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kindergarten

KINDERGARTEN

- gängiger Begriff in der DDR zur Bezeichnung einer kostenlosen Aufbewahrungsstätte für Kinder im Vorschulalter
- fand im englischsprachigen Raum Aufnahme als Lehnwort
- wird zunehmend durch den BEGRIFF der Kindertagesstätte ersetzt

Kindergarten der DDR

REGIERUNG der DDR, Ministerium für VOLKSBILDUNG (Hrsg.), (1975): Bildungs- und Erziehungsplan für den Kindergarten. Berlin: VOLK und WISSEN

S.5: „Das GESETZ über das einheitliche sozialistische Bildungssystem stellt allen Kindergärtnerinnen die Aufgabe, ihre ganze Fürsorge und ihr pädagogisches HANDELN darauf zu richten, daß die drei‑ bis sechsjährigen Kinder der berufstätigen und studierenden Mütter in den Vorschuleinrichtungen zu gesunden, sozialistisch erzogenen Kindern heranwachsen, die sich in der GEMEINSCHAFT wohlfühlen und ein frohes und glückliches Leben führen.“

allseitige Entwicklung der sozialistischen PERSÖNLICHKEIT: Kindergarten gewährleistet die gesunde körperliche ENTWICKLUNG der Kinder, ihre Erziehung zu einem richtigen VERHÄLTNIS und zu gefühlsmäßigen Bindungen zu den sie umgebenden Menschen und Erscheinungen des sozialistischen Lebens und der NATUR

S.6: zur Gestaltung eines vielfältigen und reichen Kinderlebens gehört die SORGE um die Verhütung von Krankheiten, um genügend SCHLAF, gesunde Ernährung ebenso wie die MÖGLICHKEIT zu interessanten Spielen, regelmäßigen Beschäftigungen und Spaziergängen sowie die Sicherung eines ausreichenden Aufenthaltes an frischer Luft
Ergebnisse der Bildungs‑ und Erziehungsarbeit in unseren Kindergärten haben bestätigt, daß sozialistische Erziehung ohne Planmäßigkeit, ohne konkrete Zielstellung und Bestimmung des Inhalts der pädagogischen Arbeit nicht MÖGLICH ist

S.7: Die Hauptaufgaben der BILDUNG und ERZIEHUNG im Kindergarten

Der Kindergarten verwirklicht die ihm von der sozialistischen GESELLSCHAFT gestellten Aufgaben, die im Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem fixiert sind:
körperliche, geistige, sittliche und ästhetische Bildung und Erziehung sind Grundlage für die allseitige Entwicklung der Kinder im Kindergarten ist für eine gesunde körperliche Entwicklung der Kinder zu sorgen; die Maßnahmen zur Anerziehung hygienischer Gewohnheiten, die Einhaltung eines geregelten Tagesablaufs, tägliche Körperübungen und der Aufenthalt im Freien tragen zur Stabilisierung der GESUNDHEIT der Kinder bei; Turnbeschäftigungen, tägliche Körperübungen und Spiele dienen der weiteren Entwicklung der Bewegungen und der Kräftigung der Kinder
es ist zielstrebig an der Entwicklung der Sprache und des Denkens der Kinder zu arbeiten
die Erzieherin muß das Bedürfnis der Kinder nach sprachlichem Austausch unterstützen und sie befähigen, ihre Wünsche, Gedanken und Meinungen mitzuteilen, ihre Handlungen zu erläutern und zu begründen
die Kinder sind zu geistiger TÄTIGKEIT zu befähigen und sie müssen LERNEN, sich zu konzentrieren und aufmerksam zu sein
Die vielfältigen Tätigkeiten der Kinder in der Kindergruppe sind so zu lenken, daß sich bei ihnen Verhaltensweisen herausbilden, die den sozialistischen Normen des Zusammenlebens entsprechen. Die Kinder sollen freundschaftlich miteinander tätig, ehrlich und bescheiden sein und sich gegenseitig achten und helfen

S.8:

  • auf die Entwicklung solcher Eigenschaften wie Ausdauer, Zielstrebigkeit und die Bereitschaft. Schwierigkeiten zu überwinden, muß ständig Einfluß genommen werden
  • sie sind zur LIEBE und Achtung ihren ELTERN gegenüber zu erziehen
  • bei den Kindern sollen sich Gefühle der Verbundenheit zu den ihnen bekannten Werktätigen, zu ihrem Heimatort, zu den führenden Genossen der PARTEI und der Regierung und zu den Angehörigen der bewaffneten Streitkräfte herausbilden
  • die Liebe zur DDR schließt die Gefühle der FREUNDSCHAFT zu den Freunden der DDR, insbesondere zu den Menschen der Sowjetunion, ein
  • im Kindergarten ist eine musische Atmosphäre zu schaffen: eine schön gestaltete Umgebung, das Vorbild der Erzieherin und das harmonische ZUSAMMENLEBEN der Kinder in der Gruppe sollen zur Aufgeschlossenheit der Kinder für alles Schöne beitragen
  • bei den Kindern sind die Freude und das Bedürfnis zu wecken, zu singen, MUSIK zu hören, zu malen, zu modellieren und zu basteln
  • durch MÄRCHEN, Gedichte und Erzählungen werden die Entwicklung der schöpferischen PHANTASIE, die Formung erster moralischer Urteile, die Festigung des Kinderkollektivs, die Entwicklung der Kinder und ihrer Freude an allem SCHÖNEn gestärkt
  • einen breiten RAUM nehmen das Spiel, die ARBEIT und die Beschäftigung und die mit ihnen zu lösenden Aufgaben ein, wobei dem Spiel als der Haupttätigkeit der Kinder im Vorschulalter besondere AUFMERKSAMKEIT zu schenken ist; in ihm müssen die Kinder größte Befriedigung ihrer Wünsche erfahren und die vielfältigsten Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit der Umwelt erhalten

S.9: die Erzieherin trägt eine besondere VERANTWORTUNG: sie hat dafür zu sorgen, daß sich jedes der ihr anvertrauten Kinder gesund und allseitig entwickeln kann. Dazu muß sie die Entwicklungsunterschiede zwischen den Kindern und den Entwicklungsstand ihrer Gruppe berücksichtigen. Sie hat die Aufgaben, die ihr der Bildungs‑ und Erziehungsplan vorgibt, entsprechend umzusetzen und auf seiner Grundlage die Bildung und Erziehung der Kinder zu verwirklichen
die Bildungs‑ und Erziehungsaufgaben in den Plänen der einzelnen Gruppen sind jeweils für den Zeitraum von September bis August festgelegt

Die Bildungs‑ und Erziehungsaufgaben sind in allen Organisationsformen im Tageslauf zu realisieren.

Jede Organisationsform hat daher spezielle Aufgaben zu erfüllen. Um ein richtiges Verhältnis der Beschäftigung zu den anderen Organisationsformen und zur Erarbeitung des Inhalts zu wahren, ist es NOTWENDIG, die Anzahl der Beschäftigungen für den Zeitraum von jeweils 14 Tagen wie folgt festzulegen:

jüngere Grp.mittlere Grp.ältere Grp.
MUTTERSPRACHE232
Turnen222
Bekanntmachen mit dem gesellschaftlichen Leben112
Bekanntmachen mit der Kinderliteratur001
Bekanntmachen mit der Natur122
Malen, Zeichnen, Formen, Bauen und Basteln355
Musik122
Bekanntmachen mit Mengen und Vergleichen von Längen, Breiten und Höhen022

Jadeschko, W. I.; Sochin, F. A. (1978): Vorschulpädagogik. Berlin: Volk und Wissen

S.28: Verbindung von PÄDAGOGIK und POLITIK kann nicht negiert werden und ist der natürliche Lauf der Dinge und geradezu erwünscht, d. h. sowjetische Pädagogik „Wissenschaft von der kommunistischen Erziehung“.

S.29: die so verstandene Pädagogik entwickelt sich unter Führung der KP, die ihr Aufgaben stellt, die den objektiven Bedürfnissen der Gesellschaft entsprechen

S.35: ist interdisziplinär verbunden mit: marxistisch-leninistischer PHILOSOPHIE, SOZIOLOGIE, ETHIK, ÄSTHETIK, ÖKONOMIE, Physiologie, PSYCHOLOGIE (u.a. auch Ingenieurpsychologie: Verhältnis MENSCH-TECHNIK), Kybernetik (Regelung dynamischer Systeme)

S.63: Das ZIEL „… besteht darin, den allseitig und harmonisch entwickelten Menschen, den aktiven Erbauer und Verteidiger der kommunistischen Gesellschaft heranzubilden.“

S.172: geistige, körperliche, ästhetische, sittliche, Arbeitserziehung

  • körperliche Erziehung: motorische und hygienische Fähigkeiten, KOORDINATION des Bewegungsapparates, Abhärtung
  • geistige Erziehung: Herausbildung „richtiger“ Vorstellungen von einfachen Umwelterscheinungen, Entwicklung kognitiver Prozesse wie Empfindung und WAHRNEHMUNG, GEDÄCHTNIS, Phantasie, Abstraktion, SPRACHE, Tätigkeiten mit geringer geistiger Anstrengung
  • sittliche Erziehung: sittliche Gefühle, positives VERHALTEN und Gewohnheiten, sittliche Vorstellungen + Verhaltensmotive, patriotische Gefühle, Liebe zu W. I. LENIN und seinen Kampfgenossen
  • Arbeitserziehung: Bekanntmachen mit Arbeitsformen und Erziehung zur Achtung v. Arbeit, Vermittlung einfachster Verrichtungen, Erziehung zu FLEIß und SELBSTÄNDIGKEIT, kommunistische Arbeitsauffassung
  • ästhetische Erziehung: SCHÖNHEIT in UMWELT und KUNST erkennen und selber Schönes zu schaffen
kindergarten.txt · Zuletzt geändert: 2022/05/13 11:19 von Robert-Christian Knorr