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empedokles

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empedokles [2022/07/06 09:46] – [Vergleich mit Pythagoräern] Robert-Christian Knorrempedokles [2024/03/18 18:44] (aktuell) – [EMPEDOKLES] Robert-Christian Knorr
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 aus Agrigent\\ aus Agrigent\\
-490-430 v. Chr.\\+490-430 v.Chr.\\
 Schüler der [[Pythagoräer]]\\ Schüler der [[Pythagoräer]]\\
 +- entstammte einer sehr angesehenen Familie: sein Großvater, Kampfwagen, und sein Vater, Ringen, siegten bei Olympia; er selber blieb zeitlebens im Wettschwimmen unbesiegt\\
 - war allseits anerkannt und schlug die ihm angebotene [[Herrschaft]] aus, um seinerseits die Einführung der [[Demokratie]] anzubieten, was in seinem [[Zeitalter]] in [[Unteritalien]] unbeliebt war, so daß er wahrscheinlich durch einen [[Sprung]] in den Ätna seinen politischen Gegnern einer Steinigung zuvorkam → vielleicht aber auch ist er freiwillig gestorben \\ - war allseits anerkannt und schlug die ihm angebotene [[Herrschaft]] aus, um seinerseits die Einführung der [[Demokratie]] anzubieten, was in seinem [[Zeitalter]] in [[Unteritalien]] unbeliebt war, so daß er wahrscheinlich durch einen [[Sprung]] in den Ätna seinen politischen Gegnern einer Steinigung zuvorkam → vielleicht aber auch ist er freiwillig gestorben \\
 - schrieb seine Texte [[homer|homerischen]] Daktylen, Hexameter, wobei er zwei Erzählinstanzen benutzte: - schrieb seine Texte [[homer|homerischen]] Daktylen, Hexameter, wobei er zwei Erzählinstanzen benutzte:
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 ==== Empedokles und die Behandlung des Stoffs - Warum sich Hölderlin für Empedokles interessierte ==== ==== Empedokles und die Behandlung des Stoffs - Warum sich Hölderlin für Empedokles interessierte ====
  
-<html><img src="http://www.vonwolkenstein.de/images/libation.jpg" width="470" height="480" border="4" align="left" style="margin-right:5mm" alt="Trankopfer bei den Ioniern"></html>[[Poesie]] ist Darstellung und Vermittlung von Bilderwelten. Vermittelt werden Welten, Dichterwelten, deren [[Stoff#Stoffe]] der [[Wirklichkeit]] entstammen, nicht einer abstrakten, sondern der konkreten des Empfindens, nicht nur von sinnlich Wahrgenommenem, auch [[Traum]], Ahnung, [[Hoffnung]], eben alle Wirklichkeitsbestandteile. Zur Wahrnehmung tritt die Intuition , das ist bewußtes Erleben geistiger Inhalte. Dieses bewußte Erleben kann Stoffe hervorbringen, aber auch Voraussetzung zur Formung der Stoffe sein. Intuition wirkt in uns Menschen, bestimmt Handeln und Unterlassen.\\+{{ :libation.jpg?400|}}[[Poesie]] ist Darstellung und Vermittlung von Bilderwelten. Vermittelt werden Welten, Dichterwelten, deren [[Stoff#Stoffe]] der [[Wirklichkeit]] entstammen, nicht einer abstrakten, sondern der konkreten des Empfindens, nicht nur von sinnlich Wahrgenommenem, auch [[Traum]], Ahnung, [[Hoffnung]], eben alle Wirklichkeitsbestandteile. Zur Wahrnehmung tritt die Intuition , das ist bewußtes Erleben geistiger Inhalte. Dieses bewußte Erleben kann Stoffe hervorbringen, aber auch Voraussetzung zur Formung der Stoffe sein. Intuition wirkt in uns Menschen, bestimmt Handeln und Unterlassen.\\
 Wir verlassen mit dieser Poetik den alten [[Begriff]] des ideologischen Realismus und sagen: Real ist der [[Mensch]], real, was außer ihm, real, was in ihm wirkt und somit [[Dasein]] beeinflußt. Reales und Abgründiges gehören zusammen. [[Streit]] ist [[Bildung]] des Charakters, Suche nach dem Eigenen in der Auseinandersetzung mit dem Fremden. Streit ist keine Ausflucht, keine Ausgrenzung, sondern Prägung der eigenen Wortwelt in unmittelbarer Auseinandersetzung mit dem konkret faßbaren Du. Ganz im Geiste der paraphierten [[Streitkultur]] [[Lessing#Lessings]] . Wir sind in diesem Sinne in der Lage, der Menschen Meinungen aufzunehmen und zur [[Sprache]] zu bringen. Nichts wird verfemt, denn jedes Wort hat seinen [[Ursprung]] in der Empfindung - die dem tiefsten Anschauungsgrund entspringt, der Intuition - und mündet in einer Überlegung, die sich mitteilen will, verständlich machen, also angehört und aufgenommen werden will vom jeweiligen Kommunikationspartner. Was der Mensch im Politischen als einzelner nicht vermag, Probleme lösen, das kann er hier im Reiche der [[Poesie]], der [[Phantasie]], der ihm eingegebenen und in sich ausgeprägten Sprachwelt. Jedes Wort zählt, jedes wird gewogen und geprüft, von jedem, der lesen und hören kann! \\ Wir verlassen mit dieser Poetik den alten [[Begriff]] des ideologischen Realismus und sagen: Real ist der [[Mensch]], real, was außer ihm, real, was in ihm wirkt und somit [[Dasein]] beeinflußt. Reales und Abgründiges gehören zusammen. [[Streit]] ist [[Bildung]] des Charakters, Suche nach dem Eigenen in der Auseinandersetzung mit dem Fremden. Streit ist keine Ausflucht, keine Ausgrenzung, sondern Prägung der eigenen Wortwelt in unmittelbarer Auseinandersetzung mit dem konkret faßbaren Du. Ganz im Geiste der paraphierten [[Streitkultur]] [[Lessing#Lessings]] . Wir sind in diesem Sinne in der Lage, der Menschen Meinungen aufzunehmen und zur [[Sprache]] zu bringen. Nichts wird verfemt, denn jedes Wort hat seinen [[Ursprung]] in der Empfindung - die dem tiefsten Anschauungsgrund entspringt, der Intuition - und mündet in einer Überlegung, die sich mitteilen will, verständlich machen, also angehört und aufgenommen werden will vom jeweiligen Kommunikationspartner. Was der Mensch im Politischen als einzelner nicht vermag, Probleme lösen, das kann er hier im Reiche der [[Poesie]], der [[Phantasie]], der ihm eingegebenen und in sich ausgeprägten Sprachwelt. Jedes Wort zählt, jedes wird gewogen und geprüft, von jedem, der lesen und hören kann! \\
 Ideologie  hat, sollte sie jemals einen berechtigten Platz innerhalb künstlerischer Tätigkeit besessen haben, ausgespielt. Der Mensch in seinem Hoffen, Bangen, Lieben allein ist das Maß aller Dinge. Um ihn muß sich alle sprachliche [[Bewegung]] drehen. Es ist die [[Liebe]] zu den Lebenden, die uns eine eigene Sprache zu geben vermag, die wir in ihr nur wirklich wir selbst sind; sie ist der Ursprung unserer Poetik. Geht die Liebe verloren, wird kein Wort mehr wesentlich, die Sprache verliert sich in Nichtigkeit, wird zu einem Niemandsland, unbewohnbar, abstrakter Hermetik zugänglich, Verweigerung des Poetischen, Ödnis.\\ Ideologie  hat, sollte sie jemals einen berechtigten Platz innerhalb künstlerischer Tätigkeit besessen haben, ausgespielt. Der Mensch in seinem Hoffen, Bangen, Lieben allein ist das Maß aller Dinge. Um ihn muß sich alle sprachliche [[Bewegung]] drehen. Es ist die [[Liebe]] zu den Lebenden, die uns eine eigene Sprache zu geben vermag, die wir in ihr nur wirklich wir selbst sind; sie ist der Ursprung unserer Poetik. Geht die Liebe verloren, wird kein Wort mehr wesentlich, die Sprache verliert sich in Nichtigkeit, wird zu einem Niemandsland, unbewohnbar, abstrakter Hermetik zugänglich, Verweigerung des Poetischen, Ödnis.\\
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 ==== Vergleich mit Pythagoräern ==== ==== Vergleich mit Pythagoräern ====
 - er imaginiert sich als Inkarnation Apollos, wohl deshalb, weil er so einen Abschiedsbrief diktieren kann und wohl auch, weil Pythagoras als letzte lebende Form Apollons galt\\ - er imaginiert sich als Inkarnation Apollos, wohl deshalb, weil er so einen Abschiedsbrief diktieren kann und wohl auch, weil Pythagoras als letzte lebende Form Apollons galt\\
-- Der [[Ursprung]] seiner [[Geisteshaltung]] entspricht der pythagoräischen [[Orphik]]. Es ist dies die höchst merkwürdige Verquickung von ionischer [[Physik]] und orphisch-pythagoräischer [[Mystik]]. Die [[Seele]], um die es fast nur noch in einem düsteren [[Gewand]] geht, soll durch Sühnemittel mancher Art gereinigt werden. vgl. sein [[Buch]] <html></font><font face ="symbol, serif">kaqapmoi</font></html> weiß wie sie von seiner früheren [[Herkunft]], von seinem Gebanntsein in einen Menschenleib und in eine menschliche [[Existenz]] → betrachtet die Seelen der Menschen als verbannte Dämonen, d.s. die Erinnerungen an die göttliche Existenz\\+- Der [[Ursprung]] seiner [[Geisteshaltung]] entspricht der pythagoräischen [[Orphik]]. Es ist dies die höchst merkwürdige Verquickung von ionischer [[Physik]] und orphisch-pythagoräischer [[Mystik]]. Die [[Seele]], um die es fast nur noch in einem düsteren [[Gewand]] geht, soll durch Sühnemittel mancher Art gereinigt werden. Er weiß wie sie von seiner früheren [[Herkunft]], von seinem Gebanntsein in einen Menschenleib und in eine menschliche [[Existenz]] → betrachtet die Seelen der Menschen als verbannte Dämonen, d.s. die Erinnerungen an die göttliche Existenz\\
 - war den Pythagoräern die [[Zahl]] das innere Band des Erkenntnissubjektes und –objektes, so ist für Empedokles in altionischer Weise die [[Kongruenz]] des beseelten Stoffes Meßmittel: Gleiches //wird nur durch Gleiches erkannt: Wär’ das Aug’ nicht sonnenhaft, wie könnt die [[Sonne]] es erkennen!//\\ - war den Pythagoräern die [[Zahl]] das innere Band des Erkenntnissubjektes und –objektes, so ist für Empedokles in altionischer Weise die [[Kongruenz]] des beseelten Stoffes Meßmittel: Gleiches //wird nur durch Gleiches erkannt: Wär’ das Aug’ nicht sonnenhaft, wie könnt die [[Sonne]] es erkennen!//\\
  
empedokles.1657093591.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/07/06 09:46 von Robert-Christian Knorr