ddr-landwirtschaft
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Die Bodenreform in der sowjetisch besetzten Zone war der erste Schritt einer sozioökonomischen Umwälzung, die das gesamte bisherige ländliche Gefüge sprengen sollte. Initiatoren der „demokratischen Bodenreform“ in der Sowjetischen Besatzungszone im September 1945 waren die sowjetische Besatzungsmacht und die deutschen Kommunisten. Seit Juni 1945 führte die [[KPD]] unterstützt von sowjetischen Stellen eine umfangreiche Propagandakampagne zur „Liquidierung des Großgrundbesitzes“. Von der KPD organisierte „Kreisbauernkonferenzen“ wurden veranlaßt, die Aufteilung großer landwirtschaftlicher Betriebe zu fordern. Ihren Höhepunkt fand die Kampagne in der Kreisbauernversammlung des Kreises Ostprignitz am 2. September 1945 in Kyritz, auf der der KPD-Vorsitzende [[Pieck]] die Grundzüge der geplanten Bodenreform darlegte. Am 8. September 1945 folgte noch ein programmatischer Leitartikel mit dem Titel „Junkerland in Bauernhand“ in der kommunistisch beherrschten Presse.\\ | Die Bodenreform in der sowjetisch besetzten Zone war der erste Schritt einer sozioökonomischen Umwälzung, die das gesamte bisherige ländliche Gefüge sprengen sollte. Initiatoren der „demokratischen Bodenreform“ in der Sowjetischen Besatzungszone im September 1945 waren die sowjetische Besatzungsmacht und die deutschen Kommunisten. Seit Juni 1945 führte die [[KPD]] unterstützt von sowjetischen Stellen eine umfangreiche Propagandakampagne zur „Liquidierung des Großgrundbesitzes“. Von der KPD organisierte „Kreisbauernkonferenzen“ wurden veranlaßt, die Aufteilung großer landwirtschaftlicher Betriebe zu fordern. Ihren Höhepunkt fand die Kampagne in der Kreisbauernversammlung des Kreises Ostprignitz am 2. September 1945 in Kyritz, auf der der KPD-Vorsitzende [[Pieck]] die Grundzüge der geplanten Bodenreform darlegte. Am 8. September 1945 folgte noch ein programmatischer Leitartikel mit dem Titel „Junkerland in Bauernhand“ in der kommunistisch beherrschten Presse.\\ | ||
Am 3. September 1945 erließ zunächst die Provinzialverwaltung der [[Provinz]] Sachsen eine „Verordnung über die demokratische Bodenreform“ (Verordnungsblatt für die Provinz Sachen 1945, S. 28 ff.), die auf einen von der KPD vorgelegten Entwurf zurückging, | Am 3. September 1945 erließ zunächst die Provinzialverwaltung der [[Provinz]] Sachsen eine „Verordnung über die demokratische Bodenreform“ (Verordnungsblatt für die Provinz Sachen 1945, S. 28 ff.), die auf einen von der KPD vorgelegten Entwurf zurückging, | ||
- | Die „Neubauern“ mußten das Land bezahlen und erhielten es lastenfrei, sie erlangten aber entgegen der vom Obersten Gericht der DDR 1951 („Neue Justiz“ 1951, S. 508) vertretenen Auffassung kein volles [[Eigentum]], | + | Die „Neubauern“ mußten das Land bezahlen und erhielten es lastenfrei, sie erlangten aber entgegen der vom Obersten Gericht der DDR 1951 („Neue Justiz“ 1951, S. 508) vertretenen Auffassung kein volles [[Eigentum]], |
Die meisten der „Neubauern“ schlossen sich später den „Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG)“ an, da ihre Hofstellen für eine selbständige [[Existenz]] zu klein waren. Die früheren Eigentümer verloren nicht nur ihr Land, auch sämtliches sonstiges Eigentum von Wohnhäusern und Geldvermögen bis hin zu Mobiliar und [[Kleidung]] wurde ihnen entzogen. Die Enteigneten wurden aus ihren Heimatkreisen ausgewiesen und größtenteils in Lager (z.B. Coswig und Radeberg in Sachsen, auch auf Rügen existierten entsprechende Lager) verbracht. Herrenhäuser und Gutshöfe wurden trotz herrschender Wohnungsnot zumeist gesprengt oder abgebrochen, | Die meisten der „Neubauern“ schlossen sich später den „Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG)“ an, da ihre Hofstellen für eine selbständige [[Existenz]] zu klein waren. Die früheren Eigentümer verloren nicht nur ihr Land, auch sämtliches sonstiges Eigentum von Wohnhäusern und Geldvermögen bis hin zu Mobiliar und [[Kleidung]] wurde ihnen entzogen. Die Enteigneten wurden aus ihren Heimatkreisen ausgewiesen und größtenteils in Lager (z.B. Coswig und Radeberg in Sachsen, auch auf Rügen existierten entsprechende Lager) verbracht. Herrenhäuser und Gutshöfe wurden trotz herrschender Wohnungsnot zumeist gesprengt oder abgebrochen, | ||
Mitte der fünfziger Jahre setzte die zweite große [[Veränderung]] der landwirtschaftlichen Struktur ein: die Kollektivierung. Schon bevor die Kollektivierung als agrarpolitisches Ziel auf der 2. Parteikonferenz der SED verkündet wurde, entstanden die ersten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG). Der Kollektivierungsbeschluß des Politbüros unter Walter Ulbricht wollte den " | Mitte der fünfziger Jahre setzte die zweite große [[Veränderung]] der landwirtschaftlichen Struktur ein: die Kollektivierung. Schon bevor die Kollektivierung als agrarpolitisches Ziel auf der 2. Parteikonferenz der SED verkündet wurde, entstanden die ersten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG). Der Kollektivierungsbeschluß des Politbüros unter Walter Ulbricht wollte den " |
ddr-landwirtschaft.txt · Zuletzt geändert: 2024/04/20 19:35 von Robert-Christian Knorr