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geschichtsphilosophie

GESCHICHTSPHILOSOPHIE

- zuerst von VOLTAIRE als philosophie de l´histoire benutzt

  • res gestae: das Geschehen, was das menschliche DASEIN je bestimmt/bestimmen wird
  • historia rerum gestarum: die Kunde vom vergangenen Geschehen

Wie ist historische ERKENNTNIS überhaupt möglich? → an VERNUNFT- und Sinngebung gebundene Fragestellung
- versucht sich an großen, welthistorischen Systemen und will Antworten finden → sie fragt nach dem SINN des Werdens in einer zeitlichen WIRKLICHKEIT, deshalb kennen viele Philosophen keine Geschichtsphilosophie, da ihnen diese Frage gleichgültig ist; sie setzen die zeitliche Welt als sinn-los, und zwar von vorneherein
- geht von Anfang und Ende aus → PROBLEM, weil das Ende antizipiert werden muß
- Grundproblem der Geschichtsphilosophie: die Menschen intendieren anders, als sie dann handeln
- ihr Ziel ist es, die GESCHICHTE mit der TELEOLOGIE zu verknüpfen
- der MENSCH kann nur in der Gattung seine vollkommene Bestimmung erreichen
- der Mensch hat immer ein telos, welches ihn vorantreibt;

- ein ZENTAUREN, eine contradictio in adiecto (Burckhardt)
- man muß die Beurteilung einer ZEIT aus ihr selbst nehmen; man darf nicht alles an einem MAßSTAB messen

  1. Was im REICH der MENSCHHEIT nach dem Umfange gegebener National-, Zeit- und Ortsumstände geschehen kann, geschieht wirklich.
  2. Was von einem VOLKe gilt, gilt auch von der Verbindung mehrerer Völker untereinander; sie stehen zusammen, wie Zeit und Ort sie band; sie wirken aufeinander, wie der ZUSAMMENHANG lebendiger Kräfte es bewirkte.
  3. Die KULTUR eines Volkes ist die Blüte seines Daseins, mit welches es sich zwar ANGENEHM, aber hinfällig offenbart.
  4. Die GESUNDHEIT und DAUER eines Staates beruht nicht auf dem Punkt seiner höchsten Kultur, sondern auf einem weisen oder glücklichen Gleichgewicht seiner LEBENDIG wirkenden Kräfte. Je tiefer bei diesem STREBEN sein Schwerpunkt liegt, desto fester und dauernder ist er. (HERDER)

- muß selbst zur Besserung der Welt den Plan enthalten, und zwar nicht von den Teilen zum Ganzen, sondern umgekehrt
- ZWECKMÄßIGKEIT, die auf telos zielt - finales DENKEN - APRIORIsch, eine cognitio ex principiis und keine cognitio ex datis → Geschichtsphilosophie wird um 1750 als theologische WISSENSCHAFT betrachtet, KANT sieht sie zwischen theoretischer und praktischer Philosophie, somit besitzt sie im GEGENSATZ zu den eher dogmatischen Geschichtsphilosophien des 18. Jahrhunderts einen regulativen CHARAKTER
- die Geschichten ist auf das Ziel gerichtet, das dem Vergangenen Sinn gibt: prospektive Geschichtsbetrachtung, CHILIASMUS (Kant)
- säkularisierte HEILSGESCHICHTE (Löwith)
- im Vergleich zu anderen Sonderdisziplinen der Philosophie diskontinuierlich (Rothacker)
Die Einfunktion der MENSCHHEITSGESCHICHTE als eine Geschichte sozial-klassenmäßiger wie arbeitsteiliger Differenzierung in die für VERGANGENHEIT, GEGENWART und ZUKUNFT ihm gleichermaßen verbindlicher IDENTITÄT von NATUR und meisterhaft verstandener griechischer KUNST. (SCHILLER)

Grundgedanke

- es ist möglich, notwendige historische Zusammenhänge zu demonstrieren

Crux

- Wenn im Grunde des individuellen GEMÜTs GOTT zu entdecken ist, dann braucht er nicht mehr im geschichtlichen Werden der Gattung entdeckt zu werden.;
- ihre Gefahr ist die ästhetische ANSCHAUUNG der Geschichte; sie droht überall da, wo man Gestalt sagt, und sie ist schon hereingebrochen, wo man von den geschichtlichen Gestalten spricht, als ob die Geschichte in solchen aufginge (Freyer)

deutsche Geschichtsphilosophie

um 1750: Moralbedürfnis und Kausalbedürfnis sind die treibenden Faktoren der AUFKLÄRUNGshistorie. (MEINECKE)
- die Telos-Neubestimmung: von der christlich-eschatologischen auf eine auf das Diesseits orientierte
- Säkularisierung des Geschichtszieles, d.i. im Ganzen ein FORTSCHRITT, dies übrigens das alles andere unterordnende Zauberwort; so wird nur das erforscht, was den eigenen Zielen entgegenkommt → TELOS-Neubestimmung

Grundfragen der Geschichtsphilosophie

  1. Was ist der erste GRUND?
  2. Worin liegt Gesetzlichkeit im allgemeinen, worin im Menschlichen?
  3. Worin liegt die Verbindlichkeit des Sittengesetzes?
  4. Welches VERHÄLTNIS haben KÖRPER, SEELE und Geist?

idealistische Geschichtsphilosophie

- verbindet die Erkenntnis des ständigen Wechsels und einer stets weiterschreitenden geschichtlichen Entwicklung mit dem Glauben an die Ewigkeit der Ideen (Erich Franz)

materialistische Geschichtsauffassung

- die ökonomische Struktur der GESELLSCHAFT bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß (MARX)
- die horizontale Richtung der historischen Kräfte wird zur vertikalen: das ist der SINN der materialistischen Geschichtsauffassung (SPENGLER)

Literatur

WINDELBAND: Lehrbuch der Geschichte der Philosophie
H. Heimsoeth: Die sechs großen Themen der abendländischen METAPHYSIK

geschichtsphilosophie.txt · Zuletzt geändert: 2022/06/04 07:32 von Robert-Christian Knorr