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schelling

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schelling [2013/03/10 17:36] Robert-Christian Knorrschelling [2024/03/10 19:22] (aktuell) – [Friedrich Wilhelm Schelling] Robert-Christian Knorr
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 ===== Friedrich Wilhelm Schelling ===== ===== Friedrich Wilhelm Schelling =====
 +1775-1854\\
 +Philosoph\\
 +- ein Greis, der nie ein Kind gewesen sein kann, dafür hat er zu früh mit dem Singen angefangen und wird sich bald versungen haben (Hölderlins Mutter)\\
 __Entwicklungsphasen__: __Entwicklungsphasen__:
   - [[Naturphilosophie]] 1797-99   - [[Naturphilosophie]] 1797-99
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 ==== Erkenntnistheorie ==== ==== Erkenntnistheorie ====
-- versucht aus dem absolut Unendlichen, die empirische [[Welt]], die //natura naturata//, mit ihren räumlichen Dimensionen und ihrer temporalen [[Entwicklung]] naturphilosophisch zu konstruieren → [[Thema]] seiner Philosophie, **das Absolute begreifen**\\+{{ :hegel_schelling_hoelderlin.jpg?400|}}- versucht aus dem absolut Unendlichen, die empirische [[Welt]], die //natura naturata//, mit ihren räumlichen Dimensionen und ihrer temporalen [[Entwicklung]] naturphilosophisch zu konstruieren → [[Thema]] seiner Philosophie, **das Absolute begreifen**\\
 - will die Selbstkonstruktion der [[Natur]] und ihre Entwicklung zu höheren Potenzierungsstufen entschlüsseln, denn [[Raum]], [[Zeit]] und [[Materie]] werden nicht mehr als [[ewig]] vorausgesetzt – [[Kant]] hatte sie als apriorische Anschauungsformen gesetzt -, sondern als entstanden gedacht \\ - will die Selbstkonstruktion der [[Natur]] und ihre Entwicklung zu höheren Potenzierungsstufen entschlüsseln, denn [[Raum]], [[Zeit]] und [[Materie]] werden nicht mehr als [[ewig]] vorausgesetzt – [[Kant]] hatte sie als apriorische Anschauungsformen gesetzt -, sondern als entstanden gedacht \\
 - die Natur entfaltet sich intrinsisch, d.h. in eigener zeitlicher und räumlicher Organisation \\ - die Natur entfaltet sich intrinsisch, d.h. in eigener zeitlicher und räumlicher Organisation \\
 - die Natur wird durch die Prozeßkategorien des Magnetismus, der Elektrizität und der chemischen Verknüpfung in eine dreidimensionale Struktur eingespannt \\ - die Natur wird durch die Prozeßkategorien des Magnetismus, der Elektrizität und der chemischen Verknüpfung in eine dreidimensionale Struktur eingespannt \\
 - die Zeit besitzt neben dem Lineargeschehen eine transzendente Potenz, die sie durch Sprünge in die nächsthöhere Epoche repräsentiert \\ - die Zeit besitzt neben dem Lineargeschehen eine transzendente Potenz, die sie durch Sprünge in die nächsthöhere Epoche repräsentiert \\
-- die Natur besitzt eine erkennbare, empirische Seite, //natura naturata// und einen unsichtbaren inneren Produktionsprozeß, //natura naturans// (Heuser)+- die Natur besitzt eine erkennbare, empirische Seite, /wesenatura naturata// und einen unsichtbaren inneren Produktionsprozeß, /wesenatura naturans// (Heuser)
  
  
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 ==== Kritik zur „Mythologie” ==== ==== Kritik zur „Mythologie” ====
 1793 Paulus Memorabilien\\ 1793 Paulus Memorabilien\\
-  * 1. [[historisch]]-kritische Einleitung → die sukzessionslose Zeit läßt den [[Mythus]] entstehen+  * [[historisch]]-kritische Einleitung → die sukzessionslose Zeit läßt den [[Mythus]] entstehen
 - [[Zusammenhang]] zwischen Völkerentstehung und Mythosentstehung → die geschichtliche und vorgeschichtliche Zeit sind relativ, es sind verschiedene Zeiten - [[Zusammenhang]] zwischen Völkerentstehung und Mythosentstehung → die geschichtliche und vorgeschichtliche Zeit sind relativ, es sind verschiedene Zeiten
  
-  * 2. Darstellung des Monotheismus +  * Darstellung des [[Monotheismus]] 
-  * 3. Philosophie der Mythologie im besonderen+  * Philosophie der Mythologie im besonderen
 - ist Mythologie [[Dichtung]], ist sie unwahr: [[Mythologie]] ist aber keine Erdichtung\\ - ist Mythologie [[Dichtung]], ist sie unwahr: [[Mythologie]] ist aber keine Erdichtung\\
 - allegorische Deutung möglich, aber nicht als [[Wahrheit]]; die religiöse Deutung setzt Wahrheit voraus - allegorische Deutung möglich, aber nicht als [[Wahrheit]]; die religiöse Deutung setzt Wahrheit voraus
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 - die notwendige Bedingung und der erste [[Stoff]] aller Kunst - die notwendige Bedingung und der erste [[Stoff]] aller Kunst
  
 +==== Lehre ====
 +- der [[Gegensatz]] gehört in den Mittelpunkt einer [[Bewußtsein]] und [[Natur]] zur Einheit verbindenden [[Identität#Identitätsphilosophie]]\\
 +- mit der bloßen Vernunft ist an die [[Wirklichkeit]] nicht heranzukommen\\
 +- Einheit von der Natur und des menschlichen Geistes, also des Dings und des Urteils über das Ding, deshalb auch Identitätsphilosophie genannt
  
-==== Potenzenlehre ====+=== Potenzenlehre ===
 - drei Potenzen sind nicht aufeinander reduzierbar - menschliches [[Denken]] ist triplizitär: Subjekt, Objekt, Subjektobjekt heißen die Konstituenten des Satzes → der Subjekt-Objekt-Gegensatz bildet den Schwerpunkt seiner Philosophie, nicht der [[Mann]]-[[Weib]]-Gegensatz ([[Bäumler]])\\ - drei Potenzen sind nicht aufeinander reduzierbar - menschliches [[Denken]] ist triplizitär: Subjekt, Objekt, Subjektobjekt heißen die Konstituenten des Satzes → der Subjekt-Objekt-Gegensatz bildet den Schwerpunkt seiner Philosophie, nicht der [[Mann]]-[[Weib]]-Gegensatz ([[Bäumler]])\\
 - Grund der Schellingschen Philosophie\\ - Grund der Schellingschen Philosophie\\
-- die [[Wirklichkeit]] geht nur um den Preis ihrer [[Vergewaltigung]] im [[Gedanke#Gedanken]] auf, weil das Denken als Fakt zuvor an [[Erfahrung]] gebunden ist\\+- die [[Wirklichkeit]] geht nur um den Preis ihrer [[Vergewaltigung]] im [[Gedanke#Gedanken]] auf, weil das Denken als [[Faktum#Fakt]] zuvor an [[Erfahrung]] gebunden ist\\
 - Option aufs Irrationale als Konstituente der [[Vernunft]]\\ - Option aufs Irrationale als Konstituente der [[Vernunft]]\\
 - zwischen Inhalt und [[Form]] kann nicht getrennt werden - Gegensatz zu [[Hegel]] - zwischen Inhalt und [[Form]] kann nicht getrennt werden - Gegensatz zu [[Hegel]]
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 ==== System des transzendentalen Idealismus ==== ==== System des transzendentalen Idealismus ====
  1800\\  1800\\
 +__Item__: Wie muß mein System beschaffen sein, um alle Tatsachen fassen zu können?\\
 - Darstellung der fortlaufenden Geschichte des Selbstbewußtseins\\ - Darstellung der fortlaufenden Geschichte des Selbstbewußtseins\\
 - aus dem Absoluten, Subjekt, entsteht die Natur – ohne [[Bewußtsein]] -, später die bewußte [[Handlung]] → deshalb gibt es die theoretische, ohne Bewußtsein schaffende Natur, und die praktische, der sich selbst entwickelnde Gott des Protestantismus, Philosophie\\ - aus dem Absoluten, Subjekt, entsteht die Natur – ohne [[Bewußtsein]] -, später die bewußte [[Handlung]] → deshalb gibt es die theoretische, ohne Bewußtsein schaffende Natur, und die praktische, der sich selbst entwickelnde Gott des Protestantismus, Philosophie\\
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 === Prämisse === === Prämisse ===
 - wir brauchen einen Realgrund all unseres Wissens, der nicht weiter befragt wird, unbedingt ist → in dem absoluten, alles Entgegengesetzte ausschließenden Ich gegeben\\ - wir brauchen einen Realgrund all unseres Wissens, der nicht weiter befragt wird, unbedingt ist → in dem absoluten, alles Entgegengesetzte ausschließenden Ich gegeben\\
-- in diesem ich fallen Mechanismus und [[Teleologie]] zusammen, denn die physische Welt ist die Manifestation der geistigen\\ +- in diesem Ich fallen Mechanismus und [[Teleologie]] zusammen, denn die physische Welt ist die [[Manifestation]] der geistigen\\ 
-- das große [[Prinzip]], das den Menschen Einheit gibt, ist die [[Freiheit]]: das <html></font><font face ="symbol, serif">A</font></html> und <html></font><font face ="symbol, serif">W</font></html> der Philosophie ist Freiheit+- das große [[Prinzip]], das den Menschen Einheit gibt, ist die [[Freiheit]]: das Alpha und Omega der Philosophie ist Freiheit
  
  
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 - behauptete, einzeln könne nichts eigentlich gewußt werden\\ - behauptete, einzeln könne nichts eigentlich gewußt werden\\
 - die Geschichte war ihm ein wissenschaftlich undurchdrungener Glauben ([[Gans]])\\ - die Geschichte war ihm ein wissenschaftlich undurchdrungener Glauben ([[Gans]])\\
-- kommt verschieden von Hegel von der Naturphilosophie, bricht jedoch im späten Alter mit der Konzeption der Einheit Mensch/Natur, denn unser Selbstbewußtsein ist keineswegs das Bewußtsein jener durch alles hindurchgegangenen Natur, es ist nur eben unser Bewußtsein und schließt keineswegs eine [[Wissenschaft]] allen Werdens in sich; dieses allgemeine Werden bleibt uns ebenso [[fremd]] und undurchsichtig, als wenn es gar nie einen Bezug auf uns gehabt\\+- kommt verschieden von Hegel von der Naturphilosophie, bricht jedoch im späten Alter mit der Konzeption der Einheit Menschwesenatur, denn unser Selbstbewußtsein ist keineswegs das Bewußtsein jener durch alles hindurchgegangenen Natur, es ist nur eben unser Bewußtsein und schließt keineswegs eine [[Wissenschaft]] allen Werdens in sich; dieses allgemeine Werden bleibt uns ebenso [[fremd]] und undurchsichtig, als wenn es gar nie einen Bezug auf uns gehabt\\
 - benutzt unbedenklich [[Fichte#Fichtes]] Methode der Dialektik → die objektive Methode der Dialektik + subjektive Wissenschaftslehre = neue Naturphilosophie\\ - benutzt unbedenklich [[Fichte#Fichtes]] Methode der Dialektik → die objektive Methode der Dialektik + subjektive Wissenschaftslehre = neue Naturphilosophie\\
-- aus ihm sind links [[Goethe]], [[Oken]] und Treviranus und rechts Baader und [[Görres]] ableitbar\\+- aus ihm sind links [[Goethe]], [[Oken]] und [[Treviranus]] und rechts Baader und [[Görres]] ableitbar\\
 - der dialektische [[Widerspruch]] ist [[Kategorie]] der objektiven Wirklichkeit selbst → deshalb hat Schelling große Affinität zum [[Materialismus]] → anders als bei Kant und Fichte\\ - der dialektische [[Widerspruch]] ist [[Kategorie]] der objektiven Wirklichkeit selbst → deshalb hat Schelling große Affinität zum [[Materialismus]] → anders als bei Kant und Fichte\\
 - Philosophie will dem Menschen zum Bewußtsein heben, was die unbewußten Naturprozesse produziert haben → der Geist arbeitet an der Bewußtwerdung bewußt: „Odyssee des Geistes“\\ - Philosophie will dem Menschen zum Bewußtsein heben, was die unbewußten Naturprozesse produziert haben → der Geist arbeitet an der Bewußtwerdung bewußt: „Odyssee des Geistes“\\
 - die intellektuelle Anschauung beinhaltet ein irrationalistisches Zurückschrecken vor den ungeheuren Perspektiven und logischen Schwierigkeiten, die mit dem Hinausgehen über das bloß Verstandesmäßige verknüpft sind\\ - die intellektuelle Anschauung beinhaltet ein irrationalistisches Zurückschrecken vor den ungeheuren Perspektiven und logischen Schwierigkeiten, die mit dem Hinausgehen über das bloß Verstandesmäßige verknüpft sind\\
 - statuiert starre Trennung zwischen Vernunft und [[Verstand]]: es gibt keine dialektischen Übergänge\\ - statuiert starre Trennung zwischen Vernunft und [[Verstand]]: es gibt keine dialektischen Übergänge\\
-- betont Gegensatz zu Hegel: Die Philosophie, die Hegel dargestellt, ist die über über ihre Schranken getriebene negative, sie schließt das Positive nicht aus, sondern hat es ihrer Meinung nach in sich, sich unterworfen. \\+- betont Gegensatz zu Hegel: Die Philosophie, die Hegel dargestellt, ist die über über ihre Schranken getriebene negative, sie schließt das Positive nicht aus, sondern hat es ihrer [[Meinung]] nach in sich, sich unterworfen. \\
 - die Entwicklung der [[Menschheit]] erfolgte nicht //sine numine//, gleichsam tappend: diese Auffassung ist irrig; deshalb existiert so etwas wie [[Evolution]] nicht, denn man müßte wirkliche, sukzessive Schöpfungen annehmen \\ - die Entwicklung der [[Menschheit]] erfolgte nicht //sine numine//, gleichsam tappend: diese Auffassung ist irrig; deshalb existiert so etwas wie [[Evolution]] nicht, denn man müßte wirkliche, sukzessive Schöpfungen annehmen \\
-- versucht, die Philosophie auf die Höhe der Zeit zu heben - [[Dialektik]] als Zentralproblem der philosophischen Methode - diskursiv-intuitiv: entscheidende Dichotomie in Schellings Philosophie ([[Lukacs]])+- versucht, die Philosophie auf die Höhe der Zeit zu heben - [[Dialektik]] als Zentralproblem der philosophischen Methode - diskursiv-intuitiv: entscheidende [[Dichotomie]] in Schellings Philosophie ([[Lukacs]]) 
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schelling.1362933413.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 14:25 (Externe Bearbeitung)