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 Ein weiterer Begriff Foucaults, der die innere Ordnung des Diskurses betrifft, ist der Begriff des //Autors//, der in gewisser Weise auch das Ordnungsprinzip des Kommentars betrifft. Die Funktion des Autors besteht darin, den Diskurs zu verknappen, indem er das Verteilungsprinzip der diskursiven Informationen bestimmt. Einfacher gesagt: es ist der [[Stil]] der Formierung von [[Idee]]n, sozusagen ein [[Modus]], der die Art und Weise bestimmt, in der [[Gedanke]]n überhaupt hervorgebracht werden. \\ Ein weiterer Begriff Foucaults, der die innere Ordnung des Diskurses betrifft, ist der Begriff des //Autors//, der in gewisser Weise auch das Ordnungsprinzip des Kommentars betrifft. Die Funktion des Autors besteht darin, den Diskurs zu verknappen, indem er das Verteilungsprinzip der diskursiven Informationen bestimmt. Einfacher gesagt: es ist der [[Stil]] der Formierung von [[Idee]]n, sozusagen ein [[Modus]], der die Art und Weise bestimmt, in der [[Gedanke]]n überhaupt hervorgebracht werden. \\
-So war es in archaischen [[Zeit]]en üblich, grundlegende soziale Normen nicht als solche „beim Namen zu nennen“, sondern sie im Kontext von [[Mythen]] zu plazieren, in denen der Diskurs des Übernatürlichen Leitlinien für das tägliche Leben setzt. Die Mythen der „alten“ Völker, das [[Gilgamesch]]-Epos der [[Sumer#Sumerer]], das Ramajana der [[Inder]], die Traumzeit der Aborigines, sie alle sind solche Modi der Gedankenbildung, sie alle bewegen sich innerhalb einer Autorenidentität, die den Gedanken in [[Form]] eines metaphorischen Ausdrucks bindet, welcher zugleich an seiner [[Relation]] zum Mythischen festhält und eine entsprechend auf das Übernatürliche bezogene Sinnhaftigkeit der Handlungen hervorbringt. Dagegen kann die Autoren[[identität]], die die Äußerungen in Texten der griechischen Antike betrifft, wohl darin gesehen werden, daß zum einen aus welchen Gründen auch immer (vielleicht politische) die Produktion von Sinngehalten innerhalb des Textes dialogisch zwischen mehreren Personen geschah, die eine bestimmte Thematik „ausdiskutieren“ und daß nun weniger der Bezug zum chaotisch Mythischen, sondern vielmehr der Bezug zur reflexiven Überlegung, die gedankliche Schlußziehung aus dem //[[logos]]// heraus, zum maßgeblichen Formationsmodus des auszusprechenden Gedankens avancierte. +So war es in archaischen [[Zeit]]en üblich, grundlegende soziale Normen nicht als solche „beim Namen zu nennen“, sondern sie im Kontext von [[Mythen]] zu plazieren, in denen der Diskurs des Übernatürlichen Leitlinien für das tägliche Leben setzt. Die Mythen der „alten“ Völker, das [[Gilgamesch]]-Epos der [[Sumer#Sumerer]], das Ramajana der [[Inder]], die Traumzeit der Aborigines, sie alle sind solche Modi der Gedankenbildung, sie alle bewegen sich innerhalb einer Autorenidentität, die den Gedanken in [[Form]] eines metaphorischen Ausdrucks bindet, welcher zugleich an seiner [[Relation]] zum Mythischen festhält und eine entsprechend auf das Übernatürliche bezogene Sinnhaftigkeit der Handlungen hervorbringt. Dagegen kann die Autoren[[identität]], die die Äußerungen in Texten der griechischen [[Antike]] betrifft, wohl darin gesehen werden, daß zum einen aus welchen Gründen auch immer (vielleicht politische) die Produktion von Sinngehalten innerhalb des Textes dialogisch zwischen mehreren Personen geschah, die eine bestimmte Thematik „ausdiskutieren“ und daß nun weniger der Bezug zum chaotisch Mythischen, sondern vielmehr der Bezug zur reflexiven Überlegung, die gedankliche Schlußziehung aus dem //[[logos]]// heraus, zum maßgeblichen Formationsmodus des auszusprechenden Gedankens avancierte. 
  
 Auf eines sei an dieser Stelle hingewiesen: Foucaults erklärt, daß eine Vielzahl von Diskursen beziehungsweise dessen, was als solcher erscheint, ganz und gar ohne Autor auskommen, beispielsweise Verträge und technische Anweisungen, die trotz diesem offensichtlichen Fehlen [[Sinn]] und Wirksamkeit bestreiten.\\  Auf eines sei an dieser Stelle hingewiesen: Foucaults erklärt, daß eine Vielzahl von Diskursen beziehungsweise dessen, was als solcher erscheint, ganz und gar ohne Autor auskommen, beispielsweise Verträge und technische Anweisungen, die trotz diesem offensichtlichen Fehlen [[Sinn]] und Wirksamkeit bestreiten.\\ 
-Ich habe jedoch ausgehend von meinen von Foucault inspirierten Überlegungen dargelegt, daß ich das Prinzip des Autors eher als einen grundlegenden Modus der Formation von Gedanken verstehe, der, bildhaft gesprochen, die Verteilung der diskursiven Elemente innerhalb des Diskurses wie das elektromagnetische [[Feld]] einer Kupferspule organisiert. Die Autorenfunktion übt hierbei konkreten Einfluß auf das Erscheinungsbild eines geäußerten Gedankens aus und betrifft (vielleicht sogar vor allem) gerade standardisierte Sprechakte wie beispielsweise Verträge und technische Anweisungen, deren Sinnhaftigkeit m.E. vornehmlich von der Bezugnahme auf einen solchen Autor im Sinne Foucaults abhängt, denn ein [[Vertrag]], der sich nicht als solcher darstellt, weil ganz einfach das in ihm geäußerte Programm von [[Ideen]] dem aktuellen Formationsmodus juristischer Inhalte widerspricht, wird keine Teilhabe an der Zirkulation des jurisprudenten Diskurses erlangen. Genauso wie eine technische Bedienungsanleitung für einen TS808-Drum-Computer nur als eine solche ihre Sinnhaftigkeit zu vermitteln im Stande ist, solange die in ihr geäußerten Sprechakte die in diesem Falle eher funktionalen Umstände des [[Objekt]]es nüchtern beschreiben, als sie manieristisch bildhaft in poetischer [[Sprache]] zu umschreiben. Ein solches Unterfangen würde den Sinngehalt dieser Äußerung wohl eher in den Diskurs der [[Satire]] verrücken (falls es einen solchen gibt), was insofern den Mißerfolg der Aussage innerhalb des von ihr vermittelten diskursiven Horizonts eines technischen Programms unterstreichen würde. \\+Ich habe jedoch ausgehend von meinen von Foucault inspirierten Überlegungen dargelegt, daß ich das Prinzip des Autors eher als einen grundlegenden Modus der Formation von Gedanken verstehe, der, bildhaft gesprochen, die Verteilung der diskursiven Elemente innerhalb des Diskurses wie das elektromagnetische [[Feld]] einer Kupferspule organisiert. Die Autorenfunktion übt hierbei konkreten Einfluß auf das Erscheinungsbild eines geäußerten Gedankens aus und betrifft (vielleicht sogar vor allem) gerade standardisierte Sprechakte wie beispielsweise Verträge und technische Anweisungen, deren Sinnhaftigkeit m.E. vornehmlich von der Bezugnahme auf einen solchen Autor im Sinne Foucaults abhängt, denn ein [[Vertrag]], der sich nicht als solcher darstellt, weil ganz einfach das in ihm geäußerte Programm von [[Ideen]] dem aktuellen Formationsmodus juristischer Inhalte widerspricht, wird keine Teilhabe an der Zirkulation des jurisprudenten Diskurses erlangen. Genauso wie eine technische Bedienungsanleitung für einen TS808-Drum-Computer nur als eine solche ihre Sinnhaftigkeit zu vermitteln im Stande ist, solange die in ihr geäußerten Sprechakte die in diesem Falle eher funktionalen Umstände des [[Objekt]]es nüchtern beschreiben, als sie manieristisch bildhaft in poetischer [[Sprache]] zu umschreiben. Ein solches Unterfangen würde den Sinngehalt dieser Äußerung wohl eher in den Diskurs der [[Satire]] verrücken (falls es einen solchen gibt), was insofern den [[Mißerfolg]] der Aussage innerhalb des von ihr vermittelten diskursiven Horizonts eines technischen Programms unterstreichen würde. \\
 Es läßt sich also durchaus darüber streiten, ob die offensichtliche Inexistenz eines Autors wirklich einer solchen entspricht oder ob man nicht den Foucaultschen Begriff des Autors viel weiter gefaßt [[sehen]] sollte, nämlich als ein Ordnungsprinzip, welches die Gedankenproduktion selber zu reglementieren imstande ist, um eine systematische Struktur bezüglich des Auftauchens von diskursiven Elementen zu etablieren. Es läßt sich also durchaus darüber streiten, ob die offensichtliche Inexistenz eines Autors wirklich einer solchen entspricht oder ob man nicht den Foucaultschen Begriff des Autors viel weiter gefaßt [[sehen]] sollte, nämlich als ein Ordnungsprinzip, welches die Gedankenproduktion selber zu reglementieren imstande ist, um eine systematische Struktur bezüglich des Auftauchens von diskursiven Elementen zu etablieren.
  
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