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herzl

HERZL

Theodor Herzl

1860-1904
jüdischer Journalist
- gilt als Begründer des ZIONISMUS (JERUSALEM alias Zion soll wieder der Lebensmittelpunkt der Juden werden)
- trat auf, als

  1. die dünne liberale Judenliebe Risse bekam, die sogenannte Mittelstandskrise, und
  2. die Antisemitenliga in Rußland und Rumänien Ritualmorde verübte
  3. der DREYFUS-Prozeß Europa zeigte, daß das klassische Bürgerland der MENSCHENRECHTE FRANKREICH nicht mehr das alte geblieben war

- entfernte jede Verbindung mit sozialem RADIKALISMUS und anderer Verstiegenheiten aus seinem Programm
Die JUDENFRAGE ist eine nationale Frage; um sie zu lösen, müssen wir v.a. zu einer Weltfrage machen, die im Rate der Kulturvölker zu lösen sein wird. → er klammert die von HEß und PINSKER vorgebrachten religiösen Aspekte aus und betrachtet die Schaffung des Judenstaates rein politisch
- hegte die tragische HOFFNUNG, der SOZIALISMUS könne zum Arzt des ANTISEMITISMUS werden und AHASVER zur Ruhe bringen → jüdische INTELLEKTUELLe führen die Arbeiterschaft!
- verhandelte als Führer der Zionistenbewegung mit europäischen Regierungen zwecks Überlassung eines Territoium für den Judenstaat
- war um 1940 als gemäßigter Bourgeois weder bei strikten Nationalisten beliebt noch bei Kommunisten und Sowjetfreunden: BUBER genoß eine höhere Achtung, wenn es um die Relevanz des Zionismus ging

Altneuland

1902
Sozialutopie
- der Judenstaat wird ausgemalt, durchgespielt
- wirtschaftliche und psychologische Basis: Proudhons Prinzip der Wechselseitigkeit, Mutualismus

Der Judenstaat

1896
- Israel soll sein ein kapitalistisch-demokratischer Duodezstaat von Englands oder Deutschlands Gnaden → Herzl nennt Wilhelm II. widerholt als sein Vorbild
- kooperativer KAPITALISMUS mit Bodenreform, verpachtetes Land → sein Ziel ist die Erringung von Lebensraum für die unterdrückten Ost-Juden
- will keine Mischehen, aber der Rassenbegriff sagt ihm nicht zu
- hängt mit wehmütiger Freude an deutscher BILDUNG und deutscher SPRACHE, die er nach Palästina hinüberretten will, wobei er die Prägung der Juden durch ihre östliche Gettobildung als bestimmt ansieht
- weil das VOLK nicht klar sieht, braucht es Propaganda und Führerschaft, die Herzl gern übernehmen will: äußerer Prunk und aufdringliche Symbole sind eine gute und untentbehrliche Sache; auf Uniformen, Fahnen und Feste ist Wert zu legen
- beschreibt die Jahrzehnte der ASSIMILATION als ZEIT des nationalen Verkommens und wendet sich gegen die sogenannten Protestrabbiner, die vom Judentum nicht mehr viel übrig ließen, da sie sich in ihren Heimatstädten London, Berlin oder Chikago eingerichtet hätten und kein INTERESSE an JERUSALEM zeigten
- die Rothschilds sollen ihr Vermögen dem jüdischen Volk geben, zumal sie fremde Armeen zur eigenen Bereicherung arbeiten lassen
- die Juden werden als ein Volk bezeichnet, das sich bei Friedensschlüssen europäischer Staaten als Geldmacht einschalten wird, auch und gerade, weil nicht alle Juden im neuen Israel wohnen werden

Rezeption

- geht nicht auf Unterdrückung oder gar Ausrottung fremder Völker aus
- thematisiert nicht den Erwähltheitsdünkel und den Herrschaftsanspruch einer RASSE oder eines Volkes
- möchte ein FANATIKER sein und bringt es nur zum halben Fanatiker; kann sich nur auf Augenblicke als den gottgesandten Mann des Schicksals fühlen, die andere Hälfte verbringt er mit vernünftigen und abwägenden Gedanken
- er entrollte die nationalsoziale Fahne mit den sieben Sternen, die den siebenstündigen Arbeitstag symbolisieren, er zerschmettert, was sich ihm widersetzt, er demoliert, was sich ihm entgegenstemmt, er ist der Führer, der seinen Auftrag vom SCHICKSAL hat, was unbewußt in der MASSE seines Volkes schlummert, und der FÜHRER muß einen harten Blick haben

herzl.txt · Zuletzt geändert: 2023/07/11 16:28 von Robert-Christian Knorr