ESSÄER
auch Essener → jüdischer Geheimbund
- Sind zunächst auch nur die Essäer und ihre Einrichtungen mit denen der FREIMAUREREI verglichen, so gehört doch nur noch ein kleiner Schritt dazu, von der Behauptung, — Einrichtungen der Essäer wenigstens denen der Freimaurerei gleichkamen, zu der weiteren Angabe überzugehen, daß die Essäer wirklich Freimaurer waren, oder, daß zunächst die Rosenkreuzer von ihnen in gerader Linie abstammten, welche den Freimaurer-Orden wieder hergestellt hätten. Es lag für die Rosenkreuzer um so näher, diesen Schritt zu tun, da die Essäer im 18. Jahrhundert vielfach als Christen angesehen wurden, und durch Bolingbroke und die Naturalisten, wie durch Voltaire Christus geradezu mit den Essäern und ihrer Geheimlehre in Verbindung gebracht war. Sie fanden eben hier, was sie suchten, eine alte, wie man glaubte, christliche Genossenschaft mit einer Geheimlehre, die bis in die Zeit vor Christo unter den Christen mit der vorchristlichen Zeit zu verbinden.
Bis dahin hatten die Rosenkreuzer alles, was sie bedurften, in der freimaurerischen Literatur vorgefunden. Was nun folgt, die Einführung der Tempelherren und der Chorherren des heiligen Grabes, ist neu. Indes hat auch hiefür wohl de la Tierce die Veranlassung gegeben.
Da die Vorfahren der Freimaurer nicht nur geschickte Bauleute gewesen (sind), welche äußerliche TEMPEL aufbauen wollten, sondern auch fromme Fürsten und Krieger, welche die lebendigen Tempel des Höchsten erleuchten, erbauen und schützen wollten', so konnte um so mehr bei jener Stelle an die Wiederherstellung einer früheren Genossenschaft gedacht werden, welche die ursprüngliche christliche Lehre der Essäer als Geheimlehre bewahrten. Mußte aber dabei zugleich ein Krieger-Orden ins Auge gefaßt werden, so konnte man die JOHANNITER nicht wählen, weil RAMSAY weiter berichtet, daß dieser neu gestiftete Orden sich innig mit dem Ritter des heiligen Johannes von Jerusalem verbunden habe. Der Johanniter-Orden war aber selbst durch eine Verwandlung des Ordens des heiligen Johannes von Jerusalem entstanden. Man wählte den Templer-Orden, dessen gewaltsame Vernichtung zugleich als Grund dafür angeführt werden konnte, daß die Rosenkreuzer und ihre unbekannten Oberen bisher sich so völlig im Verborgenen gehalten hatten.
So ungefähr werden wir uns die Entstehung dieses merkwürdigen und für die Geschichte der Freimaurerei wichtigen Schriftstückes zu denken haben, dessen spätere, erweiterte Bearbeitung in der Freimaurerei unter dem Namen „Testament Molay's“ bekannt wurde, und auch durch diesen Titel sehr erkennbar auf das „Testament des Chr. Rosenkreuz„ hinwies, das in der Geschichte der Rosenkreuzer eine so bedeutende Rolle spielt.
Mag man immerhin aber die Entstehung desselben sich auf andere Weise erklären, so viel steht fest, daß mit dieser Deuxieme Section, de la Maçonnerie parmi les Chretiens unter der Ägide der ROSENKREUZER der Tempelherren-Orden nach dem Jahre 1744 in die Geschichte der Freimaurerei seinen Einzug gehalten hat. (Schiffmann)
Geheimbund der Essener
- orientierten sich an den Pythagoräern hinsichtlich der Ordensstrenge, der Nähe zur NATUR (Anbetung des Sonnenaufgangs) und der Enthaltsamkeit
- Engelwesen einer übersinnlichen Geisterwelt gepaart mit Offenbarungsglaube für die Seele → daher soll die körperliche Hülle allmählich abgetötet werden: Fasten, Essensvorschriften (kein Alkohol, kein Öl, kein Fleisch)
- Abwendung von irdischer Gesetzlichkeit, dazu gegen jedwede Umgangsformen: Gesetze, Eide, EHE, Dienstbarkeit, SKLAVEREI, Geld, Besitz…
- lebten im Einklang mit der Natur von Ackerbau und Handwerk, was gemeinschaftlich organisiert wurde
- sie trugen graue Gewänder und Sandalen, im Winter zuweilen einen Wollumhang
- möglicherweise unterschieden sie nur zwischen reinem und unreinem Menschen und nicht zwischen Jude und Nicht-Jude, Goi; Frauen allerdings waren nicht zugelassen
- nach einer dreijährigen Novizenzeit wurde ein Kandidat zuweilen aufgenommen: er erhielt einen Badegürtel und eine kleine Axt und stieg somit auf die zweite Stufe → wahrscheinlich gab es vier Stufen
- die Essener waren als Rechtsgelehrte, Ärzte und Astrologen sehr geschätzt und vermieden auch den Kontakt zum VOLK nicht, wobei sie als unberührbar galten, ihr WISSEN jedoch streng für sich behielten