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pythagoras

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pythagoras [2023/08/03 11:22] – [Lehre] Robert-Christian Knorrpythagoras [2024/02/09 15:54] (aktuell) – [Erkenntnislehre] Robert-Christian Knorr
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 ===== Lehre ===== ===== Lehre =====
-**Prämisse**: Die Seele ist aus irgendwelchen vorirdischen Verfehlungen her zu ihrer Strafe an den Körper gebunden. Durch den Tod desselben befreit, kehrt sie in ihre alte Heimat zu körperlosem Dasein in einer übersinnlichen Welt zurück, in der allein Ordnung und Harmonie aller Teile herrscht. Solange die innere Harmonie der Seele aber noch Flecke und Mißklänge aufweist, muß sie zu weiterer Läuterung unerbittlich auf die Erde zurück und neue Wanderungen und Wandlungen im Menschen- oder Tierleib durchleben, bis sie endliche und restlose Reinigung erfahren hat und besitzt. → die [[Seele]] ist unsterblich, einst aus Götterhöhe herabgestürzt und zur [[Strafe]] in Körper eingesperrt\\ +**Prämisse**: Die Seele ist aus irgendwelchen vorirdischen Verfehlungen her zu ihrer Strafe an den Körper gebunden. Durch den Tod desselben befreit, kehrt sie in ihre alte Heimat zu körperlosem Dasein in einer übersinnlichen Welt zurück, in der allein Ordnung und Harmonie aller Teile herrscht. Solange die innere Harmonie der Seele aber noch Flecke und Mißklänge aufweist, muß sie zu weiterer Läuterung unerbittlich auf die Erde zurück und neue Wanderungen und Wandlungen im Menschen- oder Tierleib durchleben, bis sie endliche und restlose Reinigung erfahren hat und besitzt. 
-==== Folgen ====+
  
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 +==== Erkenntnislehre ====
 - es gibt das Apeiron (Bezug zu [[Anaximander]]), aber **zugleich** gibt es ein unbegrenzt Begrenzendes, die Eins, die aus dem Zusammenfallen von (anzunehmend) Unbegrenztem und der Tatsache, daß es Begrenztes gibt, entstanden ist, eine Fügung → der Doppelcharakter der Eins\\ - es gibt das Apeiron (Bezug zu [[Anaximander]]), aber **zugleich** gibt es ein unbegrenzt Begrenzendes, die Eins, die aus dem Zusammenfallen von (anzunehmend) Unbegrenztem und der Tatsache, daß es Begrenztes gibt, entstanden ist, eine Fügung → der Doppelcharakter der Eins\\
 - die Zahlen sind das [[Prinzip]] des [[seiendes_vs._sein|Seienden]] und ihr Verhältnis (Proportion) Abbild der Weltharmonie, also des [[Kosmos]]\\  - die Zahlen sind das [[Prinzip]] des [[seiendes_vs._sein|Seienden]] und ihr Verhältnis (Proportion) Abbild der Weltharmonie, also des [[Kosmos]]\\ 
-differenzierte die Auszubildenden nach der dreijährigen Schweigepflicht (manche meinen sogarsie dauere fünf Jahre) in Mathematiker (für die Naturwissenschaften) und Akusmatiker (Geisteswissenschaftler) und hieß sie, sich das Gehörte zu merkennicht aufzuschreiben+zerschlug alles, was der [[Vorstellung]] als real galt und vertilgte das sinnliche [[Wesen]]denn es würde kein [[Objekt]] der [[Erkenntnis]] geben können, wenn alles unbegrenzt wäre → es wurde zum Wesen des Gedankens, der fortan als Prinzipienstreit beziehungsweise –harmonie in einem dialektischen [[Verhältnis]] den Dingen ihre [[Existenz]] gab. Etwas qualitativ von der materiellen [[Substanz]] Abstechendes mußte zur Grundbestimmungsquantität des Seins gemacht werden. Bestimmten die Ionier etwas Greifbares zum [[Prinzip]], erhoben die [[Pythagoräer]] einen Gedanken, die [[Zahl]], zum Prinzip. Die Zahl als [[Begriff]] ist ihm vom Sinnlichen verschieden dadurch, daß sie unendlich und unbewegt ist. Von den Ideen unterscheidet sich die Zahl dadurch, daß sie Vielheit enthält und sich deshalb ähnlich und gleich sein kann; die [[Idee]] ist jede für sich nur eins - die Zahl ist wiederholbar. Die Zahl ist nicht sinnlich, aber sie ist auch nicht der [[Gedanke]]. Zugleich ist die Zahl die totebegrifflose, gleichgültige, unentgegengesetzte [[Kontinuität]], 1,2,3,...kontinuierlich; dies ist ein gleichgültiger Fortgang. Die Zahl hat das Prinzip des Gedankens, als auch das der Materialität - die Bestimmung des Sinnlichen - in sich. Der Gedanke lautet, das Wahrnehmbare in Kategorien und Vergleichen darzustellen eben durch die Zahl. Das Denken wird zur [[Notwendigkeit]] der Bewegung gemacht.\\ 
 +- [[Gegensatz]] wird zum beherrschenden Prinzip, zur weltschaffenden [[Kraft]]\\ 
 +- der [[Kosmos]] wird von [[Harmonie]] durchwaltet, d.h., er ist ein in ein Verhältnis zueinander zu setzenwas gleichzeitig dem materiellen Gestus der Zahl entspricht: [[Zeus]] und die Zeit und die Erde waren eins. [[Eros]] war der erste Beweger dieser Einheit. \\ 
 +- Entwicklung vollzieht sich in Perioden, kreislinienförmig\\ 
 +- das Prinzip Körper kann durch die Zahl ausgedrückt werden\\ 
 +- die Zahl ist konkreter als [[Feuer]], [[Erde]], [[Wasser]], Luft  
 === Bestandteile der Lehre === === Bestandteile der Lehre ===
   * die Seelenwanderungslehre, wobei die Seele selber als eine Eigenschaft von Zahlen beschrieben wird, harmonisierend, was von Platon bekämpft wird, weil die Seele dann seiner Meinung nach nicht unsterblich sein könne, sondern von der Lebensdauer des gestimmten Instruments abhinge → dagegen ließ sich behaupten, daß die Eins als Harmonie begriffen wird, alle dazukommenden Zahlen jeweils im Verhältnis dazu eine Harmonie erzeugen (1:2, 2:3, 3:4...), ein Instrument sozusagen nicht nötig ist   * die Seelenwanderungslehre, wobei die Seele selber als eine Eigenschaft von Zahlen beschrieben wird, harmonisierend, was von Platon bekämpft wird, weil die Seele dann seiner Meinung nach nicht unsterblich sein könne, sondern von der Lebensdauer des gestimmten Instruments abhinge → dagegen ließ sich behaupten, daß die Eins als Harmonie begriffen wird, alle dazukommenden Zahlen jeweils im Verhältnis dazu eine Harmonie erzeugen (1:2, 2:3, 3:4...), ein Instrument sozusagen nicht nötig ist
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   * der Übergang von der Real- zur Intellektualphilosophie   * der Übergang von der Real- zur Intellektualphilosophie
  
-==== Prinzipien ====+=== Prinzipien ===
  
   - Grenze - Unbegrenztes   - Grenze - Unbegrenztes
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-===== Erkenntnislehre ===== 
-- zerschlug alles, was der [[Vorstellung]] als real galt und vertilgte das sinnliche [[Wesen]], denn es würde kein [[Objekt]] der [[Erkenntnis]] geben können, wenn alles unbegrenzt wäre → es wurde zum Wesen des Gedankens, der fortan als Prinzipienstreit beziehungsweise –harmonie in einem dialektischen [[Verhältnis]] den Dingen ihre [[Existenz]] gab. Etwas qualitativ von der materiellen [[Substanz]] Abstechendes mußte zur Grundbestimmungsquantität des Seins gemacht werden. Bestimmten die Ionier etwas Greifbares zum [[Prinzip]], erhoben die [[Pythagoräer]] einen Gedanken, die [[Zahl]], zum Prinzip. Die Zahl als [[Begriff]] ist ihm vom Sinnlichen verschieden dadurch, daß sie unendlich und unbewegt ist. Von den Ideen unterscheidet sich die Zahl dadurch, daß sie Vielheit enthält und sich deshalb ähnlich und gleich sein kann; die [[Idee]] ist jede für sich nur eins - die Zahl ist wiederholbar. Die Zahl ist nicht sinnlich, aber sie ist auch nicht der [[Gedanke]]. Zugleich ist die Zahl die tote, begrifflose, gleichgültige, unentgegengesetzte Kontinuität, 1,2,3,...kontinuierlich; dies ist ein gleichgültiger Fortgang. Die Zahl hat das Prinzip des Gedankens, als auch das der Materialität - die Bestimmung des Sinnlichen - in sich. Der Gedanke lautet, das Wahrnehmbare in Kategorien und Vergleichen darzustellen eben durch die Zahl. Das Denken wird zur [[Notwendigkeit]] der Bewegung gemacht.\\ 
-- [[Gegensatz]] wird zum beherrschenden Prinzip, zur weltschaffenden [[Kraft]]\\ 
-- der [[Kosmos]] wird von [[Harmonie]] durchwaltet, d.h., er ist ein in ein Verhältnis zueinander zu setzen, was gleichzeitig dem materiellen Gestus der Zahl entspricht: [[Zeus]] und die Zeit und die Erde waren eins. [[Eros]] war der erste Beweger dieser Einheit. \\ 
-- Entwicklung vollzieht sich in Perioden, kreislinienförmig\\ 
-- das Prinzip Körper kann durch die Zahl ausgedrückt werden\\ 
-- die Zahl ist konkreter als [[Feuer]], [[Erde]], [[Wasser]], Luft  
  
  
-==== Methode zur Bestimmung der Dinge - immer im Vergleich zueinander und auseinander ====+==== Logik ====
   * 1.nach der Verschiedenheit   * 1.nach der Verschiedenheit
  für sich selbst, Bestimmung der [[Identität]]: [[Pferd]], [[Blume]]...  für sich selbst, Bestimmung der [[Identität]]: [[Pferd]], [[Blume]]...
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-===== MORALSÄTZE =====+==== Ethik ====
  
   * nicht über eine Waage schreiten → nicht auf unrechten Gewinn ausgehen   * nicht über eine Waage schreiten → nicht auf unrechten Gewinn ausgehen
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   * sich nicht beim Verreisen umkehren → im [[Sterben]] nicht am Leben hängen   * sich nicht beim Verreisen umkehren → im [[Sterben]] nicht am Leben hängen
   * nicht die Landstraße gehen → nicht der Menge folgen   * nicht die Landstraße gehen → nicht der Menge folgen
-  * zuerst den rechten Schuh anziehen → vor neuen Wegen dem Sicheren vertrauen+  * zuerst den rechten Schuh anziehen → vor neuen Wegen dem Sicheren vertrauen; der rechte Weg an Herakles' Scheideweg ist der richtige Weg, der des Bekannten, Erprobten, Ethischen, Regelkonformen
   * beim Füßewaschen mit dem linken beginnen → das Neue ist auch das, was die meisten Widerstände überwinden muß, sich also bedreckt   * beim Füßewaschen mit dem linken beginnen → das Neue ist auch das, was die meisten Widerstände überwinden muß, sich also bedreckt
   * nicht gegen die Sonne urinieren → das ächtet die Quelle allen Lebens   * nicht gegen die Sonne urinieren → das ächtet die Quelle allen Lebens
pythagoras.1691054536.txt.gz · Zuletzt geändert: 2023/08/03 11:22 von Robert-Christian Knorr