magdeburgische
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magdeburgische [2022/05/01 21:42] – [MAGDEBURGISCHE] Robert-Christian Knorr | magdeburgische [2023/04/30 10:26] – [Sprache] Robert-Christian Knorr | ||
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- | ostfälisches Idiom, vermengt mit Einsprengseln aus der Pfalz (siedelten ab etwa 1700 in Ostfalen), niederdeutschem Platt (dringt seit jeher aus dem Norden ein), dazu geringe Einflüsse durch angesiedelte Hölländer (seit Heinrich dem Löwen | + | [[ostfalen|ostfälisches]] Idiom, vermengt mit Einsprengseln aus der Pfalz (siedelten ab etwa 1700 in Ostfalen), niederdeutschem Platt (dringt seit jeher aus dem Norden ein), dazu geringe Einflüsse durch angesiedelte Hölländer (seit Heinrich dem Löwen |
===== Aussprache und Grammatik ===== | ===== Aussprache und Grammatik ===== | ||
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==== Sprache ==== | ==== Sprache ==== | ||
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- | Mundart hebt sich im [[Gegensatz]] zur Hoch- und Schriftsprache nicht nur im Bereich der Lexik ab, sondern auch im [[Satzbau]] und in der Grammatik. Sie wird gesprochen, was eine schriftliche Fixierung nicht unbedingt erleichtert. Im Gegenteil. Die Schwierigkeit besteht vor allem darin, dem Leser die [[Sprache]] in [[Form]] von [[Schrift]] näherzubringen, | + | Mundart hebt sich im [[Gegensatz]] zur Hoch- und Schriftsprache nicht nur im Bereich der Lexik ab, sondern auch im [[Satzbau]] und in der Grammatik. Sie wird gesprochen, was eine schriftliche Fixierung nicht unbedingt erleichtert. Im Gegenteil. Die Schwierigkeit besteht vor allem darin, dem Leser die [[Sprache]] in [[Form]] von [[Schrift]] näherzubringen, |
Das Magdeburgische ist eine niederdeutsche Sprachform. In der ostfälischen Landschaft gilt das Altsächsische als ursprüngliche Sprachform, die im 6.-8. Jahrhundert von den eindringenden Franken geprägt wurde. (Man darf nicht vergessen, daß [[Magdeburg]] 805 von den Franken gegründet wurde, um von hier aus die östlichen [[Slawen]] und umwohnenden [[Ostfalen]] dem eigenen Machtbereich einzuverleiben.) Südöstlich der Region treffen Niederdeutsch und Mitteldeutsch aufeinander.\\ | Das Magdeburgische ist eine niederdeutsche Sprachform. In der ostfälischen Landschaft gilt das Altsächsische als ursprüngliche Sprachform, die im 6.-8. Jahrhundert von den eindringenden Franken geprägt wurde. (Man darf nicht vergessen, daß [[Magdeburg]] 805 von den Franken gegründet wurde, um von hier aus die östlichen [[Slawen]] und umwohnenden [[Ostfalen]] dem eigenen Machtbereich einzuverleiben.) Südöstlich der Region treffen Niederdeutsch und Mitteldeutsch aufeinander.\\ | ||
- | Magdeburg bildet eine sprachliche Insel, umgeben von „feindlichen“ Gebieten; südlich die hochdeutsche, | + | {{ : |
Einflüsse auf die Entwicklung der magdeburger Mundart kamen aus ganz verschiedenen Bereichen. Bis heute kann man die sprachlichen Veränderungen durch die Jahrhunderte verfolgen, weil sie als Spiegel von Geschichte, Kultur, Wirtschaft und Politik der Landschaft geprägt wurden. Einflüsse kamen durch das Meißnische, | Einflüsse auf die Entwicklung der magdeburger Mundart kamen aus ganz verschiedenen Bereichen. Bis heute kann man die sprachlichen Veränderungen durch die Jahrhunderte verfolgen, weil sie als Spiegel von Geschichte, Kultur, Wirtschaft und Politik der Landschaft geprägt wurden. Einflüsse kamen durch das Meißnische, | ||
Auch über die Handelswege (westlich aus Hannover, Braunschweig, | Auch über die Handelswege (westlich aus Hannover, Braunschweig, | ||
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Ein weiteres, sehr auffälliges Merkmal des Magdeburgischen ist die Aussprache des AU, das zum langen O wird. Er sagt also //loofen// und //ooch//. AU tritt aber auch als U auf, wie bei //uff// oder //druff//; daneben findet sich die normale Form in [[Frau]], //jenau// oder blau. Das kurze E wird in Endungen gern verschluckt (machn, sagn, //jehn//), in Vorsilben tritt es als das dunkle, offene auf (// | Ein weiteres, sehr auffälliges Merkmal des Magdeburgischen ist die Aussprache des AU, das zum langen O wird. Er sagt also //loofen// und //ooch//. AU tritt aber auch als U auf, wie bei //uff// oder //druff//; daneben findet sich die normale Form in [[Frau]], //jenau// oder blau. Das kurze E wird in Endungen gern verschluckt (machn, sagn, //jehn//), in Vorsilben tritt es als das dunkle, offene auf (// | ||
Das I findet wenig Verwendung, es wird entweder als U wie in //Kursche// oder //Burne// oder aber normal in //wiste// (willst du) oder //biste// (bist du) gebraucht. Ein IE kann zum U beziehungsweise Ü (// | Das I findet wenig Verwendung, es wird entweder als U wie in //Kursche// oder //Burne// oder aber normal in //wiste// (willst du) oder //biste// (bist du) gebraucht. Ein IE kann zum U beziehungsweise Ü (// | ||
- | Wörter wie //eens//, //beede//, //Beene//, //kleen//, //keener//, ich //wees// sind typisch für Magdeburg. Das EI wird zum langen E, wobei wieder einige Formen wie im Hochdeutschen auftreten (Seil, Schwein). Am Wortanfang wird es zu einem I (// | + | Wörter wie //eens//, //beede//, //Beene//, //kleen//, //keener//, ich //wees// sind typisch für Magdeburg. Das EI wird zum langen E, wobei wieder einige Formen wie im Hochdeutschen auftreten (Seil, Schwein). Am Wortanfang wird es zu einem I (// |
Das O kann als kurzes O in //kommste// (kommst du), als U (vull), als A (// | Das O kann als kurzes O in //kommste// (kommst du), als U (vull), als A (// | ||
Auch beim U gibt es die verschiedensten Verwendungsformen. Es kann als O (//Blome//, //Broder//) oder als E (// | Auch beim U gibt es die verschiedensten Verwendungsformen. Es kann als O (//Blome//, //Broder//) oder als E (// | ||
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Magdeburg weist gleich zwei weitere Aussprachemöglichkeiten auf, zum einen das G als hartes CH (Machteburch) und weich als CH (// | Magdeburg weist gleich zwei weitere Aussprachemöglichkeiten auf, zum einen das G als hartes CH (Machteburch) und weich als CH (// | ||
Seine Probleme hat der Magdeburger bei der Aussprache des Z das eher schwach als scharfes S oder ß gesprochen wird (ßucker, ßeitung, ßijarre).\\ | Seine Probleme hat der Magdeburger bei der Aussprache des Z das eher schwach als scharfes S oder ß gesprochen wird (ßucker, ßeitung, ßijarre).\\ | ||
- | Das C spricht der Magdeburger als Z bezie-hungsweise | + | Das C spricht der Magdeburger als Z beziehungsweise |
Konsonantenverdoppelung oder Vokalverkürzung sind auch häufiger anzutreffen, | Konsonantenverdoppelung oder Vokalverkürzung sind auch häufiger anzutreffen, | ||
In Magdeburg heißt es //Schina//, das K wird zum weichen CH (Marcht) und ein knackiges Sch in //Wurscht// oder Durscht ersetzt das S.\\ | In Magdeburg heißt es //Schina//, das K wird zum weichen CH (Marcht) und ein knackiges Sch in //Wurscht// oder Durscht ersetzt das S.\\ | ||
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Noch viel lieber benutzt der Magdeburger das Wort da an allen möglich Stellen: da muß ich was zu sagen oder da kann man nischt dran ändern. | Noch viel lieber benutzt der Magdeburger das Wort da an allen möglich Stellen: da muß ich was zu sagen oder da kann man nischt dran ändern. | ||
Auch womit, wovon und weswegen werden durch ein was ersetzt, also mit was ich fuhr, von was ich sprach oder wegen was ich lachte. | Auch womit, wovon und weswegen werden durch ein was ersetzt, also mit was ich fuhr, von was ich sprach oder wegen was ich lachte. | ||
- | Zwei schöne Beispiele gibt es für die Verwendung eines Adverbs als Adjektiv, nämlich bei oft und ganz, deren Anwendung wie folgt auftritt: keen noch so oftes Ibberpriefen hilft oder das is eene janze verrickte Jeschichte.\\ | + | Zwei schöne Beispiele gibt es für die Verwendung eines Adverbs als Adjektiv, nämlich bei oft und ganz, deren Anwendung wie folgt auftritt: |
- | Statt diejenigen, die oder welche, die sagt der Magdeburger nur die (die das machen statt diejenigen, die das machen). Auch ein jemand wird gern nur als wer bezeichnet: Hat noch wer ne Frare? | + | Statt diejenigen, die oder welche, die sagt der Magdeburger nur die (die das machen statt diejenigen, die das machen). Auch ein jemand wird gern nur als wer bezeichnet: |
==== Zeitformen und Partizipalkonstruktionen ==== | ==== Zeitformen und Partizipalkonstruktionen ==== | ||
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N wie N’abend (Guten Abend) (Kilian) | N wie N’abend (Guten Abend) (Kilian) | ||
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magdeburgische.txt · Zuletzt geändert: 2024/01/20 15:21 von Robert-Christian Knorr