Elementarkräfte: trockenes, heißes Feuer und nasses, kaltes [[Wasser]] -, also [[Unrecht]]\\
 - der Kampf muß weitergehen, der Sieg ist also vorübergehend → die Entwicklung wäre ausgeschlossen, gäbe es einen Sieger\\ - der Kampf muß weitergehen, der Sieg ist also vorübergehend → die Entwicklung wäre ausgeschlossen, gäbe es einen Sieger\\
 - die Entwicklung verläuft in gerader Linie → durch das Ausscheiden von [[Gegensatz#Gegensätze]]n wird der [[Kosmos]] entstehen, wobei die Welt als eine Einheit zu verstehen ist \\ - die Entwicklung verläuft in gerader Linie → durch das Ausscheiden von [[Gegensatz#Gegensätze]]n wird der [[Kosmos]] entstehen, wobei die Welt als eine Einheit zu verstehen ist \\
Zeile 29: Zeile 29:
  
 Die yin-yang-Idee - Kampf der Gegensätze als entwickelndes [[Moment]] - steht mit dem [[Königtum]] in Verbindung, dem die Macht, den [[Streit]] beizulegen, zugemessen wurde. Anaximander sieht die Dinge als solche, nicht als Eigenschaften, denkt ganzheitlich; eine rituelle Macht stand bei ihm jenseits des Denkbaren. \\ Die yin-yang-Idee - Kampf der Gegensätze als entwickelndes [[Moment]] - steht mit dem [[Königtum]] in Verbindung, dem die Macht, den [[Streit]] beizulegen, zugemessen wurde. Anaximander sieht die Dinge als solche, nicht als Eigenschaften, denkt ganzheitlich; eine rituelle Macht stand bei ihm jenseits des Denkbaren. \\
 +- Faßt man yin und yang als Elementarkräfte (ähnlich wie Heißes und Kaltes, Trockenes und Feuchtes), so sind sie nach Anaximander endlich. Sie vergehen. Das Apeiron dagegen vergeht nicht.
  
 ===== Wertung ===== ===== Wertung =====
 - der vermeintliche [[Fortschritt]] gegenüber [[Thales]]: das Apeiron ist keine empirisch-erfahrbare Ursubstanz, es repräsentiert eine höhere Stufe der [[Abstraktion]] \\ - der vermeintliche [[Fortschritt]] gegenüber [[Thales]]: das Apeiron ist keine empirisch-erfahrbare Ursubstanz, es repräsentiert eine höhere Stufe der [[Abstraktion]] \\
 - Anaximander stellte das erste [[Gesetz]] des Werdens auf und unterschied ein äußeres und inneres Leben\\ - Anaximander stellte das erste [[Gesetz]] des Werdens auf und unterschied ein äußeres und inneres Leben\\
-- die eigentliche [[Leistung]] Anaximanders besteht wohl zurecht darin, daß er den Gedanken eines ordnenden Prinzips ausgesprochen hat; dieses <html></font><font face ="symbol, serif">apeiron</font></html> ist Ausdruck des in einem unendlichen [[Kreislauf]] von Entstehen und Vergehen sich vollziehenden Weltprozesses: „Entstehen und Vergehen würden nur dann nicht nachlassen, wenn dasjenige, von dem das Entstehen abgetrennt wird, unbeschränkt sei.“ ([[Aristoteles]])+- die eigentliche [[Leistung]] Anaximanders besteht wohl zurecht darin, daß er den Gedanken eines ordnenden Prinzips ausgesprochen hat; dieses Apeiron ist Ausdruck des in einem unendlichen [[Kreislauf]] von Entstehen und Vergehen sich vollziehenden Weltprozesses: „Entstehen und Vergehen würden nur dann nicht nachlassen, wenn dasjenige, von dem das Entstehen abgetrennt wird, unbeschränkt sei.“ ([[Aristoteles]])
  
anaximander.1641043950.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/01/01 14:32 von Robert-Christian Knorr