schiller
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schiller [2024/03/15 07:04] – [Schillers Dramen] Robert-Christian Knorr | schiller [2024/05/08 19:14] (aktuell) – Robert-Christian Knorr | ||
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- verließ Stuttgart bei einem Schuldenstand von etwa 700 Gulden (15000 €), die sein Vater (Jahresgehalt 400 Gulden) nach und nach abzahlte und dabei auch das Mitgiftgeld von Schillers Schwester angreifen mußte → Schiller verdiente mit seinen ersten drei Stücken etwa 1000 Gulden und erklärte, daß das Leben in Mannheim teuer sei, zahlte also nichts zurück\\ | - verließ Stuttgart bei einem Schuldenstand von etwa 700 Gulden (15000 €), die sein Vater (Jahresgehalt 400 Gulden) nach und nach abzahlte und dabei auch das Mitgiftgeld von Schillers Schwester angreifen mußte → Schiller verdiente mit seinen ersten drei Stücken etwa 1000 Gulden und erklärte, daß das Leben in Mannheim teuer sei, zahlte also nichts zurück\\ | ||
- seine Zeit in Bauerbach, 1783, wurde durch zahlreiche persönliche Bekanntschaften mit patriarchalisch-protestantischen Pfarrern aus Südthüringen geprägt: Sauerteig in Walldorf, Scharfenberg in Ritschenhausen, | - seine Zeit in Bauerbach, 1783, wurde durch zahlreiche persönliche Bekanntschaften mit patriarchalisch-protestantischen Pfarrern aus Südthüringen geprägt: Sauerteig in Walldorf, Scharfenberg in Ritschenhausen, | ||
- | - fünf Frauen waberten in Schillers sexuellen Hoffnungen jener Tage, alle unglücklich: | + | - fünf Frauen waberten in Schillers sexuellen Hoffnungen jener Tage, alle unglücklich: |
- trug zu Weihnachten 1784 in Darmstadt am [[Hof# | - trug zu Weihnachten 1784 in Darmstadt am [[Hof# | ||
- ab [[April]] 1785 [[Freundschaft]] zu [[Körner]]: | - ab [[April]] 1785 [[Freundschaft]] zu [[Körner]]: | ||
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- Gedicke berichtet 1789 über Schiller, daß er "im Umgange recht sehr angenehm, obgleich sein Äußeres zurückschreckend scheinen kann" sei\\ | - Gedicke berichtet 1789 über Schiller, daß er "im Umgange recht sehr angenehm, obgleich sein Äußeres zurückschreckend scheinen kann" sei\\ | ||
- [[Humboldt]] schreibt 1791 an Caroline von Dacheröden, | - [[Humboldt]] schreibt 1791 an Caroline von Dacheröden, | ||
- | - heiratete Charlotte von Lengefeld am 22.Februar 1790 in Wenigenjena, | + | - heiratete Charlotte von Lengefeld am 22.Februar 1790 in Wenigenjena, |
- Ernennung zum Mitglied der Kurmainzischen Akademie am 3.Januar 1791: abends bei der Feierstunde, | - Ernennung zum Mitglied der Kurmainzischen Akademie am 3.Januar 1791: abends bei der Feierstunde, | ||
- Carl August setzte ihm eine Pension über 200 Taler (16500 €) aus, da Schiller in diesem Jahr kaum arbeiten konnte, Schiller allerdings führte einen aktiven Hausstand mit ca. 1200 Talern p.a. (100000 €)\\ | - Carl August setzte ihm eine Pension über 200 Taler (16500 €) aus, da Schiller in diesem Jahr kaum arbeiten konnte, Schiller allerdings führte einen aktiven Hausstand mit ca. 1200 Talern p.a. (100000 €)\\ | ||
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=== Aufbau === | === Aufbau === | ||
- Parallelität der Akte I und III\\ | - Parallelität der Akte I und III\\ | ||
- | - die Kehre im Drama ist der [[Moment]], wenn die Privatheit und Mächtigkeit neue Verbindungen eingeht, die Helden in ihrer Verletzlichkeit gezeigt werden und daraus handeln\\ | + | - die Kehre im Drama ist der [[Moment]], wenn die Privatheit und [[Mächtigkeit]] neue Verbindungen eingeht, die Helden in ihrer Verletzlichkeit gezeigt werden und daraus handeln\\ |
- Schillers Hauptproblem war das Entzünden der [[Katharsis]], | - Schillers Hauptproblem war das Entzünden der [[Katharsis]], | ||
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- der Wanderer betritt in scheinbar zufälliger Reihe Orte, die auch geschichtlich aufeinanderfolgen\\ | - der Wanderer betritt in scheinbar zufälliger Reihe Orte, die auch geschichtlich aufeinanderfolgen\\ | ||
- das [[Subjekt]] wird gleichsam austapeziert mit den Elementen der Wiese, des [[Wald# | - das [[Subjekt]] wird gleichsam austapeziert mit den Elementen der Wiese, des [[Wald# | ||
- | - [[Wechsel]] zwischen dem Almanach der Weisen und dem reinen Altar der Natur | + | - [[Wechsel]] zwischen dem [[Almanach]] der Weisen und dem reinen Altar der Natur |
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- Spannungsverhältnis zwischen persönlichem [[Wunsch]] nach [[Rache]] und objektivem nach [[Veränderung]]: | - Spannungsverhältnis zwischen persönlichem [[Wunsch]] nach [[Rache]] und objektivem nach [[Veränderung]]: | ||
- anarchistische Untiefen → Tells Mordtat wird durch ihn allein moralisch und poetisch aufgelöst. Neben dem ruchlosen Mord aus [[Impietät]] und Ehrsucht (Parricida) steht nunmehr Tells notgedrungene Tat, sie erscheint schuldlos in der Zusammenstellung mit einem ihr so ganz unähnlichen Gegenstück, | - anarchistische Untiefen → Tells Mordtat wird durch ihn allein moralisch und poetisch aufgelöst. Neben dem ruchlosen Mord aus [[Impietät]] und Ehrsucht (Parricida) steht nunmehr Tells notgedrungene Tat, sie erscheint schuldlos in der Zusammenstellung mit einem ihr so ganz unähnlichen Gegenstück, | ||
- | - Das eigentliche [[Argument]] Tells für seine Tat: die Übereinstimmung der bürgerlichen Emanzipation um 1291! mit dem Naturgesetz, | + | - Das eigentliche [[Argument]] Tells für seine Tat: die Übereinstimmung der bürgerlichen Emanzipation um 1291! mit dem Naturgesetz, |
- Letzlich bleibt Tell ein schnöder Meuchelmörder.\\ | - Letzlich bleibt Tell ein schnöder Meuchelmörder.\\ | ||
**Rütliszene**: | **Rütliszene**: | ||
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==== Schiller als Politiker ==== | ==== Schiller als Politiker ==== | ||
+ | __Paradigma__: | ||
- hielt politische Veränderungen in [[Deutschland]] für nicht wünschenswert, | - hielt politische Veränderungen in [[Deutschland]] für nicht wünschenswert, | ||
- lehnt Revolution ab, denn bei der bestünde die Gefahr, daß die Ideale, die eine Revolution benötigte, in der [[Realität]] verlorengingen - statt dessen spricht Schiller vom Vernunftsstaat, | - lehnt Revolution ab, denn bei der bestünde die Gefahr, daß die Ideale, die eine Revolution benötigte, in der [[Realität]] verlorengingen - statt dessen spricht Schiller vom Vernunftsstaat, |
schiller.1710482692.txt.gz · Zuletzt geändert: 2024/03/15 07:04 von Robert-Christian Knorr