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berney

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 - [[Sohn]] eines jüdischen Weinhändlers\\ - [[Sohn]] eines jüdischen Weinhändlers\\
 - Das [[Judentum]] war ihm wichtig, aber er fühlte sich vorrangig als Deutscher. Er nahm am [[Weltkrieg#Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] teil und beteiligte sich 1918 in Mainz kurz an der Gründung eines „Rats geistiger Arbeiter“. [[Zweifel]] an der „Gesinnungsreinheit“ der Initiatoren ließen ihn sein Engagement einstellen. Seinem Vater zuliebe studierte er [[Jura]]. Er schloß dieses Studium Ende 1920 in Heidelberg mit einer Promotion ab, die stark [[historisch]] beziehungsweise wirtschaftsgeschichtlich ausgerichtet war. Gleichzeitig war sie ein politisches Manifest. Er plädierte darin für einen „[[Staatssozialismus]]“, der die „Anerkennung des rechtmäßig erworbenen Privateigentums“ umfasse, ja das Kleingewerbe vor der „dahinrasenden großgewerblichen [[Entwicklung]]“ schütze [Duchhardt S. 16f.]. \\ - Das [[Judentum]] war ihm wichtig, aber er fühlte sich vorrangig als Deutscher. Er nahm am [[Weltkrieg#Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] teil und beteiligte sich 1918 in Mainz kurz an der Gründung eines „Rats geistiger Arbeiter“. [[Zweifel]] an der „Gesinnungsreinheit“ der Initiatoren ließen ihn sein Engagement einstellen. Seinem Vater zuliebe studierte er [[Jura]]. Er schloß dieses Studium Ende 1920 in Heidelberg mit einer Promotion ab, die stark [[historisch]] beziehungsweise wirtschaftsgeschichtlich ausgerichtet war. Gleichzeitig war sie ein politisches Manifest. Er plädierte darin für einen „[[Staatssozialismus]]“, der die „Anerkennung des rechtmäßig erworbenen Privateigentums“ umfasse, ja das Kleingewerbe vor der „dahinrasenden großgewerblichen [[Entwicklung]]“ schütze [Duchhardt S. 16f.]. \\
-Danach ging Berney endgültig zu einem seinen Neigungen entsprechenden Zweit-Studium der [[Geschichte]] über. Noch in Heidelberg lernte er die Mitglieder des George-Kreises [[Gundolf#Friedrich Gundolf]] und Ernst Kantorowicz kennen. Nachhaltigen intellektuellen Einfluß übte auf ihn die „geistige [[Bewegung]]“ dieses Kreises aus. Er scheint aber nicht den persönlichen Kontakt zu ihm -  wenn er ihn überhaupt gesucht hat - gefunden zu haben. Denn Ende 1921 wechselte er nach Freiburg. Anfang 1922 war auch Hermann Heimpel von München dorthin gewechselt. Als 1901 Geborener hatte der nicht mehr am Ersten Weltkrieg teilgenommen. Während des [[Kapp-Putsch#Kapp-Putsches]] im März 1920 hatte Heimpel aber ganz fraglos gemeint, mit seiner „Zeitfreiwilligenbatterie Brenner gegen die Roten im Ruhrgebiet kämpfen“ zu müssen [Heimpel: Die halbe Violine. Eine Jugend in der Residenzstadt München, Stuttgart 1949, S. 273]. Der [[Protestant]] Heimpel und der deutsche Jude Berney befreundeten sich, doch spielte der Ältere nach dem Empfinden des Jüngeren ein wenig zu rigide den „Erzieher“ [Heimpel 1995, S. 156f.]. Ihrer beider große Musikalität glich aber manches aus: „Der vokal-instrumentale Zusammenklang mit ihm wog unangenehme Stunden auf“, wie sich Heimpel erinnerte [ebd. S. 160f.]. Beide wurden 1924 in Freiburg promoviert und habilitierten sich auch dort 1927. \\+Danach ging Berney endgültig zu einem seinen Neigungen entsprechenden Zweit-Studium der [[Geschichte]] über. Noch in Heidelberg lernte er die Mitglieder des [[george|George-Kreises]] [[Gundolf#Friedrich Gundolf]] und Ernst Kantorowicz kennen. Nachhaltigen intellektuellen Einfluß übte auf ihn die „geistige [[Bewegung]]“ dieses Kreises aus. Er scheint aber nicht den persönlichen Kontakt zu ihm -  wenn er ihn überhaupt gesucht hat - gefunden zu haben. Denn Ende 1921 wechselte er nach Freiburg. Anfang 1922 war auch Hermann Heimpel von München dorthin gewechselt. Als 1901 Geborener hatte der nicht mehr am Ersten Weltkrieg teilgenommen. Während des [[Kapp-Putsch#Kapp-Putsches]] im März 1920 hatte Heimpel aber ganz fraglos gemeint, mit seiner „Zeitfreiwilligenbatterie Brenner gegen die Roten im Ruhrgebiet kämpfen“ zu müssen [Heimpel: Die halbe Violine. Eine Jugend in der Residenzstadt München, Stuttgart 1949, S. 273]. Der [[Protestant]] Heimpel und der deutsche Jude Berney befreundeten sich, doch spielte der Ältere nach dem Empfinden des Jüngeren ein wenig zu rigide den „Erzieher“ [Heimpel 1995, S. 156f.]. Ihrer beider große Musikalität glich aber manches aus: „Der vokal-instrumentale Zusammenklang mit ihm wog unangenehme Stunden auf“, wie sich Heimpel erinnerte [ebd. S. 160f.]. Beide wurden 1924 in Freiburg promoviert und habilitierten sich auch dort 1927. \\
 Den Neuzeitler Berney wie den Wirtschafts- und Konzilshistoriker Heimpel interessierte die Entstehung eines nationalen [[Bewußtsein#Bewußtseins]] und die Geschichte des Reichsgedankens -  allerdings zu jeweils sehr verschiedenen [[Zeit#Zeiten]]. Berney publizierte über [[Schlözer]], über [[König]] [[Friedrich#Friedrich I. von Preußen]] und 1929 in der Historischen Zeitschrift seinen bekanntesten Aufsatz: „Reichstradition und Nationalstaatsgedanke 1789-1815“. \\ Den Neuzeitler Berney wie den Wirtschafts- und Konzilshistoriker Heimpel interessierte die Entstehung eines nationalen [[Bewußtsein#Bewußtseins]] und die Geschichte des Reichsgedankens -  allerdings zu jeweils sehr verschiedenen [[Zeit#Zeiten]]. Berney publizierte über [[Schlözer]], über [[König]] [[Friedrich#Friedrich I. von Preußen]] und 1929 in der Historischen Zeitschrift seinen bekanntesten Aufsatz: „Reichstradition und Nationalstaatsgedanke 1789-1815“. \\
 Für seine Habilitation hatte Berney selbstfinanzierte, langwierige Archivstudien in [[Wien]], [[Paris]] und Berlin unternommen, während Heimpel bei Heinrich Finke, dessen beide Söhne im Ersten Weltkrieg gefallen waren, als Mitarbeiter und „Sohn im Hause“ vier Jahre wohnte [Heimpel 1995, S.198]. 1925 kam als Ordinarius Gerhard Ritter nach Freiburg, der 1929 Rudolf Stadelmann nach Freiburg brachte. Seitdem hatte sich Heimpel „im Ertragen der [[Genialität]] des von Ritter geförderten und unablässig gerühmten Rudolf Stadelmann [...] mit Berney zu teilen“. Kurz nach Heimpels Habilitation war Below am 21.10.1927 gestorben. Sein Nachfolger, Erich Caspar, kam 1928 aus Königsberg nach Freiburg, folgte aber schon 1930 einem Ruf nach Berlin. Den Violinisten Heimpel, den Pianisten und Baß Berney, den Cellisten Caspar und den Flötisten Ritter verbanden gemeinsame musikalische [[Interesse#Interessen]]. \\ Für seine Habilitation hatte Berney selbstfinanzierte, langwierige Archivstudien in [[Wien]], [[Paris]] und Berlin unternommen, während Heimpel bei Heinrich Finke, dessen beide Söhne im Ersten Weltkrieg gefallen waren, als Mitarbeiter und „Sohn im Hause“ vier Jahre wohnte [Heimpel 1995, S.198]. 1925 kam als Ordinarius Gerhard Ritter nach Freiburg, der 1929 Rudolf Stadelmann nach Freiburg brachte. Seitdem hatte sich Heimpel „im Ertragen der [[Genialität]] des von Ritter geförderten und unablässig gerühmten Rudolf Stadelmann [...] mit Berney zu teilen“. Kurz nach Heimpels Habilitation war Below am 21.10.1927 gestorben. Sein Nachfolger, Erich Caspar, kam 1928 aus Königsberg nach Freiburg, folgte aber schon 1930 einem Ruf nach Berlin. Den Violinisten Heimpel, den Pianisten und Baß Berney, den Cellisten Caspar und den Flötisten Ritter verbanden gemeinsame musikalische [[Interesse#Interessen]]. \\
berney.1595146015.txt.gz · Zuletzt geändert: 2020/07/19 10:06 von Robert-Christian Knorr