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fleming

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fleming [2013/09/17 19:29] Robert-Christian Knorrfleming [2019/07/28 16:10] (aktuell) – Externe Bearbeitung 127.0.0.1
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-Man fühlt sich hineingestoßen in die Freude, die sich aller [[Welt]] öffnen will. Wer ein [[Gedicht]] über die [[Technik]] des Küssens schreibt, kann der Konvention bestenfalls ein müdes Lächeln abgewinnen. Und dabei ist das Distanzieren doch die wichtigste politische Kardinaltugend. Inwiefern die im Gedicht geäußerte Spannung für Flemings [[Leben]] charakteristisch sein sollte, wird zu untersuchen sein.\\ +Man fühlt sich hineingestoßen in die Freude, die sich aller [[Welt]] öffnen will. Wer ein [[Gedicht]] über die [[Technik]] des Küssens schreibt, kann der Konvention bestenfalls ein müdes [[Lächeln]] abgewinnen. Und dabei ist das Distanzieren doch die wichtigste politische Kardinaltugend. Inwiefern die im Gedicht geäußerte Spannung für Flemings [[Leben]] charakteristisch sein sollte, wird zu untersuchen sein.\\ 
-//Wie er wolle geküsset sein// ist kein distanziertes oder von gesellschaftlichen Konventionen verklärtes Herangehen an das Leben. Das Barockzeitalter ist eines der [[Gegensatz#Gegensätze]], auf der einen Seite das [[vanitas]]-Gefühl, das der Vergänglichkeit allen [[Dasein#Daseins]], mit einer daraus resultierenden [[Leichtlebigkeit]], dem Genießen des [[Augenblick#Augenblicks]]; auf der anderen Seite gibt die erstarrte Konvention einer auf Etikette festgelegten Hofkultur keinen [[Raum]] für natürliches Erleben, ja, es werden in zig Gedichten Lobgesänge auf Personen, vergangene Zeiten (die [[Herkunft]] des Fürstengeschlechts betreffend) oder politische Zustände mit exakter Regelhaftung gesungen, [[Panegyrik]] nennt sich das.\\+//Wie er wolle geküsset sein// ist kein distanziertes oder von gesellschaftlichen Konventionen verklärtes Herangehen an das Leben. Das Barockzeitalter ist eines der [[Gegensatz#Gegensätze]], auf der einen Seite das [[vanitas]]-Gefühl, das der Vergänglichkeit allen [[Dasein#Daseins]], mit einer daraus resultierenden [[Leichtlebigkeit]], dem Genießen des [[Augenblick#Augenblicks]]; auf der anderen Seite gibt die erstarrte Konvention einer auf [[Etikette]] festgelegten Hofkultur keinen [[Raum]] für natürliches Erleben, ja, es werden in zig Gedichten Lobgesänge auf Personen, vergangene Zeiten (die [[Herkunft]] des Fürstengeschlechts betreffend) oder politische Zustände mit exakter Regelhaftung gesungen, [[Panegyrik]] nennt sich das.\\
 Das obige Gedicht nun besitzt die [[Form]] einer dreifachen [[Kanzone]]. In der ersten [[Strophe]] wechselt die Kadenz von[[männlich]] [[[Grund]] – Mund ([[Kadenz]])] zu [[weiblich]] (leise – weise). Der [[Reim]] ist paarig, also aa und bb angelegt. Das erste Reimpaar der Strophen ist siebensilbig, das zweite Reimpaar achtsilbig. Die Kanzonen unterscheiden sich in ihrem Aufbau durch den [[Charakter]] ihres Ausklingens. Währenddessen die erste Kanzone jeweils männlich und weiblich ausklingt, sind die beiden anderen puristisch, soll heißen, entweder männlich (dritte Kanzone) oder weiblich (zweite Kanzone).\\ Das obige Gedicht nun besitzt die [[Form]] einer dreifachen [[Kanzone]]. In der ersten [[Strophe]] wechselt die Kadenz von[[männlich]] [[[Grund]] – Mund ([[Kadenz]])] zu [[weiblich]] (leise – weise). Der [[Reim]] ist paarig, also aa und bb angelegt. Das erste Reimpaar der Strophen ist siebensilbig, das zweite Reimpaar achtsilbig. Die Kanzonen unterscheiden sich in ihrem Aufbau durch den [[Charakter]] ihres Ausklingens. Währenddessen die erste Kanzone jeweils männlich und weiblich ausklingt, sind die beiden anderen puristisch, soll heißen, entweder männlich (dritte Kanzone) oder weiblich (zweite Kanzone).\\
 Im [[Text]] selbst ist ein lyrisches [[Ich]] (bis aufs Schlußdistichon) genauso zu vermissen wie ein minnesängerischer [[Wechsel]] des erzählenden, beschreibenden oder leidenden Ichs. \\ Im [[Text]] selbst ist ein lyrisches [[Ich]] (bis aufs Schlußdistichon) genauso zu vermissen wie ein minnesängerischer [[Wechsel]] des erzählenden, beschreibenden oder leidenden Ichs. \\
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 Da das Küssen hier als ein zufälliges, aber dennoch gewissermaßen einmal zwangsläufiges Thema für ein Kasualgedicht sein muß, liegt ein historischer Exkurs in die Ursprünge der Kußdichtung (lateinisch //suavium//) nahe. Die Kußdichtung geht auf den [[Römer]] [[Catullus]] (87 v.Chr.-53 v.Chr.) zurück, der in seiner Liebe zu Lesbia, einer sittenlosen Dame, schmachtete und Kompensation suchte. //Rubella seu Suavorium liber I//, 1631 in Leipzig erschienen, ist eine Hommage an Catull und an die 1630 an der [[Pest]] verstorbene Lesbia (!), Flemings Geliebte.\\ Da das Küssen hier als ein zufälliges, aber dennoch gewissermaßen einmal zwangsläufiges Thema für ein Kasualgedicht sein muß, liegt ein historischer Exkurs in die Ursprünge der Kußdichtung (lateinisch //suavium//) nahe. Die Kußdichtung geht auf den [[Römer]] [[Catullus]] (87 v.Chr.-53 v.Chr.) zurück, der in seiner Liebe zu Lesbia, einer sittenlosen Dame, schmachtete und Kompensation suchte. //Rubella seu Suavorium liber I//, 1631 in Leipzig erschienen, ist eine Hommage an Catull und an die 1630 an der [[Pest]] verstorbene Lesbia (!), Flemings Geliebte.\\
 Fleming leistet in seinem Buch nicht nur eine Hommage an Catull, sondern leistet auch etwas [[Neues]] für die [[Gattung]] des Kußgedichts. Er verbindet den petrarcistischen Paarreim (weit - leid; Mund – Grund; gezwungen – Zungen) mit eben jenem //suavium//. Die petrarcistische Manier, die [[Geliebte]] säuberlich getrennt nach Körperteilen zu beschreiben, wird von Fleming in einer Beschäftigung mit dem [[Wesen]] und der [[Wirkung]] von Liebe aufgelöst. Die Hinwendung zu [[Petrarca]] mag gleichsam für das [[Streben]] nach [[Natürlichkeit]] des [[Ausdruck]]s stehen. Das Thema „[[Treue]]“ ist nicht mehr das den Text Beherrschende; es geht um das Exempel, die eigene Liebesauffassung auszudrücken. Die neue [[Tugend]] des 17.Jahrhunderts stand stärker als die vorangegangene des [[Humanismus]] und der [[Renaissance]] auf den Füßen des [[Stoizismus]] und wollte die Gültigkeit und Leistung des eigenen Lebens betonen. Das zieht Fleming zum [[Adel]]. Fleming wollte einer der //nobilitas litteraria// sein, andererseits – epigrammatisch – ist die [[Wendung]] [[Zeichen]] seiner eigentlichen Herkunft, derer sich Fleming nicht zu schämen scheint: //Küsse nun ein Jedermann//... \\ Fleming leistet in seinem Buch nicht nur eine Hommage an Catull, sondern leistet auch etwas [[Neues]] für die [[Gattung]] des Kußgedichts. Er verbindet den petrarcistischen Paarreim (weit - leid; Mund – Grund; gezwungen – Zungen) mit eben jenem //suavium//. Die petrarcistische Manier, die [[Geliebte]] säuberlich getrennt nach Körperteilen zu beschreiben, wird von Fleming in einer Beschäftigung mit dem [[Wesen]] und der [[Wirkung]] von Liebe aufgelöst. Die Hinwendung zu [[Petrarca]] mag gleichsam für das [[Streben]] nach [[Natürlichkeit]] des [[Ausdruck]]s stehen. Das Thema „[[Treue]]“ ist nicht mehr das den Text Beherrschende; es geht um das Exempel, die eigene Liebesauffassung auszudrücken. Die neue [[Tugend]] des 17.Jahrhunderts stand stärker als die vorangegangene des [[Humanismus]] und der [[Renaissance]] auf den Füßen des [[Stoizismus]] und wollte die Gültigkeit und Leistung des eigenen Lebens betonen. Das zieht Fleming zum [[Adel]]. Fleming wollte einer der //nobilitas litteraria// sein, andererseits – epigrammatisch – ist die [[Wendung]] [[Zeichen]] seiner eigentlichen Herkunft, derer sich Fleming nicht zu schämen scheint: //Küsse nun ein Jedermann//... \\
-Die Zeit, in die Paul Fleming hineingeboren wurde (Geburtsdaten: 5.Oktober 1609 bis 2.April 1640), war eine Zeit der [[Parteilichkeit]]. Als [[Sohn]] eines evangelischen Pfarrers im erzgebirgischen Hartenstein wurde er entsprechend erzogen. Er besuchte die Lateinschule in Mittweida und studierte ab 1629 in Leipzig Medizin. In Leipzig begegnete Fleming der bedeutendste Dichter seiner Zeit, Martin [[Opitz]] (1597-1639), der 1624 die „Deutsche Poeterey“ zur Rechtfertigung eigener Versuche und gegen den [[Mangel]] entsprechender deutscher Gedichtformen veröffentlichte. Dieses Treffen muß für Fleming von entscheidender [[Bedeutung]] gewesen sein; seinen bis dahin neulateinischen Dichtungen gesellten sich Versuche in deutscher [[Sprache]] zu. Zu diesen Versuchen muß auch unser Gedicht zugerechnet werden, welches eine Verquickung aus lateinischer [[Tradition]] (//suavium//) und deutscher (Opitzscher) Verslehre ist. Wenn man jetzt das siebente Kapitel der //Poeterey// zur Hand nimmt und Flemings Gedicht daraufhin untersucht, wird man in ihm einen gehorsamen Schüler finden. Das siebente Kapitel behandelt die Regelpoetik. Opitz stellt drei Prinzipien auf:\\+Die Zeit, in die Paul Fleming hineingeboren wurde (Geburtsdaten: 5.Oktober 1609 bis 2.April 1640), war eine Zeit der [[Parteilichkeit]]. Als [[Sohn]] eines evangelischen Pfarrers im erzgebirgischen Hartenstein wurde er entsprechend erzogen. Er besuchte die Lateinschule in Mittweida und studierte ab 1629 in Leipzig Medizin. In Leipzig begegnete Fleming der bedeutendste Dichter seiner Zeit, Martin [[Opitz]] (1597-1639), der 1624 die „Deutsche Poeterey“ zur Rechtfertigung eigener Versuche und gegen den [[Mangel]] entsprechender deutscher Gedichtformen veröffentlichte. Dieses Treffen muß für Fleming von entscheidender [[Bedeutung]] gewesen sein; seinen bis dahin neulateinischen Dichtungen gesellten sich Versuche in deutscher [[Sprache]] zu. Zu diesen Versuchen muß auch unser Gedicht zugerechnet werden, welches eine Verquickung aus lateinischer [[Tradition]] (//suavium//) und deutscher (Opitzscher) Verslehre ist. Wenn man jetzt das siebente [[Kapitel]] der //Poeterey// zur Hand nimmt und Flemings Gedicht daraufhin untersucht, wird man in ihm einen gehorsamen Schüler finden. Das siebente Kapitel behandelt die Regelpoetik. Opitz stellt drei Prinzipien auf:\\
  
 === I. Reimprinzip === === I. Reimprinzip ===
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 Die mich erfreut.// (aus: //[[Schmerz]] und Verlust//) Die mich erfreut.// (aus: //[[Schmerz]] und Verlust//)
  
-Leipzig! Die [[Stadt]] war seinerzeit der Ort, wo romanische Liedformen mit dem schlesischen Schwulst eines [[Hoffmann#Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau]] verschmolzen, zugleich wurden die ostpreußische Kantigkeit eines Albert, dessen Arien und Melodeyen seinerzeit Furore machten, mit diesen Formen verwoben. In dieser Zeit trennten sich die Dichter vom Volksliedhaften des [[Mittelalter#Mittelalters]], und es mag gerade ein Verdienst Flemings sein, volkstümliche Elemente nicht gänzlich aus dem dichterischen Schaffen verbannt zu haben; dies verhalf dem [[Volkslied]] in seiner Unmittelbarkeit des Erlebens zum dichterischen Überleben.\\+Leipzig! Die [[Stadt]] war seinerzeit der Ort, wo romanische Liedformen mit dem schlesischen Schwulst eines [[Hoffmann#Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau]] verschmolzen, zugleich wurden die ostpreußische Kantigkeit eines Albert, dessen Arien und Melodeyen seinerzeit Furore machten, mit diesen Formen verwoben. In dieser Zeit trennten sich die Dichter vom Volksliedhaften des [[Mittelalter#Mittelalters]], und es mag gerade ein Verdienst Flemings sein, volkstümliche Elemente nicht gänzlich aus dem dichterischen Schaffen verbannt zu haben; dies verhalf dem [[Volkslied]] in seiner Unmittelbarkeit des Erlebens zum dichterischen [[Überleben]].\\
 Nach seinem Studium in Leipzig begleitete Fleming als Hofjunker (//nobilis aulicus//) und [[Truchseß]] (eine Art von Essensverantwortlicher) den Weltreisenden [[Olearius]] im Auftrag des schleswigschen Herzogs. Die Reise sollte übers ferne [[Rußland]] ins noch fernere Persien führen; die norddeutschen Händler suchten auszubeutende Quellen für künftige Geschäfte. Im November 1633 schiffte man sich in Travemünde ein und gelangte über Riga und [[Moskau]] nach Persien.\\ Nach seinem Studium in Leipzig begleitete Fleming als Hofjunker (//nobilis aulicus//) und [[Truchseß]] (eine Art von Essensverantwortlicher) den Weltreisenden [[Olearius]] im Auftrag des schleswigschen Herzogs. Die Reise sollte übers ferne [[Rußland]] ins noch fernere Persien führen; die norddeutschen Händler suchten auszubeutende Quellen für künftige Geschäfte. Im November 1633 schiffte man sich in Travemünde ein und gelangte über Riga und [[Moskau]] nach Persien.\\
 In der Ferne wuchs die Liebe zum [[Vaterland]], welches in jenen [[Jahr]]en Schauplatz des dato entsetzlichsten Krieges war. In Rußland und Persien schrieb er Gedichte, die gleichermaßen die Vergänglichkeit des irdischen [[Sein#Seins]] einfangen, wie auch den Freuden des Lebens aufgeschlossen gegenüberstehen. Fleming suchte das erfahrene Material des Lebens in die Form zu pressen. Es gelang ihm formal in der Weise, als daß Fleming bis heute als [[Meister]] der barocken Sonettdichtung gilt. \\ In der Ferne wuchs die Liebe zum [[Vaterland]], welches in jenen [[Jahr]]en Schauplatz des dato entsetzlichsten Krieges war. In Rußland und Persien schrieb er Gedichte, die gleichermaßen die Vergänglichkeit des irdischen [[Sein#Seins]] einfangen, wie auch den Freuden des Lebens aufgeschlossen gegenüberstehen. Fleming suchte das erfahrene Material des Lebens in die Form zu pressen. Es gelang ihm formal in der Weise, als daß Fleming bis heute als [[Meister]] der barocken Sonettdichtung gilt. \\
-Durch [[Krankheit]] und winterliche Unannehmlichkeiten war Fleming auf der Rückreise von Persien zu einem längeren Aufenthalt in Reval gezwungen. Dort lernte er die Kaufmannstochter Elsabe Niehus kennen und lieben. Die Liebe war nicht gegenseitig. Elsabe lehnte eine gemeinsame Reise nach Schemacha/Aserbaidschan ab und heiratete einen Dorpater [[Professor]]. Fleming sublimierte sie fortan in seinen Liebesdichtungen. Aber wollte mehr. Er wollte sich niederlassen und eine Frau. Er schiffte sich nach Leyden ein, um an der dortigen [[Universität]] zu promovieren. Zwar war er in Leipzig bereits ein magister artium geworden, doch Mars, der Unhold aller [[Kunst]], hatte seine Karrierepläne geendigt, bevor Fleming ein Auskommen finden konnte. Fleming blieb ein Suchender. //Carpe diem//, so sein Motto. Seine Dichtung durchziehen deshalb Vergänglichkeits- und Erlebnismotive. Aber Fleming mahnte auch: So rief er die kriegführenden Parteien auf, endlich [[Frieden]] zu schließen und [[Deutschland]] nicht länger zu verheeren. Sein Ruf verhallte den Lebenden ungehört, doch Spätere nahmen sein [[Wort]] auf, lobten seine dichterischen und politischen Leistungen: Der Polyhistor [[Morhof]] nannte Fleming 50 Jahre nach dessen [[Tod]] einen unvergleichlichen [[Geist]], der mehr auf sich selbst als auf fremder [[Nachahmung]] beruhe. [[Leibniz]] nannte ihn einen Horaz, [[Gottsched]] sah in ihm bloß einen Reflexionsdichter, einen gefühlsduseligen Selbstlobler ohne pädagogische Attitüde, volkserzieherischen Momenten abhold. [[Varnhagen]] von Ense dagegen nennt Flemings Engagement eine schon dem Parteiwesen entrückte Vaterlandsliebe. Und [[Goethe]] schließlich nannte Fleming ein recht hübsches Talent, der ihm aber aufgrund seiner Affinität zum barocken Lebensgefühl der Vanitas jetzt nichts mehr helfen könne.\\ +Durch [[Krankheit]] und winterliche Unannehmlichkeiten war Fleming auf der Rückreise von Persien zu einem längeren Aufenthalt in Reval gezwungen. Dort lernte er die Kaufmannstochter Elsabe Niehus kennen und lieben. Die Liebe war nicht gegenseitig. Elsabe lehnte eine gemeinsame Reise nach Schemacha/Aserbaidschan ab und heiratete einen Dorpater [[Professor]]. Fleming sublimierte sie fortan in seinen Liebesdichtungen. Aber wollte mehr. Er wollte sich niederlassen und eine Frau. Er schiffte sich nach Leyden ein, um an der dortigen [[Universität]] zu promovieren. Zwar war er in Leipzig bereits ein magister artium geworden, doch [[Mars]], der Unhold aller [[Kunst]], hatte seine Karrierepläne geendigt, bevor Fleming ein Auskommen finden konnte. Fleming blieb ein Suchender. //Carpe diem//, so sein Motto. Seine Dichtung durchziehen deshalb Vergänglichkeits- und Erlebnismotive. Aber Fleming mahnte auch: So rief er die kriegführenden Parteien auf, endlich [[Frieden]] zu schließen und [[Deutschland]] nicht länger zu verheeren. Sein Ruf verhallte den Lebenden ungehört, doch Spätere nahmen sein [[Wort]] auf, lobten seine dichterischen und politischen Leistungen: Der Polyhistor [[Morhof]] nannte Fleming 50 Jahre nach dessen [[Tod]] einen unvergleichlichen [[Geist]], der mehr auf sich selbst als auf fremder [[Nachahmung]] beruhe. [[Leibniz]] nannte ihn einen Horaz, [[Gottsched]] sah in ihm bloß einen Reflexionsdichter, einen gefühlsduseligen Selbstlobler ohne pädagogische Attitüde, volkserzieherischen Momenten abhold. [[Varnhagen]] von Ense dagegen nennt Flemings Engagement eine schon dem Parteiwesen entrückte Vaterlandsliebe. Und [[Goethe]] schließlich nannte Fleming ein recht hübsches Talent, der ihm aber aufgrund seiner Affinität zum barocken Lebensgefühl der Vanitas jetzt nichts mehr helfen könne.\\ 
-Flemings literarisches [[Talent]] scheint unzweifelhaft. Doch scheiterte er in einer [[Zeit]], die es ihm nicht ermöglichte, sich Gehör zu verschaffen. Ein Dichter aber muß vor allem gehört werden+Flemings literarisches [[Talent]] scheint unzweifelhaft. Doch scheiterte er in einer [[Zeit]], die es ihm nicht ermöglichte, sich Gehör zu verschaffen.   
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fleming.1379438951.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 13:30 (Externe Bearbeitung)