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luther

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luther [2014/11/29 19:18] Robert-Christian Knorrluther [2023/04/11 16:59] (aktuell) – [Von der Freiheit des Christenmenschen] Robert-Christian Knorr
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 ===== Martin Luther ===== ===== Martin Luther =====
 1483-1543\\ 1483-1543\\
-- als [[Augustiner]] der [[Schule#Erfurter Schule]] zum Nominalisten erzogen\\+- als [[Augustiner]] der [[Schule#Erfurter Schule]] zum Nominalisten erzogen\\{{ :martinus_cranach.jpg?400|}}
 - die [[Furcht]] vor dem [[Zorn]] Gottes und innere Gemütsbewegungen führten ihn zum Studium der [[Bibel]]\\ - die [[Furcht]] vor dem [[Zorn]] Gottes und innere Gemütsbewegungen führten ihn zum Studium der [[Bibel]]\\
 -  1520 sagte er sich durch öffentliche Verbrennung der gegen ihn gerichteten Bannbulle von [[Rom]] los\\ -  1520 sagte er sich durch öffentliche Verbrennung der gegen ihn gerichteten Bannbulle von [[Rom]] los\\
 - das erste Faustbuch 1587 verurteilte den Erzzauberer, der sich Adlerflügel nehmen wollte zu erforschen Geheimnisse des Himmels und der Erden, als katholischen Scholastiker\\ - das erste Faustbuch 1587 verurteilte den Erzzauberer, der sich Adlerflügel nehmen wollte zu erforschen Geheimnisse des Himmels und der Erden, als katholischen Scholastiker\\
-- pflegte eher verbal als nominal zu schreiben+- pflegte eher verbal als nominal zu schreiben\\ 
 +- zyklothymer (jemand, der alle Leidenschaften kennt und auslebt) Menschentyp (Kretschmer)\\ 
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 ==== Lehre und Folgen ==== ==== Lehre und Folgen ====
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   * das Organ der Welterkenntnis tritt zurück hinter das Organ des Glaubens   * das Organ der Welterkenntnis tritt zurück hinter das Organ des Glaubens
   * etwas [[Negatives]] geschieht: die Welt wird entgottet, allerdings wird der Weg für die freien Wissenschaften frei (Rothacker)   * etwas [[Negatives]] geschieht: die Welt wird entgottet, allerdings wird der Weg für die freien Wissenschaften frei (Rothacker)
-- Luther haßte die Närrin der Vernunft, deswegen trennte er sich u.a. von den Humanisten, die durch die Vernunft zu einem neuen Gottesbegriff kommen wollten → Faust soll abschrecken, denn der glaubt an die [[Freiheit]] des Willens, was Luther ablehnt\\+- Luther haßte die Närrin der Vernunft, deswegen trennte er sich u.a. von den Humanisten, die durch die Vernunft zu einem neuen [[Gottesbegriff]] kommen wollten → Faust soll abschrecken, denn der glaubt an die [[Freiheit]] des Willens, was Luther ablehnt\\
 - die Willensfrage entzweit auch Luther von [[Erasmus]] → //Ich rede vom freien Willen gegen Gott und in der Seele Sachen. Denn was sollt ich viel disputieren von dem freien Willen, der über Kühe und Pferde, über Gut und Geld regiert?//\\ - die Willensfrage entzweit auch Luther von [[Erasmus]] → //Ich rede vom freien Willen gegen Gott und in der Seele Sachen. Denn was sollt ich viel disputieren von dem freien Willen, der über Kühe und Pferde, über Gut und Geld regiert?//\\
 - Freiheit ist ihm an [[Erfahrung]] und die Vergebung Gottes gebunden → ein [[Akt]] der [[Willensfreiheit]] sei somit nicht [[möglich]]!\\ - Freiheit ist ihm an [[Erfahrung]] und die Vergebung Gottes gebunden → ein [[Akt]] der [[Willensfreiheit]] sei somit nicht [[möglich]]!\\
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 - Luther treibt das Glaubensbekenntnis, das sich durch die persönliche Erfahrung Gottes ausspricht → die [[Gemeinschaft]] der dies Erlebenden führt zur Zuversicht der [[Gnade]] Gottes, denn wer an Jesus Christus glaubt, der ist gerechtfertigt - Luther treibt das Glaubensbekenntnis, das sich durch die persönliche Erfahrung Gottes ausspricht → die [[Gemeinschaft]] der dies Erlebenden führt zur Zuversicht der [[Gnade]] Gottes, denn wer an Jesus Christus glaubt, der ist gerechtfertigt
  
 +=== Frauenbild ===
 +- //Gott hat den Menschen in zwei Teile geteilt, daßes Mann und Weib oder ein Er und eine Sie sein soll. Und das hat Ihm also gefallen, daß er's selbst ein gut Geschlöpf nennt. [..] Und steht nicht in unserer Gewalt, daß ich mich ein Weibsbild oder du dich ein Mannsbild machst; sondern, wie er mich und dich gemacht hat, so sind wir: Ich ein Mann, du ein Weib. Und solche guten Gemächte will er geehrt und unverachtet haben als sein göttlich Werk, daß der Mann und das Weibsbild oder seinen Leib und Glied, nicht verachte oder spotte; wiederum, daß Weib den Mann nicht, sondern ein jegliches ehre des anderen Bild und Leib als ein göttlich gut Werk, das Gott selbst wohlgefället.//
 ==== An den christlichen Adel deutscher Nation ==== ==== An den christlichen Adel deutscher Nation ====
  1520\\  1520\\
-<html>  +{{ :luthersbuchadel.jpg?400|}}
-<img src = "http://www.vonwolkenstein.de/images/luthersbuchadel.jpg" alt = "An den christlichen Adel deutscher Nation" align = "right" hspace="55" vspace="90" style="margin-left:5mm"></html> +
  
 - steht vor dem Hintergrund der [[Gravamina]] sowie der zeitgenössischen Reformdiskussion\\ - steht vor dem Hintergrund der [[Gravamina]] sowie der zeitgenössischen Reformdiskussion\\
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 Rom beruft sich auf das Schlüsselamt Petri. Luther: Die Autorität gründet in der theologischen Wahrhaftigkeit, nicht auf der [[Macht]] der [[Institution]]. Schlüsselgewalt meint [[Sündenvergebung]], ist an den Glauben gebunden und bezieht sich auf alle Christen; polemisch: der Papst ist ungläubig. Ferner gilt nach 1. auch hier: allgemeines Priestertum Rom beruft sich auf das Schlüsselamt Petri. Luther: Die Autorität gründet in der theologischen Wahrhaftigkeit, nicht auf der [[Macht]] der [[Institution]]. Schlüsselgewalt meint [[Sündenvergebung]], ist an den Glauben gebunden und bezieht sich auf alle Christen; polemisch: der Papst ist ungläubig. Ferner gilt nach 1. auch hier: allgemeines Priestertum
 === zu 3. === === zu 3. ===
-Konzilien werden aus Vollmacht einberufen. Weil die beiden erstgenannten Mauern [Fallen, fällt auch die dritte. Päpstliches Recht nicht von der Schrift autorisiert. Auch Petrus berief nicht alleine irgendwelche [[Konzil#Konzilien]] ein. Jedes Gemeindeglied kann Konzilien einberufen. Da seine Vertreter Mitchristen sind bezieht sich das besonders auf das „Schwert“. Themen der Konzilien sollten sein: Roms Pracht und sein Anspruch, Christi Stellvertreter zu sein, [[Sinn]] der Kardinalswürde, Größe des Hofes in Rom (besonders im Blick auf die ökonomischen Auswirkungen auf das Reich) Luther fordert im zweiten Teil folgende Reformen:+Konzilien werden aus Vollmacht einberufen. Weil die beiden erstgenannten Mauern [Fallen, fällt auch die dritte. Päpstliches Recht nicht von der Schrift autorisiert. Auch Petrus berief nicht alleine irgendwelche [[Konzil#Konzilien]] ein. Jedes Gemeindeglied kann Konzilien einberufen. Da seine Vertreter Mitchristen sindbezieht sich das besonders auf das „Schwert“. Themen der Konzilien sollten sein: Roms Pracht und sein Anspruch, Christi Stellvertreter zu sein, [[Sinn]] der Kardinalswürde, Größe des Hofes in Rom (besonders im Blick auf die ökonomischen Auswirkungen auf das Reich) Luther fordert im zweiten Teil folgende Reformen:
  
   * Verbot der Annaten   * Verbot der Annaten
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   * Abschaffung sog. Reservati   * Abschaffung sog. Reservati
   * [[Verkleinerung]] des Hofes in Rom   * [[Verkleinerung]] des Hofes in Rom
-  * Aufhebung der Eide gegen Rom, [[Laie]]ninvestitur+  * [[Aufhebung]] der Eide gegen Rom, [[Laie]]ninvestitur
   * keine Gewalt des Papstes über den Kaiser   * keine Gewalt des Papstes über den Kaiser
   * Papst hat keinen Anspruch auf Neapel oder Sizilien   * Papst hat keinen Anspruch auf Neapel oder Sizilien
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 - sieht den Staat als Notbehelf, weil die kirchlichen Instanzen versagt hatten, um die Reformation durchzuführen → der [[Staat]] wird zum Gewinner durch die [[Reformation]], er organisiert sich an ihr neu und modern\\ - sieht den Staat als Notbehelf, weil die kirchlichen Instanzen versagt hatten, um die Reformation durchzuführen → der [[Staat]] wird zum Gewinner durch die [[Reformation]], er organisiert sich an ihr neu und modern\\
 - richtet sich im speziellen gegen Augustin von Alfeld, //super apostolica sede//, der eine Verteidigungsschrift für den Papst veröffentlichte - Fragen der Ekklesiologie und der Stellung des Papstes in der Kirche\\ - richtet sich im speziellen gegen Augustin von Alfeld, //super apostolica sede//, der eine Verteidigungsschrift für den Papst veröffentlichte - Fragen der Ekklesiologie und der Stellung des Papstes in der Kirche\\
-- Luther bezeichnet das Christentum als eine Versammlung der Gläubigen im Geiste\\+- Luther bezeichnet das [[Christentum]] als eine Versammlung der Gläubigen im Geiste\\
 - man müsse zwischen geistlicher und leiblicher Christenheit unterscheiden, wobei die geistliche Christenheit allein Jesus Christus im Himmel als ihr Haupt anerkenne - man müsse zwischen geistlicher und leiblicher Christenheit unterscheiden, wobei die geistliche Christenheit allein Jesus Christus im Himmel als ihr Haupt anerkenne
  
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 ==== Von der Freiheit des Christenmenschen ==== ==== Von der Freiheit des Christenmenschen ====
-<html>  +{{ :luther.jpg?400|}}
-<img src = "http://www.vonwolkenstein.de/images/freiheiteineschristenmenschen.jpg" alt = "Von der Freiheit eines Christenmenschen" align = "right" hspace="55" vspace="90"></html>  +
  1520\\  1520\\
 - enthält die Summe des christlichen Lebens\\ - enthält die Summe des christlichen Lebens\\
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 //Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.// //Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.//
   - Jeder Mensch hat zweierlei Naturen: Geist und [[Leib]], innerer und äußerer Mensch.   - Jeder Mensch hat zweierlei Naturen: Geist und [[Leib]], innerer und äußerer Mensch.
-  - Den inneren Menschen betreffend: keine äußeren Dinge (Werke, Kleidung etc.) haben Einfluß auf seine Freiheit und Frommheit.+  - Den inneren Menschen betreffend: keine äußeren Dinge (Werke, [[Kleidung]] etc.) haben Einfluß auf seine Freiheit und Frommheit.
   - Den äußeren Menschen (Leib) betreffend: Ort der Werke und „Stücke“, kein Einfluß auf die Seele.   - Den äußeren Menschen (Leib) betreffend: Ort der Werke und „Stücke“, kein Einfluß auf die Seele.
   - Die Seele lebt allein vom [[Wort]] Gottes.   - Die Seele lebt allein vom [[Wort]] Gottes.
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 1521 steht Luther im Zerreißspiel der deutschen [[Politik]] (//tragoedia Lutherana//)\\ 1521 steht Luther im Zerreißspiel der deutschen [[Politik]] (//tragoedia Lutherana//)\\
 - der Kaiser ist überwiegend [[positiv]] eingestellt - „etlicher maß auch gefallen gehabt“ → Luther soll der Kirche erhalten bleiben, denn der Kaiser selbst will die Kirche reformieren\\ - der Kaiser ist überwiegend [[positiv]] eingestellt - „etlicher maß auch gefallen gehabt“ → Luther soll der Kirche erhalten bleiben, denn der Kaiser selbst will die Kirche reformieren\\
-- problematisch erscheint dem Kaiser Luthers [[Trotz]], denn Luther will nicht widerrufen, handelt nicht [[politisch]]  +- problematisch erscheint dem Kaiser Luthers [[Trotz]], denn Luther will nicht widerrufen, handelt nicht [[politisch]] \\ 
-die [[Reichsstände]] sind gegen die Unterstützung päpstlicher Gewaltmaßnahmen, ABER:\\ +die [[Reichsstände]] sind gegen die Unterstützung päpstlicher Gewaltmaßnahmen, ABER:\\ 
-Luther will nur widerrufen, wenn ich durch die von mir angezeigten Schriftstellen überwunden werde → Luther bleibt in der Schrift gefangen, so gibt es einen Konflikt zwischen dem Buchstaben und der [[Pragmatik]] des Politikers Karl V.+Luther will nur widerrufen, wenn ich durch die von mir angezeigten Schriftstellen überwunden werde → Luther bleibt in der [[Schrift]] gefangen, so gibt es einen Konflikt zwischen dem Buchstaben und der [[Pragmatik]] des Politikers Karl V.
  
  
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  1521\\  1521\\
 - eine Perle unter Luthers Schriften, die in zwei Etappen (vor und nach dem Reichstag von [[Worms]], 1521) entstand\\ - eine Perle unter Luthers Schriften, die in zwei Etappen (vor und nach dem Reichstag von [[Worms]], 1521) entstand\\
-- nach dem [[Streit]] in Worms wendet sich Karl V. seinem Lebenswerk zu, der Welteroberung, und Luther kann im Experimentierfeld [[Sachsen]] die Reformation durchführen → Luther tritt aus  dem weltpolitischen Geschehen heraus und steht nunmehr im Spannungsfeld zwischen der gleißenden Kirche Roms und der Radikalität geistkirchlicher und sozialprophetischer Art → in diesem [[Zusammenhang]] begegnet Luther immer wieder die Frage nach dem [[Widerstandsrecht]]+- nach dem [[Streit]] in Worms wendet sich Karl V. seinem Lebenswerk zu, der Welteroberung, und Luther kann im Experimentierfeld [[Sachsen]] die Reformation durchführen → Luther tritt aus  dem weltpolitischen Geschehen heraus und steht nunmehr im Spannungsfeld zwischen der gleißenden Kirche Roms und der Radikalität geistkirchlicher und [[prophet|sozialprophetischer]] Art → in diesem [[Zusammenhang]] begegnet Luther immer wieder die Frage nach dem [[Widerstandsrecht]]
  
  
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   - Reich: es gilt die Gewalt der Obrigkeit   - Reich: es gilt die Gewalt der Obrigkeit
  
 +==== Rezeption ====
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 +- Luther arbeitete, uns von der geistlichen Knechtschaft zu befreien; möchten doch alle seine Nachfolger so viel Abscheu vor der Hierarchie behalten haben, als der große Mann empfand. Er arbeitete sich durch verjährte Vorurteile durch und schied das Göttliche vom Menschlichen, so viel ein Mensch scheiden kann, und was noch mehr war; er gab dem Herzen seine Freiheit wieder und machte es der Liebe fähiger. ([[Goethe]])
 ==== Sonstiges ==== ==== Sonstiges ====
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 === Lutherbier === === Lutherbier ===
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 - etliche Erklärungen zu Luthers Verhältnis zum Bier: Prost! - etliche Erklärungen zu Luthers Verhältnis zum Bier: Prost!
  
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luther.1417285136.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 14:00 (Externe Bearbeitung)