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merowinger

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 [[Childerich]], der seit 463 Führer der Franken war, hatte als letzter fränkischer Heerführer in römischem Militärdienst gestanden. In seinem Grab fanden sich Beigaben byzantischen, hunnischen, germanischen und gallo-römischen Ursprungs. Chlodwig wurde nicht nur von seinen Franken als Anführer geachtet, sondern auch von der gallo-römischen Oberschicht als legitimer Verwalter der ehemals römischen „Belgica Secunda“ gesehen. Die Unabhängigkeit des gallo-römischen Adels von den fränkischen Traditionen und dem fränkischen König manifestiert sich u.a. darin, daß jener bis 774 noch zusätzlich zum Königstitel den Titel eines vir inluster trug. Die Herrschaft über die Franken und die über die Romanen waren also zwei unterschiedliche [[Ding]]e, die jeweils andere Voraussetzungen erforderten. Zwar wissen wir, daß auch der fränkische Adel sich Machtmittel und Legitimation der Senatorenfamilien zunutze machte, aber längst nicht in dem Ausmaße wie die Merowinger.\\ [[Childerich]], der seit 463 Führer der Franken war, hatte als letzter fränkischer Heerführer in römischem Militärdienst gestanden. In seinem Grab fanden sich Beigaben byzantischen, hunnischen, germanischen und gallo-römischen Ursprungs. Chlodwig wurde nicht nur von seinen Franken als Anführer geachtet, sondern auch von der gallo-römischen Oberschicht als legitimer Verwalter der ehemals römischen „Belgica Secunda“ gesehen. Die Unabhängigkeit des gallo-römischen Adels von den fränkischen Traditionen und dem fränkischen König manifestiert sich u.a. darin, daß jener bis 774 noch zusätzlich zum Königstitel den Titel eines vir inluster trug. Die Herrschaft über die Franken und die über die Romanen waren also zwei unterschiedliche [[Ding]]e, die jeweils andere Voraussetzungen erforderten. Zwar wissen wir, daß auch der fränkische Adel sich Machtmittel und Legitimation der Senatorenfamilien zunutze machte, aber längst nicht in dem Ausmaße wie die Merowinger.\\
 Betrachten wir nun den Besitz und die Einnahmen des Königs. Den grundlegenden materiellen Stützpfeiler der Merowingerkönige bildeten die Ländereien Nordgalliens. Die königliche Domäne, die die Haupteinnahmen des Königs lieferte, bestand zum Teil aus einzelnen Bauernstellen, den Mansen, die gegen feste Abgaben genutzt werden konnten. Der andere Teil wurde direkt für den König von Sklaven bewirtschaftet und zusätzlich von Mansenbauern, die regelmäßig diverse Dienste auf dem Herrenland zu leisten hatten, nach Art der Gutsorganisation.\\ Betrachten wir nun den Besitz und die Einnahmen des Königs. Den grundlegenden materiellen Stützpfeiler der Merowingerkönige bildeten die Ländereien Nordgalliens. Die königliche Domäne, die die Haupteinnahmen des Königs lieferte, bestand zum Teil aus einzelnen Bauernstellen, den Mansen, die gegen feste Abgaben genutzt werden konnten. Der andere Teil wurde direkt für den König von Sklaven bewirtschaftet und zusätzlich von Mansenbauern, die regelmäßig diverse Dienste auf dem Herrenland zu leisten hatten, nach Art der Gutsorganisation.\\
-Nordgallien war als Eigentum der [[Kaiser]] auf die Merowinger als deren Nachfolger übergegangen. Auch hier übersteigt der königliche Besitz den von gewöhnlichen fränkischen Adligen um einiges. Wieder ist es der Zugriff auf römische Überbleibsel, der den König in eine herausragende Position bringt. Auf die Verteilung der im Krieg erworbenen Beute hatte der König nur geringen Einfluß, weil in der Heeresversammlung per Los darüber entschieden wurde. Des weiteren spielte der noch aus römischer Zeit funktionierende Fernhandel mit Luxusgütern, den Syrer, Griechen und Juden aufrechterhielten, eine Rolle. Hieraus fielen dem König Zölle und Gebühren zu. Erst als im 7./8.Jahrhundert die Expansion der Franken schwächer wurde und die Beute abnahm, ging auch der Fernhandel zurück und damit die Einkünfte des Königs. Als weitere Einnahmen standen dem König Geschenke zu, bei deren Gabe man allerdings, wie typisch bei frühen Gesellschaften, nicht unbedingt von Freiwilligkeit reden kann. Solche Geschenke bestanden u.a. aus Naturalien und [[Wachs]].\\+Nordgallien war als Eigentum der [[Kaiser]] auf die Merowinger als deren Nachfolger übergegangen. Auch hier übersteigt der königliche Besitz den von gewöhnlichen fränkischen Adligen um einiges. Wieder ist es der Zugriff auf römische Überbleibsel, der den König in eine herausragende Position bringt. Auf die Verteilung der im Krieg erworbenen Beute hatte der König nur geringen Einfluß, weil in der Heeresversammlung per Los darüber entschieden wurde. Des weiteren spielte der noch aus römischer Zeit funktionierende Fernhandel mit Luxusgütern, den Syrer, [[Griechen]] und Juden aufrechterhielten, eine Rolle. Hieraus fielen dem König Zölle und Gebühren zu. Erst als im 7./8.Jahrhundert die Expansion der Franken schwächer wurde und die Beute abnahm, ging auch der Fernhandel zurück und damit die Einkünfte des Königs. Als weitere Einnahmen standen dem König Geschenke zu, bei deren Gabe man allerdings, wie typisch bei frühen Gesellschaften, nicht unbedingt von Freiwilligkeit reden kann. Solche Geschenke bestanden u.a. aus Naturalien und [[Wachs]].\\
 Zu den königlichen Rechten gehörten zwar neben der Einforderung von Zöllen und der [[Münzprägung]] auch die Erhebung von Steuern, jedoch kam es beim Versuch, Kopf-Steuern auf bisher freie Franken auszuweiten, gelegentlich zu blutigen Ausschreitungen. Solange sich der König an die Tradition hielt, hatte er keinen [[Streit]] mit seinem Adel, wollte er jedoch Änderungen einführen, kam es nicht selten zum Aufruhr. Das wird auch verdeutlicht durch den Treueeid der Untertanen gegenüber dem König, der eine Treuepflicht des Königs miteinschloß.\\ Zu den königlichen Rechten gehörten zwar neben der Einforderung von Zöllen und der [[Münzprägung]] auch die Erhebung von Steuern, jedoch kam es beim Versuch, Kopf-Steuern auf bisher freie Franken auszuweiten, gelegentlich zu blutigen Ausschreitungen. Solange sich der König an die Tradition hielt, hatte er keinen [[Streit]] mit seinem Adel, wollte er jedoch Änderungen einführen, kam es nicht selten zum Aufruhr. Das wird auch verdeutlicht durch den Treueeid der Untertanen gegenüber dem König, der eine Treuepflicht des Königs miteinschloß.\\
 Eine wichtige Rolle spielte der königliche [[Schatz]], woraus der König die Entlohnung seiner Anhänger und Beamten finanzierte. Private und öffentliche Ausgaben waren nicht getrennt. Der König war eine öffentliche [[Person]], keine private.\\ Eine wichtige Rolle spielte der königliche [[Schatz]], woraus der König die Entlohnung seiner Anhänger und Beamten finanzierte. Private und öffentliche Ausgaben waren nicht getrennt. Der König war eine öffentliche [[Person]], keine private.\\
merowinger.txt · Zuletzt geändert: 2023/01/23 18:10 von Robert-Christian Knorr