magdeburg
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- wichtiger Umschlagplatz mit dem Osten\\ | - wichtiger Umschlagplatz mit dem Osten\\ | ||
- Otto I. wollte Magdeburg zum Ausgangspunkt der Bekehrung des Ostens machen → Errichtung eines Erzbistums 968 gegen den Widerstand von Mainz und Halberstadt\\ | - Otto I. wollte Magdeburg zum Ausgangspunkt der Bekehrung des Ostens machen → Errichtung eines Erzbistums 968 gegen den Widerstand von Mainz und Halberstadt\\ | ||
- | - als der [[Papst]] die Errichtung des Erzbistums 962 bestätigte, | + | - als der [[Papst]] die Errichtung des Erzbistums 962 bestätigte, |
+ | - 1524 wurde die erste humanistisch-orientierte Schule protestantischer Prägung eröffnet; | ||
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- Das Gesicht der Stadt Magdeburg kann ich nicht erkennen. Sie trägt eine Maske aus gelbem Backstein. So blickt ein Beamter, der niemals [[Mensch]] ist. ([[Lessing# | - Das Gesicht der Stadt Magdeburg kann ich nicht erkennen. Sie trägt eine Maske aus gelbem Backstein. So blickt ein Beamter, der niemals [[Mensch]] ist. ([[Lessing# | ||
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Magdeburg war sein Hauptsitz und seine erklärte Lieblingsstadt und bildete den Ausgangspunkt seiner Osterweiterungen. Otto wußte die Leistungsfähigkeit dieser Stadt zu stärken, indem er [[Juden]] und Kaufleute der gerichtlichen Gewalt der Kirche unterwarf . Er stützte seine [[Macht]] auf die [[Kirche]], ganz im Gegensatz zu seinem Vater Heinrich I., der Krönung und Salbung der Kirche ablehnte und sich ausschließlich auf die Herzöge berief. Für Otto stand die Verbreitung des Christentums und die Missionierung der Ostgebiete im Vordergrund. So setzte er für die militärische Unterstützung die Markgrafen Hermann Billung und Gero ein, doch mit der Einsetzung der beiden Markgrafen war ein Teil des sächsischen Adels nicht einverstanden, | Magdeburg war sein Hauptsitz und seine erklärte Lieblingsstadt und bildete den Ausgangspunkt seiner Osterweiterungen. Otto wußte die Leistungsfähigkeit dieser Stadt zu stärken, indem er [[Juden]] und Kaufleute der gerichtlichen Gewalt der Kirche unterwarf . Er stützte seine [[Macht]] auf die [[Kirche]], ganz im Gegensatz zu seinem Vater Heinrich I., der Krönung und Salbung der Kirche ablehnte und sich ausschließlich auf die Herzöge berief. Für Otto stand die Verbreitung des Christentums und die Missionierung der Ostgebiete im Vordergrund. So setzte er für die militärische Unterstützung die Markgrafen Hermann Billung und Gero ein, doch mit der Einsetzung der beiden Markgrafen war ein Teil des sächsischen Adels nicht einverstanden, | ||
Bruder Brun wird 953 Erzbischof von Köln und gleichzeitig Herzog von Lothringen. Damit konstituiert Otto das Reichskirchensystem: | Bruder Brun wird 953 Erzbischof von Köln und gleichzeitig Herzog von Lothringen. Damit konstituiert Otto das Reichskirchensystem: | ||
- | Aber Otto wollte neues Land im Osten gewinnen, deshalb hatte Magdeburg hier eine beson-dere Bedeutung. Von Magdeburg aus zogen die sächsischen Heerscharen nach Osten und eroberten es Stück für Stück. Otto teilte das slawische Land in kleine Gebiete, in deren Zentren eine Burg stand - sogenannte Burgwarde. In dieser Zeit rückte besonders das Magdeburger Kloster in den Mittelpunkt. Es wurde Stützpunkt für die geplante Christianisierung der slawischen Bewohner. Von Magdeburg aus erfolgte Ausritt auf Ausritt nach Osten. Der oftmalige kaiserliche Aufenthalt in Magdeburg bot dem so gar nicht weltabgewandten christlichen Ritter Aufstiegschancen und ein angenehmes Leben. \\ | + | Aber Otto wollte neues Land im Osten gewinnen, deshalb hatte Magdeburg hier eine beson-dere Bedeutung. Von Magdeburg aus zogen die sächsischen Heerscharen nach Osten und eroberten es Stück für Stück. Otto teilte das slawische Land in kleine Gebiete, in deren Zentren eine Burg stand - sogenannte Burgwarde. In dieser Zeit rückte besonders das Magdeburger Kloster in den Mittelpunkt. Es wurde Stützpunkt für die geplante |
Wenn wundert es da nicht, daß sich die Magdeburger schon bald als Bistumssitz bewarben? Um dafür die Zustimmung des Papstes zu erhalten, schickte Otto bereits 955 Abt Hadamar von Fulda nach Rom. Aber es gab Widerstand aus den eigenen Reihen: Ottos Sohn Wilhelm, Erzbischof von Mainz, wandte sich an den Papst und sprach sich gegen die Kirchenpolitik seines Vaters aus. \\ | Wenn wundert es da nicht, daß sich die Magdeburger schon bald als Bistumssitz bewarben? Um dafür die Zustimmung des Papstes zu erhalten, schickte Otto bereits 955 Abt Hadamar von Fulda nach Rom. Aber es gab Widerstand aus den eigenen Reihen: Ottos Sohn Wilhelm, Erzbischof von Mainz, wandte sich an den Papst und sprach sich gegen die Kirchenpolitik seines Vaters aus. \\ | ||
Da Ottos Sohn mit dem Rücktritt drohte, ver-schob der König seinen Plan. Erst nach dem Tod Wilhelms 968 wurde das neue Erzbistum Magdeburg für die Ostmissionierung errichtet. Neben den Bistümern Brandenburg und Havelberg, die aus dem Erzbistum Mainz ausgegliedert wurden, kamen noch die Neugründungen Merseburg, Zeitz, Meißen und wahrscheinlich auch Oldenburg zum Erzbistum hinzu. Slawische Gebiete, die sie noch eroberten und mis-sionierten, | Da Ottos Sohn mit dem Rücktritt drohte, ver-schob der König seinen Plan. Erst nach dem Tod Wilhelms 968 wurde das neue Erzbistum Magdeburg für die Ostmissionierung errichtet. Neben den Bistümern Brandenburg und Havelberg, die aus dem Erzbistum Mainz ausgegliedert wurden, kamen noch die Neugründungen Merseburg, Zeitz, Meißen und wahrscheinlich auch Oldenburg zum Erzbistum hinzu. Slawische Gebiete, die sie noch eroberten und mis-sionierten, | ||
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In dieser Zeit hatte bereits ein gewisser Niedergang der Magdeburger Wirtschaftskraft begonnen, da der Ost-West-Handel Leipzig zu bevorzugen begann, Hamburg zum übermächtigen Konkurrenten im Getreide- und Seehandel aufgestiegen war und die kostspieligen Rüstungen gegen Kaiser, Erzbischof und andere Feinde die Stadt übermäßig beanspruchten. | In dieser Zeit hatte bereits ein gewisser Niedergang der Magdeburger Wirtschaftskraft begonnen, da der Ost-West-Handel Leipzig zu bevorzugen begann, Hamburg zum übermächtigen Konkurrenten im Getreide- und Seehandel aufgestiegen war und die kostspieligen Rüstungen gegen Kaiser, Erzbischof und andere Feinde die Stadt übermäßig beanspruchten. | ||
63 Jahre nach dem Abschluß des Augsburger Religionsfriedens eröffneten die Habsburger den Kampf um die Schaffung eines katholischen Großreiches deutscher Nation, was für Magdeburg mit einer Stunde Null enden sollte: Im Sommer 1630 war der Schwedenkönig Gustav Adolf II. als selbsternannter Schirmherr aller Protestanten in der Odermündung gelandet. Am 30. März 1631 begann der kaiserliche Feldherr Graf Johann Tilly die Belagerung Magdeburgs. Die Magdeburger hofften verzweifelt auf Entsatz durch Gustav Adolfs Truppen, mit dem sie sich sofort verbündet hatten, um ihre eben erst errungene Unabhängigkeit gegen den Kaiser zu verteidigen. Aber der schwedische König vertrödelte die Zeit mit Verhandlungen und dem Ausbau seiner Herrschaft in Norddeutschland. Magdeburgs Stadtkommandant von Falkenberg hatte zu wenige Soldaten zur Verfügung. Am 10. Mai glückte der Sturm der Kaiserlichen, | 63 Jahre nach dem Abschluß des Augsburger Religionsfriedens eröffneten die Habsburger den Kampf um die Schaffung eines katholischen Großreiches deutscher Nation, was für Magdeburg mit einer Stunde Null enden sollte: Im Sommer 1630 war der Schwedenkönig Gustav Adolf II. als selbsternannter Schirmherr aller Protestanten in der Odermündung gelandet. Am 30. März 1631 begann der kaiserliche Feldherr Graf Johann Tilly die Belagerung Magdeburgs. Die Magdeburger hofften verzweifelt auf Entsatz durch Gustav Adolfs Truppen, mit dem sie sich sofort verbündet hatten, um ihre eben erst errungene Unabhängigkeit gegen den Kaiser zu verteidigen. Aber der schwedische König vertrödelte die Zeit mit Verhandlungen und dem Ausbau seiner Herrschaft in Norddeutschland. Magdeburgs Stadtkommandant von Falkenberg hatte zu wenige Soldaten zur Verfügung. Am 10. Mai glückte der Sturm der Kaiserlichen, | ||
- | Von dieser Zerstörung sollte sich Magdeburg kaum jemals erholen. Zwar schritt der Wiederaufbau unter dem berühmten Physiker und tat-kräftigen Bürgermeister Otto von Guericke rasch fort, die neue Stadtanlage erhielt ein heute noch modernes Konzept mit großen Karees und breiten Straßen. Aber die jetzige Wehrlosigkeit ließ Magdeburg zu einer leichten Beute für den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. werden, der im Westfälischen Frieden die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg erhalten hatte. Bereits 1666 besetzten brandenburgische Truppen gegen den Protest der Magdeburger die Stadt. 1701 wurde Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, | + | Von dieser Zerstörung sollte sich Magdeburg kaum jemals erholen. Zwar schritt der Wiederaufbau unter dem berühmten Physiker und tat-kräftigen Bürgermeister Otto von Guericke rasch fort, die neue Stadtanlage erhielt ein heute noch modernes Konzept mit großen Karees und breiten Straßen. Aber die jetzige Wehrlosigkeit ließ Magdeburg zu einer leichten Beute für den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. werden, der im Westfälischen Frieden die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg erhalten hatte. Bereits 1666 besetzten brandenburgische Truppen gegen den Protest der Magdeburger die Stadt. 1701 wurde Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, |
- | Im Oktober 1806 hatte Kaiser Napoleon I. bei Jena die preußische Armee empfindlich geschlagen, und in den nächsten Wochen kapitulierten fast alle preußischen Festungen, oft nur vor wenigen französischen Soldaten. So ergab sich am 8. November 1806 die mächtigste preußische Festung Magdeburg mit über zwanzigtausend Mann Besatzung kaum siebentausend | + | Im Oktober 1806 hatte Kaiser Napoleon I. bei Jena die preußische Armee empfindlich geschlagen, und in den nächsten Wochen kapitulierten fast alle preußischen Festungen, oft nur vor wenigen französischen Soldaten. So ergab sich am 8. November 1806 die mächtigste preußische Festung Magdeburg mit über zwanzigtausend Mann Besatzung kaum siebentausend |
Magdeburg wurde die östliche Grenzstadt des eigens für Napoleons Bruder Jérôme errichteten Königreiches Westphalen und Hauptstadt seines Elb-Departements. Von dort aus rückten 1813 etliche Truppen der Rheinbundstaaten aus, um gegen die Patrioten zu ziehen. Bis zum Mai 1814 blieb Magdeburg von Napoleons Soldaten besetzt, welche die Bewohner ausplünderten und in der Stadt zahllose Verwüstungen hinterließen.\\ | Magdeburg wurde die östliche Grenzstadt des eigens für Napoleons Bruder Jérôme errichteten Königreiches Westphalen und Hauptstadt seines Elb-Departements. Von dort aus rückten 1813 etliche Truppen der Rheinbundstaaten aus, um gegen die Patrioten zu ziehen. Bis zum Mai 1814 blieb Magdeburg von Napoleons Soldaten besetzt, welche die Bewohner ausplünderten und in der Stadt zahllose Verwüstungen hinterließen.\\ | ||
Der Wiener Friedenskongreß von 1815 sprach dem wiedergeborenen Preußen den Großteil seiner Gebietsverluste von 1807 wieder zu, auch Magdeburg wurde wieder preußisch. Preußen liebäugelte mit dem Gewinn ganz Sachsens, aber Österreich, | Der Wiener Friedenskongreß von 1815 sprach dem wiedergeborenen Preußen den Großteil seiner Gebietsverluste von 1807 wieder zu, auch Magdeburg wurde wieder preußisch. Preußen liebäugelte mit dem Gewinn ganz Sachsens, aber Österreich, | ||
- | Von 1817 bis 1848 regierte ein großer | + | Von 1817 bis 1848 regierte ein großer |
- | Elbschiffahrt und Eisenbahnkreuz wurden zu Impulsen für den industriellen Aufschwung. Nach 1840 entstanden in Magdeburg zahlreiche Unternehmen vom Maschinenbau bis zur Che-mieindustrie. Im Jahr 1855 gründete Hermann Gruson in Magdeburg eine Maschinenfabrik, | + | Elbschiffahrt und Eisenbahnkreuz wurden zu Impulsen für den industriellen Aufschwung. Nach 1840 entstanden in Magdeburg zahlreiche Unternehmen vom Maschinenbau bis zur Chemieindustrie. Im Jahr 1855 gründete Hermann Gruson in Magdeburg eine Maschinenfabrik, |
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 verlor die Stadt endgültig militärstrategische Aufgaben. Magdeburg lag nunmehr mitten im neuen zweiten Reich und mußte keinen Angriff befürchten. Und so konnte die Stadt wachsen und sich neu orientieren: | Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 verlor die Stadt endgültig militärstrategische Aufgaben. Magdeburg lag nunmehr mitten im neuen zweiten Reich und mußte keinen Angriff befürchten. Und so konnte die Stadt wachsen und sich neu orientieren: | ||
Bis 1886 entstand auf der Rotehorn-Insel einer der größten Landschaftsparks Deutschlands. Magdeburg war zu einer Industrie- und Verwaltungsmetropole Mitteldeutschlands mit über 100000 Einwohnern geworden, aber auch zu einer gepflegten Stadt mit großen Parks und vielen Erholungsstätten. Mit der [[Aufhebung]] des Festungsstatus im Jahr 1912 bekam die Stadt Freiraum für die jetzt bereits über 280000 Einwohner. Allerdings prägen die Folgen der Festungszeit die Domstadt bis heute. Das Bildungsbürgertum blieb ihr fern, eine Universität aller Wissenschaften konnte erst 1993 gegründet werden.\\ | Bis 1886 entstand auf der Rotehorn-Insel einer der größten Landschaftsparks Deutschlands. Magdeburg war zu einer Industrie- und Verwaltungsmetropole Mitteldeutschlands mit über 100000 Einwohnern geworden, aber auch zu einer gepflegten Stadt mit großen Parks und vielen Erholungsstätten. Mit der [[Aufhebung]] des Festungsstatus im Jahr 1912 bekam die Stadt Freiraum für die jetzt bereits über 280000 Einwohner. Allerdings prägen die Folgen der Festungszeit die Domstadt bis heute. Das Bildungsbürgertum blieb ihr fern, eine Universität aller Wissenschaften konnte erst 1993 gegründet werden.\\ |
magdeburg.txt · Zuletzt geändert: 2024/01/20 15:22 von Robert-Christian Knorr