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plato

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plato [2014/11/01 14:42] Robert-Christian Knorrplato [2024/04/22 21:35] (aktuell) – [Stände] Robert-Christian Knorr
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 ==== Leben ==== ==== Leben ====
-427-347 v.Chr.\\+{{ :plato.jpg?350|}}427-347 v.Chr.\\
 - entstammt einem vornehmen athenischen Geschlecht, den Kodros\\ - entstammt einem vornehmen athenischen Geschlecht, den Kodros\\
 - eigentlicher [[Name]]: Aristokles, sein Vater hieß Ariston, doch wurde er wegen seiner breiten [[Stirn]] Platon genannt\\ - eigentlicher [[Name]]: Aristokles, sein Vater hieß Ariston, doch wurde er wegen seiner breiten [[Stirn]] Platon genannt\\
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   * konstruktiver Teil: //Republik, Timäos, Kritias//   * konstruktiver Teil: //Republik, Timäos, Kritias//
  
 +eine andere Auffassung (Frick) teilt Platons Lehre in drei andere Bereiche ein:
 +  - Ideenlehre: dualistische Auffassung der Welt → hinter der von unseren Sinnen erfahrenen Welt existiert eine nur mit dem Verstand erkennbare reale Welt des Ewigen und Unveränderlichen;
 +  - Seelenlehre: die Seele ist etwas Präexistentes, die das Wissen enthält, das nur wiedererkannt werden kann; die Seele sehnt sich nach Ablösung vom Körper, den sie als Kerker begreift, zugleich benötigt sie ihn als Lebensquell, sucht sich also nach dem Tode ihres Wirts stets einen neuen
 +  - Gottesauffassung: allmächtig, allwissend, vollkommen
 ==== Ethik ==== ==== Ethik ====
 __Grundsatz__: Wir müssen über Gutes für [[uns]] [[sprechen]], nicht über Gutes im abstrakten/absoluten Sinne. __Grundsatz__: Wir müssen über Gutes für [[uns]] [[sprechen]], nicht über Gutes im abstrakten/absoluten Sinne.
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 ==== Erziehungslehre ==== ==== Erziehungslehre ====
-- durch den Tod des Sokrates glaubt Platon nicht an die [[Demokratie]] und sucht nach neuen Maßstäben, die von der Tyrannei der Meinungsherrschaft befreien\\+- durch den Tod des Sokrates glaubt Platon nicht an die [[Demokratie]] und sucht nach neuen Maßstäben, die von der [[Tyrannei]] der Meinungsherrschaft befreien\\
 - der Idealstaat kann nur unter der Leitung der Philosophen stehen → erzogen werden die Menschen zum Gehorsam und zum Wissensdurst - der Idealstaat kann nur unter der Leitung der Philosophen stehen → erzogen werden die Menschen zum Gehorsam und zum Wissensdurst
  
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 - formuliert den kategorischen Imperativ, die [[Trinität]] logischer Ordnung, die [[Wissenschaftlichkeit]] durchzieht, v.a. [[Logik]]\\ - formuliert den kategorischen Imperativ, die [[Trinität]] logischer Ordnung, die [[Wissenschaftlichkeit]] durchzieht, v.a. [[Logik]]\\
 - formuliert Akzente gegen das mythische Denken und versucht, eine Ordnung zu statuieren, die sich in der Dreiheit von [[Vernunft]], [[Logos]]; [[Gesetz]], [[Nomos]] und Ordnung, Taxis widerspiegelt, d.s. die Grundprinzipien sowohl der moralischen als auch der physischen Welt\\ - formuliert Akzente gegen das mythische Denken und versucht, eine Ordnung zu statuieren, die sich in der Dreiheit von [[Vernunft]], [[Logos]]; [[Gesetz]], [[Nomos]] und Ordnung, Taxis widerspiegelt, d.s. die Grundprinzipien sowohl der moralischen als auch der physischen Welt\\
-- diese Dreiheit konstituiert [[Schönheit]], Wahrheit und [[Moralität]], insofern ist Platon der erste Kantianer → diese Dreiheit erscheint in allen Artikulationen des Lebens, in [[Kunst]], [[Wissenschaft]] und Philosophie ([[Cassirer]])+- diese Dreiheit konstituiert [[Schönheit]], Wahrheit und [[Moralität]], insofern ist Platon der erste Kantianer → diese [[Dreiheit]] erscheint in allen Artikulationen des Lebens, in [[Kunst]], [[Wissenschaft]] und Philosophie ([[Cassirer]])\\ 
 +- der angeborene Trieb aller Wesen ist auf das Gute gerichtet; die Schlechten sind notwendigerweise ohnmächtig und die Guten mächtig, denn die Schlechten verfehlen das Gute, ob sie es wissen oder nicht → das Gute erhält immer seinen Lohn, das Schlechte aber enthält seine Strafe schon in sich (Klingner)
  
 ==== Ideenlehre ==== ==== Ideenlehre ====
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   * allgemeinen Wertbegriffen, die Idee des Guten und Schönen;   * allgemeinen Wertbegriffen, die Idee des Guten und Schönen;
   * mathematischen Begriffen   * mathematischen Begriffen
-  * Relationsbegriffen - Gleichheit, Verschiedenheit, Anteil... - gefunden werden kann+  * Relationsbegriffen - [[Gleichheit]], Verschiedenheit, Anteil... - gefunden werden kann
 → dazu bedarf es neben der sokratischen Methode, die auf Hypothesen zurückgreift und diese empirisch und induktiv erweist, der analytischen Methode, die durch Ideen repräsentiert wird, die nicht induktiv erwiesen, sondern deduktiv gesetzt werden\\  → dazu bedarf es neben der sokratischen Methode, die auf Hypothesen zurückgreift und diese empirisch und induktiv erweist, der analytischen Methode, die durch Ideen repräsentiert wird, die nicht induktiv erwiesen, sondern deduktiv gesetzt werden\\ 
 - den Dingen wohne die [[Idee]] bei als Anteilnahme, //Parusie//, in umgekehrter Richtung nehmen die Ideen an den Dingen teil, //[[Metexis]]//, sind gleichzeitig Musterbilder, [[Paradigma]], für die Entwicklung der Dinge zu etwas hin, wobei manche das Stadium der [[Nachahmung]], //[[Mimesis]]//, oder als [[Abbild]], //Eidola//, nicht überschritten haben → Werden und Vergehen der Dinge\\ - den Dingen wohne die [[Idee]] bei als Anteilnahme, //Parusie//, in umgekehrter Richtung nehmen die Ideen an den Dingen teil, //[[Metexis]]//, sind gleichzeitig Musterbilder, [[Paradigma]], für die Entwicklung der Dinge zu etwas hin, wobei manche das Stadium der [[Nachahmung]], //[[Mimesis]]//, oder als [[Abbild]], //Eidola//, nicht überschritten haben → Werden und Vergehen der Dinge\\
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 ==== Menon ==== ==== Menon ====
 - entstand in [[Konkurrenz]] zu [[Isokrates]], der gegen die Tugendlehrer zu Felde zog, die kein [[Geld]] dafür nehmen, daß sie lehren\\ - entstand in [[Konkurrenz]] zu [[Isokrates]], der gegen die Tugendlehrer zu Felde zog, die kein [[Geld]] dafür nehmen, daß sie lehren\\
-- Isokrates warf Sokrates vor, daß er Zukunftswissen haben wolle, wissen vom [[Glück]] und der unsterblichen Seele → d.i. der [[Vorwurf]] der Verstiegenheit wegen des angemaßten Wissens durch die Anamnese+- Isokrates warf Sokrates vor, daß er Zukunftswissen haben wolle, wissen vom [[Glück]] und der unsterblichen Seele → d.i. der [[Vorwurf]] der [[Verstiegenheit]] wegen des angemaßten Wissens durch die Anamnese
  
 === I. Definitionsversuch der Tugend 70a-74a === === I. Definitionsversuch der Tugend 70a-74a ===
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 - Sokrates versucht eine Lösung im Unbekannten, um dem Begriff der Tugend doch noch auf die Spur zu kommen \\ - Sokrates versucht eine Lösung im Unbekannten, um dem Begriff der Tugend doch noch auf die Spur zu kommen \\
 - [[Skepsis]] bei Menon mittels des Satzes der Eristiker, wonach es dem Menschen nicht möglich sei zu forschen, weder nach dem, was er weiß, noch nach dem, was er nicht weiß → //tertium non datur//\\ - [[Skepsis]] bei Menon mittels des Satzes der Eristiker, wonach es dem Menschen nicht möglich sei zu forschen, weder nach dem, was er weiß, noch nach dem, was er nicht weiß → //tertium non datur//\\
-- Forschen wird nun aber betrieben als Trennung von Begriffen, dem Aufheben ihrer natürlichen Beziehungen, als Verbindung von Wissen und Nichtwissen, verborgenes Wissen, meint Sokrates, und führt die Pythagoräer - Fragment eines [[Threnos]]; 137 Turyn - als Beweis an 81a: Suchenlernen durch Wiedererinnerung → die unsterbliche Seele kehrt nach neun Jahren wieder, sofern man tätig bleibt und sich bemüht: //Puer autodidactus//\\+- Forschen wird nun aber betrieben als Trennung von Begriffen, dem Aufheben ihrer natürlichen Beziehungen, als Verbindung von Wissen und Nichtwissen, verborgenes Wissen, meint Sokrates, und führt die Pythagoräer - [[Fragment]] eines [[Threnos]]; 137 Turyn - als Beweis an 81a: Suchenlernen durch Wiedererinnerung → die unsterbliche Seele kehrt nach neun Jahren wieder, sofern man tätig bleibt und sich bemüht: //Puer autodidactus//\\
 - Sokrates' Beispiel aus 81a überzeugt Menon nicht → Sokrates bietet ein Exempel vom Sklaven, der ein Problem lösen kann, obwohl ihm von sich aus die Mittel dazu fehlen\\ - Sokrates' Beispiel aus 81a überzeugt Menon nicht → Sokrates bietet ein Exempel vom Sklaven, der ein Problem lösen kann, obwohl ihm von sich aus die Mittel dazu fehlen\\
 - erst rechnet der [[Sklave]] ganz artig, dann erstarrt er - bewußte Aporie -, weil die Methode nicht mehr ausreicht, das Rechenproblem zu lösen\\ - erst rechnet der [[Sklave]] ganz artig, dann erstarrt er - bewußte Aporie -, weil die Methode nicht mehr ausreicht, das Rechenproblem zu lösen\\
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 → das Festbinden der richtigen Meinung in der Anamnesis befestigt das Meinen, das zum Wissen ward - [[Postulat]] Platons\\ → das Festbinden der richtigen Meinung in der Anamnesis befestigt das Meinen, das zum Wissen ward - [[Postulat]] Platons\\
 - der tugendhafte Mann ist nützlich\\ - der tugendhafte Mann ist nützlich\\
-Wissen als [[Notwendigkeit]] der politischen Tätigkeit scheidet aus 99b, denn die Politiker waren keine Weisen\\+Wissen als [[Notwendigkeit]] der politischen [[Tätigkeit]] scheidet aus 99b, denn die Politiker waren keine Weisen\\
 - die [[Bedeutung]] der [[Politiker]] beruht nicht auf Wissen, sie treffen Entscheidungen durch wahre Meinungen → Politiker sind Wahrsager und Seher, keine Philosophen beziehungsweise Tugendlehrer, sind Sprecher aus göttlicher [[Begeisterung]] ohne Einsicht in die Wahrheiten - die [[Bedeutung]] der [[Politiker]] beruht nicht auf Wissen, sie treffen Entscheidungen durch wahre Meinungen → Politiker sind Wahrsager und Seher, keine Philosophen beziehungsweise Tugendlehrer, sind Sprecher aus göttlicher [[Begeisterung]] ohne Einsicht in die Wahrheiten
  
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 ==== Staat, Politeia ==== ==== Staat, Politeia ====
-<html><img src="http://www.vonwolkenstein.de/images/PlatonSeeleStaat.bmpwidth="470height="420" border="4" align="right" style="margin-left:5mm" alt="Schaubild zum Verhältnis von Seele udn Staat bei Platon"></html>- es erscheint die unerreichbare Ordnung: die Träumerei wird gebietend nach dem ähnlichen Vorbild [[Sparta#Spartas]]\\+{{ :platonseelestaat.jpg?400|}} 
 +- bessere Übersetzung als "Staatist "Gemeinschaftsbeziehungen"\\ 
 +- es erscheint die unerreichbare Ordnung: die Träumerei wird gebietend nach dem ähnlichen Vorbild [[Sparta#Spartas]]\\
 - leitet aus der [[Natur]] kein libertinistisches [[Naturrecht]] ab, sondern ein unmittelbar hierarchisches: das Prinzip des //suum cuique// steckt aber in der [[Physis]] selbst: die Philosophen haben [[Gold]] in der Seele, die Krieger [[Silber]], die Bauern Kupfer und Eisen\\ - leitet aus der [[Natur]] kein libertinistisches [[Naturrecht]] ab, sondern ein unmittelbar hierarchisches: das Prinzip des //suum cuique// steckt aber in der [[Physis]] selbst: die Philosophen haben [[Gold]] in der Seele, die Krieger [[Silber]], die Bauern Kupfer und Eisen\\
 - entsteht durch die rechte Erziehung des Menschen → der [[einzelne]] wird schön durch die Teilhabe am Ganzen, //Metexis//\\ - entsteht durch die rechte Erziehung des Menschen → der [[einzelne]] wird schön durch die Teilhabe am Ganzen, //Metexis//\\
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 === Stände === === Stände ===
-  - Herrscher +  - Herrscher, d.s. die Philosophen 
-  - Wächter +  - Wächter, d.s. die Soldaten 
-  - Arbeitsstand+  - Arbeitsstand, d.s. die Bauern und Bürger, alle übrigen
  
-- die Teile der Seele und die Stände des Staates vollenden sich in denselben Tugenden, die Vernunft und die Regierenden in der Weisheit, der [[Mut]] und die Krieger in der Tapferkeit, die Begierden und Erwerbenden in der Mäßigung und alles durch das Ganze in der Gerechtigkeit+- die Teile der Seele und die Stände des Staates vollenden sich in denselben Tugenden, die Vernunft und die Regierenden in der Weisheit, der [[Mut]] und die Krieger in der Tapferkeit, die Begierden und Erwerbenden in der Mäßigung und alles durch das Ganze in der Gerechtigkeit\\ 
 +- die Dichter werden aus der Republik verbannt
  
 === Rezeption === === Rezeption ===
-- durchdacht und reaktionär ([[Bloch]])\\+- durchdacht und [[reaktionär]] ([[Bloch]])\\
 - Darstellung und Verleiblichung der höchsten Tugendidee → die Politik wird von Platon als der [[Schlüssel]] zur [[Psychologie]] erklärt (Cassirer) - Darstellung und Verleiblichung der höchsten Tugendidee → die Politik wird von Platon als der [[Schlüssel]] zur [[Psychologie]] erklärt (Cassirer)
  
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 um 420 v.Chr.\\ um 420 v.Chr.\\
 athenischer [[Dichter]] athenischer [[Dichter]]
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plato.1414849353.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 14:16 (Externe Bearbeitung)