diskurs
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====== DISKURS ====== | ====== DISKURS ====== | ||
- | das, worum und womit man kämpft;\\ | + | das, worum und womit man kämpft\\ |
+ | - in der poststrukturalistischen Philosophie dasjenige, was die Suche nach der Wahrheit ersetzt → was außerhalb des Diskurses (Sagbaren) liegt, ist nicht intelligibel und muß erst Sprache werden, bevor darüber gesprochen werden kann; | ||
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- die als Äußerung begriffene [[Sprache]] unter Einbezug der sprechenden und schreibenden [[Subjekt# | - die als Äußerung begriffene [[Sprache]] unter Einbezug der sprechenden und schreibenden [[Subjekt# | ||
- etwas, das auf den [[allgemein# | - etwas, das auf den [[allgemein# | ||
+ | - historisch produzierte Formen des Wissens, die sich durch das Sprechen des Gegenstandes konstruieren und im Diskurs ebenso dekonstruiert werden können\\ | ||
+ | - der Diskurs verliert seine Realität, wenn er sich der Ordnung des Signifikanten unterwirft\\ ([[Foucault]]) → [[Poststrukturalismus]]\\ | ||
+ | - besteht aus Elementen, die beim Sprechen zu Momenten werden und ihre [[Identität]] verlieren (Laclau)\\ | ||
- das geregelte Ensemble von Redeformen, Genres, Ritualen usw. innerhalb einer [[historisch]] ausdifferenzierten und institutionalisierten Praxisart - z.B. [[Nation]]\\ | - das geregelte Ensemble von Redeformen, Genres, Ritualen usw. innerhalb einer [[historisch]] ausdifferenzierten und institutionalisierten Praxisart - z.B. [[Nation]]\\ | ||
- schränkt Konnotate ein und fördert [[Denotat# | - schränkt Konnotate ein und fördert [[Denotat# | ||
- | - der Diskurs verliert seine Realität, wenn er sich der Ordnung des Signifikanten unterwirft\\ | + | |
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Ein weiterer Begriff Foucaults, der die innere Ordnung des Diskurses betrifft, ist der Begriff des //Autors//, der in gewisser Weise auch das Ordnungsprinzip des Kommentars betrifft. Die Funktion des Autors besteht darin, den Diskurs zu verknappen, indem er das Verteilungsprinzip der diskursiven Informationen bestimmt. Einfacher gesagt: es ist der [[Stil]] der Formierung von [[Idee]]n, sozusagen ein [[Modus]], der die Art und Weise bestimmt, in der [[Gedanke]]n überhaupt hervorgebracht werden. \\ | Ein weiterer Begriff Foucaults, der die innere Ordnung des Diskurses betrifft, ist der Begriff des //Autors//, der in gewisser Weise auch das Ordnungsprinzip des Kommentars betrifft. Die Funktion des Autors besteht darin, den Diskurs zu verknappen, indem er das Verteilungsprinzip der diskursiven Informationen bestimmt. Einfacher gesagt: es ist der [[Stil]] der Formierung von [[Idee]]n, sozusagen ein [[Modus]], der die Art und Weise bestimmt, in der [[Gedanke]]n überhaupt hervorgebracht werden. \\ | ||
- | So war es in archaischen [[Zeit]]en üblich, grundlegende soziale Normen nicht als solche „beim Namen zu nennen“, sondern sie im Kontext von [[Mythen]] zu plazieren, in denen der Diskurs des Übernatürlichen Leitlinien für das tägliche Leben setzt. Die Mythen der „alten“ Völker, das [[Gilgamesch]]-Epos der [[Sumer# | + | So war es in archaischen [[Zeit]]en üblich, grundlegende soziale Normen nicht als solche „beim Namen zu nennen“, sondern sie im Kontext von [[Mythen]] zu plazieren, in denen der Diskurs des Übernatürlichen Leitlinien für das tägliche Leben setzt. Die Mythen der „alten“ Völker, das [[Gilgamesch]]-Epos der [[Sumer# |
Auf eines sei an dieser Stelle hingewiesen: | Auf eines sei an dieser Stelle hingewiesen: | ||
- | Ich habe jedoch ausgehend von meinen von Foucault inspirierten Überlegungen dargelegt, daß ich das Prinzip des Autors eher als einen grundlegenden Modus der Formation von Gedanken verstehe, der, bildhaft gesprochen, die Verteilung der diskursiven Elemente innerhalb des Diskurses wie das elektromagnetische [[Feld]] einer Kupferspule organisiert. Die Autorenfunktion übt hierbei konkreten Einfluß auf das Erscheinungsbild eines geäußerten Gedankens aus und betrifft (vielleicht sogar vor allem) gerade standardisierte Sprechakte wie beispielsweise Verträge und technische Anweisungen, | + | Ich habe jedoch ausgehend von meinen von Foucault inspirierten Überlegungen dargelegt, daß ich das Prinzip des Autors eher als einen grundlegenden Modus der Formation von Gedanken verstehe, der, bildhaft gesprochen, die Verteilung der diskursiven Elemente innerhalb des Diskurses wie das elektromagnetische [[Feld]] einer Kupferspule organisiert. Die Autorenfunktion übt hierbei konkreten Einfluß auf das Erscheinungsbild eines geäußerten Gedankens aus und betrifft (vielleicht sogar vor allem) gerade standardisierte Sprechakte wie beispielsweise Verträge und technische Anweisungen, |
Es läßt sich also durchaus darüber streiten, ob die offensichtliche Inexistenz eines Autors wirklich einer solchen entspricht oder ob man nicht den Foucaultschen Begriff des Autors viel weiter gefaßt [[sehen]] sollte, nämlich als ein Ordnungsprinzip, | Es läßt sich also durchaus darüber streiten, ob die offensichtliche Inexistenz eines Autors wirklich einer solchen entspricht oder ob man nicht den Foucaultschen Begriff des Autors viel weiter gefaßt [[sehen]] sollte, nämlich als ein Ordnungsprinzip, | ||
diskurs.1429090066.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 13:22 (Externe Bearbeitung)