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bildung [2010/04/12 13:21] Robert-Christian Knorrbildung [2020/03/01 15:05] (aktuell) – [BILDUNG] Robert-Christian Knorr
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 ====== BILDUNG ====== ====== BILDUNG ======
-- kein Besitz von Kenntnissen, sondern die innere [[Kraft]], immer mit aufnehmender [[Seele]] bereit zu sein und sich aller [[Erscheinung]]en des [[Leben]]zu bemächtigen ([[Bahr]])\\ +- kein Besitz von Kenntnissen, sondern die innere [[Kraft]], immer mit aufnehmender [[Seele]] bereit zu sein und sich aller Erscheinungen des Lebens zu bemächtigen ([[Bahr]])\\ 
-- die Bildung des Menschen in Massen geht immer der Bildung des [[Individuum]]voraus, und darum und aus anderen hinzukommenden [[Ursache]]haben anfangende [[Nation]]en sehr entschiedene und abgeschnittene National[[charakter]]e \\ +- das in der Geschichte der [[Menschheit]] Erarbeitete im Geist, dem Gedanken nach, als sich steigernde Kontinuität durchgearbeitet und nachgelebt zu haben ([[Droysen]])\\ 
-- etwas Höheres und Innerliches, nämlich die Sinnesart, die sich aus der Erkenntnis und dem [[Gefühl]] des gesamten geistigen und sittlichen [[Streben]]harmonisch auf die [[Empfindung]] und den Charakter ergißt ([[Humboldt]])\\+- die geistigen Mächte, die ein [[Leben]] bestimmen, begegnen dem Menschen nicht nur von außen, sondern sind in ihm selbst, in seinem Leib, Geist und Leben [[Form]] geworden und leuchten in allen drein mit dem [[Glanz]] des Persönlichen auf (Freyer)\\ 
 +- die Bildung des Menschen in Massen geht immer der Bildung des [[Individuum#Individuums]] voraus, und darum und aus anderen hinzukommenden [[Ursache#Ursachen]] haben anfangende [[Nation#Nationen]] sehr entschiedene und abgeschnittene Nationalcharaktere \\ 
 +- Erzeugung einer Welt in der Individualität \\ 
 +- etwas Höheres und Innerliches, nämlich die Sinnesart, die sich aus der Erkenntnis und dem [[Gefühl]] des gesamten geistigen und sittlichen [[Streben#Strebens]] harmonisch auf die [[Empfindung]] und den Charakter ergißt ([[Humboldt]])\\
 - Fähigkeit, einen [[Gegenstand]] richtig zu behandeln\\ - Fähigkeit, einen [[Gegenstand]] richtig zu behandeln\\
-in höchster Ausprägung: Wiedererweckung des [[Held]]enmuts\\+in höchster Ausprägung: Wiedererweckung des Heldenmuts\\
 - Kampf gegen [[Zivilisation]] ([[Nietzsche]])\\ - Kampf gegen [[Zivilisation]] ([[Nietzsche]])\\
 - Bildung ([[Urbanität]]) ist die wahre [[Höflichkeit]] ([[Plato#Platon]])\\ - Bildung ([[Urbanität]]) ist die wahre [[Höflichkeit]] ([[Plato#Platon]])\\
 - vollzieht sich über Selbstvergessenheit, d.h. zuerst einmal schweigen und eigene Überzeugungen hintan stellen → dann kann man sich in eine Sache vertiefen ([[Pythagoras]])\\ - vollzieht sich über Selbstvergessenheit, d.h. zuerst einmal schweigen und eigene Überzeugungen hintan stellen → dann kann man sich in eine Sache vertiefen ([[Pythagoras]])\\
 - bedauerlich ([[Rousseau]])\\ - bedauerlich ([[Rousseau]])\\
-- antithetische  Synthesis, [[Vollendung]] bis zur [[Ironie]], d.i. die fortgehende Kette der ungeheuersten [[Revolution]]en im Innersten ([[Schlegel]])\\+- antithetische  Synthesis, [[Vollendung]] bis zur [[Ironie]], d.i. die fortgehende Kette der ungeheuersten [[Revolution#Revolutionen]] im Innersten ([[Schlegel]])\\
  
 ===== mittelalterliche Bildung ===== ===== mittelalterliche Bildung =====
  
-Die Kirche verhinderte im [[Mittelalter]] die Entwicklung der Wissenschaften durch strenge Kontrollen. Hierzu wurden Theorien, die gegen theologische Lehrsätze verstießen als Ketzerei verurteilt. Um dies zu vermeiden versuchten Theologen an Hochschulen die neuen Erkenntnisse mit der christlichen Lehre in Einklang zu bringen. 1277 wurde es möglich naturwissenschaftliche Theorien zu diskutieren. Ausschlaggebend hierfür war das Verbot des Pariser Bischofs Pierre Etienne, das untersagte die Behauptung aufzustellen, daß „Gott nur die bekannte und nicht eine andere [[Welt]] erschaffen konnte.“. Der englische Philosoph Roger Bacon (1219-1292) machte die Erkenntnis, daß theoretisch gewonnene Ergebnisse durch Experimente, also empirisch, bestätigt werden müssen. Dies ermöglichte den Fortschritt in der Wissenschaft.+Die Kirche lenkte im [[Mittelalter]] die [[Entwicklung]] der Wissenschaften durch strenge Kontrollen. Hierzu wurden Theorien, die gegen theologische Lehrsätze verstießenals Ketzerei verurteilt. Um 1277 wurde es möglichnaturwissenschaftliche Theorien zu [[diskutieren]]. Ausschlaggebend hierfür war das Verbot des Pariser Bischofs Pierre Etienne, das untersagte die Behauptung aufzustellen, daß „Gott nur die bekannte und nicht eine andere [[Welt]] erschaffen konnte.“. Der englische Philosoph Roger Bacon (1219-1292) machte die Erkenntnis, daß theoretisch gewonnene Ergebnisse durch Experimente, also empirisch, bestätigt werden müssen. Dies ermöglichte den Fortschritt in der [[Wissenschaft]].
  
-Bis zum 12.Jahrhundert lag das Bildungswesen ausschließlich in den Händen der Kirche. Eine Schulpflicht bestand nicht. Die Klosterschulen waren für die Öffentlichkeit verschlossen. Der Schulalltag der Klosterschüler begann erst im Alter von Jahren und dauerte Jahre an. Neben schulischen Tätigkeiten wurden z.B. auch Feldarbeit verrichtet; dadurch blieb fast keine Freizeit. Es wurde Lesen und Schreiben in lateinischer Sprache und selten auch Mathematik unterrichtet. Die Lehrer konnten über den Lehrstoff selbst frei entscheiden, da keine Lehrpläne vorhanden waren. Die Prügelstrafe war auch in Klöstern erlaubt und allgegenwärtig. Da aber mit dem Aufkommen spezifischer Berufe präzisere Kenntnisse nötig waren und die Klosterschulen keine weltlichen Schüler (bis auf Laien) aufnahmen wurden in den Städten staatliche Schulen gegründet. Auch entstanden um diese Zeit die ersten Universitäten. Das waren damals Vereinigungen von Gelehrten und Scholaren (Studenten), die anfangs auf den Straßen oder in Privaträumen lehrten. Der Erwerb eines Doktortitels war damals sehr kostspielig, da der [[Student]] seinen Professoren verpflichtet war ein großes Essen zu veranstalten und deren Frauen Geschenke zu machen.+Bis zum 12.Jahrhundert lag das Bildungswesen ausschließlich in den Händen der Kirche. Eine Schulpflicht bestand nicht. Die Klosterschulen waren für die Öffentlichkeit verschlossen. Der Schulalltag der Klosterschüler begann erst im Alter von sieben Jahren und dauerte acht Jahre an. Neben schulischen Tätigkeiten wurden z.B. auch Feldarbeit verrichtet; dadurch blieb fast keine Freizeit. Es wurde [[Lesen]] und Schreiben in lateinischer Sprache und selten auch Mathematik unterrichtet. Die Lehrer konnten über den Lehrstoff selbst frei entscheiden, da keine Lehrpläne vorhanden waren. Die Prügelstrafe war auch in Klöstern erlaubt und allgegenwärtig. Da aber mit dem Aufkommen spezifischer Berufe präzisere Kenntnisse nötig waren und die Klosterschulen keine weltlichen Schüler (bis auf Laien) aufnahmen wurden in den Städten staatliche Schulen gegründet. Auch entstanden um 1200 die ersten Universitäten. Das waren damals Vereinigungen von Gelehrten und Scholaren (Studenten), die anfangs auf den Straßen oder in Privaträumen lehrten. Der Erwerb eines Doktortitels war damals sehr kostspielig, da der [[Student]] seinen Professoren verpflichtet war ein großes Essen zu veranstalten und deren Frauen Geschenke zu machen.
  
-Mit den zahlreichen Klostergründungen als „Stützpunkte des neuen Glaubens“ entwickelte sich eine Ordenskirche, die die Vermittlung und Verbreitung des christlichen Glaubens und der neuen Kultur zum Ziel hatte. Mit Bischofssitzen und Pfarreien entstand eine zweite, „weltliche“ Säule der christlichen Kirche. Beide waren auf eine Unterrichtung ihres klerikalen Nachwuchses an Schulen angewiesen. Klosterschulen – beziehungsweise Dom- und Pfarreischulen entstanden. Die Einübung in das kirchliche Leben und den Glauben, das Erlernen der lateinischen Sprache als die Sprache der Kirche, Lesen und Schreiben, aber auch weltliches Wissen wurde gelehrt.+Mit den zahlreichen Klostergründungen als „Stützpunkte des neuen Glaubens“ entwickelte sich eine Ordenskirche, die die Vermittlung und Verbreitung des christlichen Glaubens und der neuen Kultur zum [[Ziel]] hatte. Mit Bischofssitzen und Pfarreien entstand eine zweite, „weltliche“ [[Säule]] der christlichen Kirche. Beide waren auf eine Unterrichtung ihres klerikalen Nachwuchses an Schulen angewiesen. Klosterschulen – beziehungsweise Dom- und Pfarreischulen entstanden. Die Einübung in das kirchliche Leben und den Glauben, das Erlernen der lateinischen Sprache als die Sprache der Kirche, Lesen und Schreiben, aber auch weltliches Wissen wurde gelehrt.
  
-„Die Kenntnis der weltlichen Wissenschaften ist nicht zu verachten, weil sie die Grundlage für das weitere Studium bildet. Darum müssen schon die Kinder im zartesten Alter in der Grammatik und in den anderen Disziplinen subtiler Weltweisheit unterrichtet werden, damit sie imstande sind wie auf einer Stufenleiter der [[Weisheit]] die höchste Höhe evangelischer [[Vollkommenheit]] zu erklimmen.“ (Alkuin, Förderer des Schulwesens unter Karl dem Großen, zit. nach Schiffler/ Winkeler: Tausend Jahre Schule)+„Die Kenntnis der weltlichen Wissenschaften ist nicht zu verachten, weil sie die Grundlage für das weitere Studium bildet. Darum müssen schon die Kinder im zartesten Alter in der [[Grammatik]] und in den anderen Disziplinen subtiler [[Weltweisheit]] unterrichtet werden, damit sie imstande sind wie auf einer Stufenleiter der [[Weisheit]] die höchste Höhe evangelischer [[Vollkommenheit]] zu erklimmen.“ (Alkuin, Förderer des Schulwesens unter Karl dem Großen, zit. nach Schiffler/ Winkeler: Tausend Jahre Schule)
  
 Klosterschulen hatten neben den Schulen für die Novizen (//schola interna//) auch eine Schule für Laien (schola externa). Letztere findet man im frühen Mittelalter jedoch noch recht selten, so daß nur wenige, die nicht in ein [[Kloster]] eintreten wollten, in den Genuß einer kirchlichen Schulbildung kamen.\\ Klosterschulen hatten neben den Schulen für die Novizen (//schola interna//) auch eine Schule für Laien (schola externa). Letztere findet man im frühen Mittelalter jedoch noch recht selten, so daß nur wenige, die nicht in ein [[Kloster]] eintreten wollten, in den Genuß einer kirchlichen Schulbildung kamen.\\
-Die Kenntnisse, die man sich im Innern der Klostermauern erwarb, verliehen geistige [[Autorität]] gegenüber der einfachen Bevölkerung, Bildung war ein Privileg. Der Wertschätzung, die „heiligen Schriften“ lesen zu können, entsprach im Mittelalter die Achtung des Buches. Das Ab-Schreiben und Gestalten eines [[Buch#Buches]] entwickelte sich in den Skriptorien der Klöster zu einer [[Kunst]]. Nicht selten wetteiferten die Klöster miteinander in der Ausstattung ihrer Bibliotheken. Der Reichtum an Büchern war [[Zeichen]] des Ansehens und der besonderen Frömmigkeit. Die klösterlichen Schreibwerkstätten arbeiteten auch gegen Bezahlung für fremde Auftraggeber. Bis ins 13. Jahrhundert hinein war die Buchherstellung ausschließlich den Klöstern vorbehalten. Erst dann entstanden in den Städten gewerbliche Buchateliers. \\ +Die Kenntnisse, die man sich im Innern der Klostermauern erwarb, verliehen geistige [[Autorität]] gegenüber der einfachen Bevölkerung, Bildung war ein [[Privileg]]. Der Wertschätzung, die „heiligen Schriften“ lesen zu können, entsprach im Mittelalter die Achtung des Buches. Das Ab-Schreiben und Gestalten eines [[Buch#Buches]] entwickelte sich in den Skriptorien der Klöster zu einer [[Kunst]]. Nicht selten wetteiferten die Klöster miteinander in der Ausstattung ihrer Bibliotheken. Der Reichtum an Büchern war [[Zeichen]] des Ansehens und der besonderen Frömmigkeit. Die klösterlichen Schreibwerkstätten arbeiteten auch gegen Bezahlung für fremde Auftraggeber. Bis ins 13. Jahrhundert hinein war die Buchherstellung ausschließlich den Klöstern vorbehalten. Erst dann entstanden in den Städten gewerbliche Buchateliers. \\ 
-Neben der geistigen Elite verfügte auch die weltliche Elite, der [[Adel]], im Mittelalter über einen eigenen „Bildungskanon“. Der Auftrag des Ritterstandes verlangte besondere Fähigkeiten, denen man mit einer eigens darauf zugeschnittenen Ausbildung entsprach. Der [[Lehrplan]] des Klerus war bei den Rittern nicht gefragt, selbst das Lesen und Schreiben lernen war für Ritter nicht unbedingt selbstverständlich. „Bei der Durchführung von Schreibgeschäften bedienten sich die [[Ritter]] bis hin zum hohen Adel ohnehin ihres Geistlichen, was u.a. zur Folge hatte, daß für das Handwerk des Schreibers im [[Mittelalter]] die Bezeichnung clericus in Gebrauch kam.“ (Schiffler/ Winkeler: Tausend Jahre [[Schule]])+Neben der geistigen [[Elite]] verfügte auch die weltliche Elite, der [[Adel]], im Mittelalter über einen eigenen „Bildungskanon“. Der Auftrag des Ritterstandes verlangte besondere Fähigkeiten, denen man mit einer eigens darauf zugeschnittenen Ausbildung entsprach. Der [[Lehrplan]] des Klerus war bei den Rittern nicht gefragt, selbst das Lesen und Schreiben lernen war für Ritter nicht unbedingt selbstverständlich. „Bei der Durchführung von Schreibgeschäften bedienten sich die [[Ritter]] bis hin zum hohen Adel ohnehin ihres Geistlichen, was u.a. zur Folge hatte, daß für das Handwerk des Schreibers im [[Mittelalter]] die Bezeichnung clericus in Gebrauch kam.“ (Schiffler/ Winkeler: Tausend Jahre [[Schule]])
  
bildung.1271071314.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 13:12 (Externe Bearbeitung)