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freud

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freud [2023/01/07 14:27] – [Sigmund Freud] Robert-Christian Knorrfreud [2023/12/05 17:39] (aktuell) – [Essay "Der Dichter und das Phantasieren"] Robert-Christian Knorr
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 Es ist eine grundlegende Gemeinsamkeit zwischen [[Dichtung]] Iund psychoanalytischer Technik, und hier ist auch die Anregung zu sehen, die Freud [[selbst]] eingestandenermaßen aus der Literatur empfing. In der Abhandlung "Zur Vorgeschichte der analytischen Technik" zitiert er Ludwig [[Börne]], dessen gesammelte Werke er schon mit 14 Jahren erstand und zu lesen begann: "Nehmt einige Bogen Papier und schreibt drei tage nacheinander, ohne Falsch und [[Heuchelei]], alles nieder, was euch durch den Kopf geht. Schreibt, was ihr denkt von euch selbst! - Nach Verlauf der drei Tage werdet ihr vor Verwunderung, was ihr für neue, unerhörte Gedanken gehabt, ganz außer euch kommen." (Börne, Die Kunst, in drei Tagen ein originalschriftsteller zu werden)\\ Es ist eine grundlegende Gemeinsamkeit zwischen [[Dichtung]] Iund psychoanalytischer Technik, und hier ist auch die Anregung zu sehen, die Freud [[selbst]] eingestandenermaßen aus der Literatur empfing. In der Abhandlung "Zur Vorgeschichte der analytischen Technik" zitiert er Ludwig [[Börne]], dessen gesammelte Werke er schon mit 14 Jahren erstand und zu lesen begann: "Nehmt einige Bogen Papier und schreibt drei tage nacheinander, ohne Falsch und [[Heuchelei]], alles nieder, was euch durch den Kopf geht. Schreibt, was ihr denkt von euch selbst! - Nach Verlauf der drei Tage werdet ihr vor Verwunderung, was ihr für neue, unerhörte Gedanken gehabt, ganz außer euch kommen." (Börne, Die Kunst, in drei Tagen ein originalschriftsteller zu werden)\\
 In einem [[Brief]] an Ferenczi schreibt Freud: //Als ich diesen wieder las, war ich erstaunt, wie sehr manches, was darin steht, sich wörtlich mit manchem deckt, was ich immer vertreten und gedacht habe. Es dürfte also wirklich die Quelle meiner Originalität sein.//\\ In einem [[Brief]] an Ferenczi schreibt Freud: //Als ich diesen wieder las, war ich erstaunt, wie sehr manches, was darin steht, sich wörtlich mit manchem deckt, was ich immer vertreten und gedacht habe. Es dürfte also wirklich die Quelle meiner Originalität sein.//\\
-Ein weiterer wichtiger Zusammenhang zwischen Psychoanalyse und Literatur, vornehmlich der klassischen: [[Ödipus]] und Narziß. Diese wiederum reflektieren in der modernen Literatur oder es werden psychologisch relevante Sachverhalte geschildert wie Urhaß, ödipale Bindung, [[Inzest]], Kastrationsangst. Außerdem entstehen immer mehr Monographien und Pathographien über [[Poe]], [[Goethe]], [[Dostojewski]] oder Figuren aus der Literatur: Faust, [[Hamlet]], Schiwago...\\+Ein weiterer wichtiger Zusammenhang zwischen Psychoanalyse und Literatur, vornehmlich der klassischen: [[Ödipus]] und [[Narzissos|Narziß]]. Diese wiederum reflektieren in der modernen Literatur oder es werden psychologisch relevante Sachverhalte geschildert wie Urhaß, ödipale Bindung, [[Inzest]], Kastrationsangst. Außerdem entstehen immer mehr Monographien und Pathographien über [[Poe]], [[Goethe]], [[Dostojewski]] oder Figuren aus der Literatur: Faust, [[Hamlet]], Schiwago...\\
 Nicht zuletzt sind persönliche Beziehungen zwischen Dichtern und Psychoanalytikern prägend für beide Seiten. [[Rilke]] war mit Lou Andreas-Salome befreundet und schrieb ein [[Buch]] über sie. Eine an L.G. Jung orientierte Psychotherapie Hermann Hesses floß in die Werke "Demian", "Narziß und Goldmund" ein. Freud selbst stand mit den Zweigs in persönlichem und brieflichem Kontakt.\\ Nicht zuletzt sind persönliche Beziehungen zwischen Dichtern und Psychoanalytikern prägend für beide Seiten. [[Rilke]] war mit Lou Andreas-Salome befreundet und schrieb ein [[Buch]] über sie. Eine an L.G. Jung orientierte Psychotherapie Hermann Hesses floß in die Werke "Demian", "Narziß und Goldmund" ein. Freud selbst stand mit den Zweigs in persönlichem und brieflichem Kontakt.\\
 Die genannten Beispiele seien nur stellvertretend für viele genannt. Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß sich das Verhältnis zwischen Psychoanalytikern und Literaten für beide Seiten als sehr produktiv erwiesen hat und nicht zuletzt dadurch sind viele von Freuds Einsichten Allgemeingut und Anlaß zu kritischer Auseinandersetzung geworden.\\ Die genannten Beispiele seien nur stellvertretend für viele genannt. Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß sich das Verhältnis zwischen Psychoanalytikern und Literaten für beide Seiten als sehr produktiv erwiesen hat und nicht zuletzt dadurch sind viele von Freuds Einsichten Allgemeingut und Anlaß zu kritischer Auseinandersetzung geworden.\\
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 In vielen Romanen fiel Freud auf, daß nur eine Person, wiederum der Held, von innen geschildert wird; in seiner Seele sitzt gleichsam der Dichter und schaut die anderen Personen von außen an. Der psychologische [[Roman]] verdankt im ganzen wohl seine Besonderheit der Neigung des modernen Dichters, sein [[Ich]] durch Selbstbeobachtung in Partial-Ichs zu zerspalten und demzufolge die Konfliktströmungen seines Seelenlebens in mehreren Helden zu personifizieren. In einem ganz besonderen [[Gegensatz]] zum Typus des Tagtraumes scheinen die Romane zu stehen, die man als "exzentrische" bezeichnen könnte, in denen die als Held eingeführte Person die geringste tätige Rolle spielt, vielmehr wie ein Zuschauer die Taten und Leiden der anderen an sich vorüberziehen sieht. Solcher Art sind mehrere der späten Romane [[Zola#Zolas]].\\ In vielen Romanen fiel Freud auf, daß nur eine Person, wiederum der Held, von innen geschildert wird; in seiner Seele sitzt gleichsam der Dichter und schaut die anderen Personen von außen an. Der psychologische [[Roman]] verdankt im ganzen wohl seine Besonderheit der Neigung des modernen Dichters, sein [[Ich]] durch Selbstbeobachtung in Partial-Ichs zu zerspalten und demzufolge die Konfliktströmungen seines Seelenlebens in mehreren Helden zu personifizieren. In einem ganz besonderen [[Gegensatz]] zum Typus des Tagtraumes scheinen die Romane zu stehen, die man als "exzentrische" bezeichnen könnte, in denen die als Held eingeführte Person die geringste tätige Rolle spielt, vielmehr wie ein Zuschauer die Taten und Leiden der anderen an sich vorüberziehen sieht. Solcher Art sind mehrere der späten Romane [[Zola#Zolas]].\\
 Freud stellt folgende Theorie auf: Freud stellt folgende Theorie auf:
-  * Ein starkes, aktuelles Erlebnis weckt im Dichter die [[Erinnerung]] an ein früheres, meist der Kindheit angehöriges Erlebnis auf, von welchem nun der Wunsch ausgeht, der sich in der Dichtung seine Erfüllung schafft; die Dichtung selbst läßt sowohl Elemente des frischen Anlasses, als auch alte Erinnerungen erkennen.\\+  * Ein starkes, aktuelles [[Erlebnis]] weckt im Dichter die [[Erinnerung]] an ein früheres, meist der Kindheit angehöriges Erlebnis auf, von welchem nun der Wunsch ausgeht, der sich in der Dichtung seine Erfüllung schafft; die Dichtung selbst läßt sowohl Elemente des frischen Anlasses, als auch alte Erinnerungen erkennen.\\
 Am Ende seines Aufsatzes thematisiert Freud die Bearbeitungen fertiger Stoffe wie Sagen, Mythen und Legenden, Märchen... und spekuliert, daß sie den entstellten Überresten von Wunschphantasien ganzer Nationen entsprächen, sogenannten [[Sekulartraum#Sekularträumen]]. Er versucht, [[Mittel]] der Technik zu erraten, mit denen der Dichter den Lustgewinn des Lesers erreicht. Freud glaubt, daß der Dichter den Charakter des egoistischen Tagtraumes durch Abänderungen und Verhüllungen mildere und seine Leser durch formalen und ästhetischen Lustgewinn besteche, den er uns in der Darstellung seiner Phantasie bietet, einem Lustgewinn, dessen wir uns nicht schämen müssen. Lesen ist so eine [[Form]] der Sublimierung.\\ Am Ende seines Aufsatzes thematisiert Freud die Bearbeitungen fertiger Stoffe wie Sagen, Mythen und Legenden, Märchen... und spekuliert, daß sie den entstellten Überresten von Wunschphantasien ganzer Nationen entsprächen, sogenannten [[Sekulartraum#Sekularträumen]]. Er versucht, [[Mittel]] der Technik zu erraten, mit denen der Dichter den Lustgewinn des Lesers erreicht. Freud glaubt, daß der Dichter den Charakter des egoistischen Tagtraumes durch Abänderungen und Verhüllungen mildere und seine Leser durch formalen und ästhetischen Lustgewinn besteche, den er uns in der Darstellung seiner Phantasie bietet, einem Lustgewinn, dessen wir uns nicht schämen müssen. Lesen ist so eine [[Form]] der Sublimierung.\\
 Die Psychoanalyse hat den Stein der Weisen gefunden, der sie bei Bedarf gegen alle Angriffe immunisiert. Wer lehnt denn die Psychoanalyse ab? Doch der, der ihre Entlarvungen fürchten muß oder sie nicht verstanden hat. Die Psychoanalyse ist die einzige Theorie der Welt, die sich von jedem Einwand gegen sie bestärkt fühlen kann. Je falscher sie einer findet, um so richtiger kommt sie sich vor. Dagegen ist kein Kraut gewachsen.\\ Die Psychoanalyse hat den Stein der Weisen gefunden, der sie bei Bedarf gegen alle Angriffe immunisiert. Wer lehnt denn die Psychoanalyse ab? Doch der, der ihre Entlarvungen fürchten muß oder sie nicht verstanden hat. Die Psychoanalyse ist die einzige Theorie der Welt, die sich von jedem Einwand gegen sie bestärkt fühlen kann. Je falscher sie einer findet, um so richtiger kommt sie sich vor. Dagegen ist kein Kraut gewachsen.\\
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 === Ich und Es: === === Ich und Es: ===
- <html>  +{{:freudschema.jpg?800|}} 
-<img src = "http://www.vonwolkenstein.de/images/freudschema.jpg" alt = "Freud-Schema 1" align = "left" hspace="55" vspace="90"></html> \\+
  
 === Triebbefriedigung: === === Triebbefriedigung: ===
-<html>  +{{:freudschema2.jpg?800|}}
-<img src = "http://www.vonwolkenstein.de/images/freudschema2.jpg" alt = "Triebbefriedigung" align = "left" hspace="55" vspace="90"></html> +
  
 ==== Rezeption ==== ==== Rezeption ====
  
 - behauptete, daß Kinder vielförmige Perverse sind - und dieser ganze idiotische Unsinn über die anale Phase, was nicht einmal in Militärbaracken glaubhaft wäre (Dommergue) - behauptete, daß Kinder vielförmige Perverse sind - und dieser ganze idiotische Unsinn über die anale Phase, was nicht einmal in Militärbaracken glaubhaft wäre (Dommergue)
-<html><img src = "http://vg06.met.vgwort.dewesena/1aceac5eb9be4c8fb7bcb6b6734fec99" width="1" height= "1" alt=""></html>+
freud.1673098059.txt.gz · Zuletzt geändert: 2023/01/07 14:27 von Robert-Christian Knorr