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leibniz

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leibniz [2010/04/20 10:15] Robert-Christian Knorrleibniz [2023/11/04 11:33] (aktuell) – [Erkenntnistheorie] Robert-Christian Knorr
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 - die Einheit des [[Sein#Seins]] ist als unaufhebbare Forderung philosophischen [[Denken#Denkens]] zu setzen → d.i. die Urgründung des deutschen Idealismus (Wundt)\\ - die Einheit des [[Sein#Seins]] ist als unaufhebbare Forderung philosophischen [[Denken#Denkens]] zu setzen → d.i. die Urgründung des deutschen Idealismus (Wundt)\\
 - das [[Wesen]] der Welt entfaltet sich im [[Geist]]\\ - das [[Wesen]] der Welt entfaltet sich im [[Geist]]\\
-- der Versuch um eine ausgleichende [[Philosophie]] des Zusammenbringens → Versöhnung zwischen [[Glauben]] und [[Wissen]] - naturwissenschaftliche Erkenntnis -, wobei der [[Wissenschaft]] die Aufgabe zuteil wurde, den ewigen Frieden herbeizuführen\\+- der Versuch um eine ausgleichende [[Philosophie]] des Zusammenbringens → Versöhnung zwischen [[Glauben]] und [[Wissen]] - naturwissenschaftliche Erkenntnis -, wobei der [[Wissenschaft]] die Aufgabe zuteil wurde, den ewigen [[Frieden]] herbeizuführen\\
 - prangert das tagediebische [[Vanitas]]-Lebensgefühl an und kritisiert das Fehlen eines öffentlichen [[Bewußtsein#Bewußtseins]] \\ - prangert das tagediebische [[Vanitas]]-Lebensgefühl an und kritisiert das Fehlen eines öffentlichen [[Bewußtsein#Bewußtseins]] \\
 - die Wiedergeburt des [[Realismus]] \\ - die Wiedergeburt des [[Realismus]] \\
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 ==== Erkenntnistheorie ==== ==== Erkenntnistheorie ====
-- an Stelle der schäumenden Goldküche der [[Renaissance]], zum Beispiel wie bei [[Paracelsus]], tritt eine kontinuierliche Intensitätsfolge der Lichtvermehrung, die Welt als Erhellungsprozeß → Leibniz leugnet das Dunkle, wie noch [[Böhme]] es erkannte; wird erst wieder durch [[Schelling]] aufgenommen\\+- an Stelle der schäumenden Goldküche der [[Renaissance]], zum Beispiel wie bei [[Paracelsus]], tritt eine kontinuierliche Intensitätsfolge der Lichtvermehrung, die Welt als [[Erhellung|Erhellungsprozeß]] → Leibniz leugnet das Dunkle, wie noch [[Böhme]] es erkannte; wird erst wieder durch [[Schelling]] aufgenommen\\
   * alles Sein besteht aus psychischen Kraftpunkten   * alles Sein besteht aus psychischen Kraftpunkten
-  * jeder von ihnen führt ein völlig inneres Leben, das keine Fenster hat, doch alles Außen in sich findet, weil es dies spiegelt+  * jeder von ihnen führt ein völlig inneres Leben, das keine [[Fenster]] hat, doch alles Außen in sich findet, weil es dies spiegelt
   * diesen Monaden eignet im Spiegeln ein //appetitus// - die [[Tendenz]] dazu -, ins Helle zu [[streben]]   * diesen Monaden eignet im Spiegeln ein //appetitus// - die [[Tendenz]] dazu -, ins Helle zu [[streben]]
   * die [[Gegenwart]] geht mit der [[Zukunft]] schwanger - die Sprengkraft der Zukunft in der Monade, ihre Entwicklung zum Besseren   * die [[Gegenwart]] geht mit der [[Zukunft]] schwanger - die Sprengkraft der Zukunft in der Monade, ihre Entwicklung zum Besseren
-  * die Monade kann ohne Zweckbeziehung nicht gedacht werden - [[Unterschied]] zu Spinoza und Bacon, auch Hobbes, die alle die Zweckkategorie verwarfen+  * die Monade kann ohne Zweckbeziehung nicht gedacht werden - [[Unterschied]] zu Spinoza und Bacon, auch Hobbes, die alle die [[Zweckkategorie]] verwarfen
   * die [[Möglichkeit]] liegt in der Anlage jeder [[Monade]] zu ihrer Entfaltung, das virtuelle Enthaltensein der Prädikate im [[Subjekt]], //omne possibile exigit existere//   * die [[Möglichkeit]] liegt in der Anlage jeder [[Monade]] zu ihrer Entfaltung, das virtuelle Enthaltensein der Prädikate im [[Subjekt]], //omne possibile exigit existere//
 → so wird die sub specie aeternitas durch die Lehre der //sub specie perfectionis// ersetzt, statt [[Prädestination]] eine pluralistisch-dynamische Aufgabe\\ → so wird die sub specie aeternitas durch die Lehre der //sub specie perfectionis// ersetzt, statt [[Prädestination]] eine pluralistisch-dynamische Aufgabe\\
 → statt Spinozas Ruhe wird die Welt dynamisch und als Aufgabe gesehen\\ → statt Spinozas Ruhe wird die Welt dynamisch und als Aufgabe gesehen\\
-- Leibniz kritisiert die mechanische Philoso­phie, da sie keine Antwort auf das Bewegungsprinzip zu geben imstande ist, denn +- Leibniz kritisiert die mechanische Philosophie, da sie keine Antwort auf das Bewegungsprinzip zu geben imstande ist, denn 
   - Die Welt baut sich aus lebendig wirkenden atomistischen Kräften auf, den Monaden. - Gegenentwurf zu [[Locke]] und [[Hobbes]]   - Die Welt baut sich aus lebendig wirkenden atomistischen Kräften auf, den Monaden. - Gegenentwurf zu [[Locke]] und [[Hobbes]]
-  - Jede Monade ist auf sich [[selbst]] bezogen, ein Spiegel der Unendlichkeit.+  - Jede Monade ist auf sich [[selbst]] bezogen, ein Spiegel der [[Unendlichkeit]].
   - In allem ist alles. Alles ist beseelt.   - In allem ist alles. Alles ist beseelt.
-  - Der Grad des [[Parallelismus]] zwischen Leib und [[Seele]] ist durch die prästabilierte [[Harmonie]] bestimmt, der von Gott vor­bestimmten Weltenordnung. Die Monaden wirken nur durch Gott aufeinander ein. Und jetzt kommt das große Aber: **das alles ist Hypothese; jedoch die einzig vernunftgemäße** → Diese Einschränkung, die eigentlich alles auf den Kopf stellt, ist die Bürgschaft für menschliche [[Freiheit]] und Unster­blichkeit+  - Der Grad des [[Parallelismus]] zwischen [[Leib]] und [[Seele]] ist durch die prästabilierte [[Harmonie]] bestimmt, der von Gott vorbestimmten Weltenordnung. Die Monaden wirken nur durch Gott aufeinander ein. Und jetzt kommt das große Aber: **das alles ist [[Hypothese]]; jedoch die einzig vernunftgemäße** → Diese Einschränkung, die eigentlich alles auf den Kopf stellt, ist die Bürgschaft für menschliche [[Freiheit]] und Unsterblichkeit
  
  
 ==== Logik ==== ==== Logik ====
-- schließt sich an [[Bacon]]s Induktion - das Folgern allgemeiner Wahrheiten aus einzelnen sinnlichen Beobachtungen durch eine Kombination des Verstandes - an und stellt sich somit gegen die scholastische deduktive [[Methode]] +- schließt sich an [[Bacon]]s [[Induktion]] - das Folgern allgemeiner Wahrheiten aus einzelnen sinnlichen Beobachtungen durch eine Kombination des Verstandes - an und stellt sich somit gegen die scholastische deduktive [[Methode]] 
-=== 1.ontologisches Prinzip ===+=== 1. ontologisches Prinzip ===
  [[Prinzip]] des zureichenden Grundes: Nichts geschieht ohne [[Grund]]!  [[Prinzip]] des zureichenden Grundes: Nichts geschieht ohne [[Grund]]!
-=== 2.widersprechendes Prinzip ===+=== 2. widersprechendes Prinzip ===
 [[Satz]] vom ausgeschlossenen Dritten → alles, was den [[Widerspruch]] mit einschließt [[Satz]] vom ausgeschlossenen Dritten → alles, was den [[Widerspruch]] mit einschließt
-=== 3.Prinzip von der Identität des Ununterscheidbaren, principium identitatis indiscernibilium ===+=== 3. Prinzip von der Identität des Ununterscheidbaren, principium identitatis indiscernibilium ===
 Hervorhebung der qualitativen Seite der Erscheinung → alle metaphysischen Unterschiede sind von substanzieller [[Natur]] in [[Raum]] und [[Zeit]] - Unterscheidung von Newton Hervorhebung der qualitativen Seite der Erscheinung → alle metaphysischen Unterschiede sind von substanzieller [[Natur]] in [[Raum]] und [[Zeit]] - Unterscheidung von Newton
-=== 4.Prinzip der Kontinuität ===+=== 4. Prinzip der Kontinuität ===
 Monaden sind veränderungsfähig → zielt auf moralische [[Vollkommenheit]] des Menschen im Reiche Gottes Monaden sind veränderungsfähig → zielt auf moralische [[Vollkommenheit]] des Menschen im Reiche Gottes
-=== 5.Kausalitätsprinzip  ===+=== 5. Kausalitätsprinzip ===
 Alles bedarf irgend einer Sache, die dazu dienen kann, den Grund anzugeben, warum dies ist existierend mehr als in irgend einer anderen Weise. → //a parte priori// -  aus den Gründen; vorkantische [[Interpretation]] des Begriffes  Alles bedarf irgend einer Sache, die dazu dienen kann, den Grund anzugeben, warum dies ist existierend mehr als in irgend einer anderen Weise. → //a parte priori// -  aus den Gründen; vorkantische [[Interpretation]] des Begriffes 
  
  
 ==== Ethik ==== ==== Ethik ====
-- Vorsorge tragen fürs [[Vaterland]] → trat für die [[Souveränität]] des Reichs ein, in dessen [[Schatten]] er die deutsche [[Libertät]] definierte ([[Gegensatz]] zur [[Politik]] der Stände)\\+{{ :leibniz_theodicaea.jpg?300|}}- Vorsorge tragen fürs [[Vaterland]] → trat für die [[Souveränität]] des Reichs ein, in dessen [[Schatten]] er die deutsche [[Libertät]] definierte ([[Gegensatz]] zur [[Politik]] der Stände)\\
 - niemals die Hände in den Schoß legen\\ - niemals die Hände in den Schoß legen\\
-- Vorsehung wird Übeltäter bestrafen+[[Vorsehung]] wird Übeltäter bestrafen\\ 
 +- die Welt als [[Theodizee]] betrachtend, liegt es an der Vorsorge und am Engagement des einzelnen, ob sie als Jammertal oder [[Paradies]] gestaltet werden kann → abgerechnet wird am Jüngsten Tag
  
  
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 - strenge [[Logik]] des Gedankenaufbaus verbindet sich mit mystischer [[Kontemplation]] (Wundt)\\ - strenge [[Logik]] des Gedankenaufbaus verbindet sich mit mystischer [[Kontemplation]] (Wundt)\\
 - Beweisstil: [[apriori]]\\ - Beweisstil: [[apriori]]\\
-- die Körper bleiben im Zustand der Phänomenalität, da man sich nicht vorstellen kann, wie sich ein Körper aus unausdehnbaren Punkten zusammensetzen solle +- die Körper bleiben im [[Zustand]] der Phänomenalität, da man sich nicht vorstellen kann, wie sich ein Körper aus unausdehnbaren Punkten zusammensetzen solle 
  
  
 ==== Wertung/Rezeption ==== ==== Wertung/Rezeption ====
 - strebte danach, das freie [[Denken]] zur [[Quelle]] unabhängiger [[Wahrheit]] zu machen → im Gegensatz zur ausländischen Philosophie ([[Fichte]])\\ - strebte danach, das freie [[Denken]] zur [[Quelle]] unabhängiger [[Wahrheit]] zu machen → im Gegensatz zur ausländischen Philosophie ([[Fichte]])\\
 +- der großangelegte Versuch, in der neuen Welt der Aufklärung die Fundamente des christlichen Glaubens neu zu begründen (Erich Franz)\\
 - hat ein Modell, wovon er ausgeht \\ - hat ein Modell, wovon er ausgeht \\
 - hat keine Möglichkeit, das Innesein des anschauenden [[Ich]] mit der Auslegung in rationalen Zusammenhängen zu verbinden und macht die [[Anschauung]] nicht zur sinnlich empfindenden → kennt nur die anschauende Substanz und kein entwerfendes Ich-Subjekt\\ - hat keine Möglichkeit, das Innesein des anschauenden [[Ich]] mit der Auslegung in rationalen Zusammenhängen zu verbinden und macht die [[Anschauung]] nicht zur sinnlich empfindenden → kennt nur die anschauende Substanz und kein entwerfendes Ich-Subjekt\\
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 - will verbinden, was Spinoza nie trennte ([[Lessing]])\\ - will verbinden, was Spinoza nie trennte ([[Lessing]])\\
 - stellte [[Kunst]] als inadäquate Erscheinungsform der richtigen Widerspiegelung der [[Wirklichkeit]] auf ([[Lukacs]])\\ - stellte [[Kunst]] als inadäquate Erscheinungsform der richtigen Widerspiegelung der [[Wirklichkeit]] auf ([[Lukacs]])\\
-- Leibniz versuchte nie, einen Bruch mit der [[Philosophiegeschichte]] zu vollziehen, sondern versuchte stets, die scheinbar unversöhnlichsten Richtungen zusammenzudenken: [[Plato#Platon]] und den [[Platonismus]], [[Neuplatonismus]], [[Aristoteles]], den scholastischen Aristotelismus, Descartes und Gassendi → sein Verfahren ist eklektisch (Till)+- Leibniz versuchte nie, einen Bruch mit der [[Philosophiegeschichte]] zu vollziehen, sondern versuchte stets, die scheinbar unversöhnlichsten Richtungen zusammenzudenken: [[Plato#Platon]] und den [[Platonismus]], [[Neuplatonismus]], [[Aristoteles]], den scholastischen [[Aristotelismus]], Descartes und Gassendi → sein Verfahren ist eklektisch (Till) 
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leibniz.1271751330.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 13:57 (Externe Bearbeitung)