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ddr-landwirtschaft

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 Die DDR wurde auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone und dem sowjetischen Sektor Berlins am 7. Oktober 1949 fünf Monate nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland errichtet. [[Politisch]] wurde sie von Anfang an durch die SED dominiert und war Teil des unter der [[Hegemonie]] der Sowjetunion stehenden Ostblocks. Von 1949 bis 1971 war Walter Ulbricht als Erster Sekretär des Zentralkomitees (ZK) der SED der faktische Machthaber, von 1971 bis 1989 Erich Honecker (ab 1976 mit dem Titel Generalsekretär) und vom 18. Oktober 1989 bis zum Rücktritt des gesamten Politbüros der SED am 3.Dezember Egon Krenz. Die Kollektivierung der Landwirtschaft und die Verstaatlichung der Betriebe wurden massiv vorangetrieben. Die Länder der DDR wurden 1952 aufgelöst und durch Bezirke ersetzt.\\ Die DDR wurde auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone und dem sowjetischen Sektor Berlins am 7. Oktober 1949 fünf Monate nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland errichtet. [[Politisch]] wurde sie von Anfang an durch die SED dominiert und war Teil des unter der [[Hegemonie]] der Sowjetunion stehenden Ostblocks. Von 1949 bis 1971 war Walter Ulbricht als Erster Sekretär des Zentralkomitees (ZK) der SED der faktische Machthaber, von 1971 bis 1989 Erich Honecker (ab 1976 mit dem Titel Generalsekretär) und vom 18. Oktober 1989 bis zum Rücktritt des gesamten Politbüros der SED am 3.Dezember Egon Krenz. Die Kollektivierung der Landwirtschaft und die Verstaatlichung der Betriebe wurden massiv vorangetrieben. Die Länder der DDR wurden 1952 aufgelöst und durch Bezirke ersetzt.\\
 Da die [[Wirtschaft]] der DDR sich auch aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen (die DDR leistete umfangreiche Reparationszahlungen an die Sowjetunion), aber auch aufgrund der Kollektivierung langsamer entwickelte als die der Bundesrepublik Deutschland und wesentliche [[Freiheit]]en nicht gewährt wurden, siedelten von 1945 bis 1961 etwa zwei Millionen Menschen aus freiem [[Wille]]n, durch Abwerbung (meist durch attraktive [[Arbeit]]splatzangebote) oder auf der Flucht vor Repressionen von der DDR in die Bundesrepublik Deutschland über.\\ Da die [[Wirtschaft]] der DDR sich auch aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen (die DDR leistete umfangreiche Reparationszahlungen an die Sowjetunion), aber auch aufgrund der Kollektivierung langsamer entwickelte als die der Bundesrepublik Deutschland und wesentliche [[Freiheit]]en nicht gewährt wurden, siedelten von 1945 bis 1961 etwa zwei Millionen Menschen aus freiem [[Wille]]n, durch Abwerbung (meist durch attraktive [[Arbeit]]splatzangebote) oder auf der Flucht vor Repressionen von der DDR in die Bundesrepublik Deutschland über.\\
-Die Bodenreform in der sowjetisch besetzten Zone war der erste Schritt einer sozioökonomischen Umwälzung, die das gesamte bisherige ländliche Gefüge sprengen sollte. Initiatoren der „demokratischen Bodenreform“ in der Sowjetischen Besatzungszone im September 1945 waren die sowjetische Besatzungsmacht und die deutschen Kommunisten. Seit Juni 1945 führte die [[KPD]] unterstützt von sowjetischen Stellen eine umfangreiche Propagandakampagne zur „Liquidierung des Großgrundbesitzes“. Von der KPD organisierte „Kreisbauernkonferenzen“ wurden veranlaßt, die Aufteilung großer landwirtschaftlicher Betriebe zu fordern. Ihren Höhepunkt fand die Kampagne in der Kreisbauernversammlung des Kreises Ostprignitz am 2. September 1945 in Kyritz, auf der der KPD-Vorsitzende Wilhelm Pieck die Grundzüge der geplanten Bodenreform darlegte. Am 8. September 1945 folgte noch ein programmatischer Leitartikel mit dem Titel „Junkerland in Bauernhand“ in der kommunistisch beherrschten Presse.\\+Die Bodenreform in der sowjetisch besetzten Zone war der erste Schritt einer sozioökonomischen Umwälzung, die das gesamte bisherige ländliche Gefüge sprengen sollte. Initiatoren der „demokratischen Bodenreform“ in der Sowjetischen Besatzungszone im September 1945 waren die sowjetische Besatzungsmacht und die deutschen Kommunisten. Seit Juni 1945 führte die [[KPD]] unterstützt von sowjetischen Stellen eine umfangreiche Propagandakampagne zur „Liquidierung des Großgrundbesitzes“. Von der KPD organisierte „Kreisbauernkonferenzen“ wurden veranlaßt, die Aufteilung großer landwirtschaftlicher Betriebe zu fordern. Ihren Höhepunkt fand die Kampagne in der Kreisbauernversammlung des Kreises Ostprignitz am 2. September 1945 in Kyritz, auf der der KPD-Vorsitzende [[Pieck]] die Grundzüge der geplanten Bodenreform darlegte. Am 8. September 1945 folgte noch ein programmatischer Leitartikel mit dem Titel „Junkerland in Bauernhand“ in der kommunistisch beherrschten Presse.\\
 Am 3. September 1945 erließ zunächst die Provinzialverwaltung der [[Provinz]] Sachsen eine „Verordnung über die demokratische Bodenreform“ (Verordnungsblatt für die Provinz Sachen 1945, S. 28 ff.), die auf einen von der KPD vorgelegten Entwurf zurückging, den ursprünglich sowjetische Besatzungsdienststellen erarbeitet hatten. Danach sollte sämtlicher Grundbesitz über 100 ha entschädigungslos enteignet werden, wobei nicht nur der über 100 ha hinaus gehende Teil, sondern die gesamte Fläche zu entziehen war. Zusätzlich wurde sämtlicher Besitz von Kriegs- und Naziverbrechern enteignet. In der Folge erließen auch die übrigen Provinzen und Länder der Sowjetischen Besatzungszone entsprechende Gesetze bzw. Verordnungen zur Durchführung der Bodenreform (Mecklenburg-Vorpommern am 5. September, Brandenburg am 6. September, Thüringen und Sachsen am 10. September). [[Zweck]] der Bodenreform sollte nach den übereinstimmenden Festlegungen in den Präambeln der Bodenreformverordnungen die „Liquidierung des feudalen und junkerlichen Grundbesitzes“ sein. Durchgeführt wurde die Bodenreform von den auf [[Gemeinde]]-, Kreis-, Bezirks- und Landes- bzw. Provinzebene errichteten fünfköpfigen Bodenreformkommissionen. Insgesamt 12.335 landwirtschaftliche Betriebe mit einer Gesamtbodenfläche von über 3 Mio. ha wurden enteignet. Das entzogene Land wurde zunächst in die „Bodenfonds“ der Länder und Provinzen übergeführt. Sämtliche auf den Flächen ruhende Lasten erloschen mit dem Übergang in den Bodenfonds, die bisher geführten Grundbücher wurden größtenteils verbrannt. Im Oktober 1945, mitten in der Hackfruchternte und damit zu einem landwirtschaftlich höchst ungünstigen Zeitpunkt teilten die Gemeindebodenkommissionen das Land auf und verteilten es. Etwa 2,1 Mio. ha Landes wurden in Parzellen zu jeweils 5 ha an insgesamt 544.079 als „Neubauern“ bezeichnete Bodenbewerber vergeben, bei denen es sich größtenteils um frühere Landarbeiter, Flüchtlinge und Industriearbeiter handelte. Die restlichen Flächen gingen in den [[Besitz]] der öffentlichen Hand über.  \\ Am 3. September 1945 erließ zunächst die Provinzialverwaltung der [[Provinz]] Sachsen eine „Verordnung über die demokratische Bodenreform“ (Verordnungsblatt für die Provinz Sachen 1945, S. 28 ff.), die auf einen von der KPD vorgelegten Entwurf zurückging, den ursprünglich sowjetische Besatzungsdienststellen erarbeitet hatten. Danach sollte sämtlicher Grundbesitz über 100 ha entschädigungslos enteignet werden, wobei nicht nur der über 100 ha hinaus gehende Teil, sondern die gesamte Fläche zu entziehen war. Zusätzlich wurde sämtlicher Besitz von Kriegs- und Naziverbrechern enteignet. In der Folge erließen auch die übrigen Provinzen und Länder der Sowjetischen Besatzungszone entsprechende Gesetze bzw. Verordnungen zur Durchführung der Bodenreform (Mecklenburg-Vorpommern am 5. September, Brandenburg am 6. September, Thüringen und Sachsen am 10. September). [[Zweck]] der Bodenreform sollte nach den übereinstimmenden Festlegungen in den Präambeln der Bodenreformverordnungen die „Liquidierung des feudalen und junkerlichen Grundbesitzes“ sein. Durchgeführt wurde die Bodenreform von den auf [[Gemeinde]]-, Kreis-, Bezirks- und Landes- bzw. Provinzebene errichteten fünfköpfigen Bodenreformkommissionen. Insgesamt 12.335 landwirtschaftliche Betriebe mit einer Gesamtbodenfläche von über 3 Mio. ha wurden enteignet. Das entzogene Land wurde zunächst in die „Bodenfonds“ der Länder und Provinzen übergeführt. Sämtliche auf den Flächen ruhende Lasten erloschen mit dem Übergang in den Bodenfonds, die bisher geführten Grundbücher wurden größtenteils verbrannt. Im Oktober 1945, mitten in der Hackfruchternte und damit zu einem landwirtschaftlich höchst ungünstigen Zeitpunkt teilten die Gemeindebodenkommissionen das Land auf und verteilten es. Etwa 2,1 Mio. ha Landes wurden in Parzellen zu jeweils 5 ha an insgesamt 544.079 als „Neubauern“ bezeichnete Bodenbewerber vergeben, bei denen es sich größtenteils um frühere Landarbeiter, Flüchtlinge und Industriearbeiter handelte. Die restlichen Flächen gingen in den [[Besitz]] der öffentlichen Hand über.  \\
 Die „Neubauern“ mußten das Land bezahlen und erhielten es lastenfrei, sie erlangten aber entgegen der vom Obersten Gericht der DDR 1951 („Neue Justiz“ 1951, S. 508) vertretenen Auffassung kein volles [[Eigentum]], sondern nur ein Nutzungsrecht. Die „Neubauern“ durften ihr Land weder verkaufen noch verpachten oder beleihen. Gaben sie die Landwirtschaft auf oder verhielten sich „pflichtwidrig“, so fielen die Flächen an die öffentliche Hand zurück. Der größte Teil der „Neubauern“ scheiterte als Landwirte, da es ihnen an landwirtschaftlicher Erfahrung, an Saatgut, Gebäuden und Maschinen fehlte. Die landwirtschaftliche Erzeugung in der Sowjetischen Besatzungszone ging im Gefolge der Bodenreform dramatisch zurück. \\ Die „Neubauern“ mußten das Land bezahlen und erhielten es lastenfrei, sie erlangten aber entgegen der vom Obersten Gericht der DDR 1951 („Neue Justiz“ 1951, S. 508) vertretenen Auffassung kein volles [[Eigentum]], sondern nur ein Nutzungsrecht. Die „Neubauern“ durften ihr Land weder verkaufen noch verpachten oder beleihen. Gaben sie die Landwirtschaft auf oder verhielten sich „pflichtwidrig“, so fielen die Flächen an die öffentliche Hand zurück. Der größte Teil der „Neubauern“ scheiterte als Landwirte, da es ihnen an landwirtschaftlicher Erfahrung, an Saatgut, Gebäuden und Maschinen fehlte. Die landwirtschaftliche Erzeugung in der Sowjetischen Besatzungszone ging im Gefolge der Bodenreform dramatisch zurück. \\
ddr-landwirtschaft.txt · Zuletzt geändert: 2024/04/20 19:35 von Robert-Christian Knorr