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peloponnesischer_krieg

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 ===== Kriegsgründe ===== ===== Kriegsgründe =====
-Spartaner trugen [[Sorge]] vor Machtzuwachs der Athener → die Athener bedrohten die [[Freiheit]], Libertät, der griechischen Stadtstaaten\\ +  - Spartaner trugen [[Sorge]] vor Machtzuwachs der Athener → die Athener bedrohten die [[Freiheit]], Libertät, der griechischen Stadtstaaten\\ 
-prinzipielle Auseinandersetzung zwischen inkompatiblen Staatsformen+  prinzipielle Auseinandersetzung zwischen inkompatiblen Staatsformen (attische Demokratie vs. spatanische Aristokratie)
  
 ===== Kriegsanlässe ===== ===== Kriegsanlässe =====
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 - die Athener rüsten 150 Schiffe aus und ziehen plündernd an der peloponnesischen Küste - Elis, Akarnanien, Kephallenia, Methone.. - entlang\\ - die Athener rüsten 150 Schiffe aus und ziehen plündernd an der peloponnesischen Küste - Elis, Akarnanien, Kephallenia, Methone.. - entlang\\
 - unter Perikles zieht ein athenisches Hoplitenheer gegen Megara und plündert es als [[Rache]] für zerstörtes Attika\\ - unter Perikles zieht ein athenisches Hoplitenheer gegen Megara und plündert es als [[Rache]] für zerstörtes Attika\\
-- 430 v.Chr. kommt aus dem Orient die [[Pest]] und rafft ¼ der athenischen Bevölkerung hinweg; Sparta kann seine Halbinsel von der Seuche freihalten\\+- 430 v.Chr. kommt aus dem [[Orient]] die [[Pest]] und rafft ¼ der athenischen Bevölkerung hinweg; Sparta kann seine Halbinsel von der Seuche freihalten\\
 - Poteidaia kapituliert gegenüber den Athenern\\ - Poteidaia kapituliert gegenüber den Athenern\\
 - im Norden, Chalkidike, verlieren die Athener gegen die Sparta, weil diese ihre [[Phalanx]] aufbrechen zugunsten der [[Peltasten]]-Taktik - thrakische Kampftechnik mit leichtbewaffnetem Speerkämpfer, d.i. eine höhere Beweglichkeit\\ - im Norden, Chalkidike, verlieren die Athener gegen die Sparta, weil diese ihre [[Phalanx]] aufbrechen zugunsten der [[Peltasten]]-Taktik - thrakische Kampftechnik mit leichtbewaffnetem Speerkämpfer, d.i. eine höhere Beweglichkeit\\
 - im Norden fällt der Odrysenkönig Sitalkes mit 150 000 Mann ein, um seinem Bündnisversprechen für die Athener nachzukommen → die Athener versäumen logistische Hilfen, so daß der Feldzug wegen Versorgungsschwierigkeiten zusammenbricht\\ - im Norden fällt der Odrysenkönig Sitalkes mit 150 000 Mann ein, um seinem Bündnisversprechen für die Athener nachzukommen → die Athener versäumen logistische Hilfen, so daß der Feldzug wegen Versorgungsschwierigkeiten zusammenbricht\\
-- 428 v.Chr., die [[Autonomie]]parole der Spartaner zeitigt Erfolge; Teile des Attischen Seebundes sondern sich ab - Mytilene auf Lesbos... → [[Kleon]] – nach dem Tode des Perikles neuer Stratege, fordert ein Massaker auf Lesbos und die Athenisierung Lesbos', d.h., Tötung der reichen Oberschicht, Bodenreform und Ansiedlung von 300 athenischen Kleruchen, denen die Mytilener Pachtzins zahlen mußten\\+- 428 v.Chr., die Autonomieparole der Spartaner zeitigt Erfolge; Teile des //Attischen Seebundes// sondern sich ab - Mytilene auf Lesbos... → [[Kleon]] – nach dem Tode des Perikles neuer Stratege, fordert ein Massaker auf Lesbos und die Athenisierung Lesbos', d.h., Tötung der reichen Oberschicht, Bodenreform und Ansiedlung von 300 athenischen Kleruchen, denen die Mytilener Pachtzins zahlen mußten\\
 - 425 v.Chr. unternehmen Kleon und [[Demosthenes]] erfolglose Vorstöße gegen die Spartaner in Ätolien\\ - 425 v.Chr. unternehmen Kleon und [[Demosthenes]] erfolglose Vorstöße gegen die Spartaner in Ätolien\\
 - die Athener setzen sich in der Bucht der kleinen Halbinsel Pylos im Süden des Peloponnes fest und befestigen ihre Stellung → Brasidas will sie stürmen und verletzt sich\\ - die Athener setzen sich in der Bucht der kleinen Halbinsel Pylos im Süden des Peloponnes fest und befestigen ihre Stellung → Brasidas will sie stürmen und verletzt sich\\
 - Kleon erringt einen großen Erfolg mit der Zerstörung der spartanischen Flotte und der Gefangennahme von 120 Hopliten aus den besten spartanischen Häusern, doch Athen ist zu borniert, um einen Frieden mit status auo ante-Charakter anzunehmen\\ - Kleon erringt einen großen Erfolg mit der Zerstörung der spartanischen Flotte und der Gefangennahme von 120 Hopliten aus den besten spartanischen Häusern, doch Athen ist zu borniert, um einen Frieden mit status auo ante-Charakter anzunehmen\\
 - 424 v.Chr. Höhepunkt des Archidamischen Krieges\\ - 424 v.Chr. Höhepunkt des Archidamischen Krieges\\
-- die Athener siegen unter [[Nikias]] und besetzen Kythera, bei Delion erfahren sie eine Niederlage gegen verbündete Böotier und Spartaner, denn die Böotier stellen ihre nicht überlegenen Kontingente mittels einer neuartigen Schwerpunktverlagerung intelligenter auf, wie sie überhaupt eine höhere Beweglichkeit besitzen\\ +- die Athener siegen unter Nikias und besetzen Kythera, bei Delion erfahren sie eine Niederlage gegen verbündete Böotier und Spartaner, denn die Böotier stellen ihre nicht überlegenen Kontingente mittels einer neuartigen Schwerpunktverlagerung intelligenter auf, wie sie überhaupt eine höhere Beweglichkeit besitzen\\ 
-- der spartanische General Brasidas marschiert zur Chalkidike und verficht erfolgreich die Autonomie-Parole\\+- der spartanische General Brasidas marschiert zur Chalkidike und verficht erfolgreich die [[Autonomie]]-Parole\\
 - 423 v.Chr. Waffenstillstand, aber Skione fällt von Athen ab → erneut Belagerung, der mit entsetzlichen Grausamkeiten durch die Athener endet\\ - 423 v.Chr. Waffenstillstand, aber Skione fällt von Athen ab → erneut Belagerung, der mit entsetzlichen Grausamkeiten durch die Athener endet\\
 - 422 v.Chr. Kreon und Brasidas fallen in Thrakien am gleichen Tag → Poteidaia\\ - 422 v.Chr. Kreon und Brasidas fallen in Thrakien am gleichen Tag → Poteidaia\\
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 - Athen übergibt Kallikratides das Kommando, der es schafft, eine Überlegenheit von 150:120 Schiffen zwischen Lesbos und dem Festland bei den Arginusen zusammenzubringen\\ - Athen übergibt Kallikratides das Kommando, der es schafft, eine Überlegenheit von 150:120 Schiffen zwischen Lesbos und dem Festland bei den Arginusen zusammenzubringen\\
 - Athen siegt in der größten Seeschlacht des Krieges, doch der Sieg ist teuer erkauft, denn viele Athener müssen ihr [[Leben]] lassen → da sie nicht vorschriftsmäßig bestattet wurden, fiel das [[Urteil]] gegen die Führer als Todesurteil aus - angestrengt von Konon\\ - Athen siegt in der größten Seeschlacht des Krieges, doch der Sieg ist teuer erkauft, denn viele Athener müssen ihr [[Leben]] lassen → da sie nicht vorschriftsmäßig bestattet wurden, fiel das [[Urteil]] gegen die Führer als Todesurteil aus - angestrengt von Konon\\
-- beide Seiten rüsten zum Endspurt; Lysander gelingt die Überrumplung der athenischen Flotte bei Ägostpotamoi, Konon flieht nach Zypern, der Seebund löst sich auf, Lysander belagert Athen und marschiert bald in der kriegsmüden Stadt ein+- beide Seiten rüsten zum Endspurt; Lysander gelingt die Überrumplung der athenischen Flotte bei Ägostpotamoi, Konon flieht nach [[Zypern]], der Seebund löst sich auf, Lysander belagert Athen und marschiert bald in der kriegsmüden Stadt ein
  
  
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 ===== Nach dem Krieg ===== ===== Nach dem Krieg =====
  
-<html><img src="http://www.vonwolkenstein.de/images/thukydides.jpg" width="270" height="380" border="4" align="left" style="margin-right:5mm" alt="Thukydides auf einer griechischen Briefmarke aus dem JAhre 1998"></html>Sie waren ein unruhiges, ein lebendiges Völkchen, diese Athener.  So war auch ihre [[Kunst]]: [[Bewegung]].  Die Ägypter standen starr, die griechischen Skulpturen scheinen sich zu bewegen, sie sind ein Fluß.  Panta Rhei (alles fließt) - ein Lebens- und Weltwahrnehmungsprinzip, wie [[Heraklit]] dies bereits hundert Jahre zuvor beschrieben hatte.  Nicht nur die Figuren schienen sich zu bewegen, vor allem in geistiger Hinsicht bewegte sich allerleI. Der gesamte griechische [[Kosmos]], dieses kunterbunte Mit- und Durcheinander sich scheinbar ausschließender politischer Konzepte, war in beständigem Fluß.  Der Grieche schaute an, was er sah, mußte schön sein, damit es ihm gefiel.  Schön war, was ihn in Schwingung brachte, ihn erregte, ihn befreite oder seiner [[Sehnsucht]] Flügel verlieh.  Unendlicher [[Reichtum]] der Bewegung.  Die [[Griechen]] waren jeden Tag etwas anderes.  Sie beobachteten, zuerst die [[Natur]], dann die Menschen, schließlich die [[Gesellschaft]], den [[Staat]], Ideale, [[Leben]], [[Mensch]], Natur, Ackerbau und Wirtschaftskreisläufe.  Aber sie bauten keine guten Straßen.  Ihre Straße war das wildbewegte Meer.  Sie bauten weder [[Aquädukt#Aquädukte]] noch entwickelten sie eine funktionierende Entsorgungsindustrie für die Abfälle ihres überaus geselligen Lebens.  Sie delegierten.  Ein Wink dem Sklaven, der sich darum zu bekümmern hatte, daß die Reste des letzten Symposiums verschwanden.  \\+{{ :thukydides.jpg?400|}}Sie waren ein unruhiges, ein lebendiges Völkchen, diese Athener.  So war auch ihre [[Kunst]]: [[Bewegung]].  Die Ägypter standen starr, die griechischen Skulpturen scheinen sich zu bewegen, sie sind ein Fluß.  Panta Rhei (alles fließt) - ein Lebens- und Weltwahrnehmungsprinzip, wie [[Heraklit]] dies bereits hundert Jahre zuvor beschrieben hatte.  Nicht nur die Figuren schienen sich zu bewegen, vor allem in geistiger Hinsicht bewegte sich allerleI. Der gesamte griechische [[Kosmos]], dieses kunterbunte Mit- und Durcheinander sich scheinbar ausschließender politischer Konzepte, war in beständigem Fluß.  Der Grieche schaute an, was er sah, mußte schön sein, damit es ihm gefiel.  Schön war, was ihn in Schwingung brachte, ihn erregte, ihn befreite oder seiner [[Sehnsucht]] Flügel verlieh.  Unendlicher [[Reichtum]] der Bewegung.  Die [[Griechen]] waren jeden Tag etwas anderes.  Sie beobachteten, zuerst die [[Natur]], dann die Menschen, schließlich die [[Gesellschaft]], den [[Staat]], Ideale, [[Leben]], [[Mensch]], Natur, Ackerbau und Wirtschaftskreisläufe.  Aber sie bauten keine guten Straßen.  Ihre Straße war das wildbewegte Meer.  Sie bauten weder [[Aquädukt#Aquädukte]] noch entwickelten sie eine funktionierende Entsorgungsindustrie für die Abfälle ihres überaus geselligen Lebens.  Sie delegierten.  Ein Wink dem Sklaven, der sich darum zu bekümmern hatte, daß die Reste des letzten Symposiums verschwanden.  \\
 [[Thukydides]] nennt als [[Ursache]] die Wesensunterschiede zwischen dem emporstrebenden Athen und dem älteren Machtfaktor Sparta.  Die Verschiedenheit der beiden Kontrahenten ließ von Anfang auf eine längere Auseinandersetzung erwarten.  Wären sie gleich gewesen, hätte schnell bei gleichbleibenden Strukturen in [[Wirtschaft]] und Gesellschaft einer den anderen geschluckt, so aber deutete vieles auf einen grundlegenden Wandel der Geschicke Griechenlands hin.  Einer von beiden mußte der Sieger sein und fortan bestimmen, die [[Oligarchie]] Spartas mit ihrer Selbstbeschränkung und [[Autarkie]] oder das demokratische und gleichzeitig paralytisch-imperiale Athen. [[Thukydides]] nennt als [[Ursache]] die Wesensunterschiede zwischen dem emporstrebenden Athen und dem älteren Machtfaktor Sparta.  Die Verschiedenheit der beiden Kontrahenten ließ von Anfang auf eine längere Auseinandersetzung erwarten.  Wären sie gleich gewesen, hätte schnell bei gleichbleibenden Strukturen in [[Wirtschaft]] und Gesellschaft einer den anderen geschluckt, so aber deutete vieles auf einen grundlegenden Wandel der Geschicke Griechenlands hin.  Einer von beiden mußte der Sieger sein und fortan bestimmen, die [[Oligarchie]] Spartas mit ihrer Selbstbeschränkung und [[Autarkie]] oder das demokratische und gleichzeitig paralytisch-imperiale Athen.
  
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 ===== Wertungen ===== ===== Wertungen =====
-- die Spartaner besaßen keinen Staatsschatz, waren also längerwährenden Kriegen im Feindesland nicht gewachsen → sie finanzierten den Krieg nach dem Grundsatz: <html></font><font face ="symbol, serif">ek tez polhmiaz xen</font></html> – vom [[Feind#Feinde]] leben\\+- die Spartaner besaßen keinen Staatsschatz, waren also längerwährenden Kriegen im Feindesland nicht gewachsen → sie finanzierten den Krieg nach dem Grundsatz: εκ ταιζ πολη μιας ξεν – vom [[Feind#Feinde]] leben\\
 - während des Krieges fehlte den Spartanern zudem [[Interesse]] daran, ihren Bundesgenossen [[Steuern]] aufzubürden, sie wollten kein Untertanenverhältnis, wie dies die Athener praktizierten\\ - während des Krieges fehlte den Spartanern zudem [[Interesse]] daran, ihren Bundesgenossen [[Steuern]] aufzubürden, sie wollten kein Untertanenverhältnis, wie dies die Athener praktizierten\\
 - allerdings mußten Spartas Verbündete 100 Trieren ausrüsten, zudem nahmen die Spartaner [[Geld]] von den Persern, denen sie dafür die Oberhoheit über die kleinasiatischen Städte gaben\\ - allerdings mußten Spartas Verbündete 100 Trieren ausrüsten, zudem nahmen die Spartaner [[Geld]] von den Persern, denen sie dafür die Oberhoheit über die kleinasiatischen Städte gaben\\
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-<html><img src = "http://vg06.met.vgwort.de/na/334b16ed03bf485e8b361de49cb1ae21" width="1" height= "1" alt=""></html> 
peloponnesischer_krieg.1414919420.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 14:14 (Externe Bearbeitung)