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hoelderlin

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hoelderlin [2020/10/07 06:25] Robert-Christian Knorrhoelderlin [2022/04/10 09:30] Robert-Christian Knorr
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 Die Ausbreitung des poetischen Raums läßt sich bei Hölderlin nicht auf die [[Suche]] nach dem eigenen Ursprung einschränken. Texte nach 1802 bezeugen Hölderlins Ansicht, daß die Wüstenlandschaft Arabiens vieles davon, was wir angesichts des [[Altertum]]s als Erratisches, als Enigmatisches fühlen, bewahrt hat. Hölderlins „Erinnerungsräume“ erstrecken sich in die arabische Wüste ([[Palmyra]]) und nach Palästina (Jerusalem). Arabien wird neben Ionien gestellt - als „Spenderin der göttlichgesendeten Gaben“. Arabien ist das „golderfüllte Land“, „die „lichtgetroffne Gegend“, das „glückliche Arabien“ des Dionysos, wie es in der Hölderlinschen Übersetzung des Prologs der //Bacchantinnen// des [[Euripides]] heißt. Ionien und Arabien (sogar bis [[Persien]]) bilden jetzt eine zusammenhängende Kulturlandschaft, die inmitten des Mediterraneums liegt, und südwärts nach Palästina, nordwärts nach dem Kaukasus schaut. Je mehr sich Hölderlin vom Klassischen abkehrt, und sogar über den Höhepunkt der attischen Dramendichtung, über die [[Tragödie]]n des [[Sophokles]] zu sagen wagt, daß er ihre „Kunstfehler“ verbessern wolle und ihre Darstellungsart lebendiger zu machen gedenke, desto klarer wird die [[Tendenz]] einer neuen [[Poetik]], das Griechische auf seinen orientalischen Ursprung zurückzuführen. //„Ich hoffe// – schrieb Hölderlin 1803 an Wilmans - //die griechische Kunst, die uns [[fremd]] ist, durch Nationalkonvenienz und [[Fehler]], mit denen sie sich immer herum geholfen hat, dadurch lebendiger, als gewöhnlich dem [[Publikum]] darzustellen, daß ich das Orientalische, das sie verläugnet hat, mehr heraushebe, und ihren Kunstfehler, wo er vorkommt, verbessere.“// \\ Die Ausbreitung des poetischen Raums läßt sich bei Hölderlin nicht auf die [[Suche]] nach dem eigenen Ursprung einschränken. Texte nach 1802 bezeugen Hölderlins Ansicht, daß die Wüstenlandschaft Arabiens vieles davon, was wir angesichts des [[Altertum]]s als Erratisches, als Enigmatisches fühlen, bewahrt hat. Hölderlins „Erinnerungsräume“ erstrecken sich in die arabische Wüste ([[Palmyra]]) und nach Palästina (Jerusalem). Arabien wird neben Ionien gestellt - als „Spenderin der göttlichgesendeten Gaben“. Arabien ist das „golderfüllte Land“, „die „lichtgetroffne Gegend“, das „glückliche Arabien“ des Dionysos, wie es in der Hölderlinschen Übersetzung des Prologs der //Bacchantinnen// des [[Euripides]] heißt. Ionien und Arabien (sogar bis [[Persien]]) bilden jetzt eine zusammenhängende Kulturlandschaft, die inmitten des Mediterraneums liegt, und südwärts nach Palästina, nordwärts nach dem Kaukasus schaut. Je mehr sich Hölderlin vom Klassischen abkehrt, und sogar über den Höhepunkt der attischen Dramendichtung, über die [[Tragödie]]n des [[Sophokles]] zu sagen wagt, daß er ihre „Kunstfehler“ verbessern wolle und ihre Darstellungsart lebendiger zu machen gedenke, desto klarer wird die [[Tendenz]] einer neuen [[Poetik]], das Griechische auf seinen orientalischen Ursprung zurückzuführen. //„Ich hoffe// – schrieb Hölderlin 1803 an Wilmans - //die griechische Kunst, die uns [[fremd]] ist, durch Nationalkonvenienz und [[Fehler]], mit denen sie sich immer herum geholfen hat, dadurch lebendiger, als gewöhnlich dem [[Publikum]] darzustellen, daß ich das Orientalische, das sie verläugnet hat, mehr heraushebe, und ihren Kunstfehler, wo er vorkommt, verbessere.“// \\
  
-Hölderlins „Korrektur“ kann man sicherlich aus der [[Erkenntnis]] herleiten, die er in seinem viel zitierten [[Brief]] an Casimir Böhlendorff formulierte. Hölderlin schrieb an seinen [[Freund]], daß er Homer deshalb für das höchste Genie der griechischen [[Dichtkunst]] hält, //„weil dieser außerordentliche Mensch seelenvoll genug war, um die abendländische Nüchternheit für sein Apollonreich zu erbeuten//“. Er war [[seele]]nvoll – d. h. feurig, [[lebendig]] im Geist, vom feurigen Sonnengott [[Apollo]] inspiriert, kurzum: orientalisch-griechisch genug – um das ihm ursprünglich fremde poetische Prinzip, das Hölderlin „abendländische Nüchternheit“ nennt, aneignen zu können, und zwar ohne die Gefahr hin, sich darin zu verlieren und sich selbst aufzugeben. Homers Genialität habe also das eigene und das fremde dichterische Prinzip in sich vereint, er als angeborener „Mäonide“, Orientale, wurde zum ersten griechischen, das heißt europäischen Dichter, zum [[Stifter]] der abendländischen Kultur. Seine Gabe, solche [[Gegensatz#Gegensätze]] in sich harmonisch vereinigen zu können, fand in seiner vollkommensten künstlerischen [[Schöpfung]], im Charakter des [[Achill]], ihre Erfüllung, in dem der ionische Dichter einander durchaus widersprechende Gegensätze zu einem harmonischen Ganzen zusammenzufügen vermochte. Die Tragödie des Sophokles konnte nicht mehr dieses Gleichgewicht halten. Es hat sich einigermaßen schon im Schönen verflacht, in der Einseitigkeit der junonischen, nüchternen Darstellungsgabe. Im [[Kontext]] des Homerbildes Hölderlins, wie ich es zu verstehen versuchte, ist man auch genötigt, Hölderlins [[Argument]] für die [[Notwendigkeit]] einer „orientalischen“ Korrektur an Sophokles, mit anderen Akzenten zu lesen. \\ +Hölderlins „Korrektur“ kann man sicherlich aus der [[Erkenntnis]] herleiten, die er in seinem viel zitierten [[Brief]] an Casimir Böhlendorff formulierte. Hölderlin schrieb an seinen [[Freund]], daß er Homer deshalb für das höchste Genie der griechischen [[Dichtkunst]] hält, //„weil dieser außerordentliche Mensch seelenvoll genug war, um die abendländische Nüchternheit für sein Apollonreich zu erbeuten//“. Er war seelenvoll – d. h. feurig, [[lebendig]] im Geist, vom feurigen Sonnengott [[Apollo]] inspiriert, kurzum: orientalisch-griechisch genug – um das ihm ursprünglich fremde poetische Prinzip, das Hölderlin „abendländische Nüchternheit“ nennt, aneignen zu können, und zwar ohne die Gefahr hin, sich darin zu verlieren und sich selbst aufzugeben. Homers Genialität habe also das eigene und das fremde dichterische Prinzip in sich vereint, er als angeborener „Mäonide“, Orientale, wurde zum ersten griechischen, das heißt europäischen Dichter, zum [[Stifter]] der abendländischen Kultur. Seine Gabe, solche [[Gegensatz#Gegensätze]] in sich harmonisch vereinigen zu können, fand in seiner vollkommensten künstlerischen [[Schöpfung]], im Charakter des Achill, ihre Erfüllung, in dem der ionische Dichter einander durchaus widersprechende Gegensätze zu einem harmonischen Ganzen zusammenzufügen vermochte. Die Tragödie des Sophokles konnte nicht mehr dieses Gleichgewicht halten. Es hat sich einigermaßen schon im Schönen verflacht, in der Einseitigkeit der junonischen, nüchternen Darstellungsgabe. Im [[Kontext]] des Homerbildes Hölderlins, wie ich es zu verstehen versuchte, ist man auch genötigt, Hölderlins [[Argument]] für die [[Notwendigkeit]] einer „orientalischen“ Korrektur an Sophokles, mit anderen Akzenten zu lesen. \\ 
-Aufgrund der bereits festgestellten Zusammenhänge zwischen dem Orientalischen  und dem Hesperischen können wir weiterhin feststellen, daß mit dem Orientalisieren des Sophoklesschen Dramas weit mehr gemeint ist als es wieder mit Lebendigkeit zu erfüllen. Eine Annäherung an die „Nationalkonvenienz“ des hesperischen Deutschlands ist auch mitgemeint. Das Hesperische ist in diesem Kontext das christliche [[Abendland]], welches nicht nur nach Hegels, sondern auch nach Hölderlins Ansicht in einer „positiven“ Religion aufging. Der ursprünglich feurig orientalische Geist der Hebräer, an dem Hölderlin im [[Gegensatz]] zu Hegel festhielt, wurde zum toten [[Buchstabe]]n, zum [[Gesetz]] und [[Ritual]]. Mit dem Sichtbarmachen des Orientalischen in der Sophoklesschen Tragödie wird also jene Urschicht des Hesperischen zum Vorschein gebracht, die das Abendland jäh von sich ausschloß. Es handelt sich also meines Erachtens bei Hölderlin nicht um einen (zeitgenössischen, präsenten) christlichen Umweg, der den modernen Leser den Griechen, die ihm fremd sind, näher bringen sollte. Obwohl einige Ähnlichkeiten mit Hegels diesbezüglichen Auffasssungen unverklennbar zu konstatieren wären, denkt Hölderlin vom Orientalischen, vom Christlich-Orientalischen anders als sein Studienfreund. Hölderlin benutzt das Orientalische nicht als Vermittler, als Medium, das die „wahre“ Antike, das Griechische, dem Abendland erschließen sollte. Umgekehrt: das Orientalische als elementare Naturwelt, als noch nicht zu menschlichen Gebilden herabwürdigte, zu purer Kunst gewordene Naturreligion, wie Hölderlin etwa [[Spinoza]] folgend sogar das Alte Testament lesen durfte, besitzt sogar eine klare Priorität. Sein Vorrang ist nicht nur zeitlich zu verstehen, sondern auch poetisch-mythisch. Das Orientalische kehrt also in die abendländische Übersetzung der griechischen Dichtung in der [[Form]] einer „neuen Mythologie“, in der Gestalt einer neuen abendländischen Naturreligion wieder ein, die nicht nur im Dionysos die Urschicht des Griechischen bildet, sondern nach Hölderlins Ansicht dem Geist des alten Judentums und des Christentums (als einer Art Sonnenkultes) auch entsprechen sollte. Im Sinne dieser unorthodoxen Christentums schrieb Hölderlin an Auguste, die Prinzessin von Homburg: Er habe mit seiner Sophokles-Übersetzung von dem „unbegreiflich Göttlicheren unserer heiligen Religion in seiner Originalität“ zeugen wollen. Die übersetzerische Erfahrung hat – wie Walter [[Benjamin]] zeigte - Hölderlin gelehrt, daß wahre Dichtung immer aus einer interkulturellen Erfahrung, in einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Anderen entsteht. Dieses [[Andere]] ist aber bei Hölderlin noch nicht beliebig, sondern hängt mit den Quellen eng zusammen, bleibt mit dem verdrängten Ursprung in nächster Verbindung. Genau von dem [[Moment]] an, als in schrankenloser Offenheit eine Beliebigkeit der geokulturellen Bezüge seine Texte zu überlagern beginnt, läßt sich seine Dichtung nicht mehr verfolgen.\\+Aufgrund der bereits festgestellten Zusammenhänge zwischen dem Orientalischen  und dem Hesperischen können wir weiterhin feststellen, daß mit dem Orientalisieren des Sophoklesschen Dramas weit mehr gemeint ist als es wieder mit Lebendigkeit zu erfüllen. Eine Annäherung an die „Nationalkonvenienz“ des hesperischen Deutschlands ist auch mitgemeint. Das Hesperische ist in diesem Kontext das christliche [[Abendland]], welches nicht nur nach Hegels, sondern auch nach Hölderlins Ansicht in einer „positiven“ Religion aufging. Der ursprünglich feurig orientalische Geist der Hebräer, an dem Hölderlin im [[Gegensatz]] zu Hegel festhielt, wurde zum toten Buchstaben, zum [[Gesetz]] und [[Ritual]]. Mit dem Sichtbarmachen des Orientalischen in der Sophoklesschen Tragödie wird also jene Urschicht des Hesperischen zum Vorschein gebracht, die das Abendland jäh von sich ausschloß. Es handelt sich also meines Erachtens bei Hölderlin nicht um einen (zeitgenössischen, präsenten) christlichen Umweg, der den modernen Leser den Griechen, die ihm fremd sind, näher bringen sollte. Obwohl einige Ähnlichkeiten mit Hegels diesbezüglichen Auffasssungen unverklennbar zu konstatieren wären, denkt Hölderlin vom Orientalischen, vom Christlich-Orientalischen anders als sein Studienfreund. Hölderlin benutzt das Orientalische nicht als Vermittler, als Medium, das die „wahre“ Antike, das Griechische, dem Abendland erschließen sollte. Umgekehrt: das Orientalische als elementare Naturwelt, als noch nicht zu menschlichen Gebilden herabwürdigte, zu purer Kunst gewordene Naturreligion, wie Hölderlin etwa [[Spinoza]] folgend sogar das Alte Testament lesen durfte, besitzt sogar eine klare Priorität. Sein Vorrang ist nicht nur zeitlich zu verstehen, sondern auch poetisch-mythisch. Das Orientalische kehrt also in die abendländische Übersetzung der griechischen Dichtung in der [[Form]] einer „neuen Mythologie“, in der Gestalt einer neuen abendländischen Naturreligion wieder ein, die nicht nur im Dionysos die Urschicht des Griechischen bildet, sondern nach Hölderlins Ansicht dem Geist des alten Judentums und des Christentums (als einer Art Sonnenkultes) auch entsprechen sollte. Im Sinne dieser unorthodoxen Christentums schrieb Hölderlin an Auguste, die Prinzessin von Homburg: Er habe mit seiner Sophokles-Übersetzung von dem „unbegreiflich Göttlicheren unserer heiligen Religion in seiner Originalität“ zeugen wollen. Die übersetzerische Erfahrung hat – wie Walter [[Benjamin]] zeigte - Hölderlin gelehrt, daß wahre Dichtung immer aus einer interkulturellen Erfahrung, in einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Anderen entsteht. Dieses [[Andere]] ist aber bei Hölderlin noch nicht beliebig, sondern hängt mit den Quellen eng zusammen, bleibt mit dem verdrängten Ursprung in nächster Verbindung. Genau von dem [[Moment]] an, als in schrankenloser Offenheit eine Beliebigkeit der geokulturellen Bezüge seine Texte zu überlagern beginnt, läßt sich seine Dichtung nicht mehr verfolgen.\\
 Die an Wilmans mitgeteilte neue Poetik Hölderlins setzt also voraus, daß das Orientalische einen gemeinsamen Kulturraum für das Griechische (Dionysoskult, [[Orphik]] etc.) und für die biblische Poesie bildete. Der [[Ausdruck]] „biblische Poesie“ würde dann im Sinne der Göttinger Bibelkritik (Michaelis, Eichhorn) verstanden, also als östlicher poetischer Mythus und nicht als dogmatische Religion. Hölderlin will aber im Gegensatz zur Orientalistik nicht das orientalische Erbe der Hebräer rationalisieren, sondern er versucht aus dem „Behälter“ moderner [[Rationalität]] (Nüchternheit) die elementare, belebende feurige Phantasie, die dichterische Kraft des Orients zu befreien. Durch diese Wiederbelebung gewinnt die Rationalität, die ohne ihre Korrektur entstellt wurde, ihre ursprüngliche [[Funktion]] als genuine poetische Kraft der Darstellungsgabe, als Beobachtungskunst zurück. \\ Die an Wilmans mitgeteilte neue Poetik Hölderlins setzt also voraus, daß das Orientalische einen gemeinsamen Kulturraum für das Griechische (Dionysoskult, [[Orphik]] etc.) und für die biblische Poesie bildete. Der [[Ausdruck]] „biblische Poesie“ würde dann im Sinne der Göttinger Bibelkritik (Michaelis, Eichhorn) verstanden, also als östlicher poetischer Mythus und nicht als dogmatische Religion. Hölderlin will aber im Gegensatz zur Orientalistik nicht das orientalische Erbe der Hebräer rationalisieren, sondern er versucht aus dem „Behälter“ moderner [[Rationalität]] (Nüchternheit) die elementare, belebende feurige Phantasie, die dichterische Kraft des Orients zu befreien. Durch diese Wiederbelebung gewinnt die Rationalität, die ohne ihre Korrektur entstellt wurde, ihre ursprüngliche [[Funktion]] als genuine poetische Kraft der Darstellungsgabe, als Beobachtungskunst zurück. \\
 Sollte Hölderlin seit der Elegie //Brod und Wein// die griechische [[Mythologie]] „synkretistisch“ mit der [[Symbolik]] biblischer Texte verbunden haben, handelt es sich um 1803/4 schon um einen neuen Ansatz. Wir wissen nicht, was Hölderlin veranlaßt hat, das Christentum und Christus selbst in den Mittelpunkt einiger seiner späten Hymnen zu stellen. Ich vermute, daß ihn vielleicht der biblische Glaube des Landgrafen Friedrich V. Ludwig von Homburg während seines zweiten Aufenthalts auch berührt hätte. Es ist aber zugleich auffallend, daß diese Hymnen doch nicht auf das Christliche gerichtet sind, sondern eher mit Hölderlins poetischer Fragestellung nach dem Orientalischen übereinstimmen. Im Gegensatz zu den so genannten „synkretistischen“ Momenten erkennt man in der letzten Fassung des //Patmos// einen Versuch, das [[Schicksal]] Christi auratisch mit den Orten seines Lebens zu verbinden:\\ Sollte Hölderlin seit der Elegie //Brod und Wein// die griechische [[Mythologie]] „synkretistisch“ mit der [[Symbolik]] biblischer Texte verbunden haben, handelt es sich um 1803/4 schon um einen neuen Ansatz. Wir wissen nicht, was Hölderlin veranlaßt hat, das Christentum und Christus selbst in den Mittelpunkt einiger seiner späten Hymnen zu stellen. Ich vermute, daß ihn vielleicht der biblische Glaube des Landgrafen Friedrich V. Ludwig von Homburg während seines zweiten Aufenthalts auch berührt hätte. Es ist aber zugleich auffallend, daß diese Hymnen doch nicht auf das Christliche gerichtet sind, sondern eher mit Hölderlins poetischer Fragestellung nach dem Orientalischen übereinstimmen. Im Gegensatz zu den so genannten „synkretistischen“ Momenten erkennt man in der letzten Fassung des //Patmos// einen Versuch, das [[Schicksal]] Christi auratisch mit den Orten seines Lebens zu verbinden:\\
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 Ein anderer Schicksalsverlauf trifft auf das klassische Griechentum zu. Im Fragment //Meinest du, Es solle gehen// wird nach dem Grund gefragt, wie die klassische Antike, die für die Goethezeit zum [[Ideal]] gewordene klassische, vollkommene Schönheit Athens zugrunde ging:\\ Ein anderer Schicksalsverlauf trifft auf das klassische Griechentum zu. Im Fragment //Meinest du, Es solle gehen// wird nach dem Grund gefragt, wie die klassische Antike, die für die Goethezeit zum [[Ideal]] gewordene klassische, vollkommene Schönheit Athens zugrunde ging:\\
  
-//Nemlich sie wollten stiften\\+/wesenemlich sie wollten stiften\\
 Ein Reich der Kunst. Dabei ward aber\\ Ein Reich der Kunst. Dabei ward aber\\
 Das vaterländische von ihnen versäumet und erbärmlich gieng\\ Das vaterländische von ihnen versäumet und erbärmlich gieng\\
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hoelderlin.txt · Zuletzt geändert: 2024/03/24 12:29 von Robert-Christian Knorr