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aristophanes

ARISTOPHANES

griechischer Komödiendichter
- spezifisch hellenische PHANTASIE und RELIGIOSITÄT in ERNST und SPIEL → erlaubt sich alles gegen die GÖTTER, um dann doch ernsthaft zu ihnen zu beten (WILAMOWITZ) → SPIEL vs. ERNST
- schuf mit seinen Wolken etwas Unvergängliches
- FREUND Platons, der ihm Die Wolken offenbar nicht verübelte; dagegen keine Gnade bei XENOPHON, ISOKRATES oder ARISTOTELES, die ihn als sittenlos, gar zynisch brandmarkten, was das Urteil über Aristophanes auf Jahrhunderte prägte

Bauprinzip

- es existiert keine Normalform, zudem fehlt es zuweilen an einzelnen Bauelementen, zuweilen ändert sich deren Reihenfolge
- die Haupthandlung besteht aus einem Konflikt zwischen zwei Personen resp. -gruppen mit entgegengesetzten Ansichten, die den Sieger in einem Streitgespräch ermitteln
- als Schiedsrichter fungiert der Chor oder eine dritte Person
- in seinen Komödien werden phantastische Spielräume entwickelt
- nicht alle Handlungsfäden werden stringent entwickelt

Eleusinen-Begrüßung

- Es trete zurück von unseren heiligen Festreih'n, wer solcherlei Worte unkundig vernimmt, dess' Herze nicht lauter und rein ist, der der heiligen Gottheit Feste nicht kennt und niemals getanzt in ihren Reigen, dess' Herz an niedrigen Possen sich freut, die sich hören lassen zur Unzeit; wer den Zwist der Parteien nicht löst, wo er kann, nicht freundlich ist gegen Bürger, nein, die Glut noch heftiger schürt, nach eigenem Nutzen begierig; der, wenn der Staat in Drangsal und Noth, bestechen sich läßt von den Feinden; wer Festungen oder Schiffe verrät und verbotene Waren versendet!
Gesagt sei's denen und nochmals gesagt, und gesagt zum Dritten und Letzten: Entfernt Euch von dem geweiheten Chor!
Ihr anderen stimmt den gesang an!
Und die Feier der Nacht beginnt jetzund, die ziemt dem heiligen Feste.
Iachos, o Iachos!
Bei uns allein ist Sonnenschein und heil'gen Lichtes Klarheit; bei uns, die geweiht wir sind und frommen Sinn übten an dem Nächsten, sei Fremdling er, sei er einer der Unsern!

Frieden

um 421 v.Chr.
- Herr Trygaios, d.i. der Winzer, hadert erfolglos mit ZEUS, da es in Griechenland immer noch Krieg gibt
- das Klagen bleibt erfolglos, also schwebt Trygaios auf einem Mistkäfer zum OLYMP, wo ihn der Pförtner HERMES abweisen will, aber bestechlich ist und ihm erzählt, daß die GRIECHEN seit zehn Jahren sämtliche Friedensvorschläge ausschlagen, was dazu führte, daß sich die (olympischen) Götter schmollend zurückzogen und Hermes und den Nichtolympiern die Geschäfte überließen
- das machte sich Polemos, d.i. der Krieg, zunutze, jagte erfolgreich Eirene, d.i. der Frieden, und sperrte sie in ein Verlies
- Trygaios kann die Griechen überzeugen, daß man Eirene befreien müsse, was die auch versuchen, sich aber uneins sind, wie sie es tun könnten, doch schließlich schaffen es die attischen Bauern, sie hieven Eirene und ihre Begleiterinnen OPORA, d.i. der Erntesegen, und Theoria, d.i. die Festfreude, hoch
- am Ende heiratet Trygaios Opora, bringt die Rüstungsfabrikanten in Armut und die Pflugscharenproduktion in die Gewinnzone

Lysistrate

411 v.Chr.
- die Auflöserin der Heere kämpft einen panhellenischen Kampf, um den Krieg zu beenden
- sie weiß den Staatsschatz zu sichern und bringt die Männern nach matten Gegenversuchen dazu, den Krieg zu beenden
- Da bei den Männern die zerebralen Funktionen nicht ausreichten, um den Krieg zu beenden, wird man die Männchen dazu zwingen, indem man ihre genitalen Funktionen lahmlegt. (Weinreich)

Die Vögel

414 v.Chr.
- zwei Athener, Pisthetaisor und Euelpides, emigrieren freiwillig in eine andere Stadt, wo sie keine Gefahr von Prozessen fürchten müssen
- sie befragen einen Wiedehopf, der einst Mensch gewesen war und als Gatte der Prokne mit den Athenern verwandt war
- die Erde ist zu klein, sie wollen im KOSMOS eine neue Stadt gründen, also gründen sie die Vogelstadt „Wolkenkuckucksheim“, die eine feste Mauer besitzt, um die GÖTTER davon abzuhalten, ihre Unzucht auch in Wolkenkuckucksheim zu treiben
- Pisthetaisos verjagt die Sykophanten aus Wolkenkuckucksheim und führt Basileia, Symbol der Weltherrschaft, zur Hochzeit, somit ist die SOUVERÄNITÄT der Stadt auch vor den Göttern, nach anfänglichem Widerstand, gegeben → die Vögel, d.i. der Chor, jubeln

Die Wespen

um 422 v.Chr.
- ein Athener namens Philokleon, Freund Kleons, ist von den unbezähmbaren Drang zu richten befallen (als Heliast verdiente man gutes GELD), was seinen Sohn Bdelykleon, Feind Kleons, veranlaßt, seinen Vater mit allen Mitteln zu Hause festzusetzen
- der Vater unternimmt fehlschlagende Fluchtversuche
- der Chor, die Kollegen Philokleons, tritt in Wespenkostümen vor dem Hause Philokleons auf und verlangt dessen Freisetzung → es kömmt zum Kampf mit Bdelykleon
- Agon zwischen Vater und Sohn über den Sinn des Heliastenwesens, der mit einem Sieg des vernünftigeren Sohnes endet, der zugleich den Kompromiß anbietet, der Vater möge fortan häusliche Streitigkeiten entscheiden
- der erste Streitfall: zwei Hunde streiten um die Verzehrrechte eines Stückes Käse (!) aus Kydathen, d.i. der Ort, aus dem KLEON stammt
- der Vater entscheidet aus Versehen zugunsten des Hundes aus Kydathen, also für Kleon, der freigesprochen wird, nachdem man Küchengeräte und junge Hunde befragt hatte

Die Wolken

um 423 v.Chr.
Komödie, die SOKRATES verspottete und auch von Platon nicht goutiert wurde → das Stück ist mitverantwortlich für die Verurteilung des Sokrates (Platon)

Wertung

- der ungezogene Liebling der Grazien (GOETHE)
- Ohne Aristophanes gelesen zu haben, läßt sich kaum wissen, wie dem Menschen sauwohl sein kann. (HEGEL)
- darum ist Aristophanes so groß, weil seine Weltansicht so groß war, weil sie größer, ja tragischer war als die der Tragiker selbst; weil seine Komödien wirklich scherzende Tragödien waren (HEINE)
- Stücke wie Die Ritter oder Die Wolken sind vorzüglich geeignet, um über Vergangenes gegenwärtige Ereignisse zu verstehen, etwa die Auswüchse der französischen Revolution. (WIELAND)

aristophanes.txt · Zuletzt geändert: 2024/11/18 16:40 von Robert-Christian Knorr