Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


pufendorf

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.

Link zu dieser Vergleichsansicht

Beide Seiten der vorigen RevisionVorhergehende Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorhergehende Überarbeitung
pufendorf [2009/12/19 13:12] Robert-Christian Knorrpufendorf [2019/07/28 16:20] (aktuell) – Externe Bearbeitung 127.0.0.1
Zeile 3: Zeile 3:
 ===== Samuel Pufendorf ===== ===== Samuel Pufendorf =====
 1632-94\\ 1632-94\\
-politischer Schriftsteller, Geschichtsschreiber, Verbreiter der Naturrechtslehre\\+politischer Schriftsteller, [[Geschichtsschreiber]], Verbreiter der Naturrechtslehre\\
 - Begründer des [[Naturrecht#Naturrechts]] und der Geschichtswissenschaft, weil er die von der [[Theologie]] befreite: //Was kann den Menschen bewogen haben, seine natürliche Freiheit aufzugeben und Staaten zu errichten?// \\ - Begründer des [[Naturrecht#Naturrechts]] und der Geschichtswissenschaft, weil er die von der [[Theologie]] befreite: //Was kann den Menschen bewogen haben, seine natürliche Freiheit aufzugeben und Staaten zu errichten?// \\
 Diese Frage zielt auf [[Hobbes]], Pufendorf unterscheidet sich von Hobbes aber dadurch, daß er den Geltungsbereich der Naturgesetze auch auf die natürliche [[Freiheit]] geltend macht - es ist aber kein Mittel da, die Freiheit geltend zu machen.\\ Diese Frage zielt auf [[Hobbes]], Pufendorf unterscheidet sich von Hobbes aber dadurch, daß er den Geltungsbereich der Naturgesetze auch auf die natürliche [[Freiheit]] geltend macht - es ist aber kein Mittel da, die Freiheit geltend zu machen.\\
-__Antwort__: Es ist in der [[Welt]] kein trotzigeres und ungezähmteres Tier, und das zu mehreren Lastern auch zur Beunruhigung der menschlichen Gesellschaft mehr geschickt und geneigt wäre, als eben der [[Mensch]].\\+__Antwort__: Es ist in der [[Welt]] kein trotzigeres und ungezähmteres [[Tier]], und das zu mehreren Lastern auch zur Beunruhigung der menschlichen [[Gesellschaft]] mehr geschickt und geneigt wäre, als eben der [[Mensch]].\\
 - Bestrebungen nach wie vor, den [[Ursprung]] zu schildern: Das natürliche [[Gesetz]] ist dasjenige, das mit der menschlichen [[Natur]] übereinstimmt. Die [[Offenbarung]] gilt, der Mensch ist in seinem [[Glauben]] jedoch nicht abhängig davon.\\ - Bestrebungen nach wie vor, den [[Ursprung]] zu schildern: Das natürliche [[Gesetz]] ist dasjenige, das mit der menschlichen [[Natur]] übereinstimmt. Die [[Offenbarung]] gilt, der Mensch ist in seinem [[Glauben]] jedoch nicht abhängig davon.\\
 - verbindet nicht – wie Hobbes - den [[Begriff]] der [[Souveränität]] mit dem der absoluten [[Macht]], denn Pufendorf geht es um die einheitliche Willenskundgebung im [[Staat]]\\ - verbindet nicht – wie Hobbes - den [[Begriff]] der [[Souveränität]] mit dem der absoluten [[Macht]], denn Pufendorf geht es um die einheitliche Willenskundgebung im [[Staat]]\\
-- deshalb existiert für Pufendorf auch keine Volkssouveränität → das [[Volk]] legitimiert jede Herrschaft und setzt sie ein → die Bedingung für die Souveränität des Herrschers, doch mit diesem [[Akt]] ist die Souveränität erloschen und tritt erst wieder mit dem Tode des Herrschers ein\\ +- deshalb existiert für Pufendorf auch keine [[Volkssouveränität]] → das [[Volk]] legitimiert jede Herrschaft und setzt sie ein → die Bedingung für die Souveränität des Herrschers, doch mit diesem [[Akt]] ist die Souveränität erloschen und tritt erst wieder mit dem Tode des Herrschers ein\\ 
-im Unterschied zur griechischen Staatsformenlehre entartet bei Pufendorf der Staat nicht, wenn [[Ungerechtigkeit]] regiert → solche Degenerationsformen kennt Pufendorf nicht, denn bei regulären Staaten sind es menschliche Mängel, die aus Ungeeignetheit entstehen, die Natur der souveränen [[Gewalt]] jedoch nicht verändern → Wenn die durch den Gesellschaftsvertrag Geeinten sich einem Monarchen unterwerfen und ihm ihre souveräne Gewalt gegeben haben, so bleibt ihm immer die Souveränität. → Recht und Unrecht der Herrschaft äußern sich nicht in der [[Staatsform]], denn diese wird von der Souveränität abhängig gemacht, die wiederum durch den freien Akt aller Willen zu einem Gesamtwillen entsteht\\ +anders als bei der griechischen Staatsformenlehre entartet bei Pufendorf der Staat nicht, wenn Ungerechtigkeit regiert → solche Degenerationsformen kennt Pufendorf nicht, denn bei regulären Staaten sind es menschliche Mängel, die aus Ungeeignetheit entstehen, die Natur der souveränen [[Gewalt]] jedoch nicht verändern → Wenn die durch den Gesellschaftsvertrag Geeinten sich einem Monarchen unterwerfen und ihm ihre souveräne Gewalt gegeben haben, so bleibt ihm immer die Souveränität. → Recht und [[Unrecht]] der Herrschaft äußern sich nicht in der [[Staatsform]], denn diese wird von der Souveränität abhängig gemacht, die wiederum durch den freien Akt aller Willen zu einem Gesamtwillen entsteht\\ 
-- [[Vernunft]] wird nicht teleologisch begriffen, d.i. ein Unterscheidungsmerkmal zu [[Bodin]] und mittelalterlichen Betrachtungen, die Herrschaft immer im Kontext zur Herrschaft Gottes analogisierten, weshalb im [[Mittelalter]] die [[Monarchie]] bevorzugt wurde\\ +- [[Vernunft]] wird nicht [[teleologisch]] begriffen, d.i. ein Unterscheidungsmerkmal zu [[Bodin]] und mittelalterlichen Betrachtungen, die Herrschaft immer im Kontext zur Herrschaft Gottes analogisierten, weshalb im [[Mittelalter]] die [[Monarchie]] bevorzugt wurde\\ 
-- überhaupt hielt sich Pufendorf aus theologischen Fragen heraus und behauptete, daß Gott wohl kaum durch verschiedenerlei Verehrung den Frieden des bürgerlichen Lebens stören lassen wollte+- überhaupt hielt sich Pufendorf aus theologischen Fragen heraus und behauptete, daß Gott wohl kaum durch verschiedenerlei Verehrung den [[Frieden]] des bürgerlichen Lebens stören lassen wollte
  
 ==== Punkte gegen die obwaltende Jurisprudenz von 1663 ==== ==== Punkte gegen die obwaltende Jurisprudenz von 1663 ====
Zeile 31: Zeile 31:
 Deutschlands hat sich so verhärtet, daß sie ohne Umwälzung, //eversione totius//, des ganzen Staates nicht mehr zu den Prinzipien einer echten Monarchie zurückkehren kann Deutschlands hat sich so verhärtet, daß sie ohne Umwälzung, //eversione totius//, des ganzen Staates nicht mehr zu den Prinzipien einer echten Monarchie zurückkehren kann
   * die gegenwärtige Staatsform kann als Föderation betrachtet werden, also muß alles getan werden, die innere Eintracht zu richten, //concordiam// //retinendam maximus labor//   * die gegenwärtige Staatsform kann als Föderation betrachtet werden, also muß alles getan werden, die innere Eintracht zu richten, //concordiam// //retinendam maximus labor//
-  * Jedem müssen die Rechte gewahrt bleiben, damit alle die gleiche Freiheit und Sicherheit haben.+  * Jedem müssen die Rechte gewahrt bleiben, damit alle die gleiche Freiheit und [[Sicherheit]] haben.
   * Verjährte Ansprüche müssen auf Dauer ruhen, und der Besitzstand eines jeden muß erhalten bleiben.   * Verjährte Ansprüche müssen auf Dauer ruhen, und der Besitzstand eines jeden muß erhalten bleiben.
-  * Das gewählte Oberhaupt muß in seiner Macht durch Gesetze beschnitten sein: Heer und Festung dürfen nicht seiner alleinigen Entscheidung unterstehen. Außerdem kontrolliert ihn ein ständiger Rat, dem die ständigen Angelegenheiten zu erfüllen - Auftrag durch Bundesgenossen mit Berichtspflicht diesen gegenüber - anvertraut ist. +  * Das gewählte Oberhaupt muß in seiner Macht durch Gesetze beschnitten sein: Heer und Festung dürfen nicht seiner alleinigen [[Entscheidung]] unterstehen. Außerdem kontrolliert ihn ein ständiger Rat, dem die ständigen Angelegenheiten zu erfüllen - Auftrag durch Bundesgenossen mit Berichtspflicht diesen gegenüber - anvertraut ist. 
-  * Alle auswärtigen Angelegenheiten müssen zuerst vor den Rat kommen, dann ist den jeweiligen Bundesgenossen Bericht zu erstatten, wonach ein Beschluß gefaßt wird.+  * Alle auswärtigen Angelegenheiten müssen zuerst vor den Rat kommen, dann ist den jeweiligen Bundesgenossen [[Bericht]] zu erstatten, wonach ein Beschluß gefaßt wird.
   * Bündnisse zwischen einzelnen Gliedstaaten und auswärtigen Mächten sind verboten/zu verhindern.   * Bündnisse zwischen einzelnen Gliedstaaten und auswärtigen Mächten sind verboten/zu verhindern.
 - schlägt folgende politische Lösungen für Deutschland vor: - schlägt folgende politische Lösungen für Deutschland vor:
   - Vorherrschaft [[Österreich#Österreichs]] brechen   - Vorherrschaft [[Österreich#Österreichs]] brechen
-  - enger [[Staatenbund]] mit möglicher Beschränkung des Kaisers+  - enger Staatenbund mit möglicher Beschränkung des Kaisers
   - Gleichberechtigung der verschiedenen kirchlichen Bekenntnisse   - Gleichberechtigung der verschiedenen kirchlichen Bekenntnisse
   - Beseitigung der geistigen Fürstentümer   - Beseitigung der geistigen Fürstentümer
Zeile 49: Zeile 49:
  
 === Prämisse === === Prämisse ===
-- es existiert ein Unterschied zwischen moralischer der freie [[Wille]] und die Vernunft setzen der Physis Werte, die die Grundlage menschlichen Handelns bilden und Gemeinschaft konstituieren und physischer findet ihre [[Grenze]] in den Kausalitätsbeziehungen und Gesetzmäßigkeiten der [[Materie]] Natur+- es existiert ein [[Unterschied]] zwischen moralischer (der freie [[Wille]] und die Vernunft setzen der Physis Werte, die die Grundlage menschlichen Handelns bilden und [[Gemeinschaft]] konstituierenund physischer (findet ihre [[Grenze]] in den Kausalitätsbeziehungen und Gesetzmäßigkeiten der [[Materie]]Natur
  
 === Folgerungen === === Folgerungen ===
pufendorf.1261224749.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 14:18 (Externe Bearbeitung)