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freud

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freud [2023/11/04 13:47] Robert-Christian Knorrfreud [2023/12/05 17:39] (aktuell) – [Essay "Der Dichter und das Phantasieren"] Robert-Christian Knorr
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 In vielen Romanen fiel Freud auf, daß nur eine Person, wiederum der Held, von innen geschildert wird; in seiner Seele sitzt gleichsam der Dichter und schaut die anderen Personen von außen an. Der psychologische [[Roman]] verdankt im ganzen wohl seine Besonderheit der Neigung des modernen Dichters, sein [[Ich]] durch Selbstbeobachtung in Partial-Ichs zu zerspalten und demzufolge die Konfliktströmungen seines Seelenlebens in mehreren Helden zu personifizieren. In einem ganz besonderen [[Gegensatz]] zum Typus des Tagtraumes scheinen die Romane zu stehen, die man als "exzentrische" bezeichnen könnte, in denen die als Held eingeführte Person die geringste tätige Rolle spielt, vielmehr wie ein Zuschauer die Taten und Leiden der anderen an sich vorüberziehen sieht. Solcher Art sind mehrere der späten Romane [[Zola#Zolas]].\\ In vielen Romanen fiel Freud auf, daß nur eine Person, wiederum der Held, von innen geschildert wird; in seiner Seele sitzt gleichsam der Dichter und schaut die anderen Personen von außen an. Der psychologische [[Roman]] verdankt im ganzen wohl seine Besonderheit der Neigung des modernen Dichters, sein [[Ich]] durch Selbstbeobachtung in Partial-Ichs zu zerspalten und demzufolge die Konfliktströmungen seines Seelenlebens in mehreren Helden zu personifizieren. In einem ganz besonderen [[Gegensatz]] zum Typus des Tagtraumes scheinen die Romane zu stehen, die man als "exzentrische" bezeichnen könnte, in denen die als Held eingeführte Person die geringste tätige Rolle spielt, vielmehr wie ein Zuschauer die Taten und Leiden der anderen an sich vorüberziehen sieht. Solcher Art sind mehrere der späten Romane [[Zola#Zolas]].\\
 Freud stellt folgende Theorie auf: Freud stellt folgende Theorie auf:
-  * Ein starkes, aktuelles Erlebnis weckt im Dichter die [[Erinnerung]] an ein früheres, meist der Kindheit angehöriges Erlebnis auf, von welchem nun der Wunsch ausgeht, der sich in der Dichtung seine Erfüllung schafft; die Dichtung selbst läßt sowohl Elemente des frischen Anlasses, als auch alte Erinnerungen erkennen.\\+  * Ein starkes, aktuelles [[Erlebnis]] weckt im Dichter die [[Erinnerung]] an ein früheres, meist der Kindheit angehöriges Erlebnis auf, von welchem nun der Wunsch ausgeht, der sich in der Dichtung seine Erfüllung schafft; die Dichtung selbst läßt sowohl Elemente des frischen Anlasses, als auch alte Erinnerungen erkennen.\\
 Am Ende seines Aufsatzes thematisiert Freud die Bearbeitungen fertiger Stoffe wie Sagen, Mythen und Legenden, Märchen... und spekuliert, daß sie den entstellten Überresten von Wunschphantasien ganzer Nationen entsprächen, sogenannten [[Sekulartraum#Sekularträumen]]. Er versucht, [[Mittel]] der Technik zu erraten, mit denen der Dichter den Lustgewinn des Lesers erreicht. Freud glaubt, daß der Dichter den Charakter des egoistischen Tagtraumes durch Abänderungen und Verhüllungen mildere und seine Leser durch formalen und ästhetischen Lustgewinn besteche, den er uns in der Darstellung seiner Phantasie bietet, einem Lustgewinn, dessen wir uns nicht schämen müssen. Lesen ist so eine [[Form]] der Sublimierung.\\ Am Ende seines Aufsatzes thematisiert Freud die Bearbeitungen fertiger Stoffe wie Sagen, Mythen und Legenden, Märchen... und spekuliert, daß sie den entstellten Überresten von Wunschphantasien ganzer Nationen entsprächen, sogenannten [[Sekulartraum#Sekularträumen]]. Er versucht, [[Mittel]] der Technik zu erraten, mit denen der Dichter den Lustgewinn des Lesers erreicht. Freud glaubt, daß der Dichter den Charakter des egoistischen Tagtraumes durch Abänderungen und Verhüllungen mildere und seine Leser durch formalen und ästhetischen Lustgewinn besteche, den er uns in der Darstellung seiner Phantasie bietet, einem Lustgewinn, dessen wir uns nicht schämen müssen. Lesen ist so eine [[Form]] der Sublimierung.\\
 Die Psychoanalyse hat den Stein der Weisen gefunden, der sie bei Bedarf gegen alle Angriffe immunisiert. Wer lehnt denn die Psychoanalyse ab? Doch der, der ihre Entlarvungen fürchten muß oder sie nicht verstanden hat. Die Psychoanalyse ist die einzige Theorie der Welt, die sich von jedem Einwand gegen sie bestärkt fühlen kann. Je falscher sie einer findet, um so richtiger kommt sie sich vor. Dagegen ist kein Kraut gewachsen.\\ Die Psychoanalyse hat den Stein der Weisen gefunden, der sie bei Bedarf gegen alle Angriffe immunisiert. Wer lehnt denn die Psychoanalyse ab? Doch der, der ihre Entlarvungen fürchten muß oder sie nicht verstanden hat. Die Psychoanalyse ist die einzige Theorie der Welt, die sich von jedem Einwand gegen sie bestärkt fühlen kann. Je falscher sie einer findet, um so richtiger kommt sie sich vor. Dagegen ist kein Kraut gewachsen.\\
freud.1699102052.txt.gz · Zuletzt geändert: 2023/11/04 13:47 von Robert-Christian Knorr