Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


grillparzer

GRILLPARZER

Franz Grillparzer

1791-1872
DICHTER
- kam bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts über eine (dichterische) Randwahrnehmung nicht hinaus, es gab viele andere, die im Range vor ihm standen
- mußte nach dem Tode seines strengen Vaters sein Studium aufgeben und eine niedere Stellung im Amt annehmen
- seine ersten Stücke (Blanka von Castilien, Ahnfrau und Sappho) wurden Erfolge, so daß er nun reisen konnte, was er ausgiebig tat und seine Studien wieder aufnahm (Berlin), wo er HEGEL hörte, dort auch BÖRNE und HEINE kennenlernte, in Weimar GOETHE begegnete, der ihn freundlich aufnahm und dem er zeitlebens huldigte
- stand gegen die ROMANTIKER, aber auch gegen SCHILLER, war aber ein Freund Beethovens, der seinerseits eines seiner Libretti nicht vertonte
- blieb zeitlebens unverheiratet, genoß aber die Liebe vieler Frauen, wovon Kathi Fröhlich (1800-76) ihm fünfzig Jahre lang eine treue Freundin blieb
- sein Wesen war von schwerblütiger Schwermut durchdrungen, die er aber aus seinen Werken herauszuhalten versuchte, die ihm aber das Leben vergällte, so daß er wenig Lebensfreude spürte: er grantelte, trug nach und konnte (eigene oder auch fremde) Erfolge und Mißerfolge nicht auskosten:
Die Knechtschaft hat meine Jugend zerstört (Metternich-Zeit)
Des Geistesdruck Erhalter,
Nun kommt die Freiheit sinnbetört (1848)
Und raubt mir noch mein Alter.
- glaubte, unter einem Unstern leben zu müssen, der ihm wahre FREUNDSCHAFT versagte und die Bühnenerfolge nicht auskosten ließ
- die deutsche Kaiserin gratulierte ihm zum 80. Geburtstag „als Freundin deutscher Dichtkunst und als Tochter Weimars“

Die Ahnfrau

1817
- sein mutmaßlich schlechtestes Werk verschaffte ihm einen großen Erfolg, zugleich aber auch eine Einordnung als Schüler Müllners und als Schicksalstragöden
- französische Raubergeschichte trifft deutschen Hintertreppenroman, sprachlich durch stampfende Trochäen aufgepeppt, die das geheimnisvolle SCHICKSAL erfüllen helfen, unausweichlich
- eine zurückliegende SÜNDE wird an den Nachkommen gesühnt, ein Dolch tut seine Arbeit

Bruderzwist in Habsburg

- Rudolf II. im SELBSTVERSTÄNDNIS Grillparzers: Mein Haus wird bleiben, immerdar, ich weiß, weil es mit eitler Menschenklugheit nicht dem Neuen vorgeht oder es begleitet, nein, weil es einig mit dem Geist des All, durch Klug und scheinbar Unklug, rasch und zögernd, den Gang nachahmt der ewigen NATUR und in dein Mittelpunkt der eignen Schwerkraft der Rückkehr harrt der eignen GEISTER, welche streifen.
- vor dem LEBEN entsetzt, sich in den Winkel stellend
- will trotzig nicht mehr mitspielen in der neuen ZEIT (BAHR)
- das katholische DEUTSCHLANDSYNTHESE von NAIV und reflektierend, eigenbrötlerisch und sozial, katholisch und humanistisch, städtisch und bäuerlich (HOFMANNSTHAL)

Ein treuer Diener seines Herrn

1828
Trauerspiel, das zwischen Servilität und Dienstpflichttreue zu unterscheiden weiß: der treue Diener ist der Statthalter des ungarischen Königs, Bancban, der in dessen Abwesenheit zwischen dem bösen Bruder des Königs, Prinz Otto, und der jungen Frau des Statthalters in ein Liebeskomplott gerät, aus dem die junge Frau des Staatthalters nur durch Selbstmord zu entkommen glaubt
- Bancban bleibt trotz seiner WUT seinem Herrn gegenüber treu

Medea

1818
- Teil einer Trilogie: Der Gastfreund, Die Argonauten, MedeaDas goldene Vließ
- Medea ermordet ihre Kinder, um sich an der Treulosigkeit ihres Gatten zu rächen, sie ist eine ins Ungeheure gesteigerte dramatische Frauenrolle, die groß zu entsagen weiß

Sappho

1817
- eine in drei Wochen niedergeschriebene TRAGÖDIE, die unter großem Erfolg aufgeführt wurde und auch Leute wie BYRON und BÖRNE begeisterte
- eine gefeierte Dichterin liebt einen Mann, der sie anfangs wiederzulieben glaubt, dann aber Liebe in einem einfachen Mädchen erfährt
- Sappho tötet sich im Zorn, weil sie sich getäuscht sieht und vor allem geliebte Frau sein will, also ihren eigenen Ansprüchen nicht genügt, nachdem sie die Nebenbuhlerin schäbig behandelte → darf Liebe alles?

grillparzer.txt · Zuletzt geändert: 2023/07/26 19:40 von Robert-Christian Knorr