Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


ostfalen

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.

Link zu dieser Vergleichsansicht

Beide Seiten der vorigen RevisionVorhergehende Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorhergehende Überarbeitung
Nächste ÜberarbeitungBeide Seiten der Revision
ostfalen [2020/03/24 17:06] Robert-Christian Knorrostfalen [2021/07/24 14:32] – [Historischer Hintergrund] Robert-Christian Knorr
Zeile 2: Zeile 2:
 deutscher Volksstamm im mittleren Deutschland deutscher Volksstamm im mittleren Deutschland
  
 +===== ostfälische Bräuche =====
 +- Mädchen mit schlechtem Ruf wurde in der Walpurgisnacht die Haustür blau gemalt\\
 +- Mädchen mit gutem Ruf legten die Verliebten Maiensträucher oder kleine Setzlinge vor die Tür, die am 1. Mai  eingepflanzt wurden
 ===== Historischer Hintergrund ===== ===== Historischer Hintergrund =====
  
Zeile 7: Zeile 10:
  
 Es gab nie ein Land "Falen", wie es [[Sachsen]] oder Bayern gab. Aber es gab auch fast tausend Jahre kein Land "[[Deutschland]]", obwohl es [[Deutsche]] gab. Mit den Falen verhält es sich ähnlich. Sie leben in einem ca. hundert bis zweihundert Kilometer breiten Streifen zwischen den Friesen und den Rheinländern, Hessen, Thüringern und "Sachsen" - die Gänsefüßchen beziehen sich darauf, daß die heute als "Sachsen" bezeichneten Deutschen diese Selbstbezeichnung nach der Leipziger Teilung von 1486 zwar annahmen, aber vom Volksstamm her keine Sachsen sind. Im Westen reicht Ostfalen bis kurz vor Hannover, im Süden bis zum Unstrutzufluß zur Saale und Göttingen, im Osten bis Magdeburg, im Norden bis Lüneburg.\\ Es gab nie ein Land "Falen", wie es [[Sachsen]] oder Bayern gab. Aber es gab auch fast tausend Jahre kein Land "[[Deutschland]]", obwohl es [[Deutsche]] gab. Mit den Falen verhält es sich ähnlich. Sie leben in einem ca. hundert bis zweihundert Kilometer breiten Streifen zwischen den Friesen und den Rheinländern, Hessen, Thüringern und "Sachsen" - die Gänsefüßchen beziehen sich darauf, daß die heute als "Sachsen" bezeichneten Deutschen diese Selbstbezeichnung nach der Leipziger Teilung von 1486 zwar annahmen, aber vom Volksstamm her keine Sachsen sind. Im Westen reicht Ostfalen bis kurz vor Hannover, im Süden bis zum Unstrutzufluß zur Saale und Göttingen, im Osten bis Magdeburg, im Norden bis Lüneburg.\\
-Bereits um 740 gab es ostfälische Grafen, die sich gegen die Christianisierung von Westen und Süden regten. Um 780 wurde von den [[Franken]] das Bistum Halberstadt gegründet und sollte die dato umwohnenden [[Heide#heidnischen]] Ostfalen bekehren helfen. Aus Thüringen und Schwaben sickerten (ritterliche) Verbände ein, die Kirchen bauen ließen und vor 780 an der Christianisierung arbeiteten, letztlich Expansionspolitik für [[Karl#Karl den Großen]] betrieben. Die gebauten Kirchen waren Wehrkirchen, Kastellen ähnlich, die ihre [[Arbeit]] verrichteten und zu diesem [[Zweck#Zwecke]] Söldner anheuerten, die aus Franken, Schwaben und sogar aus Friesland und Dänemark kamen - wahrscheinlich gegen gutes fränkisches [[Geld]], weswegen diese Kämpfer allesamt den Franken subsumiert wurden. Begriffe wie Frankenhausen geben Kunde. Die Ostfalen scharten sich um Anführer wie Dieterich oder Griso, auch ein Pipin wird genannt, der aber wohl Franke gewesen sein muß. Den Ostfalen kamen andere Heiden zu Hilfe - Friesen, auch Slawen -, so läßt sich erkennen, daß die Franken in diesem Gebiet die Hilfe von jedem nahmen, um die Ostfalen zu besiegen.\\+Bereits um 740 gab es ostfälische Grafen, die sich gegen die Christianisierung von Westen und Süden regten. Um 780 wurde von den [[Franken]] das Bistum Halberstadt gegründet und sollte die dato umwohnenden [[Heide#heidnischen]] Ostfalen bekehren helfen. Die (christianisierten) Franken setzten sich als Oberschicht ein, gründeten Orte, ließen die heidnischen Ostfalen aber leben. Die pflegten noch lange ihre heidnischen Bräuche, konnten sogar die eine oder andere Unterherrschaft behaupten, wie der [[https://de.wikipedia.org/wiki/Reiterstein_von_Hornhausen|Steinfund von Hornhausen]] belegt, worauf der ostfälische Herrenreiter das Gewürm zu seinen Hufen zertritt. Aus Thüringen und Schwaben sickerten (ritterliche) Verbände ein, die Kirchen bauen ließen und vor 780 an der Christianisierung arbeiteten, letztlich Expansionspolitik für [[Karl#Karl den Großen]] betrieben. Die gebauten Kirchen waren Wehrkirchen, Kastellen ähnlich, die ihre [[Arbeit]] verrichteten und zu diesem [[Zweck#Zwecke]] Söldner anheuerten, die aus Franken, Schwaben und sogar aus Friesland und Dänemark kamen - wahrscheinlich gegen gutes fränkisches [[Geld]], weswegen diese Kämpfer allesamt den Franken subsumiert wurden. Begriffe wie Frankenhausen geben Kunde. Die Ostfalen scharten sich um Anführer wie Dieterich oder Griso, auch ein Pipin wird genannt, der aber wohl Franke gewesen sein muß. Den Ostfalen kamen andere Heiden zu Hilfe - Friesen, auch Slawen -, so läßt sich erkennen, daß die Franken in diesem Gebiet die Hilfe von jedem nahmen, um die Ostfalen zu besiegen.\\
 Wir sprechen hier von Ereignissen im Hassegau, dem Südosten Ostfalens. \\ Wir sprechen hier von Ereignissen im Hassegau, dem Südosten Ostfalens. \\
 Die Einteilung der Falen geht auf Karl den Großen zurück, der die Sachsen in drei Stämme teilte... (Westfalen, Engern und Ostfalen) [[Magdeburg]] wurde am Westufer der Elbe gegründet, weil man vom Domfelsen aus ins feindliche Land schauen konnte - die östlichste Bastion der Franken gegen die ostelbisch lebenden Heiden: zumeist Slawen. Jahre zuvor war es fränkischer Handelsplatz, wohin die Slawen kamen, um Waffen zu kaufen. Westlich der Elbe wohnten die Deutschen, die Falen, um es genau zu sagen. Karl errichtete in Magdeburg um 800 einen Handelsplatz, auf dem es verboten war, den Slawen die guten fränkischen Schwerter zu verkaufen. Die Magdeburger haben es trotzdem getan, denn sie waren keine Franken, sondern heidnische Falen und verkehrten schon lange mit den ostwärts der Elbe lebenden Slawen. Die christianisierung der Ostfalen vollzog sich nach den oben beschriebenen Kämpfen im 9. Jahrhundert, die dann ihrerseits unter ihrem Herzog Heinrich dem Vogler, später unter König [[Otto]], von Magdeburg aus kommend, Ostelbien christianisierten. Die Einteilung der Falen geht auf Karl den Großen zurück, der die Sachsen in drei Stämme teilte... (Westfalen, Engern und Ostfalen) [[Magdeburg]] wurde am Westufer der Elbe gegründet, weil man vom Domfelsen aus ins feindliche Land schauen konnte - die östlichste Bastion der Franken gegen die ostelbisch lebenden Heiden: zumeist Slawen. Jahre zuvor war es fränkischer Handelsplatz, wohin die Slawen kamen, um Waffen zu kaufen. Westlich der Elbe wohnten die Deutschen, die Falen, um es genau zu sagen. Karl errichtete in Magdeburg um 800 einen Handelsplatz, auf dem es verboten war, den Slawen die guten fränkischen Schwerter zu verkaufen. Die Magdeburger haben es trotzdem getan, denn sie waren keine Franken, sondern heidnische Falen und verkehrten schon lange mit den ostwärts der Elbe lebenden Slawen. Die christianisierung der Ostfalen vollzog sich nach den oben beschriebenen Kämpfen im 9. Jahrhundert, die dann ihrerseits unter ihrem Herzog Heinrich dem Vogler, später unter König [[Otto]], von Magdeburg aus kommend, Ostelbien christianisierten.
Zeile 26: Zeile 29:
 Zur [[Sprache]] der [[Magdeburgische#Magdeburger]] habe ich nun geforscht, da gibt es schon Einflüsse; nein, ich muß sagen, da gab es Einflüsse, die auf pfälzische oder französische Bevölkerungsanteile zurückzuführen sind. Aber die sind wie Modeerscheinungen, die gehen nach einigen Generationen wieder unter: Der Magdeburger besaß die Kraft, sich Fremdeinflüsse anzueignen, zu Eigenem zu machen. Er behauptete seine Mentalität.\\ Zur [[Sprache]] der [[Magdeburgische#Magdeburger]] habe ich nun geforscht, da gibt es schon Einflüsse; nein, ich muß sagen, da gab es Einflüsse, die auf pfälzische oder französische Bevölkerungsanteile zurückzuführen sind. Aber die sind wie Modeerscheinungen, die gehen nach einigen Generationen wieder unter: Der Magdeburger besaß die Kraft, sich Fremdeinflüsse anzueignen, zu Eigenem zu machen. Er behauptete seine Mentalität.\\
 //akkerat, ammesieren, auseinanderverposementieren, bilance//... das sind Wörter, die magdeburgisiert (im Sinne davon, daß die Magdeburger selbst Fremdes aneigneten; eigentlich bedeutet magdeburgisieren ja "etwas bis auf die Grundmauern niederbrennen, zerstören") wurden, die aber aus dem Französischen stammen. \\ //akkerat, ammesieren, auseinanderverposementieren, bilance//... das sind Wörter, die magdeburgisiert (im Sinne davon, daß die Magdeburger selbst Fremdes aneigneten; eigentlich bedeutet magdeburgisieren ja "etwas bis auf die Grundmauern niederbrennen, zerstören") wurden, die aber aus dem Französischen stammen. \\
 +<html><img src="http://www.vonwolkenstein.de/images/ostfalen_1000.jpg" width="470" height="480" border="4" align="left" style="margin-right:5mm" alt="Ostfalen als Eastphalia auf einer englischen Karte aus dem 19. Jahrhundert "></html>
 Nach dem [[Dreißigjähriger Krieg#Dreißigjährigen Krieg]] war Ostfalen wie viele Gebiete des Reiches entvölkert und zerstört. Besonders schlimm hatte es 1631 Magdeburg getroffen, die Hauptstadt des Protestantismus. Von etwa 30000 Menschen überlebten nur wenige, eben die, die im Dom Platz fanden und ausgelöst werden konnten.\\ Nach dem [[Dreißigjähriger Krieg#Dreißigjährigen Krieg]] war Ostfalen wie viele Gebiete des Reiches entvölkert und zerstört. Besonders schlimm hatte es 1631 Magdeburg getroffen, die Hauptstadt des Protestantismus. Von etwa 30000 Menschen überlebten nur wenige, eben die, die im Dom Platz fanden und ausgelöst werden konnten.\\
 Nach 1631 war Magdeburgs Herrlichkeit erst einmal vorbei. Die Stadt geriet in die Hände eines sächsischen Fürsten, der bis zu seinem Tode die Stadt administrativ betreuen durfte, will heißen, er durfte sie ausbeuten. Danach sollte das Erzbistum Magdeburg als weltliches Erblehen an Brandenburg gehen. Die Brandenburger ritten etwa 1685 in magdeburg ein und setzten einen [[Offizier]] als Stadtoberhaupt ein, der aus Magdeburg eine Festung machte. Sie sorgten für Besiedlung, indem sie kalvinistische Pfälzer und Hugenotten in die Stadt holten und ihnen am Wallonerberg und in der Alten Neustadt Ghettos zuwiesen, wo sie gleichberechtigte [[Bürger]] der Stadt werden sollten.\\ Nach 1631 war Magdeburgs Herrlichkeit erst einmal vorbei. Die Stadt geriet in die Hände eines sächsischen Fürsten, der bis zu seinem Tode die Stadt administrativ betreuen durfte, will heißen, er durfte sie ausbeuten. Danach sollte das Erzbistum Magdeburg als weltliches Erblehen an Brandenburg gehen. Die Brandenburger ritten etwa 1685 in magdeburg ein und setzten einen [[Offizier]] als Stadtoberhaupt ein, der aus Magdeburg eine Festung machte. Sie sorgten für Besiedlung, indem sie kalvinistische Pfälzer und Hugenotten in die Stadt holten und ihnen am Wallonerberg und in der Alten Neustadt Ghettos zuwiesen, wo sie gleichberechtigte [[Bürger]] der Stadt werden sollten.\\
ostfalen.txt · Zuletzt geändert: 2023/12/31 11:16 von Robert-Christian Knorr