minnesang
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minnesang [2018/11/11 08:19] – Robert-Christian Knorr | minnesang [2024/04/21 15:33] (aktuell) – [Minne - ein Essay] Robert-Christian Knorr | ||
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die andern überstrahlend. | die andern überstrahlend. | ||
- | Ehre, Reichtum, Gnade Gottes? Ist das für Walther der Sinn des Lebens? Und plötzlich entfernt er sich wieder in der Zeit, sind sein Sinnen und Trachten fremd, sogar abweisend, erzeugt sein Denken im besten Fall Achselzucken. Aber es kommt ein paar Strophen später noch schlimmer. Walther zieht hier einen Vergleich zwischen Insekten- und Menschenstaat und kommt zu einem seltsamen Ergebnis: | + | Ehre, Reichtum, Gnade Gottes? Ist das für Walther der Sinn des Lebens? Und plötzlich entfernt er sich wieder in der Zeit, sind sein Trachten fremd, sogar abweisend, erzeugt sein Denken im besten Fall Achselzucken. Aber es kommt ein paar Strophen später noch schlimmer. Walther zieht hier einen Vergleich zwischen Insekten- und Menschenstaat und kommt zu einem seltsamen Ergebnis: |
Ich sage dir dies: | Ich sage dir dies: | ||
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Der Eine Gott und das Ziel, einst in den himmlischen Teil des Gottesstaates einzuziehen, | Der Eine Gott und das Ziel, einst in den himmlischen Teil des Gottesstaates einzuziehen, | ||
- | Werde wie ein Kind, | + | Werde wie ein [[Kind]], |
werde taub, werde blind! | werde taub, werde blind! | ||
Dein Selbst und dein Ich | Dein Selbst und dein Ich | ||
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Und so weiter und so weiter, viele hundert Verse lang. Ulrich hatte Sinn für Dramatik; es ist von ihm überliefert, | Und so weiter und so weiter, viele hundert Verse lang. Ulrich hatte Sinn für Dramatik; es ist von ihm überliefert, | ||
- | Obwohl wir heute mit dieser Art von Lyrik nicht mehr viel anzufangen wissen, uns ein solcher Gefühlsüberschwang peinlich berührt und in die Minnelieder häufig ungeschickt klingende Floskeln einfließen, | + | Obwohl wir heute mit dieser Art von Lyrik nicht mehr viel anzufangen wissen, uns ein solcher Gefühlsüberschwang peinlich berührt und in die Minnelieder häufig ungeschickt klingende Floskeln einfließen, |
- | Deshalb wäre die deutsche Minnedichtung heute längst vergessen, zumindest für ein größeres Publikum uninteressant, | + | Deshalb wäre die deutsche Minnedichtung heute längst vergessen, zumindest für ein größeres |
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- | (8) Daß das MA keine Räumlichkeit in ihren Bildwerken entwickelte, | + | (8) Daß das MA keine Räumlichkeit in ihren Bildwerken entwickelte, |
- | (9) Unter diesen Troubadoures und später unter den Minnesängern gab es auch einige Frauen, die dann allerdings den idealisierten Mann, hinter dem sich natürlich Christus verbirgt, anpriesen. Da kann es auch nicht verwundern, daß die wichtigsten Autoren der christlichen Mystik jener Zeit Nonnen wie z. B. die schon erwähnte Hildegard von Bingen (um 1098 - 1179) oder Mechthild von Magdeburg (um 1207 - 1287) waren. Von der letzteren seien hier ein paar Verse aus einem ihrer Minnelieder zitiert. Sie verraten deutlich die Braut Christi: | + | (9) Unter diesen Troubadoures und später unter den Minnesängern gab es auch einige Frauen, die dann allerdings den idealisierten Mann, hinter dem sich natürlich Christus verbirgt, anpriesen. Da kann es auch nicht verwundern, daß die wichtigsten Autoren der christlichen Mystik jener Zeit [[Nonne|Nonnen]] wie z. B. die schon erwähnte Hildegard von Bingen (um 1098 - 1179) oder Mechthild von Magdeburg (um 1207 - 1287) waren. Von der letzteren seien hier ein paar Verse aus einem ihrer Minnelieder zitiert. Sie verraten deutlich die Braut Christi: |
Herr, so harre ich deiner | Herr, so harre ich deiner | ||
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(13) Der Begriff der promethischen Scham, den ich hier so bedenkenlos übernehme, stammt aus dem I. Band der Antiquiertheit des Menschen, München 1956, von Günther Anders. (Krodel) | (13) Der Begriff der promethischen Scham, den ich hier so bedenkenlos übernehme, stammt aus dem I. Band der Antiquiertheit des Menschen, München 1956, von Günther Anders. (Krodel) | ||
- | siehe auch Diskussion im [[http:// | + | |
minnesang.1541920775.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 14:06 (Externe Bearbeitung)