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Inhaltsverzeichnis

SOREL

Georges Sorel

1847-1922
französischer Revisionist
- unter dem Einfluß von MERLINO kömmt er zu marxistischen Studien, kritisiert jedoch die Erklärungsdefizite des Historischen Materialismus für MORAL und RELIGION und stellt zudem die dialektische Methode in Frage
- bestimmt den BEGRIFF des revolutionären KONSERVATISMUS
- betont den ZUSAMMENHANG zwischen destruction und conservation → beruft sich auf MARX

Lehre

Prämisse: der Dualismus von Intellekt vs. Leben, d.i. der GRUND der DEKADENZ der Neuzeit, soll durch soziale Mythen überwunden werden
- das BÜRGERTUM ist degeneriert und unfähig zu Reformen → Sorel rät zur Konzentration der politischen Kräfte zum Umsturz der politischen Verhältnisse
- der Umsturz wird vom PROLETARIAT durchgeführt → dabei werden die kriegerischen Tugenden, die einst das Bürgertum auszeichneten, wieder zu moralischer KRAFT kommen - Aufklärungsauftrag
- setzt das Hartmannsche Unbewußte als treibende Kraft: die Utopiekritik setzt nicht bei deren Irrealität ein, sondern bei deren rationalen Kernen → die Hoffnung treibt zu der Annahme, daß eine entfaltete Produktivkraft auch utopische Gesellschaftsentwürfe ermöglichen würden, rein technisch
- planerische UTOPIE und Wissenschaftsglaube stehen im Banne des RATIONALISMUS, der zu einer Geschichtsphilosophie führt und die Zukunft erwartbar und berechenbar zu machen glaubt und somit die menschliche Freiheit letztlich determiniert
- Parolen wie Freiheit und GLEICHHEIT dienen letztlich den Interessen einer Minderheit, die sich MITTEL der MANIPULATION der MEHRHEIT bedient, um ihre Interessen durchzusetzen; dahingegen entspringen sponton im Volke ausbrechende Mythen nicht rationaler Planung, sondern einem voluntaristischen Drang nach Befreiung von heterogenen Zwängen
- als Schlüsselfrage des Klassenkampfes stellt sich nicht die Frage nach dem Eigentümer an Produktionsmitteln, sondern nur die subjektive Handlungsgewißheit des Eigners, steht die Frage zu seiner Moral und Religion, die jeweils durch Bestreikung geändert werden könnte, d.i. der MYTHOS der GEWALT
- die Fähigkeit zum Handeln und zum Heroismus liegt in der Kraft zum MYTHUS

Wertung

- syndikalistischer Anarchist mit großem Einfluß auf den italienischen FASCHISMUS (Edgar Jung)
- Sorel gehört zu jenen Autoren, die von der LEBENSPHILOSOPHIE des ausgehenden Jahrhunderts herkommen. Er nimmt an den internen Auseinandersetzungen der sozialistischen BEWEGUNG teil und ist mit seinem WERK zugleich ein Indiz für das Abrücken gewisser Teile dieser Bewegung von ihren aufklärerisch-kritischen und darin zugleich demokratischen Traditionen und das dadurch bedingte Einmünden in neue Formen eines irrationalen AKTIVISMUS. (Lieber)
- IDEOLOGE des SYNDIKALISMUS (LUKACS)

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