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ddr-landwirtschaft

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 Die alliierten Siegermächte, zunächst die USA, die Sowjetunion und Britannien, später auch [[Frankreich]], bemühten sich anfangs noch um eine gemeinsame Besatzungspolitik. Einig war man sich über eine Demilitarisierung und die so genannte Entnazifizierung. Aber schon bei der Frage, was man unter einer Demokratie zu verstehen habe, zeigten sich erste Meinungsverschiedenheiten zwischen der Sowjetunion einerseits und den Westmächten andererseits.\\ Die alliierten Siegermächte, zunächst die USA, die Sowjetunion und Britannien, später auch [[Frankreich]], bemühten sich anfangs noch um eine gemeinsame Besatzungspolitik. Einig war man sich über eine Demilitarisierung und die so genannte Entnazifizierung. Aber schon bei der Frage, was man unter einer Demokratie zu verstehen habe, zeigten sich erste Meinungsverschiedenheiten zwischen der Sowjetunion einerseits und den Westmächten andererseits.\\
  
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 Auf Betreiben [[Stalin]]s, der Ostpolen annektiert und der Sowjetunion zugeschlagen hatte, wurden große Teile des deutschen Ostens als [[Ausgleich]] unter polnische [[Verwaltung]] gestellt, wobei Polen die Verwaltungsgebiete direkt als polnisches Staatsgebiet behandelte. So fielen Pommern, [[Schlesien]] und das südliche Ostpreußen an Polen, das nördliche Ostpreußen als Gebiet Kaliningrad an die Sowjetunion – ein Vorgehen, das von den Westmächten auf der Konferenz von Potsdam nur widerstrebend gebilligt wurde. Die meisten deutschen Bewohner im neuen Einflußbereich der UdSSR wurden vertrieben, ebenso wie die polnische Bevölkerung aus den polnischen Ostgebieten. Im Kerngebiet des besiegten Deutschen Reiches entstanden die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und die Deutsche Demokratische Republik ([[DDR]]) – wobei die Bundesrepublik sich gemäß eines Verfassungsgerichtsurteils völkerrechtlich als „identisch“ mit dem Deutschen Reich betrachtete. [[Österreich]] wurde – abgesehen vom endgültigen Verlust Südtirols – in die Grenzen der Zwischenkriegszeit verwiesen. Die Grenzziehung der Bundesländer in der Bundesrepublik Deutschland wurde teilweise durch die Grenzen der Besatzungszonen bestimmt, z.B. zwischen Niedersachsen und Mecklenburg bzw. [[Sachsen]]-Anhalt sowie zwischen [[Thüringen]] und Hessen.\\ Auf Betreiben [[Stalin]]s, der Ostpolen annektiert und der Sowjetunion zugeschlagen hatte, wurden große Teile des deutschen Ostens als [[Ausgleich]] unter polnische [[Verwaltung]] gestellt, wobei Polen die Verwaltungsgebiete direkt als polnisches Staatsgebiet behandelte. So fielen Pommern, [[Schlesien]] und das südliche Ostpreußen an Polen, das nördliche Ostpreußen als Gebiet Kaliningrad an die Sowjetunion – ein Vorgehen, das von den Westmächten auf der Konferenz von Potsdam nur widerstrebend gebilligt wurde. Die meisten deutschen Bewohner im neuen Einflußbereich der UdSSR wurden vertrieben, ebenso wie die polnische Bevölkerung aus den polnischen Ostgebieten. Im Kerngebiet des besiegten Deutschen Reiches entstanden die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und die Deutsche Demokratische Republik ([[DDR]]) – wobei die Bundesrepublik sich gemäß eines Verfassungsgerichtsurteils völkerrechtlich als „identisch“ mit dem Deutschen Reich betrachtete. [[Österreich]] wurde – abgesehen vom endgültigen Verlust Südtirols – in die Grenzen der Zwischenkriegszeit verwiesen. Die Grenzziehung der Bundesländer in der Bundesrepublik Deutschland wurde teilweise durch die Grenzen der Besatzungszonen bestimmt, z.B. zwischen Niedersachsen und Mecklenburg bzw. [[Sachsen]]-Anhalt sowie zwischen [[Thüringen]] und Hessen.\\
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 Viele Landwirte entzogen sich dieser Zermürbungstaktik durch [[Flucht]]. Das verlassene Land wurde enteignet, ohne die Zustimmung der Besitzer einzuholen, und in die LPGs integriert. Bevor das Ziel der vollständigen Kollektivierung 1960 als erreicht erklärt werden konnte, schickten die Kreis- und Bezirksleitungen Agitationstrupps in die Dörfer, um den Eintritt der letzten nicht beitrittswilligen Bauern in LPGs zu erzwingen. Im "sozialistischen [[Frühling]]" traten von März bis Mai 1960 mehr als 498.000 Bauern den Produktionsgenossenschaften bei.  Viele Landwirte entzogen sich dieser Zermürbungstaktik durch [[Flucht]]. Das verlassene Land wurde enteignet, ohne die Zustimmung der Besitzer einzuholen, und in die LPGs integriert. Bevor das Ziel der vollständigen Kollektivierung 1960 als erreicht erklärt werden konnte, schickten die Kreis- und Bezirksleitungen Agitationstrupps in die Dörfer, um den Eintritt der letzten nicht beitrittswilligen Bauern in LPGs zu erzwingen. Im "sozialistischen [[Frühling]]" traten von März bis Mai 1960 mehr als 498.000 Bauern den Produktionsgenossenschaften bei. 
  
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 Die [[Landflucht]] und der damit einhergehende Mangel an Arbeitskräften war ein wichtiger Antrieb für die betriebliche Konzentration und [[Rationalisierung]] der Landwirtschaft in der DDR. Dennoch wurde der akute [[Mangel]] insbesondere von Saisonarbeitskräften vor allem zur Erntezeit deutlich. Mit Aufrufen an Jugendliche, Hausfrauen und Rentner zum Ernteeinsatz sollte der Arbeitskräftemangel ausgeglichen werden. Jedoch hatten weder Werbekampagnen noch das 1951 vom Zentralkomitee (ZK) der SED beschlossene "Parteiaufgebot von Industriearbeitern zur Demokratisierung des Dorfes" wirklichen [[Erfolg]]. Der "Abfluß" von Beschäftigten aus der Landwirtschaft konnte damit nicht aufgehalten werden.\\ Die [[Landflucht]] und der damit einhergehende Mangel an Arbeitskräften war ein wichtiger Antrieb für die betriebliche Konzentration und [[Rationalisierung]] der Landwirtschaft in der DDR. Dennoch wurde der akute [[Mangel]] insbesondere von Saisonarbeitskräften vor allem zur Erntezeit deutlich. Mit Aufrufen an Jugendliche, Hausfrauen und Rentner zum Ernteeinsatz sollte der Arbeitskräftemangel ausgeglichen werden. Jedoch hatten weder Werbekampagnen noch das 1951 vom Zentralkomitee (ZK) der SED beschlossene "Parteiaufgebot von Industriearbeitern zur Demokratisierung des Dorfes" wirklichen [[Erfolg]]. Der "Abfluß" von Beschäftigten aus der Landwirtschaft konnte damit nicht aufgehalten werden.\\
 Das Ende der Kollektivierung der DDR-Landwirtschaft bedeutete jedoch nicht, daß die Ziele der Agrarpolitik bereits erreicht gewesen wären. Die weitere [[Entwicklung]] der Landwirtschaft sollte zwei unterschiedliche Wege verfolgen. Zum einen sollten durch Zusammenlegung einzelner Betriebe die Betriebsgrößen erhöht werden, zum anderen sollten spezialisierte, arbeitsteilig wirtschaftende Monoproduktbetriebe entstehen, vor allem durch die Trennung von [[Tier]]- und Pflanzenproduktion. Die forcierte Bildung von Groß-LPGs nach dem Abschluß der [[Kollektivierung]] war weitestgehend durch Mißerfolge gekennzeichnet.   Das Ende der Kollektivierung der DDR-Landwirtschaft bedeutete jedoch nicht, daß die Ziele der Agrarpolitik bereits erreicht gewesen wären. Die weitere [[Entwicklung]] der Landwirtschaft sollte zwei unterschiedliche Wege verfolgen. Zum einen sollten durch Zusammenlegung einzelner Betriebe die Betriebsgrößen erhöht werden, zum anderen sollten spezialisierte, arbeitsteilig wirtschaftende Monoproduktbetriebe entstehen, vor allem durch die Trennung von [[Tier]]- und Pflanzenproduktion. Die forcierte Bildung von Groß-LPGs nach dem Abschluß der [[Kollektivierung]] war weitestgehend durch Mißerfolge gekennzeichnet.  
ddr-landwirtschaft.txt · Zuletzt geändert: 2024/04/20 19:35 von Robert-Christian Knorr