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jesus_christus

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jesus_christus [2019/07/28 16:14] – Externe Bearbeitung 127.0.0.1jesus_christus [2024/02/11 07:40] (aktuell) Robert-Christian Knorr
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 - Nicht erst die kritische [[Analyse]] der Evangelien hat uns gelehrt, daß Jesus kein Religionsstifter war und keiner hat sein wollen. (Freyer)\\ - Nicht erst die kritische [[Analyse]] der Evangelien hat uns gelehrt, daß Jesus kein Religionsstifter war und keiner hat sein wollen. (Freyer)\\
 - Erweiterung der Libidoverteilung auf alle Menschen ([[Freud]])\\ - Erweiterung der Libidoverteilung auf alle Menschen ([[Freud]])\\
-- lebt ein Privatleben außerhalb aller [[Geschichte]], und seine Lehre betrifft dasjenige, was dem [[einzelne#einzelnen]] innerlich begegnet, es gehört zur zweiten Religion, zur Religion der Weisen ([[Goethe]])\\+- lebt ein Privatleben außerhalb aller [[Geschichte]], und seine Lehre betrifft dasjenige, was dem [[einzelne#einzelnen]] innerlich begegnet, es gehört zur zweiten [[Religion]], zur Religion der Weisen ([[Goethe]])\\
 - das [[Ideal]] der [[Gott]] wohlgefälligen [[Menschheit]]\\ - das [[Ideal]] der [[Gott]] wohlgefälligen [[Menschheit]]\\
 - wir sind verpflichtet, solange kein Gegenbeweis vorliegt, das untadelhafte Beispiel eines Lehrers zu dem, was er lehrt, keiner anderen als der lautersten Gesinnung desselben zuzuschreiben ([[Kant]])\\ - wir sind verpflichtet, solange kein Gegenbeweis vorliegt, das untadelhafte Beispiel eines Lehrers zu dem, was er lehrt, keiner anderen als der lautersten Gesinnung desselben zuzuschreiben ([[Kant]])\\
 - war häßlich und hatte nur die [[Schönheit]] der [[Seele]], als Schönheit des [[Leib#Leibes]] nur dessen [[Unsterblichkeit]]\\ - war häßlich und hatte nur die [[Schönheit]] der [[Seele]], als Schönheit des [[Leib#Leibes]] nur dessen [[Unsterblichkeit]]\\
 - seine Häßlichkeit bedeutet ihm die zweckmäßigste [[Form]], dem unsichtbaren und leiblosen [[Wesen]] Gottes zur irdischen [[Erscheinung]] zu dienen ([[Klemens#Klemens von Alexandria]])\\ - seine Häßlichkeit bedeutet ihm die zweckmäßigste [[Form]], dem unsichtbaren und leiblosen [[Wesen]] Gottes zur irdischen [[Erscheinung]] zu dienen ([[Klemens#Klemens von Alexandria]])\\
-- er handelt in der Gestalt der Erniedrigung, woraus die [[Majestät]] des Gottessohnes erst hervorstrahlt ([[Luther]])\\+- er handelt in der Gestalt der Erniedrigung, woraus die [[Majestät]] des Gottessohnes erst hervorstrahlt \\ 
 +- Den aller Welt Kreis nie umschloß\\ 
 +der liegt in Marien Schoß.\\ 
 +- Das ewige Licht geht da herein [Ewigkeit trifft Zeitlichkeit, die Welt], gibt der Welt einen neuen Schein. ([[Luther]])\\
 - durchbricht das Semitentum, die Tötung des Fleisches hin zur Auferstehung ([[Mereschkowski]])\\ - durchbricht das Semitentum, die Tötung des Fleisches hin zur Auferstehung ([[Mereschkowski]])\\
 Gott muß Mensch werden, damit der Mensch wieder zu Gott komme\\ Gott muß Mensch werden, damit der Mensch wieder zu Gott komme\\
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 ===== Historischer Kontext zur Lehre und zum Leben Jesu ===== ===== Historischer Kontext zur Lehre und zum Leben Jesu =====
-<html><img src="http://www.vonwolkenstein.de/images/jesus.jpg" width="370" height="580" border="4" align="right" style="margin-left:5mm" alt="Jesus, wie er anhand des turiner Grabtuchs gezeichnet werden kann"></html> +{{ :jesus.jpg?600|}} 
-In wirtschaftlicher Hinsicht ging es unter [[Herodes]] und seinem Sohn Herodes Antipas in Galiläa voran.  Die beiden organisierten den Bau vieler öffentlicher Gebäude zwischen 40 v.Chr. und 30 n.Chr., auch das wurden keine Gebäude, die jüdischer Tradition, sondern eher welche, die dem hellenistischen Zivilisationsverständnis ihrer Bauherren ent-sprachen.  Galiläa blieb Provinz, ohne wirtschaftliche oder politische Bedeutung; zudem lebten dort bestenfalls 30000 Menschen, einige Freischärler in den Bergen, sonst Bauern und ein paar Handwerker, deren zwein auch Jesus' Vater und er selbst waren: es ist wahrscheinlich, daß sie keine Juden waren, sondern wie die allermeisten der Galiläer, ein Gemisch aus allen möglichen durchziehenden Völkern: Syrern, Babyloniern, [[Griechen]], Römern, Hethitern, Ägyptern, Juden…, was zweierlei erklären würde:+In wirtschaftlicher Hinsicht ging es unter [[Herodes]] und seinem Sohn Herodes Antipas in Galiläa voran.  Die beiden organisierten den Bau vieler öffentlicher Gebäude zwischen 40 v.Chr. und 30 n.Chr., auch das wurden keine Gebäude, die jüdischer Tradition, sondern eher welche, die dem hellenistischen Zivilisationsverständnis ihrer Bauherren entsprachen.  Galiläa blieb Provinz, ohne wirtschaftliche oder politische Bedeutung; zudem lebten dort bestenfalls 30000 Menschen, einige Freischärler in den Bergen, sonst Bauern und ein paar Handwerker, deren zwein auch Jesus' Vater und er selbst waren: es ist wahrscheinlich, daß sie keine Juden waren, sondern wie die allermeisten der Galiläer, ein Gemisch aus allen möglichen durchziehenden Völkern: Syrern, Babyloniern, [[Griechen]], Römern, Hethitern, [[Ägypter|Ägyptern]], Juden…, was zweierlei erklären würde:
  
   - daß Jesus in Jerusalem als Ausländer erkannt wurde, also einer, der nicht in der Lage war, die hebräischen Laute zu bilden, was wiederum darauf schließen läßt, daß er sie nicht muttersprachlich erlernte, wie es einem Juden gemäß gewesen wäre, der die Gebete hebräisch aussprechen muß, nicht aramäisch und   - daß Jesus in Jerusalem als Ausländer erkannt wurde, also einer, der nicht in der Lage war, die hebräischen Laute zu bilden, was wiederum darauf schließen läßt, daß er sie nicht muttersprachlich erlernte, wie es einem Juden gemäß gewesen wäre, der die Gebete hebräisch aussprechen muß, nicht aramäisch und
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 __Zurück zu historischen Umständen__: Fünf Kilometer von Nazareth befand sich die hellenistische Stadt Sepphoris (diese für den Alltag des Jesuskindes wichtige Stadt wird im Neuen Testament nicht erwähnt, was bezeichnend für die Interpolation des Lebens Jesu ist), in der es Banken und Bäder, [[Theater]], ein Gericht, Schulen und allerlei Lustbarkeiten gab.  Wahrscheinlich wuchs Jesus in dieser Stadt auf, besuchte dort die Schule und lernte das zivilisierte Leben kennen, zu dem auch der Umgang mit Geld gehörte.  Daß Jesus praktische Kenntnisse mit dem Rechtssystem hatte, ist in Lk. 12, 58 nachzulesen.  In dieser Stelle wird das Gericht einer Stadt beschrieben, wenn von einem Richter, einem Gerichtsdiener und einem angeschlossenen Gefängnis die Rede ist.  Das kann Jesus in Sepphoris erfahren haben, muß aber nicht, denn es ist nicht unbedingt nur hellenistische Rechtspraxis.\\ __Zurück zu historischen Umständen__: Fünf Kilometer von Nazareth befand sich die hellenistische Stadt Sepphoris (diese für den Alltag des Jesuskindes wichtige Stadt wird im Neuen Testament nicht erwähnt, was bezeichnend für die Interpolation des Lebens Jesu ist), in der es Banken und Bäder, [[Theater]], ein Gericht, Schulen und allerlei Lustbarkeiten gab.  Wahrscheinlich wuchs Jesus in dieser Stadt auf, besuchte dort die Schule und lernte das zivilisierte Leben kennen, zu dem auch der Umgang mit Geld gehörte.  Daß Jesus praktische Kenntnisse mit dem Rechtssystem hatte, ist in Lk. 12, 58 nachzulesen.  In dieser Stelle wird das Gericht einer Stadt beschrieben, wenn von einem Richter, einem Gerichtsdiener und einem angeschlossenen Gefängnis die Rede ist.  Das kann Jesus in Sepphoris erfahren haben, muß aber nicht, denn es ist nicht unbedingt nur hellenistische Rechtspraxis.\\
-Die galiläischen Juden waren in der Zeit nach Jesu Tod patriotische Freischärler, fester im Glauben und freiheitsliebender als die südlicher lebenden Kernjuden.  Sie wurden von diesen verachtet; es gab nicht wenige, die von den Kernjuden aus Dünkel getötet wurden, hingerichtet oder verraten.  Ezekia, Menahem, Johannes von Gischala sind Namen damals berühmter galiläischer Freischärler, die samt und sonders an die römischen Besatzer verraten oder von kernjüdischen Prokuratoren hingerichtet wurden.  Das Verbrechen dieser Galiläer? „Gott allein ist der Herr, der Tod gleichgültig, die Freiheit eines und alles“, ist von Ezekia überliefert.  Es paßte den Kernjuden (Sadduzäern, Essenern, Pharisäern) nicht, daß die Heiden aus dem Norden ihnen hier erklärten, was an Gott zu glauben bedeutet, was Freiheit ist...  Sie waren Ausländer, Gojim, keine Auserwählten.  Die weit verbreitete Meinung, daß in Galiläa vor allem Zeloten westen, ist sicherlich dadurch naheliegend, daß ein Galiläer namens Judas und ein Kernjude namens Zadok in Galiläa ihre Basislager besaßen; allerdings wollte Jesus nichts mit den Zeloten zu tun haben, die eine kleine Randgruppe bildeten und mit Gewalt messianische Erwartungen zur [[Wirklichkeit]] bringen wollten.  Das lehnte Jesus ab.  In Galiläa fanden sie dennoch Unterstützung, v.a. deshalb, weil hier pharisäische und sadduzäische, auch essenische Bewegungen nicht existierten, da die Kernjuden Galiläa als Ausland betrachteten und aufgrund ritueller Vorschriften dort nicht leben konnten.\\+Die galiläischen Juden waren in der Zeit nach Jesu Tod patriotische Freischärler, fester im Glauben und freiheitsliebender als die südlicher lebenden Kernjuden.  Sie wurden von diesen verachtet; es gab nicht wenige, die von den Kernjuden aus Dünkel getötet wurden, hingerichtet oder verraten.  Ezekia, Menahem, Johannes von Gischala sind Namen damals berühmter galiläischer Freischärler, die samt und sonders an die römischen Besatzer verraten oder von kernjüdischen Prokuratoren hingerichtet wurden.  Das Verbrechen dieser Galiläer? „Gott allein ist der Herr, der Tod gleichgültig, die Freiheit eines und alles“, ist von Ezekia überliefert.  Es paßte den Kernjuden (Sadduzäern, Essenern, Pharisäern) nicht, daß die Heiden aus dem Norden ihnen hier erklärten, was an Gott zu glauben bedeutet, was Freiheit ist...  Sie waren Ausländer, Gojim, keine Auserwählten.  Die weit verbreitete Meinung, daß in Galiläa vor allem Zeloten westen, ist sicherlich dadurch naheliegend, daß ein Galiläer namens [[Judas]] und ein Kernjude namens Zadok in Galiläa ihre Basislager besaßen; allerdings wollte Jesus nichts mit den Zeloten zu tun haben, die eine kleine Randgruppe bildeten und mit Gewalt messianische Erwartungen zur [[Wirklichkeit]] bringen wollten.  Das lehnte Jesus ab.  In Galiläa fanden sie dennoch Unterstützung, v.a. deshalb, weil hier pharisäische und sadduzäische, auch essenische Bewegungen nicht existierten, da die Kernjuden Galiläa als Ausland betrachteten und aufgrund ritueller Vorschriften dort nicht leben konnten.\\
 Das Verhältnis zwischen Galiläern und Kernjuden läßt sich mit dem früheren Verhältnis von Deutschen und Franzosen vergleichen: man stelle sich vor, ein Franzose würde sich als Franke bezeichnen und den Deutschen erklären, was deutsch sei. Das würden die Deutschen nicht ernst nehmen.  Es würde schon ein wenig bizarr wirken, wenn ein Deutscher im umgekehrten Falle nach Frankreich ginge, in Paris ein Sauerkraut-und Bötel-Restaurant aufmachte und die Franzosen in seinem deutschen Akzent darüber belehrte, wie man kochen und essen müsse.  Die Franzosen würden wahrscheinlich unfreundlich reagieren.   Das Verhältnis zwischen Galiläern und Kernjuden läßt sich mit dem früheren Verhältnis von Deutschen und Franzosen vergleichen: man stelle sich vor, ein Franzose würde sich als Franke bezeichnen und den Deutschen erklären, was deutsch sei. Das würden die Deutschen nicht ernst nehmen.  Es würde schon ein wenig bizarr wirken, wenn ein Deutscher im umgekehrten Falle nach Frankreich ginge, in Paris ein Sauerkraut-und Bötel-Restaurant aufmachte und die Franzosen in seinem deutschen Akzent darüber belehrte, wie man kochen und essen müsse.  Die Franzosen würden wahrscheinlich unfreundlich reagieren.  
    
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 Die neue Lehre verträgt die alten Rituale eben nicht, das Fasten gehört zum alten Glauben.  Ähnlich Lukas 5, 33.  Das Fasten ist nicht dazu angetan, ein gutes Werk abzugeben; allerdings verbietet Jesus das Fasten auch nicht.  Das soll jeder mit sich und seinen Stimmungen ausmachen; wenn einer glaubt, durch Fasten die Welt besser zu machen, auch sich selbst gesundheitlich zu reinigen, dann solle er es tun.  \\ Die neue Lehre verträgt die alten Rituale eben nicht, das Fasten gehört zum alten Glauben.  Ähnlich Lukas 5, 33.  Das Fasten ist nicht dazu angetan, ein gutes Werk abzugeben; allerdings verbietet Jesus das Fasten auch nicht.  Das soll jeder mit sich und seinen Stimmungen ausmachen; wenn einer glaubt, durch Fasten die Welt besser zu machen, auch sich selbst gesundheitlich zu reinigen, dann solle er es tun.  \\
 Jesus kennt die Geheimnisse unserer Seele, weiß, daß es hartnäckige Geister, Wünsche, Zynismen im Menschen gibt, die durch Übungen und Beschwörungen, Konzentrationen im Wort, ausgetrieben werden können.  Wer die Macht über das [[Wort]] hat, hat die Macht über die Welt, heute wie damals.  Das gesprochene Wort wird zur Macht: Politiker, Ärzte, Lehrer, Werbefachleute, [[Schriftsteller]]...  \\ Jesus kennt die Geheimnisse unserer Seele, weiß, daß es hartnäckige Geister, Wünsche, Zynismen im Menschen gibt, die durch Übungen und Beschwörungen, Konzentrationen im Wort, ausgetrieben werden können.  Wer die Macht über das [[Wort]] hat, hat die Macht über die Welt, heute wie damals.  Das gesprochene Wort wird zur Macht: Politiker, Ärzte, Lehrer, Werbefachleute, [[Schriftsteller]]...  \\
-Jesus nun hat für Ostern, [[Pfingsten]], Weihnachten keine Fastenzeit angeordnet, das war fürderhin Angelegenheit der Kirche, die hier soziale und hygienische Aspekte benutzte.  Zu festgelegten Zeiten mußte auf etwas verzichtet werden, gefastet werden.  Das reinigt den Körper und führt zu einem höheren Lebensgenuß – wenn die Fastenzeit mit einem Fest beendet wird.  Man nimmt hierfür Jesu Aufenthalt in der Wüste zum Anlaß.  Auch glauben viele, da manche der urchristlichen Gemeinden – Satorniler, Mareiten oder Ebioniten seien genannt – zumeist vegeta¬risch orientiert waren, daß Jesus das auch gewesen sein muß. \\  +Jesus nun hat für Ostern, [[Pfingsten]], Weihnachten keine Fastenzeit angeordnet, das war fürderhin Angelegenheit der Kirche, die hier soziale und hygienische Aspekte benutzte.  Zu festgelegten Zeiten mußte auf etwas verzichtet werden, gefastet werden.  Das reinigt den Körper und führt zu einem höheren Lebensgenuß – wenn die Fastenzeit mit einem Fest beendet wird.  Man nimmt hierfür Jesu Aufenthalt in der Wüste zum Anlaß.  Auch glauben viele, da manche der urchristlichen Gemeinden – Satorniler, Mareiten oder Ebioniten seien genannt – zumeist vegetarisch orientiert waren, daß Jesus das auch gewesen sein muß. \\  
-Die sexuelle Enthaltsamkeit dagegen wird von allen betont, wenngleich es hierbei auch Differenzierungen gibt, wohl auch allerlei Wunschdenken.  <html></font><font face = "symbol, serif">semnothz</font></html> und <html></font><font face = "symbol, serif">agneia</font></html> wird es beschrieben.  Das bedeutet: ehrenvoll handeln, [[Würde]] ausstrahlen; agneia bedeutet „ohne Weib sein“, „ledig sein“.  Aber bedeutet das auch, sexuell enthaltsam gelebt zu haben, fleischliche Genüsse gemieden zu haben? \\+Die sexuelle Enthaltsamkeit dagegen wird von allen betont, wenngleich es hierbei auch Differenzierungen gibt, wohl auch allerlei Wunschdenken.  //Semnotes// und //agneia// wird es beschrieben.  Das bedeutet: ehrenvoll handeln, [[Würde]] ausstrahlen; //agneia// bedeutet „ohne Weib sein“, „ledig sein“.  Aber bedeutet das auch, sexuell [[enthaltsam]] gelebt zu haben, fleischliche Genüsse gemieden zu haben? \\
 Verstiegene Evangelisten wie der Apokryphiker Julius Cassianus behaupteten, Jesus habe die Selbstkastrierten selig gepriesen.  (Klemens von Alexandria; III 13,91) Das hätte Jesus, sofern er in die Gelegenheit gekommen wäre, sicherlich getan, aber in diesem Falle tat er es nicht, weil sie sich selbstbestimmt durch Kastration der Fortpflanzung entzogen, sondern weil Jesus alle Menschen als Kinder Gottes pries, auch Ausgestoßene und Entwurzelte, auch körperlich Versehrte; gerade die! Andererseits soll Jesus Salome auf deren Frage nach dem Ende der Herrschaft des Todes geantwortet haben, daß erst das Ende des Gebärens das Ende des Todes mit sich bringe.\\ Verstiegene Evangelisten wie der Apokryphiker Julius Cassianus behaupteten, Jesus habe die Selbstkastrierten selig gepriesen.  (Klemens von Alexandria; III 13,91) Das hätte Jesus, sofern er in die Gelegenheit gekommen wäre, sicherlich getan, aber in diesem Falle tat er es nicht, weil sie sich selbstbestimmt durch Kastration der Fortpflanzung entzogen, sondern weil Jesus alle Menschen als Kinder Gottes pries, auch Ausgestoßene und Entwurzelte, auch körperlich Versehrte; gerade die! Andererseits soll Jesus Salome auf deren Frage nach dem Ende der Herrschaft des Todes geantwortet haben, daß erst das Ende des Gebärens das Ende des Todes mit sich bringe.\\
 Nun ist das auch nicht weiter verwunderlich, wie die ersten Christen (bis ins dritte Jahrhundert hinein meist Gnostiker) ihren Heiland beschrieben: er müßte schlichtweg nach ihren Vorstellungen ohne Schuld und Sünde sein, ein reiner und unbefleckter Licht-Mensch, eben das, was sie darunter verstehen zu müssen glaubten.  Aber wir wollen und müssen das nicht für bare Münze nehmen, was hier als Jesusbild durch die Jahrhunderte geisterte.  Wir wollen statt dessen aus dem Munde des Meisters hören, ob er diesem Bild entsprach: „Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein.“ (Markus 10,18 resp.  Lukas 18,19) Jesus ist kein sündenfreier Gott, sondern ein Menschensohn, ein Mensch, der erst nach der Taufe im Jordan seine Mission erfüllt, aber nicht ohne Sünde oder sexuelle Freuden (was nicht das gleiche ist!) lebt, jedenfalls nach dem, was gnostische oder keuschheitsgeile Epigonen der Lehre Jesu nach seinem Tode dazu erklärten oder was in der Vorstellung der jüdischen [[Tradition]] als Reinheitskredo galt.  \\ Nun ist das auch nicht weiter verwunderlich, wie die ersten Christen (bis ins dritte Jahrhundert hinein meist Gnostiker) ihren Heiland beschrieben: er müßte schlichtweg nach ihren Vorstellungen ohne Schuld und Sünde sein, ein reiner und unbefleckter Licht-Mensch, eben das, was sie darunter verstehen zu müssen glaubten.  Aber wir wollen und müssen das nicht für bare Münze nehmen, was hier als Jesusbild durch die Jahrhunderte geisterte.  Wir wollen statt dessen aus dem Munde des Meisters hören, ob er diesem Bild entsprach: „Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein.“ (Markus 10,18 resp.  Lukas 18,19) Jesus ist kein sündenfreier Gott, sondern ein Menschensohn, ein Mensch, der erst nach der Taufe im Jordan seine Mission erfüllt, aber nicht ohne Sünde oder sexuelle Freuden (was nicht das gleiche ist!) lebt, jedenfalls nach dem, was gnostische oder keuschheitsgeile Epigonen der Lehre Jesu nach seinem Tode dazu erklärten oder was in der Vorstellung der jüdischen [[Tradition]] als Reinheitskredo galt.  \\
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 Das Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils „über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen“ von 1965, //nostra aetate//, nahm die im Vorwurf des Gottesmordes geäußerte These der jüdischen Kollektivschuld zurück, hielt aber weiter an der Aussage fest, die jüdischen Obrigkeiten hätten mit ihren Anhängern auf den Tod Christi gedrungen.  \\ Das Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils „über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen“ von 1965, //nostra aetate//, nahm die im Vorwurf des Gottesmordes geäußerte These der jüdischen Kollektivschuld zurück, hielt aber weiter an der Aussage fest, die jüdischen Obrigkeiten hätten mit ihren Anhängern auf den Tod Christi gedrungen.  \\
-Im Wortlaut liest sich das so: Obgleich die jüdischen Obrigkeiten mit ihren Anhängern auf den Tod Christi gedrungen haben (Joh. 19, 6), kann man dennoch die Ereignisse seines Leidens weder allen damals lebenden Juden ohne Unterschied noch den heutigen Juden zur Last legen.  Gewiß ist die Kirche das neue Volk Gottes, trotzdem darf man die Juden nicht als von Gott verworfen oder verflucht darstellen, als wäre dies aus der Heiligen Schrift zu folgern.  Darum sollen alle dafür Sorge tragen, daß niemand in der Katechese oder bei der Predigt des Gotteswortes etwas lehre, das mit der evangelischen Wahrheit und dem Geiste Christi nicht im Einklang steht.  Im Bewußtsein des Erbes, das sie mit den Juden gemeinsam hat, beklagt die Kirche, die alle Verfolgungen gegen irgendwelche Menschen verwirft, nicht aus politischen Gründen, sondern auf Antrieb der religiösen Liebe des Evangeliums alle Haßausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit und von irgend jemandem gegen die Juden gerichtet haben.  Auch hat ja Christus, wie die Kirche immer gelehrt hat und lehrt, in Freiheit, um der Sünden aller Menschen willen, sein Leiden und seinen Tod aus unendlicher Liebe auf sich genommen, damit alle das Heil erlangen.  +Im Wortlaut liest sich das so: Obgleich die jüdischen Obrigkeiten mit ihren Anhängern auf den Tod Christi gedrungen haben (Joh. 19, 6), kann man dennoch die Ereignisse seines Leidens weder allen damals lebenden Juden ohne Unterschied noch den heutigen Juden zur Last legen.  Gewiß ist die Kirche das neue Volk Gottes, trotzdem darf man die Juden nicht als von Gott verworfen oder verflucht darstellen, als wäre dies aus der Heiligen Schrift zu folgern.  Darum sollen alle dafür Sorge tragen, daß niemand in der Katechese oder bei der Predigt des Gotteswortes etwas lehre, das mit der evangelischen Wahrheit und dem Geiste Christi nicht im Einklang steht.  Im Bewußtsein des Erbes, das sie mit den Juden gemeinsam hat, beklagt die Kirche, die alle Verfolgungen gegen irgendwelche Menschen verwirft, nicht aus politischen Gründen, sondern auf Antrieb der religiösen Liebe des Evangeliums alle Haßausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit und von irgend jemandem gegen die Juden gerichtet haben.  Auch hat ja Christus, wie die Kirche immer gelehrt hat und lehrt, in Freiheit, um der Sünden aller Menschen willen, sein Leiden und seinen Tod aus unendlicher Liebe auf sich genommen, damit alle das Heil erlangen.  \\
 Der Inhalt der vier neutestamentlichen Evangelien bestätigt, daß das von der jüdischen Führung aufgepeitschte Volk den Tod Christi verlangte.  Allerdings sind die Evangelien zuerst Werbeschriften für das Christentum und keine auf Exaktheit bedachte historische Berichte.  Zudem bestand für die Frühchristen ein Abgrenzungsverdikt gegenüber den Juden.  Als Historiker interessiert uns der Ursprung: welches Evangelium ist das älteste? Hierfür ergab die Forschung: Matthäus, Lukas und in einem geringeren Maße Johannes benutzten das Markusevangelium.  \\ Der Inhalt der vier neutestamentlichen Evangelien bestätigt, daß das von der jüdischen Führung aufgepeitschte Volk den Tod Christi verlangte.  Allerdings sind die Evangelien zuerst Werbeschriften für das Christentum und keine auf Exaktheit bedachte historische Berichte.  Zudem bestand für die Frühchristen ein Abgrenzungsverdikt gegenüber den Juden.  Als Historiker interessiert uns der Ursprung: welches Evangelium ist das älteste? Hierfür ergab die Forschung: Matthäus, Lukas und in einem geringeren Maße Johannes benutzten das Markusevangelium.  \\
 Die Leidensgeschichte des Markus wird vorbereitet aufgrund dreier Leidensweissagungen Jesu, die das Evangelium strukturieren.  Ihr antijüdischer Inhalt: Jesus zieht nach Jerusalem, um (!) von den Juden zu Tode gebracht zu werden.  Die Hohepriester verweigern Jesus die [[Gefolgschaft]] und liefern ihn der weltlichen Macht aus, Rom.  Pilatus, der Arm der weltlichen Macht, will Jesus loswerden und sich nicht von den Hohepriestern vereinnahmen lassen, zumal er „erkannte, daß ihn die Hohepriester aus [[Neid]] überstellt hatten“ (Markus 15, 10).  Pilatus kann sich nicht durchsetzen.  Als er erkennt, daß das jüdische Volk die Kreuzigung Jesu verlangt, nimmt er Wasser, wäscht sich vor dem [[Volk]] die Hände und sagt: „Ich bin unschuldig an diesem [[Blut]]; seht ihr zu!“ Aber die aufgeputschte Menge läßt nicht locker.  Die Hohepriester drohen Pilatus nicht nur mit Aufstand, sondern bezweifeln Pilatus‘ Treue zum Kaiser, solange er in Palästina einen selbsternannten König dulde.  Um Jesus loszuwerden, schrecken sie nicht einmal davor zurück, den messianischen Anspruch der Juden preiszugeben.  Sie unterwerfen sich dem heidnischen Kaiser: „Wir haben keinen König außer dem Kaiser.“ (Joh.  19, 15) Pilatus muß sich geschlagen geben, denn täte er das nicht, würde er die Macht seines Herrn, des Kaisers, anzweifeln.  Also tut er, was die Hohepriester und das jüdische Volk ihn heißen.   Die Leidensgeschichte des Markus wird vorbereitet aufgrund dreier Leidensweissagungen Jesu, die das Evangelium strukturieren.  Ihr antijüdischer Inhalt: Jesus zieht nach Jerusalem, um (!) von den Juden zu Tode gebracht zu werden.  Die Hohepriester verweigern Jesus die [[Gefolgschaft]] und liefern ihn der weltlichen Macht aus, Rom.  Pilatus, der Arm der weltlichen Macht, will Jesus loswerden und sich nicht von den Hohepriestern vereinnahmen lassen, zumal er „erkannte, daß ihn die Hohepriester aus [[Neid]] überstellt hatten“ (Markus 15, 10).  Pilatus kann sich nicht durchsetzen.  Als er erkennt, daß das jüdische Volk die Kreuzigung Jesu verlangt, nimmt er Wasser, wäscht sich vor dem [[Volk]] die Hände und sagt: „Ich bin unschuldig an diesem [[Blut]]; seht ihr zu!“ Aber die aufgeputschte Menge läßt nicht locker.  Die Hohepriester drohen Pilatus nicht nur mit Aufstand, sondern bezweifeln Pilatus‘ Treue zum Kaiser, solange er in Palästina einen selbsternannten König dulde.  Um Jesus loszuwerden, schrecken sie nicht einmal davor zurück, den messianischen Anspruch der Juden preiszugeben.  Sie unterwerfen sich dem heidnischen Kaiser: „Wir haben keinen König außer dem Kaiser.“ (Joh.  19, 15) Pilatus muß sich geschlagen geben, denn täte er das nicht, würde er die Macht seines Herrn, des Kaisers, anzweifeln.  Also tut er, was die Hohepriester und das jüdische Volk ihn heißen.  
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 ===== Tod Jesu ===== ===== Tod Jesu =====
-- in Christo war auch der große [[Pan]] gestorben, indem er die [[Macht]] aller außergöttlichen kosmischen [[Gewalt]]en als solche aufhob, war das gemeinschaftliche Ende des Heidentums und des [[Judentum]]s, welche ebenfalls noch kosmischen [[Element]]en unterworfen waren (Schelling)+- in Christo war auch der große [[Pan]] gestorben, indem er die [[Macht]] aller außergöttlichen kosmischen [[Gewalt|Gewalten]] als solche aufhob, war das gemeinschaftliche Ende des Heidentums und des [[Judentum|Judentums]], welche ebenfalls noch kosmischen [[Element|Elementen]] unterworfen waren (Schelling)
  
-<html><img src "http://vg06.met.vgwort.de/na/adecfbe4fb3c4ccab1f253841ff5d44b" width="1" height= "1" alt=""></html>+===== Versuchungen des Jesus ===== 
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 +  - wirtschaftliche Versuchungder Teufel nennt Jesus hungrig und fordert ihn auf, Steine in Brot zu verwandeln → Jesus widersteht der Versuchung mit den Worten //Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.// 
 +  - politische Versuchung: der Teufel will, daß Jesus, sofern er den Teufel als seinen Herrn ansieht, die Herrschaft über die Reiche der Welt antritt → Jesus lehnt ab und 
 +  - religiöse Versuchung: der Teufel führt Jesus auf einen Herodes-Tempel und provoziert Jesus, er möge sich hinabstürzen und Gott bitten, ihn zu verschonen → Jesus meint, man solle Gott nicht versuchen
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